Sportwissenschaft

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Die Sportwissenschaft ist eine interdisziplinare Wissenschaft (Querschnittswissenschaft), die Probleme und Erscheinungsformen im Bereich von Sport und Bewegung zum Gegenstand hat. Da die Sportwissenschaft auf eine Reihe anderer Wissenschaften zuruckgreift und sich entsprechend spezialisierte Einzeldisziplinen herausgebildet haben, wird haufig auch von Sportwissenschaften gesprochen. Der Ursprung der auf den Sport bezogenen Wissenschaften ( sciences appliquees aux sports ) reicht bis in die Renaissance zuruck, aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat sich eine eigenstandige Sportwissenschaft herausgebildet.

Sportwissenschaftliche Disziplinen

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In der Sportwissenschaft haben sich verschiedene Disziplinen herausgebildet:

Der fruhere Abschluss ?Diplom-Sportwissenschaftler“ ist heute im Rahmen des Bologna-Prozesses vollstandig durch die Abschlusse ?Bachelor“ und ?Master“ ersetzt worden. An Universitaten und gleichgestellten Hochschulen (etwa Padagogischen Hochschulen ) wird Sportwissenschaft auch als Teilstudiengang eines Magister-Studiums angeboten. Sportwissenschaft kann dabei sowohl Haupt- als auch Nebenfach sein, sowie nach einem entsprechenden Promotionsaufbaustudium zu einer Promotion fuhren. Als Unterrichtsfach an allgemein bildenden Schulen kann Sport im Rahmen verschiedener Lehramtsstudiengange studiert werden. Um Sport an Grund- und Hauptschulen sowie Gymnasien unterrichten zu durfen, ist ein wissenschaftliches, didaktisches und fachpraktisches Studium notwendig. An fast allen Hochschulen muss vor dem Studienbeginn eine Sporteignungsprufung bestanden werden. Außerdem haben fast alle Hochschulen eine hochschulinterne Zulassungsbeschrankung mit Numerus clausus .

Auch die Promotion zum ?Dr. Sportwiss.“ und andere Doktorgrade sind moglich (z. B. der Dr. phil., Dr. rer. nat., Dr. disc. pol. oder der PhD). An Padagogischen Hochschulen kann je nach Studienausrichtung neben dem Dr. phil. auch der Dr. pad. verliehen werden.

Die Regelstudienzeit fur Bachelorstudiengange betragt sechs Semester, das anschließende Masterstudium weitere vier Semester. In einem sportwissenschaftlichen Studium besteht haufig nach dem Grundlagenstudium die Moglichkeit, sich innerhalb des Studiengangs zu spezialisieren und durch Wahlfacher Schlusselqualifikationen zu erwerben. Die Angebote zur Spezialisierung, z. B. ? Sportokonomie “, ?Medien und Kommunikation“, ? Sportsoziologie “, ? Sportpsychologie “, ? Sportpadagogik “ oder ?Gesundheitssport“, variieren von Hochschule zu Hochschule. Es gibt gegenwartig (2016) an 40 Hochschulstandorten 93 sportwissenschaftliche Studiengange. Insgesamt gibt es in Deutschland, wenn man auch Studiengange wie z. B. Sportokonomie oder Sportpsychologie dazu nimmt, 243 Studiengange an 103 Hochschulen.

Organisationen und Institutionen

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Durch die Europaische Union ist der Zusammenschluss von Wissenschaftsorganisationen auf europaischer Ebene ermutigt und teilweise unterstutzt worden. Hierdurch entstanden einerseits Netzwerke einer Vielzahl von Sportwissenschaftlichen Universitatsinstituten und Fakultaten mit Mitgliedern aus verschiedenen europaischen Staaten und andererseits europaische Fachgesellschaften, u. a. European College of Sport Science , European Committee for Sports History , Federation Europeenne de Psychologie des Sports et des Activites Corporelles , European Federation of Sports Medicine Associations etc.

Das Bundesinstitut fur Sportwissenschaft (BISp) ist durch Erlass des Bundesministeriums des Innern der Bundesrepublik Deutschland vom 10. Oktober 1970 ( GMBl. S. 539), neugefasst durch Erlass vom 9. Juli 1996 (GMBl. S. 668), als nicht rechtsfahige Bundesanstalt im Geschaftsbereich des Bundesministeriums des Innern errichtet worden.

Die Deutsche Vereinigung fur Sportwissenschaft (dvs) ist ein Zusammenschluss der an sportwissenschaftlichen Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland in Lehre und Forschung tatigen Wissenschaftler. Die dvs wurde 1976 in Munchen gegrundet und verfolgt das Ziel, die Sportwissenschaft zu fordern und weiterzuentwickeln.

Die Deutsche Sporthochschule Koln (DSHS) ist die einzige Sportuniversitat in Deutschland und eine der großten weltweit. An derzeit 19 wissenschaftlichen Instituten wird geforscht und gelehrt. Das Spektrum reicht von erziehungs-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachern bis zu medizinisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen. [1] Von 1950 bis 1990 gab es in der DDR die Deutsche Hochschule fur Korperkultur (DHfK) in Leipzig, die international die fuhrende Hochschule fur Trainingswissenschaft war, jedoch infolge des Einigungsvertrags als Sportwissenschaftliche Fakultat der Universitat Leipzig zuruckgestuft wurde.

Die Sportuniversitat Litauens ( Lietuvos sporto universitetas ) ist die einzige Sporthochschule in Litauen. An drei Fakultaten, sechzehn Lehrstuhlen und sechs Laboratorien wird geforscht und gelehrt. Das Spektrum reicht von erziehungs- und sozialwissenschaftlichen Fachern bis zu medizinisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen. Sportinstitute gibt es aber auch an der LUE (Litauische Erziehungswissenschaftliche Hochschule, Vilnius) und der Universitat Klaip?da.

Die Osterreichische Sportwissenschaftliche Gesellschaft (OSG) bezweckt die Forderung und Weiterentwicklung der Sportwissenschaften. An 7 Hochschulstandorten werden 13 Sportstudiengange angeboten.

Das Bundesamt fur Sport ist in der Schweiz die nationale Amtsstelle fur Fragen des Sports sowie eine Ausbildungsstatte des Bundes im Sport und eine wichtige Dokumentations- und Informationsstelle. An 6 Hochschulstandorten werden 11 Sportstudiengange angeboten.

Weiterfuhrende Literatur

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  • Klaus Willimczik : Sportwissenschaft interdisziplinar ? Ein wissenschaftstheoretischer Dialog . (Gesamtwerk), Bd. 1. Geschichte, Struktur und Gegenstand der Sportwissenschaft. Feldhaus Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-88020-388-1
  • Arnd Kruger : Trasybulos. Oder warum wir bei der Geschichte der Sportwissenschaft weiter vorn anfangen mussen, in: N. Gissel, J. K. Ruhl, J. Teichler (Hrsg.): Sport als Wissenschaft . Jahrestagung der DVS-Sektion Sportgeschichte. (1996) (? Schriften der DVS, Bd. 90). Hamburg: Czwalina 1997, 57 ? 74. ISBN 3-88020-308-3

Einzelnachweise

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  1. Homepage der Deutschen Sporthochschule Koln