Skandinavisches Gebirge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Skandinavisches Gebirge / Skanden
Hochster Gipfel Galdhøpiggen ( 2469  moh. )
Lage Norwegen ,
Schweden ,
Finnland
Teil von Skandinavien
Koordinaten 65°  N , 14°  O Koordinaten: 65°  N , 14°  O
Alter des Gesteins Prakambrium ? Devon

f

Das Skandinavische Gebirge (auch Skanden genannt, schwedisch Fjallen , norwegisch Kjølen ; fruher auch Skandinavische Alpen [1] ) ist ein Gebirge , das die Skandinavische Halbinsel von der norwegischen Skagerrak -Kuste im Suden bis zum Nordkap durchzieht. Es hat eine Lange von etwa 1700 Kilometern und eine Breite von maximal 320 Kilometern. Norwegen und Schweden und zu einem sehr kleinen Teil im Norden auch Finnland haben Anteil am Gebirge. Entlang der finnischen Ostgrenze Richtung Suden erstreckt sich der sich abflachende Auslaufer Maanselka , an dem auch Russland teilhat. Das in seinem nordlichen Teil an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden verlaufende Gebirge ist auch die Wasserscheide Skandinaviens. Im norwegischen Teilgebirge Jotunheimen erreichen die Skanden mit dem 2469 Meter hohen Galdhøpiggen den hochsten Punkt Nordeuropas und Norwegens. Im Kebnekaise mit 2097 Metern stellen sie auch den hochsten Berg Schwedens und im Haltitunturi mit 1324 Metern den hochsten Berg Finnlands.

Die Bezeichnung Fjell wird in Skandinavien nicht nur fur die Skanden, sondern auch allgemein als Begriff fur Hochgebirge beziehungsweise Bergtundra verwendet.

Die Gesteine des Skandinavischen Gebirges reprasentieren einen Teil des Kaledonischen Gebirges, das im Zuge des Zusammenstoßes ?Ur-Nordamerikas“ (Laurentia) mit ?Ur-Europa“ (Baltica) aufgefaltet wurde. Dieser Zusammenstoß erfolgte vor ungefahr 440 oder 430 bis 390 Millionen Jahren (fruhes Silur bis mittleres Devon ) und wird als die Skandische Phase der Kaledonischen Orogenese bezeichnet. [2] [3] Durch Erosion wurde dieses Gebirge nachfolgend mehr oder weniger vollstandig eingeebnet.

Das heutige Skandinavische Gebirge ist das Ergebnis einer Hebung der alten kaledonisch deformierten Kruste im Tertiar . Zur Ursache fur diese Hebung existieren verschiedene Hypothesen. So wird das Skandinavische Gebirge unter anderem als Riftschulter des Nordatlantik-Rifts interpretiert [4] oder auf tektonische Spannungen innerhalb der westeurasischen Kruste infolge einer allgemeinen globalen Anderung der Plattenbewegungen zuruckgefuhrt. [5] Deutliche negative Schwereanomalien im Bereich des Skandinavischen Gebirges deuten jedoch auf eine isostatische Hebung hin, die moglicherweise mit einer moderaten Aufheizung und daraus folgend einem Dichteverlust der kaledonisch deformierten Kruste in Zusammenhang steht. Als Warmequelle wird der Island- Hotspot vermutet. [6]

Relief und Vegetation

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Vegetationskundliche Hohenstufen der Skanden. Schematische Darstellung der Grenzen im sudlichen (Jotunheimen) und nordlichen Fjall (Finnmark)

Die Skanden erreichen eine Hohe von 2469 Metern (Galdhøpiggen), haben aber in manchen Gebieten nur Mittelgebirgscharakter . Die hochgebirgigen Gebiete zeigen aufgrund der Uberformung durch die eiszeitlichen Gletscher, anders als die ubrigen europaischen Hochgebirge, haufig runde, weiche Formen (Gletscherschliff), seltener ausgepragte Gipfelformen. Die Hohen der Gebirge sind teilweise in Plateaus ausgebildet, die von tiefen, steil abfallenden Talern zerschnitten sind.

