Die Slowakische Nationalbibliothek
Die
Slowakische Nationalbibliothek
(Slovenska narodna kni?nica) ist die
Nationalbibliothek
der
Slowakei
.
Die Bibliothek wurde im Jahr 1941 gegrundet. Beheimatet ist sie in
Martin
und war ursprunglich in der
Matica slovenska
, dem slowakischen Kulturinstitut integriert. Im Jahre 2000 wurde sie von der Matica slovenska getrennt. Seither besteht sie als selbstandige Institution und tragt den offiziellen Namen ?Nationalbibliothek der Slowakischen Republik“
[1]
(
slow.
Slovenska narodna kni?nica
). Sie ist heute im sog. ?Dritten Gebaude“
[2]
der
Matica slovenska
untergebracht.
Das Hauptgebaude der Matica slovenska
Die Wurzeln der Entstehung gehen schon auf Kaiser
Franz Joseph
zuruck. Das
Oktoberdiplom
versprach allen Volkern der
osterreichisch-ungarischen Monarchie
gleiche Rechte zu. Allerdings konnten die Ungarn weitgehende Rechte der Slowaken verhindern, sodass der Kaiser nur die Grundung von drei
Gymnasien
und der Matica slovenska im Jahr 1863 genehmigte.
[3]
Dieser unabhangige Verein in Martin bemuhte sich um eine Sammlung von Buchern und Dokumenten, die die slowakische Kultur betrafen. Neben bedeutenden Wissenschaftlern hatte der Verein auch eine breite Mitgliederbasis in der ganzen Slowakei.
Die Basis der Bibliothek bildeten die Sammlungen des Staatsangestellten
Martin Hamuliak
(1789?1859) und dem Theologen
Michal Re?etka
. Hamuliak schenkte seine Sammlung schon in Hinblick auf den Verein dem Gymnasium in
Banska Bystrica
. Nach Angaben der Widmungsurkunde umfasste seine Sammlung 1.046 Titel. Viele der Bucher hatten zwar Bezug zur Slowakei, wurden jedoch nicht auf Slowakisch verfasst. Auch Bucher der antiken Literatur waren vorhanden. Die Bibliothek von Re?etka, der ebenfalls schon vor der Grundung des Vereins starb, gelangte uber den
Bischof von Nitra
in die Hande des Vereins.
Der erste Aufbewahrungsort der Sammlungen war der Amtssitz des Bischofs
?tefan Moyzes
(1797?1869), dem ersten Vorsitzenden der Matica slovenska, in Banska Bystrica.
Die Nationalbibliothek hatte auch in ihrer Anfangszeit zahlreiche Spender, die Bucher der Sammlung zur Verfugung stellten. Es waren dies nicht nur Slowaken, sondern auch andere slawische Institutionen und Personen, unter ihnen auch Zar
Alexander II.
Nach dem Tod Bischof Moyzes wurde die Sammlung nach Martin uberfuhrt und in einem eigenen Gebaude untergebracht und offentlich zugangig gemacht.
Im Jahr 1875 wurde die Handlungsfahigkeit des Vereins durch das ungarische Innenministerium eingeschrankt. Schließlich wurde der Verein als antipatriotisch komplett aufgelost. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 10.000 Drucke und 20.000
Dubletten
in der Sammlung. Sie wurden weiterhin in dem ursprunglichen Gebaude aufbewahrt und erst 1902 in das Komitatsmuseum in
Nitra
gebracht. Der großte der Sammlung verblieb in Nitra, nur kleine Teile kamen in die
Szechenyi-Nationalbibliothek
nach
Budapest
. Spatere Untersuchungen zeigten, dass etwa 28 % des Bestandes slowakischen Bezug hatten und sowohl in slowakischer als auch ungarischer oder deutscher Sprache verfasst waren.
