Sophie Charlotte von Hannover

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Sophie Charlotte von Hannover, Kurfurstin von Brandenburg, Konigin in Preußen, 1685, Residenzmuseum im Celler Schloss

Sophie Charlotte Herzogin von Braunschweig und Luneburg (inoffiziell ?Prinzessin von Hannover“) (*  30. Oktober 1668 in Iburg ; †  1. Februar   1705 in Hannover ) war die erste preußische Konigin . Sie war die einzige Tochter von Sophie von der Pfalz und Ernst August von Braunschweig-Luneburg , dem spateren ersten Kurfursten von Hannover.

Im Jahr 1684 heiratete sie den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg , der ab 1688 als Kurfurst Friedrich III. regierte und sich 1701 zum Konig in Preußen kronte. Ihr Sohn ist der spatere ?Soldatenkonig“ Friedrich Wilhelm I. , der mit ihrer Nichte Sophie Dorothea von Hannover ? der Tochter ihres Bruders Georg Ludwig (des spateren englischen Konigs Georg I. ) und der ?Prinzessin von Ahlden“ ? die Ehe einging, aus welcher ihr Enkel Friedrich II. entspross.

Ihr Gemahl erbaute ihr das Schloss Charlottenburg , das sie als Hauptwohnsitz nutzte. Sie galt als hochgebildet und pflegte wie ihre Mutter eine enge Freundschaft mit Leibniz .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sophie Charlotte (im Familienkreis ?Figuelotte“ genannt) wurde im Schloss Iburg geboren, wo ihr Geburtszimmer bis heute besteht. Ihre ersten funf Lebensjahre verbrachte sie mit den Eltern im provinziellen Leben des Iburger Schlosses, ehe die furstbischofliche Familie 1673 die neu erbaute Residenz in Osnabruck , das Schloss Osnabruck , bezog, wo 1674 ihr Bruder Ernst August II. von Hannover geboren wurde. Sie war die einzige Tochter des Furstbischofspaars und hatte drei altere und drei jungere Bruder. Die furstbischofliche Familie verließ Osnabruck und zog nach Hannover, nachdem ihr Onkel Johann Friedrich 1679 gestorben war und ihr Vater dessen Nachfolge im Furstentum Calenberg antrat.

Noel Jouvenet III. zugeschrieben, Sophie Charlotte von Hannover

Sophie Charlotte lernte Franzosisch , Englisch und Italienisch fließend zu sprechen. Sie wurde protestantisch erzogen, doch schlossen machtpolitische Erwagungen ihrer Eltern die Ehe mit einem Katholiken nicht aus, worauf ihre Erziehung Rucksicht nahm. Mit ihrer Mutter Sophie ging sie 1679 auf eine Reise nach Frankreich, wobei diese vorgeblich ihrem Interesse an Gartengestaltung nachging. Hauptinteresse der Reise war aber die mogliche Aussicht Sophie Charlottes auf eine Ehe mit dem Grand Dauphin , dem Sohn des franzosischen Konigs Ludwig XIV. , welche Sophie mit Hilfe ihrer Nichte und fruheren Ziehtochter Liselotte von der Pfalz einzufadeln suchte, der Schwagerin des Konigs. Diese Absicht scheiterte jedoch an den dynastischen Planen Ludwigs XIV., der sich fur eine katholische Kandidatin aus dem bayerischen Kurfurstenhaus entschied.

Daraufhin wurde Sophie Charlotte an das brandenburgische Kurfurstenhaus vermittelt. Am 6. November 1684 heiratete sie den bereits einmal verwitweten Kurprinzen Friedrich von Brandenburg. Vier Jahre spater starb der Große Kurfurst und Friedrich bestieg mit seiner Frau den kurfurstlichen Thron. Die Ehe war nicht glucklich; sie war aus politischen Grunden geschlossen worden, was in Hochadelskreisen an der Tagesordnung war. Die Kurfurstin gebar Friedrich I. drei Kinder, von denen nur ein Sohn uberlebte, der spatere Konig Friedrich Wilhelm I. Das Kind wurde in den ersten Lebensjahren, von 1689 bis 1692, am Hof seiner Großmutter in Hannover erzogen; Sophie Charlotte verwohnte ihren Sohn, der jedoch als Heranwachsender eine derb-soldatische Natur entwickelte und die kunstlerisch-philosophische Lebensweise seiner Mutter ebenso ablehnte wie die pompose Hofkultur seines Vaters.

