Smederevo
(
serbisch
-
kyrillisch
Смедерево
;
deutsch
Semendria
) ist eine
serbische
Stadt und
Gemeinde
an der Mundung der
Jezava
in die
Donau
, 46 Kilometer von
Belgrad
entfernt. Sie ist der Hauptverwaltungssitz bzw. die Hauptstadt des
Bezirks
Podunavlje
(
Podunavski Okrug
) und hat etwa 110.000 Einwohner.
Teilansicht der Festung
Rathaus
Kirche des hl. Georg am Stadtplatz
Festung mit Mundung der Jezava in die Donau
Die zurzeit alteste bekannte Erwahnung Smederevos ist aus dem Jahr 1019, in einer Urkunde des
byzantinischen
Kaisers
Basileios II.
Darin wird Smederevo als ein
Bistum
des
Erzbistums Ohrid
genannt. Die Stadt gehorte in den folgenden Jahrhunderten zu Byzanz,
Bulgarien
und anschließend zu Serbien.
Als 1427 der serbische
Despot
đurađ Brankovi?
die damalige Hauptstadt Belgrad an
Ungarn
zuruckgeben musste (gemaß dem Abkommen von Tatra, in dem Ungarn die Nachfolge Brankovi?’ bestatigte; im Gegenzug sollte Belgrad an die ungarische Krone zuruckfallen), verlegte er seine
Hauptstadt
nach Smederevo, das er in den folgenden Jahrzehnten zur großten befestigten Stadt Serbiens ausbauen ließ. Die an der Mundung des Flusses Jezava in die Donau gelegene Stadt bot auch wegen ihrer Nahe zu Ungarn ? lediglich die Donau trennte beide Lander ? strategische Vorteile bezuglich der anruckenden
Osmanen
. Bis 1430 wurde die innere Festung, auch
kleine Stadt
genannt, erbaut, weswegen das Jahr 1430 auch als das offizielle Grundungsdatum Smederevos gilt. 1439 wurde Smederevo nach einer dreimonatigen Belagerung erstmals von den Osmanen erobert. 1444 mussten sich die Osmanen allerdings zuruckziehen, und Brankovi? trieb den Befestigungsbau weiter voran. Die außere Festung, auch
große Stadt
genannt, wurde ausgebaut. 1453 und 1456 konnten zwei osmanische Belagerungen uberstanden werden.
Bis zur endgultigen Eroberung des serbischen Despotats durch die Osmanen im Jahre 1459 blieb Smederevo dessen Hauptstadt. Unter den Osmanen wurde es Verwaltungssitz des
Sandschak Smederevo
, verlor diese Stellung aber an das 1521 eroberte Belgrad. Nach dem
Frieden von Passarowitz
gehorte Smederevo von 1718 bis 1738 zum
Erzherzogtum Osterreich
, danach wurde es wieder an das Osmanische Reich abgetreten. 1806 eroberten serbische Aufstandische im
Ersten Serbischen Aufstand
die Stadt. Smederevo sollte bis 1807 Hauptstadt des aufstandischen Serbiens werden, als es diese Stellung wieder an Belgrad verlor. 1854 wurde die serbisch-orthodoxe
Stadtkirche
Hl. Großmartyrer Georg
nach vier Jahren Bauzeit fertiggestellt.
Wahrend des
Ersten Weltkriegs
wurde die mittelalterliche Festung aus dem 15. Jahrhundert als
Kriegsgefangenenlager
benutzt. Im August 1919 besuchten Dr. Roger Steinmetz und Paul Schazmann vom
Komitee des Internationalen Roten Kreuzes
das Lager und hielten ihre Beobachtungen in dem Bericht
Documents publies a l´occasion de la Guerre 1914-1919
fest. Das Lager befand sich demnach in einem katastrophalen Zustand, sowohl was Hygiene als auch Versorgung betraf.
Im
Zweiten Weltkrieg
wurde die Stadt durch die
Wehrmacht
besetzt, die in der dortigen Festung ein Waffenlager errichtete. Am 5. Juni 1941 wurde die Festung durch eine schwere Explosion beschadigt, wobei Tausende von Menschen in der Stadt starben. Das Ganze geschah in unmittelbarer Nahe des Bahnhofs, in dem ein vollbesetzter Zug stand. Es wurde nie geklart, wie es zu diesem Ungluck kam.
Am 4. August 1971 ereignete sich bei
Lipe
, 8 km ostlich von Smederevo, ein weiterer schwerer
Eisenbahnunfall
: Auf der
eingleisigen
Strecke
wartete der
Lokomotivfuhrer
eines
Guterzugs
im Bahnhof von Lipe nicht die Durchfahrt eines Messe-Sonderzugs ab, sondern fuhr in den noch belegten Streckenabschnitt hinein. Bei dem folgenden Frontalzusammenstoß starben 35 Menschen.
