Sony Dynamic Digital Sound

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Sony Dynamic Digital Sound ( SDDS ) ist ein Mehrkanal-Tonsystem zur digitalen Kodierung und Wiedergabe des Tons von Kinofilmen .

Aufbau und Funktion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

SDDS verfugt uber maximal acht verschiedene Kanale, funf davon in der Front, zwei an den Seiten sowie einen LFE-Kanal (Low Frequency Effects, Subwoofer ) fur spezielle tieffrequente Klangeffekte unter 120  Hz . Alle SDDS Prozessoren sind in der Kanalanzahl flexibel und lassen sich von vier bis acht Kanalen in verschiedenen Varianten universell installieren. Der SDDS-Prozessor ubernimmt die Verteilung der nicht vorhandenen Kanale auf die vorhandenen Lautsprecher (in der Praxis ist dies meist das Herunterrechnen von 8-Kanal-Filmen auf eine bestehende 5.1-Anlage).

Erster Einsatz [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

SDDS wurde erstmals am 17. Juni 1993 in vier Kinos in Los Angeles und New York mit dem Film Last Action Hero eingesetzt. Der erste deutsche SDDS-Film war Wolf ? Das Tier im Manne . Da in Deutschland kein Kopierwerk in der Anfangszeit SDDS kopieren konnte, wurden die wenigen deutschen SDDS-Kopien aus den USA importiert. Die restlichen deutschen Kopien hatten lediglich eine Dolby SR- Lichttonspur . Vor vielen der damaligen SDDS-Kopien wurde direkt ein kurzer SDDS-Soundtrailer vorkopiert. Dies hatte jedoch zur Folge, dass dieser auch in Kinos mit Tonanlagen ohne SDDS lief, da nach der Erstauffuhrung nicht darauf geachtet wurde, welches Kino eine Kopie mit SDDS-Ton bekam (SDDS-Kopien haben neben dem SDDS-Ton auch den Standard Dolby SR-Lichtton und sind somit mit allen analogen Kinotonanlagen kompatibel). Spater kam man davon ab und uberließ es den mit SDDS-Decodern ausgerusteten Kinos, einen SDDS-Trailer vor den Film zu kleben, um die Zuschauer auf den SDDS-Ton aufmerksam zu machen.

Codierung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Logo

Die Tondaten werden bei SDDS in zwei optischen Spuren links und rechts außerhalb der Film-Perforation gespeichert und mittels speziellem Lesegerat mit zwei CCD - Kameras ausgelesen. Zur Komprimierung und Kodierung wird das proprietare ATRAC -Verfahren ( Adaptive Transform Acoustic Coding ) eingesetzt. Bei allen Prozessoren, egal ob ersten Generation (DFP-D2000) oder zweiten Generation (DFP-D3000, DFP-D2500) werden ATRAC 2-Decoder-ICs verwendet. Zu den acht Tonkanalen kommen weitere vier Backup-Kanale. Auf jeweils einer Filmseite sind vier Haupt- sowie zwei Backup-Kanale gespeichert (siehe Fehlerkorrektur).

In den fruhen 2000er Jahren war SDDS das Tonformat im Kino, welches ? unter anderem aufgrund der 8 + 4 Kanale ? die hochste Datenrate noch vor DTS und Dolby Digital hatte. (Stand: 04/2006).

SDDS lasst sich zwar auf allen gangigen 35-mm- Projektoren nachrusten, jedoch ist die Vervielfaltigung von Filmen mit SDDS-Tonspur vergleichsweise aufwandig, da die feinen Strukturen der SDDS-Tonspuren große Sorgfalt erfordern: Kopien durften theoretisch mit hochstens halber Abspielgeschwindigkeit gezogen werden, ublich war (und ist) hingegen bislang ein Vielfaches.

SDDS ist wie die Konkurrenz Dolby Digital und DTS mittlerweile bei fast allen aktuellen Hollywood-Filmen vorhanden. SDDS wird im Kino verhaltnismaßig selten eingebaut, da das System seinen wesentlichen Vorteil, die funf Frontkanale, nur auf sehr großen Leinwanden ausspielen kann, wie sie meistens nur in wenigen Salen ab ca. 600 Platzen in großen Stadten vorhanden sind. Viele Kinofilme haben zudem nur einen 5.1-SDDS-Filmton oder einen automatisch aus den anderen Frontkanalen eingemischten Ton fur die beiden zusatzlichen Frontkanale. Die Investition in ein drittes System neben Dolby Digital und DTS lohnt sich daher fur die meisten Kinobetreiber nicht.