Sie erhielt 1696 das Gut Lietzow (auch Lutzow), eine Preußische Meile [1] nordwestlich vor Berlin und ein Stuck Land in der Nahe als Ausgleich fur ihren Landsitz in Caputh bei Potsdam, den sie ihrem Gemahl zuruckgegeben hatte, und beauftragte den Architekten Arnold Nering mit dem Bau einer Sommerresidenz . Als Arnold Nering einige Monate spater starb, ubernahm der Baumeister Martin Grunberg die weitere Bauleitung. Unter seiner Regie wurden zwei sudwartsgerichtete Hofgebaude fur die Betriebsraume und das Gesinde errichtet.

Schloss Charlottenburg (fertiggestellt 1713); der dreifluglige Mittelteil bildete um 1700 das Schloss Lutzenburg
Konigin Sophie Charlotte (1705)
Sarkophag Sophie Charlottes im Berliner Dom

Dort lebte die Kurfurstin und spatere Konigin relativ unabhangig, ihr Gemahl Friedrich hatte nur Zutritt, wenn er ausdrucklich eingeladen war, so zum Beispiel im Sommer am 11. Juli 1699, als man das Schloss anlasslich des Geburtstages des Kurfursten feierlich einweihte. Danach wurde die Sommerresidenz zur standigen Residenz Sophie Charlottes. Um 1700 wurde das Schloss unter Eosander von Gothe zu einer reprasentativen Dreiflugelanlage ausgebaut.

Sophie Charlotte war eine Gegnerin der Politik des Premierministers Danckelmann , sie zog sich nach dessen Sturz 1697, bei dem sie maßgeblich mitgewirkt hatte, auf ihr Schloss Lietzenburg zuruck, da sie am Berliner Hof politisch nichts auszurichten vermochte. Am 18. Januar 1701 wurde sie von ihrem Ehemann zur ersten Konigin in Preußen gekront. Von 1696 bis zu ihrem Tode zog sie die verwaiste Caroline von Brandenburg-Ansbach als Ziehtochter auf, welche anschließend von Sophie Charlottes Mutter, der Kurfurstin Sophie von Hannover, mit deren Enkel Georg von Hannover, dem spateren englischen Konig Georg II. , verheiratet wurde.

Am 1. Februar 1705 starb sie wahrend eines Besuchs bei ihrer Mutter in Hannover an einer Halsentzundung. Ihr Leichnam wurde seziert und einbalsamiert und auf einem Schaubett offentlich ausgestellt. Am 9. Marz erfolgte die Uberfuhrung nach Berlin, wo im alteren Berliner Dom die Trauerfeier stattfand und sie bestattet wurde. Der große zeitliche Abstand zwischen Tod und Uberfuhrung erklart sich aus den aufwendigen Vorbereitungen fur die Beisetzungsfeierlichkeiten, vor allem der Errichtung von Funeralarchitekturen, die an den Stationen des Leichenzuges zu erbauen waren. [2] Heute befindet sich ihre letzte Ruhestatte in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms am Lustgarten in Berlin.

Nach dem Tode der Konigin ließ der Konig das Anwesen Lietzenburg zu Ehren seiner verstorbenen Gemahlin in Charlottenburg umbenennen. Dieser Schritt hatte vor allem dynastische Grunde, denn Friedrich, ein in Ermangelung herausragender Ahnen und großer Taten von den Fursten Europas belachelter Monarch, musste bestrebt sein, die 1701 erworbene Konigswurde international anerkannt zu wissen. Er stutzte sich damit auf die dynastische Tradition des Hauses Hannover, indem er seine Gemahlin nach ihrem Tod glorifizierte.