[1]
Smederevo ist heute eine der bedeutendsten
Industriestadte
Serbiens. Das großte
Stahlwerk
Serbiens, ehemals MKS, spater SARTID, dann U.S. Steel Serbia, dann ?elezara Smederevo hat dort seinen Sitz, ebenso hat es einen großen Industriehafen an der Donau. Im Jahr 2003 kam es im Rahmen der
Privatisierung
des Stahlwerks zu politischen Verstimmungen, als das amerikanische Unternehmen U.S.Steel das Stahlwerk fur einen geringen Betrag erwarb (laut Presse ca. 25 Mio. USD), nachdem es kurz zuvor mit
EU
-Mitteln aufwendig saniert worden war. Im Jahre 2005 wurde die Produktion des Stahlwerkes verdoppelt. Die Anwohner hoffen seit Jahren, dass die stillgelegten Abgasreinigungsanlagen bald wieder reaktiviert werden.
Aufgrund der Unrentabilitat hat U.S. Steel Serbia das Stahlwerk fur einen symbolischen Preis Anfang 2012 an den serbischen Staat verkauft. Danach wurde das Stahlwerk unter dem Namen
?elezara Smederevo
unter der Eigentumerschaft des Serbischen Staats betrieben. Juni 2016 kaufte das chinesische Staatsunternehmen HBIS das Stahlwerk. Nach Darstellung von
Eurofer
versuchen chinesische Staatsunternehmen, unter Einstandskosten produzierte 400 Millionen Tonnen Uberproduktion in Europa loszuschlagen und damit die heimische Branche zu gefahrden.
[2]
Metallverarbeitung hat eine starke Tradition in der Stadt. Dazu gehoren unter anderem Metallbau und die Produktion von Kunstschmied-Produkten.
Seit ca. 2000 Jahren wird in der Umgebung von Smederevo Wein angebaut. Die ersten Reben wurden nach Smederevo von Romern gebracht. Anfang September wird in der Stadt das Weinerntedankfest
Smederevska Jesen
(deutsch:
Smederevoer Herbst
) gefeiert.
Die großten Potentiale der Stadt und der Region liegen allerdings noch brach:
- Das gute Klima, Boden und die Tradition im Anbau von Obst resultieren in ergiebigen und hochqualitativen Ernten, fur welche keine organisierte Abnahme vorhanden ist. Das Kuhlhaus des ehemaligen staatlichen Kombinats ?Godomin“ und der Weinkeller sind außer Betrieb.
- Die ganze Region liegt nach Untersuchungen aus den 1980er Jahren auf großen Reserven an Mineral- und Thermalwassern. Eine baldige Erschließung ist nicht in Sicht.
- Die seit Jahren angekundigte zollfreie Zone wird nur schleppend realisiert.
- Vuk Grgurevi?
(† um 1485),
serbischer Despot
- Milorad Arsenijevi?
(1906?1987), Fußballspieler
- ?ivorad Lazi?
(* 1933 im Gemeindeteil Lugav?ina), Drehbuchautor und Regisseur
- Vlajko Stojiljkovi?
(1937?2002), Innenminister Serbiens und Politiker in den Jugoslawienkriegen
- Rajko đuri?
(1947?2020), Kulturredakteur, Autor, Politiker (Unija Roma Srbije) und Parlamentsabgeordneter
- Zoran Jankovi?
(* 1953), Politiker
- Slobodan ?Boda“ Ninkovi?
(* 1956), Schauspieler
- Zoran Dobri?
(* 1960), Journalist
- Sne?ana Jankovi?
(* 1970), Diplomatin
- Tanja Savi?
(* 1985 im Gemeindeteil Radinac),
Turbo-Folk
-Sangerin
- Aleksandar Mitrovi?
(* 1994), Fußballspieler
- Nikola Stojkovi?
(* 1995), Fußballspieler
- Uro? Pavlovi?
(* 1998), Handballspieler
- Marko Milovanovi?
(* 2003), Fußballspieler
- Public Waterworks Company
- Illustration von Mathias van Somer von 1665: Abbildung der Vostung Sendrae in Ungarn 1665 (
Digitalisat
)
- A report by Mr. Paul Schazmann and Dr. Roger Steinmetz on their visits to the prisoners of war in Greece, in Thessaloniki in Macedonia and in Serbia
scribd.com
- ↑
Peter W. B. Semmens:
Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation.
Transpress, Stuttgart 1996,
ISBN 3-344-71030-3
, S. 177.
- ↑
orf.at
China nutzt Serbien im Stahlstreit mit der EU, orf.at, 13. Juli 2016, abgerufen am 13. Juli 2016.