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Das
Skandinavische Gebirge
(auch
Skanden
genannt,
schwedisch
Fjallen
,
norwegisch
Kjølen
; fruher auch
Skandinavische Alpen
[1]
) ist ein
Gebirge
, das die
Skandinavische Halbinsel
von der norwegischen
Skagerrak
-Kuste im Suden bis zum
Nordkap
durchzieht. Es hat eine Lange von etwa 1700 Kilometern und eine Breite von maximal 320 Kilometern.
Norwegen
und
Schweden
und zu einem sehr kleinen Teil im Norden auch
Finnland
haben Anteil am Gebirge. Entlang der finnischen Ostgrenze Richtung Suden erstreckt sich der sich abflachende Auslaufer
Maanselka
, an dem auch
Russland
teilhat. Das in seinem nordlichen Teil an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden verlaufende Gebirge ist auch die Wasserscheide Skandinaviens. Im norwegischen Teilgebirge
Jotunheimen
erreichen die Skanden mit dem 2469 Meter hohen
Galdhøpiggen
den hochsten Punkt
Nordeuropas
und Norwegens. Im
Kebnekaise
mit 2097 Metern stellen sie auch den hochsten Berg Schwedens und im
Haltitunturi
mit 1324 Metern den hochsten Berg Finnlands.
Die Bezeichnung
Fjell
wird in Skandinavien nicht nur fur die Skanden, sondern auch allgemein als Begriff fur
Hochgebirge
beziehungsweise
Bergtundra
verwendet.
Die Gesteine des Skandinavischen Gebirges reprasentieren einen Teil des Kaledonischen Gebirges, das im Zuge des Zusammenstoßes ?Ur-Nordamerikas“ (Laurentia) mit ?Ur-Europa“ (Baltica) aufgefaltet wurde. Dieser Zusammenstoß erfolgte vor ungefahr 440 oder 430 bis 390 Millionen Jahren (fruhes
Silur
bis mittleres
Devon
) und wird als die
Skandische Phase der
Kaledonischen Orogenese
bezeichnet.
[2]
[3]
Durch
Erosion
wurde dieses Gebirge nachfolgend mehr oder weniger vollstandig eingeebnet.
Das heutige Skandinavische Gebirge ist das Ergebnis einer Hebung der alten kaledonisch deformierten Kruste im
Tertiar
. Zur Ursache fur diese Hebung existieren verschiedene Hypothesen. So wird das Skandinavische Gebirge unter anderem als Riftschulter des Nordatlantik-Rifts interpretiert
[4]
oder auf tektonische Spannungen innerhalb der westeurasischen Kruste infolge einer allgemeinen globalen Anderung der Plattenbewegungen zuruckgefuhrt.
[5]
Deutliche negative
Schwereanomalien
im Bereich des Skandinavischen Gebirges deuten jedoch auf eine
isostatische
Hebung hin, die moglicherweise mit einer moderaten Aufheizung und daraus folgend einem Dichteverlust der kaledonisch deformierten Kruste in Zusammenhang steht. Als Warmequelle wird der Island-
Hotspot
vermutet.
[6]
Die Skanden erreichen eine Hohe von 2469 Metern (Galdhøpiggen), haben aber in manchen Gebieten nur
Mittelgebirgscharakter
. Die hochgebirgigen Gebiete zeigen aufgrund der Uberformung durch die eiszeitlichen Gletscher, anders als die ubrigen europaischen Hochgebirge, haufig runde, weiche Formen (Gletscherschliff), seltener ausgepragte Gipfelformen. Die Hohen der Gebirge sind teilweise in Plateaus ausgebildet, die von tiefen, steil abfallenden Talern zerschnitten sind.
Wahrend der Eiszeit waren diese ostlichen, heute flacheren Bereiche der Skanden, insbesondere aber die Gebiete des
Baltischen Schildes
weitraumig unter einer teilweise uber 1500 Meter dicken Eisschicht begraben, dem
Fennoskandischen Eisschild
. Die hochsten Gebirgsteile der Skanden ragten jedoch aus dem Eisschild heraus und bildeten
Nunatakker
mit den charakteristischen, oft spitzen Berggipfeln, so in
Jotunheimen
oder am Kebnekaise. Nach dem Abtauen der Eislast setzte die
postglaziale Landhebung
ein, die noch heute anhalt. Wahrend das Skandinavische Gebirge nach Osten in Stufen abfallt, ist die Westseite durch einen steilen, tief zertalten Abfall gekennzeichnet. Der Eisschild hat sich hier in Gletscherzungen aufgeteilt und ist durch die zahlreichen
Fjorde
nach Westen abgeflossen. Die Fjorde zeigen die fur Gletschertaler typische Trogform.
Teile der Skanden sind von
Plateaugletschern
bedeckt, deren Auslaufer sich fast hinab bis auf Meereshohe erstrecken (z. B. Engenbreen, +10 m). Die großten sind
Jostedalsbreen
(mit ca. 486 km² der großte Gletscher Kontinentaleuropas),
Svartisen
und
Folgefonna
.
Bis auf einen kleinen
subpolaren
Anteil liegen die Skanden in der
borealen Okozone
, sodass die Vegetation unterhalb des Gebirgsfußes aus
borealen Nadelwaldern
besteht. Die
Wald-
und
Baumgrenze
wird ? anders als in den meisten anderen Gebirgen der Erde ? von der
Fjallbirke
gebildet. Daruber liegt das baumlose
Fjell
, das aus Zwergstrauchheiden, Bergwiesen, Matten und Mooren besteht, sowie Blockschutthalden mit Moosen und Flechten in den Gipfelregionen.