Sophie Charlotte wird ? wie ihre Mutter ? als sehr gebildet beschrieben. Sie zog bekannte Personlichkeiten ihrer Zeit an ihren Hof zu Lietzenburg, so zum Beispiel den Philosophen Leibniz , den sie aus ihrer Zeit am hannoverschen Hof kannte. Leibniz blieb zeitlebens ihr guter Freund und war haufig Gast in Lietzenburg. Sie fuhrten intensive philosophische Disputationen und setzten sich zusammen fur die Grundung einer wissenschaftlichen Akademie zu Berlin ein, welche dann auch am 11. Juli 1700 von Friedrich gegrundet wurde.

Leibniz, der Sophie Charlotte um elf Jahre uberlebte, schrieb nach ihrem Tod uber sie: ?sie wollte mich oft in ihrer Nahe haben; so genoß ich haufig das Gesprach einer Furstin, deren Geist und Menschlichkeit von keiner jemals ubertroffen wurde […] Die Konigin besaß eine unglaubliche Kenntnis auch auf abgelegenen Gebieten und einen außerordentlichen Wissensdrang, und in unseren Gesprachen trachtete sie danach, diesen immer mehr zu befriedigen, woraus eines Tages ein nicht geringer Nutzen fur die Allgemeinheit erwachsen ware, wenn sie der Tod nicht dahingerafft hatte.“

In ihrem Geburtsort Bad Iburg ist der Charlottensee nach ihr benannt. Außerdem wurde die so genannte Rennbahn um den See, die Teil der Bundesstraße 51 ist, in Charlottenburger Ring umbenannt. In Berlin-Charlottenburg gibt es seit 1957 ein nach ihr benanntes Gymnasium, die Sophie-Charlotte-Oberschule , sowie den Sophie-Charlotte-Platz und die Sophie-Charlotten-Straße.

Musik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sophie Charlotte war musikalisch sehr gebildet. Sie spielte ausgezeichnet Cembalo , sang und pflegte die italienische Oper an ihrem Hof, zu deren Auffuhrung ein separates Opernhaus errichtet wurde. Die Musiker Attilio Ariosti und Giovanni Bononcini standen jahrelang als Hofkapellmeister in ihren Diensten und komponierten dafur diverse Opern. Bei deren Auffuhrungen trat sie z. B. im Orchester als Generalbassspielerin am Cembalo auf. Außerdem dirigierte sie auch vom Cembalo aus. [3] 1700 widmete ihr Arcangelo Corelli sein Opus 5, 12 Violinsonaten mit begleitendem Cembalo. 1987 veranstaltete die Stadt Berlin als Beitrag zu ihrer 750-Jahrfeier eine Ausstellung mit Ausstellungskatalog Sophie Charlotte und die Musik in Lietzenburg [= heute Charlottenburg]. [4] [5]

Kinder aus der Ehe mit Konig Friedrich I. [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Friedrich August (* 6. Oktober 1685; † 31. Januar 1686)
  • Friedrich Wilhelm I. (* 14. August 1688; † 31. Mai 1740)

Nach Sophie Charlotte benannt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Sophie Charlotte von Hannover  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Meilenstein bei berlin.de
  2. Gerhild H. M. Komander: Sophie Charlotte ? Portrat einer preußischen Konigin. Vortrag am 18. Februar 2005 in der Urania Berlin (online)
  3. operundtanz.de
  4. Sophie Charlotte und die Musik in Lietzenburg
  5. Als Taschenbuch
  6. Uber uns / unsere Schule ? Sophie-Charlotte-Gymnasium. Abgerufen am 4. Februar 2024 .
  7. Sophie-Charlotten-Straße. 27. Juli 2022, abgerufen am 19. Mai 2024 .
  8. Sophie-Charlotte-Platz. 27. Juli 2022, abgerufen am 19. Mai 2024 .
Vorgangerin Amt Nachfolgerin
Keine Konigin von Preußen
1701 bis 1705
Sophie Louise