Standehaus (Dusseldorf)

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Ständehaus vor angrenzender Teichanlage
Standehaus am Kaiserteich
Standehaus, Ansicht am Abend
Standehaus, Vogelperspektive
Ständehaus
Standehaus von Nordosten

Das Standehaus war von 1880 bis in die 1930er Jahre das Parlamentsgebaude des Provinziallandtags der preußischen Rheinlande in Dusseldorf . Von 1949 bis 1988 diente es anschließend dem nordrhein-westfalischen Landtag als Tagungsort. Heute beherbergt es als Ausstellungsgebaude K21 die Abteilung Zeitgenossische Kunst der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen .

Standehaus, Foto, 1904
Ruckfront des umgebauten Provinzial-Standehauses, Foto Julius Sohn , 1913
Standehaus, Sitzungssaal
Standehaus, Grundriss
Oilette -Postkarte nach Charles E. Flower , 1911
Plenarsaal 1968

Das Standehaus steht am Kaiserteich an der ehemaligen Festungsgrenze von Dusseldorf, deren Anlagen infolge des Friedensvertrags von Luneville von 1801 geschleift wurden. Unter Napoleon Bonaparte wurden die Grunanlagen angelegt. Gartendirektor Maximilian Weyhe verwandte dann die Uberreste der Feste, um daraus 1835 den Spee’schen Graben und die Terrassenanlage des spateren Standehauses einzurichten.

Die ab 1824 einberufenen preußischen Provinzialstande tagten im Dusseldorfer Stadtschloss am Rhein bis zu dessen Brand 1872. Danach regten der Rheinische Provinziallandtag und die Rheinische Provinzialverwaltung einen Neubau in den bestehenden Grunanlagen am Kaiserteich an. 1876 gewann der spatere Berliner Dombaumeister Julius C. Raschdorff (1832?1914) den Architektenwettbewerb fur den Bau des Standehauses. Zwischen 1876 und 1880 wurde der Bau als Versammlungsort fur den Rheinischen Provinziallandtag sowie als Parlaments- und Verwaltungsgebaude im historistischen Stil errichtet. Die Gestaltung als Vierflugelanlage mit Innenhof lehnte sich an die Palazzi der italienischen Renaissance an, insbesondere an den Palazzo Farnese . Das Mansarddach zeigte Anklange an die franzosische Architektur des 17. Jahrhunderts. Die reprasentativen Eingange an den Nord- und Sudfassaden dienten als Durchfahrt fur Kutschen.

Als Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta 1884 das Standehaus besuchten, entwarf der Bildhauer Karl Janssen fur den Innenraum die Festdekoration ? Vater Rhein und seine Tochter “. Die Figurengruppe aus Gips wurde 1897 als bronzene Brunnenskulptur ausgefuhrt und vor der Nordfassade des Standehauses aufgestellt. Dort steht sie noch heute.

Aus Platzmangel erfolgten bereits 1895 Umbauten, so wie 1911 bis 1913 durch den Architekten Hermann vom Endt . [1] 1943 brannte das Standehaus bei einem Bombenangriff bis auf die Außenmauern aus. Beim Wiederaufbau 1947?49 ersetzte Hans Schwippert das Raschdorffsche Mansarddach durch ein Staffelgeschoss und erweiterte aus Kapazitatsgrunden den Plenarsaal bis zur sudlichen Innenseite, so dass der ursprungliche Innenhofcharakter des Gebaudes verloren ging.

Der erste gewahlte Landtag von Nordrhein-Westfalen tagte am 15. Marz 1949 im Standehaus. [2] Bis 1988, dem Bau des neuen Landtagsgebaudes am Rhein, diente das Standehaus als Sitz des Landesparlaments. Uber die weitere Nutzung bestand zunachst keine klare Vorstellung. Das Gebaude stand mehrere Jahre leer, es wurde u. a. zu Filmdreharbeiten genutzt und musste schließlich von Grund auf saniert werden.

Umbau und heutige Nutzung unter dem Namen ?K21“

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1996 legte das Munchner Architektenburo Kiessler+Partner eine Machbarkeitsstudie vor, nach der das Standehaus als Dependance der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wie auch als Raum fur reprasentative Veranstaltungen des Landes geeignet sei. Nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss 1996 begann der umfassende Umbau des Standehauses. [3] Das Konzept der Munchner Architekten umfasste drei wesentliche Elemente:

1. Der in allen Bauphasen immer wieder erweiterte Plenarsaal wurde auf seine ursprunglichen Maße von 1880 reduziert; die weiße Box auf schmalen Rundpfeilern zeigt die Dimensionen des ersten Plenarsaals an. Dadurch wurde die Raumstruktur des Raschdorff-Baus als Vierflugelanlage mit umlaufenden Raumen, Galerien und Innenhof wiederhergestellt. Durchgehend weiße Wande und Decken bilden eine wirkungsvolle Folie fur die erhaltenen historischen Elemente wie Treppenanlage und Doppelsaulen.

