Spielsystem (Fußball)

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Ein Spielsystem ist im Fußball eine Festlegung zur taktischen Ausrichtung der Mannschaft, die ?jedem Spieler Position, Spielraum und Aufgaben zuweist.“ [1] Durch die zugewiesenen Aufgaben unterscheidet sich das Spielsystem von der Grundordnung bzw. Formation . Die Grundordnung beschreibt zunachst statisch die Anordnung (?Aufstellung“) der Spieler im Raum. [2] Sie wird ublicherweise definiert durch die Anzahl an Spielern, denen als Aktionsraum die Abwehr, das Mittelfeld und der Angriff zugewiesen ist (zum Beispiel ?4-4-2“). Sie unterscheidet damit auch grundsatzlich, ob die Spieltaktik offensiv oder defensiv ausgerichtet ist. Das Spielsystem dagegen beschreibt, wie die gewahlte Grundordnung wahrend des Spiels dynamisch interpretiert werden soll. [3]

Wahrend in der Fachsprache zum Beispiel beim Deutschen Fußball-Bund zwischen Grundordnung und Spielsystem klar unterschieden wird, [4] wird umgangssprachlich zum Beispiel in Fernseh- oder Horfunkkommentaren sowie im weiteren Verlauf dieses Artikels die Grundordnung einer Mannschaft oft als ?Spielsystem“ bezeichnet.

Spielsysteme im Uberblick

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Unterschiedliche Aufstellungen werden gewahlt, je nachdem, ob eine Mannschaft eher offensiven oder defensiven Fußball spielen will. Innerhalb eines Spieles kann jedoch auf den Spielverlauf Bezug genommen und Positionen umgestellt werden. Auch der standige Wechsel zwischen einem Spielsystem bei eigenem Ballbesitz (?mit dem Ball“) und einem anderen Spielsystem, wenn der Gegner den Ball hat (?gegen den Ball“), wird praktiziert.

Man bezeichnet ein Spielsystem normalerweise mit einer Drei-Zahlen-Kombination (beispielsweise: 4-4-2 , sprich: vier-vier-zwei ), wobei die erste Zahl die Anzahl der Verteidiger, die zweite Zahl die der Mittelfeldspieler und die dritte Zahl die der Sturmer bezeichnet. Wird in einem Spielsystem zwischen defensiven und offensiven Mittelfeldspielern unterschieden, verwendet man vier Zahlen (z. B. 4-2-3-1 mit zwei defensiven und drei offensiven Mittelfeldspielern). In der Fachsprache wird haufig auch der Torwart mit aufgezahlt, so dass dann z. B. statt von einem 4-4-2 von einem 1-4-4-2 gesprochen wird.

Die Spielsysteme zeichnen sich generell dadurch aus, dass eine hohe Zahl von Verteidigern ( 5 -4-1) fur eine defensive, eine hohe Zahl von Sturmern (4-3- 3 ) fur eine offensive Ausrichtung spricht.

Ein Spielsystem kann außerdem defensiv bzw. offensiv interpretiert werden. So ist nominell ein 3-5-2-System mit einem Libero und zwei Manndeckern in der Verteidigung , einem offensiven, zwei defensiven Mittelfeldspielern und zwei Flugelspielern im Mittelfeld, sowie zwei Sturmern offensiver ausgerichtet (ein Mittelfeldspieler mehr, ein Verteidiger weniger) als das 4-4-2-System. Wahrend das eine System (3-5-2) mit Manndeckung agiert und somit drei Verteidiger (plus defensives Mittelfeld) in der Abwehr bindet, wird im 4-4-2-System mit Raumdeckung verteidigt, was letztlich eine offensivere Ausrichtung der Verteidiger und gleichzeitig einen kompakteren Aufbau des Spiels mit sich bringt. Normalerweise ist somit eine 4-4-2-Spielweise offensiver als das 3-5-2-System.