Das Klima im Westen des Skandinavischen Gebirges ist durch den
Golfstrom
und die tief in das Land reichenden Fjorde stark
maritim
gepragt und regenreich. Ostlich der Gebirgsketten herrscht ein niederschlagsarmeres,
kontinental
gepragtes Klima. Dies fuhrt dazu, dass die Vergletscherungsgrenze (regionale
klimatische Schneegrenze
) von rund 1600 Meter beim niederschlagsreichen
Jostedalsbreen
auf rund 2000 Meter im niederschlagsarmeren Raum
Dovrefjell
/
Jotunheimen
ansteigt. Dieselbe Tendenz zeigt sich bei der um rund 900 Meter absinkenden klimatischen
Waldgrenze
.
In Skandinavien war das Vorkommen von
Permafrost
in
Palsamooren
im Tiefland bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt und wurde in zahlreichen Arbeiten beschrieben. Das Vorkommen von Gebirgspermafrost in den Skanden wurde jedoch bis Anfang der 1980er Jahre von skandinavischen Wissenschaftlern bestritten. Dies wurde erstmals 1976 durch
geophysikalische Prospektion
nachgewiesen.
[7]
Diese Untersuchungen wurden danach uber mehrere Jahre hinweg systematisch auf alle wichtigen Teilgebiete der Skanden ausgedehnt und ergaben dadurch ein erstes Gesamtbild der Verbreitung von Gebirgspermafrost im Skandinavischen Gebirge.
[8]
Fur eine Gebirgsregion gilt, dass bei mittleren jahrlichen
Lufttemperaturen
von ?3,5 °C Permafrost auf rund 50 % der Flache vorkommt, oft mit einer Machtigkeit von 200 bis 300 Metern.
[9]
Diese Beziehung zwischen der mittleren jahrlichen Lufttemperatur (MAAT = Mean Annual Air Temperature) und dem Auftreten von Permafrost ist auch weitgehend beim polaren Permafrost zu finden.
- ↑
Skandinavische Alpen.
In:
Pierer’s Universal-Lexikon
, Band 16, vierte Auflage, Altenburg 1863,
S. 162
- ↑
David G. Gee, Haakon Fossen, Niels Henriksen, Anthony K. Higgins:
From the Early Paleozoic Platforms of Baltica and Laurentia to the Caledonide Orogen of Scandinavia and Greenland.
Episodes. Bd. 31, Nr. 1, 2008, S. 44?51,
doi:10.18814/epiiugs/2008/v31i1/007
- ↑
A. Ladenberger, D. G. Gee, Y. Be’eri Shlevin, S. Claesson, J. Majka:
The Scandian collision revisited ? when did the orogeny start?
In:
Geophysical Research Abstracts
, Bd. 14, EGU2012-12633, 2012 (
PDF
39 kB)
- ↑
T. F. Redfield, P. T. Osmundsen, B. W. H. Hendriks:
The role of fault reactivation and growth in the late uplift of western Norway.
Geophysical Research Abstracts, Bd. 7, 03025, 2005, SRef-ID: 1607-7962/gra/EGU05-A-03025 (
PDF
34 kB). Ein umfassender Aufsatz der gleichen Autoren mit identischem Titel ist erschienen im Journal of the Geological Society (London), Bd. 162, Nr. 6, 2005, S. 1013?1030,
doi:10.1144/0016-764904-149
.
- ↑
S. Cloetingh, F. M. Gradstein, H. Kooi, A. C. Grant, M. Kaminski:
Plate reorganization: a cause of rapid late Neogene subsidence and sedimentation around the North Atlantic?
In:
Journal of the Geological Society
(London), Bd. 147, Nr. 3, 1990, S. 495?506,
doi:10.1144/gsjgs.147.3.0495
(
Alternativer Download
PDF 1,2 MB).
- ↑
Christophe Pascal, Odleiv Olesen:
Are the Norwegian mountains compensated by a mantle thermal anomaly at depth?
Tectonophysics. Bd. 475, Nr. 1, 2009, S. 160?168,
doi:10.1016/j.tecto.2009.01.015
. Anmerkung: Diese Arbeit enthalt einen kurzen Abriss uber die zahlreichen Hypothesen zur Ursache der Hebung des Skandinavischen Gebirges.
- ↑
Lorenz King:
Permafrostuntersuchungen in Tarfala (Schwedisch Lappland) mit Hilfe der Hammerschlagseismik
. In:
Zeitschrift fur Gletscherkunde und Glazialgeologie
. 12-2. Jahrgang, 1976,
S.
187?204
.
- ↑
Lorenz King:
Permafrost in Skandinavien ? Untersuchungsergebnisse aus Lappland, Jotunheimen und Dovre/Rondane
. In:
Heidelberger Geographische Arbeiten
. 76. Jahrgang, 1984.
- ↑
Lorenz King:
Qualitative und quantitative Erfassung von Permafrost in Tarfala (Schwedisch-Lappland) und Jotunheimen (Norwegen) mit Hilfe geoelektrischer Sondierungen
. In:
Zeitschrift fur Geomorphologie
. Suppl.-Band. Jahrgang,
Nr.
43
, 1982,
S.
139?160
.