Fehlerkorrektur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine weitere Besonderheit von SDDS ist die Fehlerkorrektur. Neben der normalen, auch bei Dolby Digital ublichen Verfahren der Fehlerkorrektur bei Staub und Kratzern auf der Filmkopie bietet SDDS die ?DCM“ (digital concealment mode) ? einen digitalen Backup. Das System speichert insgesamt zwolf vollwertige Tonkanale, wobei es unerheblich ist, ob es sich um den Subwoofer, einen normalen oder einen Backup-Kanal handelt. Die Daten werden auf den beiden Tonspuren der 35-mm-Filmkopie wie folgt verteilt:

auf der Seite der analogen Tonspur (?S-Side“ ? Sound-Side):

  • Subwoofer (SW)
  • Center rechts (RC)
  • Rechts (R)
  • Surround rechts (SR)
  • Backup Center (C')
  • Backup links (Lmix)

auf der Bild-Seite (?P-Side“ ? Picture-Side):

  • Center (C)
  • Center links (LC)
  • Links (L)
  • Surround links (SL)
  • Backup Subwoofer (SW')
  • Backup rechts (Rmix)

Beide Tonspuren sind auf dem Film um 17,8 Bilder versetzt kopiert und werden durch Delays im SDDS-Prozessor zu dem Bild synchronisiert. Hierdurch ist es sehr unwahrscheinlich, dass die zueinander gehorigen Daten gleichzeitig beschadigt und damit unlesbar sind (eine typische Beschadigung konnte eine Klebestelle in der Filmkopie sein). Sollte der SDDS-Prozessor nicht im Stande sein, die beschadigten Daten mittels der normalen Fehlerkorrektur zu korrigieren, so greift er auf die Daten der gegenuberliegenden Seite zuruck (die sich durch den 17,8-Bilder-Versatz nicht an der beschadigten Filmstelle befinden). Von Center und Subwoofer existieren direkte Kopien als Backup, die restlichen Kanale werden ? nach rechts und links getrennt ? zusammengemischt (Lmix ist eine Mischung aus links, Center links, Surround links). Durch diesen Umstand kann es vorkommen, dass, wenn auf der Standard-Tonspur ein Hubschrauber im Surround fliegt, auf den anderen Kanalen jedoch Stille herrscht, auf allen Kanalen der beschadigten Seite dieser Hubschrauber zu horen ist. Um dies zu verhindern, ist auf jeder Tonspur eine Info fur den Decoder gespeichert, wie laut der Mix auf den jeweiligen Kanalen in einem Backup-Fall wiedergegeben werden muss. Der Hubschrauber ist also weiterhin auf allen Kanalen einer Seite zu horen, allerdings nur im Surround in der eigentlichen Lautstarke. Dialog im Center und Tiefbassinformationen im Subwoofer bleiben komplett unberuhrt. So bleibt der kurze (fur die Dauer einer Klebestelle, zwei Filmbilder bei 24 Bilder pro Sekunde) Ruckfall auf eine Backup-Spur in den meisten Fallen unhorbar.

Sollte ein langeres Stuck Film als 17,8 Bilder derart beschadigt sein, dass weder herkommliche Fehlerkorrekturen, noch die digitalen Backup-Methoden helfen, bleibt ? im Falle einer Filmkopie mit allen Tonformaten ? ein Ruckfall auf DTS und Dolby Digital und erst, wenn keines der drei digitalen Systeme fehlerfrei lauft, ein Ruckfall auf die analoge Lichttonspur (meist Dolby SR ).

Alternativen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Thomas Gorne: Tontechnik. Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, Munchen u. a. 2006, ISBN 3-446-40198-9 .
  • Hubert Henle: Das Tonstudio Handbuch. Praktische Einfuhrung in die professionelle Aufnahmetechnik. 5., komplett uberarbeitete Auflage. Carstensen, Munchen 2001, ISBN 3-910098-19-3 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]