Moderne Spielsysteme

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Das System 4-4-2 (mit Mittelfeldraute, siehe Text)

Das 4-4-2-System war in den 1980er und 1990er Jahren eine der haufigsten Aufstellungen im Fußball. Die Aufstellung war zeitweise so popular, dass auch ein englisches Fußballmagazin nach ihr benannt wurde ( FourFourTwo ). Die vier Abwehrspieler spielen ohne Libero . Die beiden Innenverteidiger spielen haufig ? Mann-gegen-Mann “ gegen die gegnerischen Sturmer . Die beiden Außenverteidiger haben die Aufgabe der Stabilisierung der Verteidigung, sie sollen jedoch daruber hinaus uber die Außenbahn das Spiel nach vorn tragen. Die Mittelfeldspieler haben die Aufgabe, sowohl die Abwehr als auch den Sturm zu unterstutzen. Mit einer Mittelfeldraute gibt es einen zentralen Mittelfeldspieler, der das Spiel in der Offensive aufbauen soll, als zusatzlicher Sturmer fungiert und den Abschluss sucht. Zwei der vier Mittelfeldspieler sollen beim 4-4-2-System uber die Außenbahnen kommen, jedoch genauso den Gegner daran hindern, uber die Außenbahnen zu spielen. Ein weiterer Mittelfeldspieler ist eher defensiv ausgerichtet. Die Mittelfeldspieler versuchen, den beiden Sturmern Balle fur Torschusse aufzulegen oder selbst Tore aus aussichtsreicher Position zu erzielen.

Alternativ ist es moglich die Mittelfeldspieler ebenso wie die Abwehrreihe in einer Kette auflaufen zu lassen.

Beginnend in den 1990er Jahren wurde das 4-4-2 zunehmend von anderen Spielsystemen, insbesondere dem 4-2-3-1, abgelost. [5] Entgegen dem Trend siegte Griechenland gegen Portugal im Finale der Europameisterschaft 2004 mit dem 4-4-2-System. [6]

Zur Mitte der 2010er Jahre erhielt das 4-4-2 wieder vermehrt Aufmerksamkeit. Die islandische Nationalmannschaft setzte bei ihrem uberraschend guten Abschneiden bei der Europameisterschaft 2016 das klassische 4-4-2-System ein. [7] [8] Ebenso setzte Titelgewinner Portugal weite Strecken auf das 4-4-2, mit dem auch Leicester City die Meisterschaft der Premier League 2015/16 errang. [9]

Das Finale der EM 2008 . Deutschland trat mit einer 4-2-3-1-Aufstellung an, Spanien im 4-1-4-1-System.

Das 4-2-3-1-System ist ein sehr haufig angewandtes taktisches Konzept und war die dominierende Aufstellung in den fruhen 2000er bis fruhen 2010er Jahren. Es wird oft auch als 4-5-1-System bezeichnet, um die klassische Dreiteilung zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff wiederzugeben. Die Bezeichnung 4-2-3-1 gibt aber eine genauere Angabe des Spielsystems wieder, da sie die Aufteilung des Mittelfeldes genauer spezifiziert und den Unterschied zu anderen 4-5-1-Systemen unterstreicht.

Die Abwehr besteht dabei aus einer Viererkette , wobei sich die Außenverteidiger haufig in die Offensive orientieren sollen. Vor der Abwehr spielen zwei defensive Mittelfeldspieler , so genannte ? Sechser “, daher die Bezeichnung ?Doppelsechs“. In der Regel orientiert sich einer von beiden mehr in die Offensive und dient dem Spielaufbau, wahrend der zweite mehr fur defensive Aufgaben vorgesehen ist, was dem Angriffsspiel eine hohere Flexibilitat verleiht als z. B. ein 4-1-4-1-System.

Muss die Mannschaft verteidigen, kann jeder der beiden defensiven Mittelfeldspieler mit jeweils zwei Verteidigern der Viererkette ein Dreieck bilden, so dass zum einen eine Uberzahlsituation im Bereich vor dem Strafraum entsteht und gleichzeitig der ballfuhrende Spieler der gegnerischen Mannschaft von mehreren Spielern bedrangt werden kann, ohne dass große Lucken entstehen. Bei dieser Spielweise ist die Mannschaft auf schnelle Außenspieler sowie einen flexiblen offensiven Mittelfeldakteur angewiesen, damit der Ball aus der Defensive wieder in den Angriff getragen werden kann.

Im offensiven Mittelfeld spielen drei Spieler auf einer Hohe, die abwechselnd mit in die Spitze aufrucken. Dies hat den Vorteil, dass es in der gegnerischen Abwehr haufiger zu Zuordnungsschwierigkeiten kommt. Im Sturm befindet sich nur eine nominelle Spitze, optimalerweise ein klassischer Mittelsturmer , der die Moglichkeit hat, Flanken zu verwerten.