Wahrend der Eiszeit waren diese ostlichen, heute flacheren Bereiche der Skanden, insbesondere aber die Gebiete des Baltischen Schildes weitraumig unter einer teilweise uber 1500 Meter dicken Eisschicht begraben, dem Fennoskandischen Eisschild . Die hochsten Gebirgsteile der Skanden ragten jedoch aus dem Eisschild heraus und bildeten Nunatakker mit den charakteristischen, oft spitzen Berggipfeln, so in Jotunheimen oder am Kebnekaise. Nach dem Abtauen der Eislast setzte die postglaziale Landhebung ein, die noch heute anhalt. Wahrend das Skandinavische Gebirge nach Osten in Stufen abfallt, ist die Westseite durch einen steilen, tief zertalten Abfall gekennzeichnet. Der Eisschild hat sich hier in Gletscherzungen aufgeteilt und ist durch die zahlreichen Fjorde nach Westen abgeflossen. Die Fjorde zeigen die fur Gletschertaler typische Trogform.

Teile der Skanden sind von Plateaugletschern bedeckt, deren Auslaufer sich fast hinab bis auf Meereshohe erstrecken (z. B. Engenbreen, +10 m). Die großten sind Jostedalsbreen (mit ca. 486 km² der großte Gletscher Kontinentaleuropas), Svartisen und Folgefonna .

Bis auf einen kleinen subpolaren Anteil liegen die Skanden in der borealen Okozone , sodass die Vegetation unterhalb des Gebirgsfußes aus borealen Nadelwaldern besteht. Die Wald- und Baumgrenze wird ? anders als in den meisten anderen Gebirgen der Erde ? von der Fjallbirke gebildet. Daruber liegt das baumlose Fjell , das aus Zwergstrauchheiden, Bergwiesen, Matten und Mooren besteht, sowie Blockschutthalden mit Moosen und Flechten in den Gipfelregionen.

Klima, Gletscher und Permafrost

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Topographische Karte des Gebietes Jotunheimen, Dovre und Rondane. Die roten Linien markieren die ?3,5 °- Jahresisothermen (MAAT) in Bezug zur (theoretischen) Meereshohe , die aufgrund des milderen Kustenklimas Richtung Inland immer weiter absinken. Liegt die tatsachliche Hohe uber der Isotherme, ist auf 50 % der Flache mit Permafrost zu rechnen. Die blauen Linien markieren die theoretische Mindesthohe fur vergletscherte Gebiete ? mit gegenlaufiger Tendenz.

Das Klima im Westen des Skandinavischen Gebirges ist durch den Golfstrom und die tief in das Land reichenden Fjorde stark maritim gepragt und regenreich. Ostlich der Gebirgsketten herrscht ein niederschlagsarmeres, kontinental gepragtes Klima. Dies fuhrt dazu, dass die Vergletscherungsgrenze (regionale klimatische Schneegrenze ) von rund 1600 Meter beim niederschlagsreichen Jostedalsbreen auf rund 2000 Meter im niederschlagsarmeren Raum Dovrefjell / Jotunheimen ansteigt. Dieselbe Tendenz zeigt sich bei der um rund 900 Meter absinkenden klimatischen Waldgrenze .