2. Die Architekten ersetzten die unharmonische Dachkonstruktion, die von Hans Schwippert in der Nachkriegszeit entworfen worden war, durch eine das gesamte Gebaude uberwolbende Kuppel aus Glas und Stahl. Ihre Dimensionen orientieren sich an dem ursprunglichen Raschdorff-Dach. Dadurch entstand im Dachgeschoss ein großzugiger Ausstellungsbereich mit Tageslicht, in dem großformatige Skulpturen adaquat prasentiert werden konnen. Der Kuppelraum bietet außerdem einen hervorragenden Panoramablick uber Dusseldorf. Das durch die Glaskuppel einfallende Tageslicht entfaltet ein differenziertes Licht- und Schattenspiel. Es gibt dem Innenraum des Standehauses die Anmutung einer sudlandischen Piazza.

3. Unter dem Standehaus entstand ein großer unterirdischer, uber 6 m hoher Ausstellungsraum, der andere Prasentationsmoglichkeiten bietet als die kabinettartigen Raumfolgen in den anderen Geschossen. Hier finden Wechselausstellungen statt. Der Raum reicht im Norden bis zum Kaiserteich. Bullaugenfenster ermoglichen den Blick nach draußen auf und unter die Wasseroberflache.

Die historische Außenfassade blieb, abgesehen von der erneuerten Kuppel, erhalten. Der Umbau konnte 2001 abgeschlossen werden. Der Kubano-Amerikaner Jorge Pardo gestaltete die Bar am Kaiserteich im Erdgeschoss des Hauses mit Wandmalereien und einer Lichtinstallation kunstlerisch aus. Das Standehaus wurde in seiner neuen Funktion als Museum am 18. April 2002 vom damaligen Bundesprasidenten Johannes Rau , dem ehemaligen Ministerprasidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, eingeweiht. Fur das Publikum offnete es am 21. April 2002 als K 21 seine Pforten. Als Dependance der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz K 20 fand die Kunst des ausgehenden 20. Jahrhunderts (ca. ab 1980) und des 21. Jahrhunderts hier ihren Platz. Dieses Konzept wurde unter dem damaligen Direktor Armin Zweite entwickelt, sollte aber eine gewisse Fluktuation nicht ausschließen. Nach der Renovierung des Standehauses prasentierte die neue Direktorin der Kunstsammlung NRW, Marion Ackermann, seit Februar 2010 die Ausstellung Silent Revolution ? Eine neue Sammlungsprasentation . Dabei traten zum ersten Mal Werke der klassischen Moderne aus dem Haus am Grabbeplatz, das wegen Umbaus erst im Sommer 2010 wiedereroffnet wird, in Dialog mit der zeitgenossischen Kunst im Standehaus.

Im Standehaus-Park sind einige Skulpturen zeitgenossischer Kunstler aufgestellt.

Besondere Prasentationen

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?In Orbit“ (Tomas Saraceno)
  • ?In Orbit“ von Tomas Saraceno war uber zehn Jahre eine der großten Attraktionen des K21. Ein begehbares Netz in 25 Meter Hohe, uber der Piazza, unter der Glaskuppel, hatte uber eine Million Besucher. Der Abbau war ab dem 7. Januar 2024 vorgesehen. Die aufwandige Installation wurde taglich von einem Sicherheitsbeauftragten gepruft, in bestimmten Abstanden wurde das Netz abgebaut, generalsaniert und das Haus dafur vorubergehend geschlossen. Die Kosten dafur lagen bei mehreren hunderttausend Euro. [4]

Einzelnachweise

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  1. Abbildung Ruckfront des nach dem Entwurf des Architekten Hermann vom Endt umgebauten Provinzial-Standehauses , in Rhein und Dussel (No. 9) vom 1. Marz 1913
  2. 15. Marz 2009 - Vor 60 Jahren: Dusseldorfer Standehaus wird Landtagssitz (Sendung des WDR zu diesem Stichtag, abgerufen am 11. Juni 2012)
  3. Stefanie Kreuzer, in: K21, Startkapital 2002, S. 12?15; Armin Zweite, in: Prestel 2003, S. 9, 18?22.
  4. Philipp Holstein: Das K21 verliert bald seinen Publikumsmagneten. In: Rheinische Post , 9. Dezember 2023, S. D1.
  • Julian Heynen (Hrsg.): K 21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Startkapital . Ostfildern 2002, ISBN 3-926154-52-7 (mit einem Vorwort von Armin Zweite und Beitragen von Julian Heynen und Stefanie Kreuzer).
  • Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Prestel Museumsfuhrer, K 20 K 21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen . Munchen 2003, ISBN 3-926154-61-6 (Konzeption Anette Kruszynski, mit Texten von Volkmar Essers, Stefanie Jansen, Claudia Hornemann, Stefanie Kreuzer, Anette Kruszynski, Doris Krystof, Valeria Liebermann, Maria Muller, Pia Muller-Tamm, Robert Rademacher, Angela Wenzel, Armin Zweite).
  • Rolf Purpar: Kunststadt Dusseldorf ? Objekte und Denkmaler im Stadtbild . Grupello, Dusseldorf 2009, ISBN 3-89978-044-2 .
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Dusseldorf (Hrsg.): Dusseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Dusseldorf 1904, Abb. 221, S. 184.
  • Chris van Uffelen : Museumsarchitektur . Ullman, Potsdam 2010, ISBN 978-3-8331-6058-5 . Seiten 236?237.
Commons : Standehaus Dusseldorf  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 13′ 0″  N , 6° 46′ 26″  O