Ein Beweis fur den internationalen Erfolg dieses Systems im internationalen Spitzenfußball liefern die beiden Endspiele der Weltmeisterschaften 2006 und 2010. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 standen sich im Finale mit Italien und Frankreich zwei Mannschaften gegenuber, die dieses System praktizierten. Vier Jahre spater, bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 , standen sich erneut mit Spanien und den Niederlanden zwei Mannschaften mit diesem System gegenuber. Die deutsche Nationalmannschaft spielt seit dem erfolgreichen Viertelfinalspiel gegen Portugal bei der Europameisterschaft 2008 oft mit diesem System. Sechs Jahre spater gewann Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 mit diesem Spielsystem.

Eine Schwache des Systems besteht darin, dass die Außenspieler und der Angreifer viel laufen mussen. Des Weiteren mussen sich die defensiven Mittelfeldspieler immer verstandigen, welcher mehr offensiv bzw. defensiv agiert.

Das 4-3-3 wurde in den 2010er Jahren mit dem 4-2-3-1 zum popularsten und erfolgreichsten System, wurde aber schon 1974 vom Team des DFB verwendet.

Diese Aufstellung ist, je nach Aufteilung der Mittelfeldspieler, relativ offensiv ausgerichtet. Drei Mittelfeldspieler versuchen, Abwehr und Sturm zusammenzuhalten. Sie unterstutzen einerseits die Abwehr. Andererseits versuchen sie, die Balle zu den drei Sturmern zu befordern. Die drei Sturmer teilen sich die vorderste Position auf, wahlweise zwei oder einer kommen uber die Außen, einer oder zwei fullen die Position des Mittelsturmers aus. Meist spielt man bei diesem System mit zwei flankenstarken und trickreichen Außensturmern und einem kopfballstarken Mittelsturmer.

Durch den großen Erfolg dieses Systems gegen das dominierende 4-2-3-1 sowie der offensiv und defensiven Balance, erreichte es immer großere Beliebtheit. Zwischen 2006 und 2018 wurde die Champions League 7-mal vom FC Barcelona und Real Madrid in diesem System gewonnen.

4-3-2-1 (4-3-1-2)

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Der sogenannte ?Tannenbaum“ ist eine Variante des 4-5-1 mit drei defensiven Mittelfeldspielern. Hierbei wird einerseits ein dichter Abwehrriegel geschaffen, der auf fruhe Balleroberung aus ist als auch die Außenbahnen starkt, was ein schnelles Umschalten und eine hohe Konterdichte ermoglicht. Die offensive Effektivitat der Aufstellung ergibt sich zusatzlich aus der intensiven Laufarbeit der Dreierkette im defensiven Mittelfeld.

Das 4-3-1-2 wurde in den fruhen 2000ern sehr erfolgreich vom AC Mailand und FC Porto und in den spaten 2010er Jahren von Real Madrid zum Gewinn der Champions League eingesetzt. Dem 10er kommt hier eine tragende offensive und kreative Rolle zu, weiters benotigt es zwei sehr lauf- und ballstarke Mittelsturmer.

Das 3-4-3-System wurde im internationalen Fußball lange Zeit nur von Mannschaften im Torruckstand eingesetzt, da es mit nur einem Innenverteidiger als sehr riskant galt.

Es erlebte gerade in den spaten 2010er-Jahren, wie andere Systeme mit 3 bzw. 5 Verteidigern, eine Renaissance. Die drei Verteidiger spielen Mann gegen Mann, wobei sich der freie Abwehrspieler immer wieder ins Offensivgeschehen einschaltet. Sie benotigen eine hohe Ballsicherheit, da ihnen allein die Spieleroffnung unterliegt. Deswegen wird auch ofters mit eigentlichen Außenverteidigern oder defensiven Mittelfeldspielern auf den rechten und linken Innenverteidigerpositionen gespielt.