In Skandinavien war das Vorkommen von Permafrost in Palsamooren im Tiefland bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt und wurde in zahlreichen Arbeiten beschrieben. Das Vorkommen von Gebirgspermafrost in den Skanden wurde jedoch bis Anfang der 1980er Jahre von skandinavischen Wissenschaftlern bestritten. Dies wurde erstmals 1976 durch geophysikalische Prospektion nachgewiesen. [7] Diese Untersuchungen wurden danach uber mehrere Jahre hinweg systematisch auf alle wichtigen Teilgebiete der Skanden ausgedehnt und ergaben dadurch ein erstes Gesamtbild der Verbreitung von Gebirgspermafrost im Skandinavischen Gebirge. [8]

Fur eine Gebirgsregion gilt, dass bei mittleren jahrlichen Lufttemperaturen von ?3,5 °C Permafrost auf rund 50 % der Flache vorkommt, oft mit einer Machtigkeit von 200 bis 300 Metern. [9] Diese Beziehung zwischen der mittleren jahrlichen Lufttemperatur (MAAT = Mean Annual Air Temperature) und dem Auftreten von Permafrost ist auch weitgehend beim polaren Permafrost zu finden.

Commons : Skandinavisches Gebirge  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Skandinavische Alpen. In: Pierer’s Universal-Lexikon , Band 16, vierte Auflage, Altenburg 1863, S. 162
  2. David G. Gee, Haakon Fossen, Niels Henriksen, Anthony K. Higgins: From the Early Paleozoic Platforms of Baltica and Laurentia to the Caledonide Orogen of Scandinavia and Greenland. Episodes. Bd. 31, Nr. 1, 2008, S. 44?51, doi:10.18814/epiiugs/2008/v31i1/007
  3. A. Ladenberger, D. G. Gee, Y. Be’eri Shlevin, S. Claesson, J. Majka: The Scandian collision revisited ? when did the orogeny start? In: Geophysical Research Abstracts , Bd. 14, EGU2012-12633, 2012 ( PDF 39 kB)
  4. T. F. Redfield, P. T. Osmundsen, B. W. H. Hendriks: The role of fault reactivation and growth in the late uplift of western Norway. Geophysical Research Abstracts, Bd. 7, 03025, 2005, SRef-ID: 1607-7962/gra/EGU05-A-03025 ( PDF 34 kB). Ein umfassender Aufsatz der gleichen Autoren mit identischem Titel ist erschienen im Journal of the Geological Society (London), Bd. 162, Nr. 6, 2005, S. 1013?1030, doi:10.1144/0016-764904-149 .
  5. S. Cloetingh, F. M. Gradstein, H. Kooi, A. C. Grant, M. Kaminski: Plate reorganization: a cause of rapid late Neogene subsidence and sedimentation around the North Atlantic? In: Journal of the Geological Society (London), Bd. 147, Nr. 3, 1990, S. 495?506, doi:10.1144/gsjgs.147.3.0495 ( Alternativer Download PDF 1,2 MB).
  6. Christophe Pascal, Odleiv Olesen: Are the Norwegian mountains compensated by a mantle thermal anomaly at depth? Tectonophysics. Bd. 475, Nr. 1, 2009, S. 160?168, doi:10.1016/j.tecto.2009.01.015 . Anmerkung: Diese Arbeit enthalt einen kurzen Abriss uber die zahlreichen Hypothesen zur Ursache der Hebung des Skandinavischen Gebirges.
  7. Lorenz King: Permafrostuntersuchungen in Tarfala (Schwedisch Lappland) mit Hilfe der Hammerschlagseismik . In: Zeitschrift fur Gletscherkunde und Glazialgeologie . 12-2. Jahrgang, 1976, S.   187?204 .
  8. Lorenz King: Permafrost in Skandinavien ? Untersuchungsergebnisse aus Lappland, Jotunheimen und Dovre/Rondane . In: Heidelberger Geographische Arbeiten . 76. Jahrgang, 1984.
  9. Lorenz King: Qualitative und quantitative Erfassung von Permafrost in Tarfala (Schwedisch-Lappland) und Jotunheimen (Norwegen) mit Hilfe geoelektrischer Sondierungen . In: Zeitschrift fur Geomorphologie . Suppl.-Band. Jahrgang, Nr.   43 , 1982, S.   139?160 .