Soutane

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Soutane und Zingulum
Franz-Josef Overbeck mit schwarzer Soutane und Pellegrina

Soutane ( franzosisch , von italienisch Sottana ‚die untere [Kleidung]‘ ) ist ein mit engen Armeln versehenes knochellanges und tailliertes Obergewand eines katholischen , koptischen oder anglikanischen Geistlichen . Das nur knielange Bekleidungsstuck heißt dagegen Soutanelle . [1]

Die Soutane entstand im 16. Jahrhundert aus der Tunika . Der Name ruhrt daher, dass sie ursprunglich als Subtunica unter der Supertunica , aus der sich die Talare entwickelte, als Teil der Kleidung der Universitatsangehorigen getragen wurde. Eine Spezialisierung der Soutane als Berufskleidung von Priestern, Richtern, Anwalten und Arzten (als Absolventen der verschiedenen Fakultaten ) erfolgte im 17. Jahrhundert. Gestaltung der Kleidung sowie Umsetzung der Vorschriften lagen noch bei den einzelnen Universitaten und Diozesen .

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts trugen die Jesuiten die Soutane und einen Radmantel als Habit. Bis in die 2. Halfte des 17. Jahrhunderts wurden, trotz Verbot durch das Konzil von Trient [2] , von vielen Priestern ?weltliche Kleidung“ ( Justaucorps und Wams ) getragen, besonders im Heiligen Romischen Reich . Unter Innozenz XI. wurden Soutane und Kollar auch als Alltagskleidung vorgeschrieben, was jedoch erst im 18. Jahrhundert vollstandig durchgesetzt wurde.

Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts war die Soutane als Alltagsbekleidung eines Priesters der romisch-katholischen Kirche vor allem in Europa ublich. Entsprechend dem Anlass und der Hierarchiestufe des Geistlichen werden unterschiedliche Farb- und teilweise auch verschiedene Formgebungen in der Kirche benutzt. [3] So tragt beispielsweise ein Apostolischer Protonotar die Mantelletta , einen mantelartigen Uberwurf in der Lange eines Chorrocks , uber der Soutane. Die Seminaristen des Germanicums in Rom waren traditionell an ihrem roten Talar erkennbar.

Als Alltagsbekleidung verlor die Soutane im 20. Jahrhundert vor allem in Deutschland ihre Bedeutung. Junge Geistliche und Seminaristen tragen die Soutane wieder haufiger auch im Alltag. In anderen europaischen Staaten (beispielsweise in Polen) ist die Soutane weiterhin die ubliche Kleidung katholischer Priester. [4]

Joseph Kardinal Ratzinger im abito piano ohne Schulterkragen
Lorenzo Kardinal Baldisseri in scharlachroter Soutane

Die Soutane ist im Gegensatz zum Talar etwa bis zur Hufte tailliert geschnitten und wird mit 33 Knopfen geschlossen. In den meisten Fallen ist sie aus schwarzem Stoff, in den warmeren Landern kommt auch weißer Stoff zum Einsatz. [3] Zur Soutane wird je nach Rang ein schwarzes, violettes oder rotes Zingulum getragen. Fast ausnahmslos wird die Soutane vom Klerus getragen, jedoch tragen auch Priesterseminaristen, verschiedene katholische Ordensmitglieder ( Pallottiner , Deutscher Orden ), die nicht dem Klerus angehoren, die Soutane. In mehreren Priestergemeinschaften dient die Soutane als Gemeinschafts- Habit , so bei den Petrusbrudern und in der Gemeinschaft Sankt Martin .

Landlaufig wird eine Soutane falschlicherweise auch als Talar bezeichnet. Der Talar ist weiter geschnitten, weist nur eine Falte am Rucken auf und kann auch armellos sein; er wird von den liturgischen Diensten getragen.

Die Soutane gehort zum abito piano ( it. , ?pianischer Anzug‘), den Papst Pius IX. 1851 in dem Dekret Firma permanente als Alltagstracht der Kleriker vorschrieb. [5] Bei bestimmten Anlassen wird zur Soutane die Pellegrina , ein breiter Schulterkragen, getragen.

Beim Anlegen spricht der Kleriker das folgende Ankleidegebet aus Psalm Ps 16,5  EU gemaß der Vulgata : Dominus pars haereditatis meae et calicis mei; tu es, qui restitues haereditatem meam mihi (?Der Herr ist der Anteil meines Erbes und meines Kelches. Du bist es, der mir mein Erbe erstatten wird.“)

In der vatikanischen Instructio Ut sive sollicite vom 31. Marz 1969 uber Kleidung, Titel und Insignien der Kardinale, Bischofe und niederen Pralaten wurden folgende Farben festgelegt [3] :

  • Kaplan Seiner Heiligkeit : schwarze Soutane mit violetten Knopfen und Knopflochern sowie violettem Zingulum
  • Ehrenpralat Seiner Heiligkeit und Apostolischer Protonotar : schwarze oder violette Soutane mit rubinroten Knopfen und Knopflochern sowie violettem Zingulum
  • Bischofe: schwarze oder violette Soutane mit rubinroten Knopfen und Knopflochern, violettem Zingulum und Pellegrina (nicht zu verwechseln mit der Mozetta , dem zur Chorkleidung gehorenden Schulterkragen); in tropischen Landern auch weiße Soutane mit rubinroten Knopfen und violettem Zingulum sowie Schulterkragen
  • Kardinale: schwarze oder rote Soutane mit hellroten Knopfen und Knopflochern sowie hellrotem Zingulum und Schulterkragen.

Eine Besonderheit stellen die Soutanen der Priester im Bistum Wurzburg dar. Diese durfen im vorderen Innenteil der Armel und in der Innenseite einer uber die Soutanenknopfe gelegten Knopfleiste violetten Stoff tragen. Dieses Privileg hat seinen Ursprung in einem Streit um die Erhebung zum Erzbistum im Jahre 1818. Die Wurzburger Obrigkeit und der Klerus argerten sich dermaßen daruber, dass das altere Bistum Wurzburg nicht zum Erzbistum erhoben wurde, sondern das jungere Bistum Bamberg , dass man dem Wurzburger Klerus diese Verzierung gewahrte.

  • Martha Bringemeier: Priester- und Gelehrtenkleidung. Tunika ? Soutane ? Schaube ? Talar. Ein Beitrag zu einer geistesgeschichtlichen Kostumforschung . Munster 1974 ( Volltext als PDF ).
Commons : Soutane  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Soutane  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Der Brockhaus in zehn Banden. Band 9, Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig & Mannheim, ISBN 3-7653-2459-0 , S. 5891; Allgemeine deutsche Real-Encyclopedie fur die gebildeten Stande. Conversations-Lexikon in funfzehn Banden. Band 14, F. A. Brockhaus, Leipzig 1853, S. 261.
  2. Beschluss uber Verbesserung, Kapitel 16 . In: Valentin Loch (Hrsg.): Beschlusse und Glaubensregeln des hochheiligen allgemeinen Concils zu Trient . Manz, Regensburg 1869, S.   83 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c Soutane auf katholisch.de. Abgerufen am 16. Oktober 2021 .
  4. Soutane auf Priester-Ordensgewander im heiligenlexikon.de
  5. Maurizio Bettoja: Clerical Dress in the City of Rome in the 19th Century. In: New Liturgical Movement , 9. September 2010.