Im Mittelfeld kann mit Raute (ein Defensiver, zwei Außen, ein Offensiver), im Quadrat (zwei Defensive, zwei Offensive) oder flach (heute haufig, vier Spieler nominell auf einer Linie) gespielt werden. Die Raute eignet sich besonders gut, wenn die Mannschaft uber einen klassischen Regisseur verfugt, der als Offensiver die gesamte Breite ausnutzen kann und die Balle als Spielmacher verteilt. Mit dem Quadrat wird das Spielfeld fur den Gegner sehr eng, und ein schneller Ballgewinn wird erzwungen. Die flache Aufteilung ist in der Praxis sehr variabel und benotigt fixe Außenspieler.

In den letzten Jahren wurde dieses Spielsystem zunehmend beliebter. Wichtig sind besonders zwei laufstarke Außenspieler, welche sich in der Defensive weit zuruckfallen lassen (meist realtaktisches 5-4-1) und in einem schnellen Umschaltspiel oder bei dominantem Ballbesitz wieder in die Offensive einschalten konnen (meist realtaktisches 3-2-5).

Deutschland verwendete bei der EM 2021 dieses System, in der Abwandlung eines 3-4-2-1-Systems.

Diese sehr defensive Aufstellung hat drei zentrale Abwehrspieler, von denen einer meist die Funktion eines Liberos ubernimmt. Die anderen beiden mussen neben ihren Abwehraufgaben uber die Außenbahn das Spiel nach vorn tragen. Die Position der Außen hat hier eine besonders wichtige Rolle, da diese sowohl die Abwehr als auch den Sturm unterstutzen und daher große Laufarbeit verrichten mussen.

Die Aufstellung ist vergleichbar mit dem System 5-3-2, einziger Unterschied: Die beiden Spieler an den Außenlinien sind etwas offensiver ausgerichtet. Der Sinn hierfur liegt darin, dass eine Uberzahl im Mittelfeld besteht und der Ball somit fruher abgefangen werden kann.

Ein 3-5-2 kann aber auch variabler als 3-2-3-2 ausgelegt werden, also mit je einem zentralen Mittelfeldspieler links und rechts, einem rechten und einem linken Offensivspieler sowie zwischen den beiden einem zentraloffensiven ?Spielmacher“.

Die Spieler im defensiven Mittelfeld agieren hier flexibler als z. B. im 4-2-3-1-System, da sich hier beide gleichzeitig sowohl im Offensiv- als auch im Defensivspiel beteiligen konnen. Im Idealfall bilden Abwehrspieler und ?Sechser“ im Defensivspiel einen dichten Riegel. Beim Umschalten ins Offensivspiel rucken die Sechser wieder heraus.

Da die Abwehr aus einer Dreier-Kette mit drei Innenverteidigern besteht, fallt die, athletisch und spieltechnisch außerst anspruchsvolle, Position des Außenverteidigers zugunsten einer weiteren eher offensiven Position weg.

Die defensivere Variante des 3-5-2 ist das 3-3-3-1. Die drei Abwehrspieler rucken nur in seltenen Fallen ins Mittelfeld auf, unterstutzt vom defensiven Mittelfeldtrio, das sich nur vereinzelt ins Offensivspiel einschaltet. Die drei offensiven Mittelfeldspieler rochieren viel und weichen immer wieder auf die Flugel aus. Der Sturmer integriert sich in die Rochade der offensiven Mittelfeldspieler.

In diesem System sind die Raume vor dem eigenen Tor und Strafraum kleingehalten, in der Offensive bieten sich durch vier Akteure in zwei Reihen diverse Moglichkeiten. Indes vernachlassigt ein 3-3-3-1 fast vollstandig die Außenbahnen; nur die offensiven Mittelfeldakteure weichen auf die Flugel aus. [10]

5-4-1 und 4-5-1

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Das System 5-4-1

Diese Aufstellungen sind stark defensiv ausgerichtet. Sie werden haufig verwendet, um ein Ergebnis zu halten und bei Moglichkeit auf Konter zu spielen.

Auch wenn der Gegner sehr stark ist und ein Unentschieden fur die Mannschaft schon ein großer Erfolg ware, versucht man mit diesen Taktiken ? speziell dem 5-4-1 ? den starken Gegner am Tore schießen zu hindern und mit etwas Gluck eine schnelle Attacke zu spielen.

Die 4-5-1-Taktik eignet sich gut fur ein Team, das defensiv wie auch offensiv Kompaktheit demonstrieren will. Durch die funf Mittelfeldspieler wird versucht, in jeder Situation eine Uberzahl zu erzeugen.