Im Jahr 1890 grundete sich der Verein
Museum und Bibliothek
(Muzeum a Biblioteka) um die Arbeit der verbotenen
Matica slovenska
fortzusetzen. Damit die Sammlungen nicht durch die ungarischen Behorden beschlagnahmt werden konnte, wurden sie statutengemaß in den Besitz der Vereinsmitglieder ubertragen. Im Jahr 1896 wurde der Bestand der
Slowakischen Museumsgesellschaft
(Muzealna slovenska spolo?nos?) in Martin ubergeben. Diese Gesellschaft arbeitete ebenfalls als Verein und entstand auf Initiative des katholischen Pfarrers, Archaologen und Botanikers
Andrej Kme?
.
Sowohl in der Zeit bis zum
Ersten Weltkrieg
als auch ab 1921, als die Slowakei zu dem neu gegrundeten Statt
Tschechoslowakei
gehorte, erweiterten zahlreiche Spender laufend die Sammlungen durch Erbschaften und Schenkungen. 1910 umfasste die Sammlung rund 60.000 Bande.
Durch einen Umzug in ein neues Gebaude mit einem großen Lager im Jahr 1927 war eine schnellere Vergroßerung der Sammlungen moglich.
Nach der Neueroffnung der Matica slovenska im Jahr 1919 beschloss der Verein seine Sammlungen wieder der Matica zu uberlassen. Erst in den 1940er Jahren kamen auch wieder Bestande der ungarischen Nationalbibliothek zuruck.
Unabhangig von der Matica slovenska gab es in den 1930er Jahren bereits Uberlegungen, eine Nationalbibliothek zu errichten. Im Jahr 1941 kam es tatsachlich zur Grundung. Diese Bibliothek wurde ebenfalls als Verein gefuhrt und hatte ihren Standort ebenfalls in Martin, das somit uber zwei wissenschaftliche Buchereien verfugte. Ab sofort bekam die neue Nationalbibliothek die ublichen Pflichtexemplare, verfugte aber uber keine Raumlichkeiten, diese Sammlung zu bewaltigen. So wurde bald auch eine Ubersiedlung nach
Bratislava
an die
Comenius-Universitat Bratislava
uberlegt.
Bei den Kommunisten in der Nachkriegszeit war die Matica slovenska unerwunscht und fusionierte, um nicht unterzugehen, im Jahr 1953 mit der Nationalbibliothek. Im Folgejahr wurde alles mit der Funktion eines bibliographisch-bibliothekarischen Instituts verstaatlicht. Es entstand das Zentrum fur das gesamte Bibliothekswesen der Slowakei. Nach der Aufhebung zahlreicher Kloster und Kirchen fielen große Bestande der Bibliotheken an die Nationalbibliothek. Auch Adelsbibliotheken kamen dazu.
Mitte der 1970er Jahre ubersiedelte die Nationalbibliothek in einen Neubau
[2]
um, in dem sie heute noch beheimatet ist. Beim Umzug wurden noch große Bestande katalogisiert, die bisher nicht erfasst waren.
Seit 1993 werden beschlagnahmte Bestande auf Grund verschiedener
Restitutionsgesetze
wieder an ihre ursprunglichen Besitzer zuruckgegeben.
Die Slowakische Nationalbibliothek ist heute die großte Bibliothek der Slowakischen Republik mit einem Buchbestand von 4 900 000 Exemplaren.
- ↑
Gesetz:
NRSR ?. 126/2015
- ↑
a
b
Das sog. ?Dritte Gebaude“ der
Matica slovenska
entstand in den Jahren 1963 bis 1975 nach Entwurfen der Architekten Du?an Kuzma (* 1927, † 2008) und Anton Cimmermann. Im Jahre 2005 wurde es zum ausschließlichen Gebrauch der Slowakischen Nationalbibliothek ubertragen. Die
Matica slovenska
hat heute ihrem Hauptsitz im sog. ?Zweiten Gebaude“ aus den 1920er Jahren.
- ↑
Dokumente zur Autonomiepolitik der Slowakischen Volkspartei Hlinkas
, Seite 20, abgerufen am 10. November 2009.