Soutane
(
franzosisch
, von
italienisch
Sottana
‚die untere [Kleidung]‘
) ist ein mit engen Armeln versehenes knochellanges und tailliertes Obergewand eines
katholischen
,
koptischen
oder
anglikanischen
Geistlichen
. Das nur knielange Bekleidungsstuck heißt dagegen
Soutanelle
.
[1]
Die Soutane entstand im 16. Jahrhundert aus der
Tunika
. Der Name ruhrt daher, dass sie ursprunglich als
Subtunica
unter der
Supertunica
, aus der sich die
Talare
entwickelte, als Teil der Kleidung der
Universitatsangehorigen
getragen wurde. Eine Spezialisierung der Soutane als Berufskleidung von Priestern, Richtern, Anwalten und Arzten (als Absolventen der verschiedenen
Fakultaten
) erfolgte im 17. Jahrhundert. Gestaltung der Kleidung sowie Umsetzung der Vorschriften lagen noch bei den einzelnen Universitaten und
Diozesen
.
Seit Anfang des 17. Jahrhunderts trugen die
Jesuiten
die Soutane und einen
Radmantel
als Habit. Bis in die 2. Halfte des 17. Jahrhunderts wurden, trotz Verbot durch das
Konzil von Trient
[2]
, von vielen Priestern ?weltliche Kleidung“ (
Justaucorps
und
Wams
) getragen, besonders im
Heiligen Romischen Reich
. Unter
Innozenz XI.
wurden Soutane und
Kollar
auch als Alltagskleidung vorgeschrieben, was jedoch erst im 18. Jahrhundert vollstandig durchgesetzt wurde.
Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts war die Soutane als Alltagsbekleidung eines Priesters der romisch-katholischen Kirche vor allem in Europa ublich. Entsprechend dem Anlass und der Hierarchiestufe des Geistlichen werden unterschiedliche Farb- und teilweise auch verschiedene Formgebungen in der Kirche benutzt.
[3]
So tragt beispielsweise ein
Apostolischer Protonotar
die
Mantelletta
, einen mantelartigen Uberwurf in der Lange eines
Chorrocks
, uber der Soutane. Die Seminaristen des
Germanicums
in Rom waren traditionell an ihrem roten Talar erkennbar.
Als Alltagsbekleidung verlor die Soutane im 20. Jahrhundert vor allem in Deutschland ihre Bedeutung. Junge Geistliche und Seminaristen tragen die Soutane wieder haufiger auch im Alltag. In anderen europaischen Staaten (beispielsweise in Polen) ist die Soutane weiterhin die ubliche Kleidung katholischer Priester.
[4]
Die Soutane ist im Gegensatz zum
Talar
etwa bis zur Hufte tailliert geschnitten und wird mit 33 Knopfen geschlossen. In den meisten Fallen ist sie aus schwarzem Stoff, in den warmeren Landern kommt auch weißer Stoff zum Einsatz.
[3]
Zur Soutane wird je nach Rang ein schwarzes, violettes oder rotes
Zingulum
getragen. Fast ausnahmslos wird die Soutane vom
Klerus
getragen, jedoch tragen auch Priesterseminaristen, verschiedene katholische Ordensmitglieder (
Pallottiner
,
Deutscher Orden
), die nicht dem Klerus angehoren, die Soutane. In mehreren Priestergemeinschaften dient die Soutane als Gemeinschafts-
Habit
, so bei den
Petrusbrudern
und in der
Gemeinschaft Sankt Martin
.
Landlaufig wird eine Soutane falschlicherweise auch als Talar bezeichnet. Der Talar ist weiter geschnitten, weist nur eine Falte am Rucken auf und kann auch armellos sein; er wird von den
liturgischen Diensten
getragen.
Die Soutane gehort zum
abito piano
(
it.
, ?pianischer Anzug‘), den Papst
Pius IX.
1851 in dem Dekret
Firma permanente
als Alltagstracht der Kleriker vorschrieb.
[5]
Bei bestimmten Anlassen wird zur Soutane die
Pellegrina
, ein breiter Schulterkragen, getragen.
Beim Anlegen spricht der Kleriker das folgende
Ankleidegebet
aus Psalm
Ps
16,5
EU
gemaß der
Vulgata
:
Dominus pars haereditatis meae et calicis mei; tu es, qui restitues haereditatem meam mihi
(?Der Herr ist der Anteil meines Erbes und meines Kelches. Du bist es, der mir mein Erbe erstatten wird.“)
In der vatikanischen Instructio
Ut sive sollicite
vom 31. Marz 1969 uber Kleidung, Titel und Insignien der Kardinale, Bischofe und niederen
Pralaten
wurden folgende
Farben
festgelegt
[3]
:
- Kaplan Seiner Heiligkeit
: schwarze Soutane mit violetten Knopfen und Knopflochern sowie violettem Zingulum
- Ehrenpralat Seiner Heiligkeit
und
Apostolischer Protonotar
: schwarze oder violette Soutane mit rubinroten Knopfen und Knopflochern sowie violettem Zingulum
- Bischofe: schwarze oder violette Soutane mit rubinroten Knopfen und Knopflochern, violettem Zingulum und Pellegrina (nicht zu verwechseln mit der
Mozetta
, dem zur
Chorkleidung
gehorenden Schulterkragen); in tropischen Landern auch weiße Soutane mit rubinroten Knopfen und violettem Zingulum sowie Schulterkragen
- Kardinale: schwarze oder rote Soutane mit hellroten Knopfen und Knopflochern sowie hellrotem Zingulum und Schulterkragen.
Eine Besonderheit stellen die Soutanen der Priester im
Bistum Wurzburg
dar. Diese durfen im vorderen Innenteil der Armel und in der Innenseite einer uber die Soutanenknopfe gelegten Knopfleiste violetten Stoff tragen. Dieses Privileg hat seinen Ursprung in einem Streit um die Erhebung zum Erzbistum im Jahre 1818. Die Wurzburger Obrigkeit und der Klerus argerten sich dermaßen daruber, dass das altere Bistum Wurzburg nicht zum Erzbistum erhoben wurde, sondern das jungere
Bistum Bamberg
, dass man dem Wurzburger Klerus diese Verzierung gewahrte.
- Martha Bringemeier:
Priester- und Gelehrtenkleidung. Tunika ? Soutane ? Schaube ? Talar. Ein Beitrag zu einer geistesgeschichtlichen Kostumforschung
. Munster 1974 (
Volltext als PDF
).
- ↑
Der Brockhaus in zehn Banden.
Band 9, Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig & Mannheim,
ISBN 3-7653-2459-0
, S. 5891;
Allgemeine deutsche Real-Encyclopedie fur die gebildeten Stande. Conversations-Lexikon in funfzehn Banden.
Band 14, F. A. Brockhaus, Leipzig 1853, S. 261.
- ↑
Beschluss uber Verbesserung, Kapitel 16
. In: Valentin Loch (Hrsg.):
Beschlusse und Glaubensregeln des hochheiligen allgemeinen Concils zu Trient
. Manz, Regensburg 1869,
S.
83
(
eingeschrankte Vorschau
in der Google-Buchsuche).
- ↑
a
b
c
Soutane auf katholisch.de.
Abgerufen am 16. Oktober 2021
.
- ↑
Soutane auf
Priester-Ordensgewander
im heiligenlexikon.de
- ↑
Maurizio Bettoja:
Clerical Dress in the City of Rome in the 19th Century.
In:
New Liturgical Movement
, 9. September 2010.