Das 4-1-4-1-System wurde vom spanischen Nationaltrainer Luis Aragones wahrend der Qualifikation zur Europameisterschaft 2008 eingefuhrt. Es kann als eine noch offensivere Form des 4-2-3-1 bezeichnet werden. Dabei agieren vier offensive Mittelfeldspieler hinter einem einzelnen Sturmer. Durch schnelle Positionswechsel verleihen sie dem Spiel eine hohe Dynamik. Im Laufe der spanischen EM-Qualifikation erspielten sich Andres Iniesta , Xavi , Cesc Fabregas und David Silva den Ruf als Die fantastischen Vier (spanisch Los Cuatro Fantasticos ). Marcos Senna war dabei der defensive Mittelfeldspieler. Auch im Finale kamen diese funf zum Einsatz und wurden Europameister. Die Mannschaft glich die Risiken der offensiveren Aufstellung dabei durch eine enorme Ballsicherheit und hohen Anteil am Ballbesitz aus. [11] [12] [13]

4-2-4 System

Das 4-2-4 System ist ein sehr offensiv ausgerichtetes System. Aufgebaut ist es aus einer Viererkette , zwei Mittelfeldspielern und vier offensiven Spielern. Die Abwehrspieler in der 4er-Kette mussen sowohl sehr gut verteidigen konnen als auch die Mittelfeldspieler im Spielaufbau und der Einleitung von Angriffen unterstutzen. Die zwei Mittelfeldspieler mussen immer anspielbereit sein und das Spielfeld standig im Auge haben ? sie sind sowohl Spielmacher als auch Zweikampfer. Aufgabe der Offensiven ist neben dem Angriff das Offensiv pressing . Dabei sollte sich einer der Offensivspieler immer zuruckfallen lassen, um die Angriffe mit einzuleiten. In manchen Mannschaften wird einer der Offensiven auch als ?unechter Sturmer“ (?falscher Neuner“) eingesetzt. [14]

Fur dieses System muss die Mannschaft bestimmte Voraussetzungen erfullen. Erforderlich ist Dominanz, viel Ballbesitz und Zug zum Tor, das heißt man muss den Gegner standig durch Offensivpressing unter Druck setzen und darf keine Chancen zum Kontern geben. Ebenso mussen die Offensivspieler Defensivarbeit leisten. Gerade bei Kontern ist das schnelle Umschalten ein wichtiges Erfordernis. [14] Mario Zagallo fuhrte Brasiliens ersten Weltmeistertitel 1958 auch darauf zuruck, dass Trainer Vicente Feola die 4-2-4-Formation so umstellte, dass er (Zagallo) als hangende Spitze spielte. Zagallo schaltete sich bei Attacken in den Angriff ein und ließ sich ansonsten ins Mittelfeld zuruckfallen, wo er bei der Verteidigung mithalf. [15]

Das 4-2-4 ergibt sich heute ublicherweise nur im Angriffsspiel und (Gegen-)Pressing, beim Verteidigen wird auf ein anderes Spielsystem gewechselt.

3-3-4 (3-3-1-3)

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Das 3-3-4-System ist die wohl offensivste Aufstellung, die im modernen Profifußball eingesetzt wird. Vor einigen Jahren wurde es insbesondere von Ajax Amsterdam eingesetzt. Dabei mussen mindestens zwei der Sturmer aber auch defensive Aufgaben ubernehmen.

Ein sehr ungewohnliches Konzept ist eine Aufstellung, die als ?4?6?0“ beschrieben wird: Dabei agiert die Mannschaft quasi ohne echten Sturmer. [16] Der Gegner hat keine richtige Zuordnung mehr und die Verteidiger werden aus ihren Positionen herausgelockt. [17] Die vier Offensivkrafte aus der ?6er-Reihe“ mussen hohe Spielintelligenz mitbringen und schnell in die entstehenden Lucken vorstoßen konnen. Aufgrund dieser hohen Anforderungen wird die Formation von wenigen Teams umgesetzt. Der rumanische Nationaltrainer Anghel Iord?nescu hatte im Achtelfinale 1994 gegen Argentinien zum ersten Mal mit dieser Taktik spielen lassen, was zu einem 3:2-Erfolg fuhrte. [18] [19] Dauerhaft wandte Luciano Spalletti , Trainer des AS Rom , dieses System in der Saison 2005/06 an. [20] Alex Ferguson ließ Manchester United in der Saison 2007/08 mit dem System spielen. [21] Craig Levein , Schottlands Nationaltrainer scheiterte 2010 mit dem Versuch gegen die Tschechische Republik zu siegen. [22]

