Dieser Artikel behandelt den Ort Sokolac in Bosnien und Herzegowina; zur gleichnamigen Burg in Kroatien siehe
Burg Sokolac
.
Sokolac
(
serbisch
-
kyrillisch
Соколац
) ist eine Kleinstadt und die zugehorige Verbandsgemeinde im Osten von
Bosnien und Herzegowina
. Es gehort zur
Republika Srpska
, einer von zwei
Entitaten
des sudosteuropaischen Staates. Die dunn besiedelte Gemeinde Sokolac gehort zum Stadtgebiet von
Isto?no Sarajevo
.
Die Gemeinde Sokolac befindet sich auf der
Glasinac
-Hochebene zwischen 700 und 1450 m Hohe etwa 30 km ostlich von
Sarajevo
. Im Westen reicht das Gemeindegebiet bis auf den Kamm des
Romanija
-Gebirges, im Osten begrenzt der
Devetak
die Gemeinde. 6 km nordlich der Stadt Sokolac entspringt bei der Siedlung Turkovi?i die
Bio?tica
, der linke Quellfluss der
Krivaja
.
Das Gemeindegebiet wird begrenzt von den Verbandsgemeinden
Han Pijesak
im Nordosten,
Rogatica
im Sudosten,
Pale
und
Isto?ni Stari Grad
im Suden sowie
Ilija?
und
Olovo
(beide
Foderation
) im Westen. Seit dem
Bosnienkrieg
bildet die
Entitatengrenze
zur Foderation die Westgrenze der Gemeinde.
Zur Gemeinde gehoren 88 Siedlungen, die den 10 Lokalgemeinschaften Bjelosavljevi?i, ?avarine, Kaljina, Kne?ina, Ko?utica, Podromanija, Sokolac, Sokolovi?i, ?ahbegovi?i und ?ljebovi zugeordnet werden.
Zur Volkszahlung 1991 hatte die Gemeinde 14.883 Einwohner. Davon bezeichneten sich 10.195 (68,5 %) als
Serben
, 4493 (30,18 %) als
Muslime
und 195 (1,31 %) als Angehorige anderer Volksgruppen.
In der Stadt Sokolac selbst lebten damals 6092 Menschen. Davon waren 5712 (93,76 %) Serben. Dorfgemeinschaften mit muslimischer Bevolkerungsmehrheit waren Kaljina (65,57 %), Kne?ina (72,96 %), ?ahbegovi?i (63,5 %) und ?ljebovi (60,14 %). Im Bosnienkrieg wurden fast alle bosniakischen Bewohner aus der Gemeinde vertrieben.
Im
Zweiten Weltkrieg
unterhielten die
jugoslawischen Partisanen
nahe Sokolac ein strategisch wichtiges Flugfeld. Im Jahre 1941 wurde die von 1876 bis 1882 erbaute
Serbisch-orthodoxe Kirche
Hl.
Prophet Elias
von der deutschen
Wehrmacht
schwerst zerstort.
Wahrend des
Bosnienkrieges
war Sokolac Standort eines Kommandobunkers der
VRS
und ein Einsatzzentrum des Ostbosnischen Korps (auch
Sarajevo-Romanija-Korps
). Die wichtigste
SA-6-Flugabwehrstellung
der bosnischen Serben befand sich ebenfalls in Sokolac. Sie wurde am 30. August 1995 durch ein
NATO
-
Bombardement
zerstort.
[2]
Sokolac selbst erlitt kaum Kriegsschaden, da es uber die ganze Zeit hinweg unter Kontrolle der VRS stand. Allerdings waren mehrere muslimische Siedlungen in der Gemeinde von
ethnischen Sauberungen
betroffen. Von Mai bis September 1992 soll es im Ort zu organisierten Vergewaltigungen von muslimischen Frauen gekommen sein.
[3]
Wahrend und kurzzeitig nach dem Krieg war Sokolac, Sitz des
serbisch-orthodoxen
Metropoliten der Metropolie Dabrobosnien, bevor dieser in die
Maria-Geburt-Kathedrale
nach
Sarajevo
zuruckkehrte.
In Sokolac sind italienische
EUFOR
-Soldaten stationiert.
Der ortliche Fußballverein
FK Glasinac Sokolac
spielte von 1993 bis 2004 in der
ersten bosnischen Liga
. Zurzeit spielt der Verein in der
3. Liga Bosniens
.
Die großten Wirtschaftszweige sind
Forstwirtschaft
und die
holzverarbeitende
Industrie.
Uber die
Magistralstraße 19
ist Sokolac mit Sarajevo (42 km) und
Vlasenica
(50 km) bzw.
Zvornik
(102 km) verbunden. Im Gemeindeteil Podromanija (4 km westlich von Sokolac) zweigt die
M19.3
ab, die uber
Rogatica
nach
Vi?egrad
fuhrt.
Eine Eisenbahnanbindung existiert nicht.
- ↑
https://www.rzs.rs.ba/front/article/3630/
Fortgeschriebene Bevolkerungszahlen fur 2018 vom Institut fur Statistik der Republika Srpska. Abgerufen am 9. Juni 2019.
- ↑
James Gow
:
The Serbian project and its adversaries
, C. Hurst & Co., 2003, Seite 195.
- ↑
Alexandra Stiglmayer:
Mass Rape: The War Against Women in Bosnia-Herzegovina
, University of Nebraska Press 1994, Seite 131.