Wahrend der UEFA Euro 2012 trat der spanische Nationaltrainer Vicente del Bosque zweimal gegen Italien mit diesem System an: Einmal im Vorrundenspiel (1:1) und einmal im Finale, das Spanien mit 4:0 gewann. [23] Deutschland setzte dieses System erstmals in der letzten halben Stunde des Freundschaftsspiels gegen Frankreich im Februar 2013 ein [24] , erstmals von Beginn an im 4-6-0-System spielte Deutschland dann im Marz 2013 in der WM-Qualifikation gegen Kasachstan. [25]

4?2?2?2 (?Magisches Rechteck“)

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Dieses sehr offensive System wurde in den 80er Jahren von Franzosen [26] und einer ganzen Generation von brasilianischen Trainern verwendet. Dazu gehorten: Tele Santana , Carlos Alberto Parreira und Vanderlei Luxemburgo . Außerdem ließen auch die Chilenen Arturo Salah und Manuel Pellegrini sowie der Kolumbianer Francisco Maturana so spielen. [27] Das magische Viereck arbeitet mit zwei Mittelfeldspielern, die zwischen beiden Strafraumen agieren, und zwei Sturmern, die sich ins Mittelfeld zuruckfallen lassen. Dem Mittelfeld wird damit eine großere Dichte und Offensivkraft gegeben. Der Trainer Real Madrids , Manuel Pellegrini, ließ so spielen und hatte damit großen Erfolg. [28] In den 1980ern hatten die brasilianischen Nationaltrainer so spielen lassen (z. B. bei der WM 1982 und der WM 1986 [29] [30] ). Dabei wurde eine Viererabwehrkette mit offensiven Außenverteidigern gebildet, zwei Spieler agierten im zentralen Mittelfeld und zwei Sturmer wurden von zwei offensiven Mittelfeldspielern unterstutzt, die ggf. als Außensturmer agierten. [31] Wie beim 4?6?0 , erfordert dieses System eine hohe Spielintelligenz. [30] [32] [33] [34] Aktuell streben Trainer wie Ralf Rangnick (ehemals RB Leipzig), Roger Schmidt (ehemals Bayer Leverkusen) und Ralph Hasenhuttl ( FC Southampton ) in ihren hohen Pressingsystemen haufig diese Formation an. [35] [36]

Historische Spielsysteme

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Das WM-System (3-2-5) und dessen Nummerierung

Fußball ist historisch mit dem Rugby verwandt. Deshalb ahnelten sich zu Anfang auch die Spielsysteme. Trotzdem ahnelten diese Fußballspiele stark denen der heutigen Spiele bei Kindern: dort, wo der Ball ist, sind auch fast alle Spieler. Dementsprechend sieht auch das erste Spielsystem aus: ein Torwart, ein Verteidiger und neun Sturmer. Der Torwart durfte bis 1903 den Ball auch außerhalb des Strafraumes mit der Hand spielen und im Abseits war ein Spieler im Moment des Zuspiels, wenn weniger als drei gegnerische Spieler der Torauslinie naher als er selbst waren.

In der Folgezeit wurde die Defensive immer mehr gestarkt. Die Spielsysteme 1-2-7 und 2-2-6 entstanden. Erst das Spielsystem 2-3-5, die Schottische Furche (so genannt wegen des Dreiecks, das sich von oben betrachtet ergibt), fuhrte zu einem wirklichen Spielsystem, das auf das Kollektiv setzte und nicht auf die Individualitat der einzelnen Spieler. Es unterschied zwischen zwei spezialisierten Verteidigern , drei Laufern oder Mittelfeldspielern , die fur Verteidigung und Aufbau des Angriffs zustandig waren und funf Sturmern . Es wurde durch Ruckzug des Mittellaufers Ende der 1920er Jahre zum so genannten WM-System (3-2-5), durch die Einbeziehung eines freien Verteidigers als Libero Mitte der 1960er-Jahre zum 4-2-4 und damit zum Vorlaufer aller heute ublichen Systeme.

Historisch weit verbreitet war das WM-System, in dem funf offensiv orientierte Spieler in W-Form und funf defensiv orientierte Spieler in M-Form aufgestellt sind, so dass sich je nach der individuellen Ausrichtung der eingesetzten Spieler Ahnlichkeiten zum heutigen 3-4-3-System ergeben konnten.

Schottische Furche

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Das erste Spielsystem der Welt:
Die Schottische Furche (2-3-5)

Das 2-3-5-System der Schottischen Furche ist auch heute noch in der Tradition der Spielernummerierung lebendig. Die beiden Verteidiger trugen die Ruckennummern 2 und 3, die drei Laufer die Nummern 4 (rechter Außenlaufer ) , 5 ( Mittellaufer ) und 6 (linker Außenlaufer) und die funf Sturmer die Nummern 7 (Rechtsaußen) , 8 (Halbrechter bzw. Rechtsverbinder) , 9 (Mittelsturmer) , 10 (Halblinker bzw. Linksverbinder) und 11 (Linksaußen) .

Auch heute sind deswegen 2 und 3 haufig die Nummern der beiden Außenverteidiger, 4, 5 oder 6 die Nummern von vor allem mit Defensivaufgaben betrauten Spielern wie Innenverteidigern oder defensiven Mittelfeldspielern, 7 und 11 die Nummern der rechts und links außen spielenden Mittelfeldspieler, 9 die Nummer eines zentral ausgerichteten Sturmers und 8 und 10 die Nummern von Spielern, die als Spielmacher mit der Planung und dem Aufbau des Angriffs beschaftigt sind.

Einzelnachweise

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  1. Gerhard Bauer: Fußball perfekt: Vom Anfanger zum Profi. BLV Verlagsgesellschaft, Munchen 1978.
  2. Tobias Escher: Der Schlussel zum Spiel: Wie moderner Fußball funktioniert . 2. Auflage. Rowohlt Verlag, Hamburg 2020, ISBN 978-3-499-00198-7 , S.   16?17 .
  3. Manuel Baum, SpVgg Unterhaching: Fußballtaktik: Grundordnungen & Spielsysteme . DVD. Hrsg.: Europaische Akademie fur Sport und Training. 1x1 Publishing, Munchen 2014.
  4. Daniel Drißler: DFB: Spielsystem und Grundordnung. In: Fußball-Training-Blog. 1. Oktober 2014, abgerufen am 24. Januar 2021 .
  5. Jonathan Wilson: The Question: why has 4-4-2 been superseded by 4-2-3-1? The Guardian , 8. Dezember 2008, abgerufen am 12. Februar 2017 (englisch).
  6. Griechenland ist Europameister. Spiegel Online , 4. Juli 2004, abgerufen am 12. Februar 2017 : ?Die Griechen kehrten zu ihrem schon beim 2:1 im EM-Eroffnungsspiel uber die Portugiesen erfolgreichen 4-4-2-System zuruck, mit dem die Hausherren im Bemuhen um konstruktive Angriffe erneut auf Granit bissen.“
  7. JJ Bull: Euro 2016 tactics: All glory to Iceland and the return of 4-4-2. The Telegraph , 3. Juli 2016, abgerufen am 12. Februar 2017 (englisch): ?False nines and fluid 4-3-3s might be the in thing right now but Iceland have gone retro, rummaged around some charity shops and made the 4-4-2 fashionable with some subtle adjustments.“
  8. John Leicester: Iceland makes a little go a very long way. Associated Press , 3. Juli 2016, abgerufen am 12. Februar 2017 (englisch): ?Iceland's formation, with two lines of four and two strikers, is a throwback to the days of mullet haircuts. Very old school.“
  9. JJ Bull: The return of 4-4-2, non-striking strikers and keepers who can play: The tactical trends of 2016. The Telegraph, 21. Dezember 2016, abgerufen am 12. Februar 2017 (englisch): ?Claudio Ranieri claims his original idea for Leicester's 4-4-2 was to combine English culture with Italian tactics. On the pitch that translated as grit, energy and determination combined with being good. Or more specifically, very good at defending. […] Iceland knocked England out of Euro 2016 playing the way that England used to. Portugal won the entire tournament.“
  10. Formationen mit Dreier- bzw. Funferabwehrkette ? Formation 3?5?2 ? Variante 3?3?3?1. In: 1x1sport.de. Abgerufen am 11. Februar 2024 .
  11. Artikel uber 4-1-4-1 bei rp-online
  12. Artikel uber 4-1-4-1 bei fussball-em-total
  13. Artikel uber 4-1-4-1 bei ruhrnachrichten.de ( Memento des Originals vom 8. September 2009 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.ruhrnachrichten.de
  14. a b Das 4-2-4 System. Abgerufen am 25. Juni 2013 .
  15. Artikel der FIFA uber Feola ( Memento des Originals vom 5. Juni 2014 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  16. Jonathan Wilson: The end of forward thinking ( Memento des Originals vom 9. Juni 2008 im Internet Archive ) In: The Guardian , 8. Juni 2008. Abgerufen am 11. Juli 2008  
  17. Gramsci's Kingdom:Football, Politics, The World: July 2008. 10. Juli 2008, abgerufen am 11. Juli 2008 .
  18. Rob Smyth: The Joy of Six: Counter-attacking goals In: The Guardian , 22. Januar 2010. Abgerufen am 25. Marz 2010  
  19. ROMANIA ? ARGENTINA 3?2 Match report. Abgerufen am 15. Juli 2012 .
  20. Malcolm Moore: Chelsea and Roman Abramovich may be drawn to Luciano Spalletti's style at Roma In: The Daily Telegraph , 5. Juni 2008. Abgerufen am 20. Januar 2013  
  21. Gabriele Marcotti: Roaming Roma find follower in Sir Alex Ferguson In: The Times , 31. Marz 2008. Abgerufen am 11. Juli 2008  
  22. Ewing Grahame: Scotland v Spain: Craig Levein defends his strikerless 4?6?0 formation In: The Daily Telegraph , 11. Oktober 2010. Abgerufen am 15. Juli 2012  
  23. Euro 2012: 7 Strategies to Counter Spain's 4-6-0 Formation In: Bleacher Report . Abgerufen am 15. Juli 2012  
  24. Marcus Bark: Klassefußball aus dem Uberangebot ? 2:1-Sieg in Frankreich wirft Systemfrage auf In: ARD , 7. Februar 2013. Abgerufen am 26. Marz 2013  
  25. Michael Rosentritt: Low gegen Kasachstan ohne echten Sturmer In: Der Tagesspiegel , 22. Marz 2013. Abgerufen am 26. Marz 2013  
  26. http://www.neoseeker.com/forums/52007/t1688018-magic-recreating-le-carr-magique/
  27. ? ( Memento des Originals vom 6. Oktober 2012 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.futbolgol.es
  28. Spain: I Like Pellegrini's 4?2?2?2 formation ? Real Madrid Star Kaka. Goal.com, 19. September 2009, abgerufen am 28. Juni 2010 .
  29. Jonathan Wilson: The Question: How is Brazil's 4?2?3?1 different from a European 4?2?3?1? In: The Guardian , 24. Juni 2009. Abgerufen am 2. Mai 2010  
  30. a b Tim Vickery column In: BBC News , 2. April 2007. Abgerufen am 2. Mai 2010  
  31. 4?2?2?2. Football-lineups.com, abgerufen am 28. Juni 2010 .
  32. Football Tactics: 4?2?2?2 | Deak's Football Blog. Deak.co.uk, abgerufen am 28. Juni 2010 .
  33. Posted by Roberticus: santapelota: Overview of Brazilian Football Part II:. Santapelota.blogspot.com, 19. Mai 2009, abgerufen am 28. Juni 2010 .
  34. FIFA World Cup Finals ? France 1998. Cartage.org.lb, archiviert vom Original am 1. Juli 2010 ; abgerufen am 28. Juni 2010 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.cartage.org.lb
  35. M[omo] A[khondi]: Kurz ausgefuhrt: RB Leipzig gewinnt im Spitzenduell. Spielverlagerung.de, abgerufen am 15. November 2015 .
  36. Zur Genese dieser Spielweise, beginnend mit Rangnick, vgl. Rafael Honigstein : Das Reboot. How German Soccer Reinvented Itself and Conquered the World. Nation Books 2015, S. 172 ff.
Commons : Mannschaftsaufstellungen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien