Sh? Han
(
chinesisch
蜀漢
/
蜀?
) (221?263) war der westlichste der drei Staaten
Wei
(魏), Shu (蜀) und
Wu
(吳) wahrend der
Zeit der Drei Reiche
(220?280) in China. Der Staat wurde von
Liu Bei
im Jahre 220 gegrundet und im Jahre 263 von Wei erobert. Das Kerngebiet des Staates ist die heutige Provinz
Sichuan
samt
Chongqing
. Von Gebiet, Bevolkerung und Wirtschaftskraft war Shu Han der schwachste der drei Staaten.
Der Staat
Shu Han
nannte sich selbst nur
Shu
; das
Attribut
Han
verweist darauf, dass es sich um den Folgestaat Shu im Anschluss an die
Han-Dynastie
handelt, da der Staatsgrunder
Liu Bei
mit dem Kaiserhaus der Han-Dynastie verwandt war und sich in dessen Nachfolge sah. Shu Han war der zweite von insgesamt vier Staaten namens Shu auf etwa demselben Territorium. Der nachste, also dritte, wird heute
Fruhes Shu-Reich
genannt und benannte sich 917/918 in ?Han“ um.
Der Grunder der Shu-Han-Dynastie Liu Bei behauptete von sich, dass er ein Verwandter des
Han-Kaiserhauses
sei. Zwar bestatigte der letzte Han-Kaiser diese Verwandtschaft, so bleibt der Zweifel bestehen, ob dies aus machtpolitischem Kalkul geschah. Tatsache ist, dass Liu Bei aus sehr einfachen Verhaltnissen stammte. Sollte sein Vorfahre tatsachlich ein Han-Kaiser gewesen sein, so hatte die Familie langst alle ihre Adelsprivilegien verloren. Liu Bei tat sich durch seine Teilnahme im Kampf gegen den
Aufstand der Gelben Turbane
hervor und erlangte Anerkennung. In der Burgerkriegszeit nach der Niederschlagung des Aufstands konnte Liu Bei erst sehr spat eine eigene Machtbasis aufbauen. Unterstutzt von seinem Ratgeber
Zhuge Liang
konnte er eine Allianz mit
Sun Quan
aufbauen und die Expansion von
Cao Cao
in der
Schlacht von Chibi
stoppen. Danach erlangte er das Gebiet der heutigen Provinzen
Hunan
,
Hubei
und Sichuan, wobei er Hunan und Hubei wieder an Sun Quan verlor.
Als im Jahre 220 der letzte Han-Kaiser offiziell abdankte und die Wei-Dynastie im Norden Chinas sich etablierte, fuhlte sich Liu Bei als ein Verwandter des Kaiserhauses berufen, Han weiterzufuhren und das verlorene Land zuruckzuerobern. Im Jahre 221 rief er sich zum Kaiser aus und fuhrte den Namen seines Staates als Han. Da es in der chinesischen Geschichte diversen Dynastien Han gab, wird dieser Staat heute allgemein als Shu Han bezeichnet (nach dem Ort des Staates, Shu ist ein anderer Name fur Sichuan).
Sichuan liegt im inneren von China und ist vom Rest des Landes durch schwer uberwindbare Berge getrennt. Das Zentrum der Provinz wird jedoch durch fruchtbare Kessellandschaft gebildet, die sich als ideales Ruckzugsgebiet fur eine Separatregierung eignet.
Im zweiten Jahr nach der Staatsgrundung fuhrte Liu Bei in einer Expedition fast alle seine Armeen gegen den Staat Sun Quans, um die verlorenen Provinzen Hunan und Hubei zuruckzuerobern. Der Feldzug endete katastrophal. Liu Bei starb im Jahre 223 auf dem Weg zu seiner Hauptstadt, woraufhin sein Sohn
Liu Shan
Kaiser wurde. Zhuge Liang wurde von Liu Bei beauftragt, seinen Sohn in allen Angelegenheiten zu unterstutzen.
Zhuge Liang war von der Mission getrieben, China fur das Haus Han wiederzuerobern. Zuerst fuhrte seine Expeditionen jedoch nach Sudwesten, in den Dschungel der heutigen Provinz
Yunnan
. Die Gegend westlich und sudlich von Sichuan galt damals als barbarisches Gebiet, das von den Barbarenvolkern bewohnt wurde. Bevor Zhuge Liang seine Feldzuge gegen den Todfeind Wei fuhren konnte, musste er seinen Rucken freihalten. Die Expedition verlief erfolgreich, er konnte nicht nur den feindlichen Hauptling gefangen nehmen, er konnte ihn auch fur sich gewinnen.
Nachdem er sich den Rucken freigehalten hatte, richtete Zhuge Liang seine Aufmerksamkeit auf die Erfullung seiner Mission. Funf Mal versuchte er vergeblich, in Zentralchina einzufallen und Wei anzugreifen.
Mit diesen militarischen Operationen gehorte Shu Han, obwohl es wirtschaftlich und militarisch das schwachste der drei Reiche darstellte, zum militarisch aktivsten Staat Chinas dieser Periode. Uber die Wirkung dieser Operationen herrschen bei den Historikern sehr unterschiedliche Auffassungen. Manche meinen, dass sie einen gravierenden Fehler darstellen, weil sie Shu Han unnotig geschwacht und letztendlich fur den Gegner angreifbar gemacht haben. Andere sind der Meinung, dass Zhuge Liang durchaus darauf geachtet hat, die Wirtschaft des Landes zu beleben und eine Basis aufzubauen. Zudem konnte er zwar durch seine Expeditionen nicht nach Zentralchina vorstoßen, wusste aber auch stets, die Verluste seiner Streitkrafte zu minimieren. Dabei fuhrte er seine Operationen stets offensiv, wodurch das starkere Wei in die Defensive geriet und keine Zeit hatte, selbst eine Expedition fur die Einigung des Landes auszurusten. Befurworter diese These fuhren an, dass erst nachdem Shu Han diese Operationen eingestellt hatte, Wei richtig zum Angriff gegen Shu Han ubergehen konnte.
Nach Zhuge Liangs Tod versuchte sein Nachfolger
Jiang Wei
weiterhin, Wei anzugreifen. Jiang jedoch besaß langst nicht die Autoritat von Zhuge Liang. Er wurde von vielen Ministern als Emporkommling angesehen und vor dem Kaiser denunziert. Um die Geruchte zu zerstreuen, er habe vor, die Macht zu ubernehmen, gab Jiang freiwillig einen Großteil seiner militarischen Macht ab und stellte die Ausfalle ein. Wei nutzte diese innere Unruhe aus und griff Shu Han auf einem Umweg uber die heutige Provinz
Gansu
an. Hierbei passierte die Armee unbehindert schwieriges, aber kaum besiedeltes Terrain und konnte unvermittelt hinter Shu Han auftauchen. Nachdem die hastig aufgebaute Verteidigungslinie uberwunden wurden, kapitulierte Kaiser Liu Chan.
1
Wegen der Kurze der Dynastie haben die Shu-Han-Kaiser keine Tempelnamen erhalten.
2
Der Ehrenname ist der Name des Kaisers, den er nach seinem Tod zur Ehrung erhalten hat. Das ist auch der gelaufiger Name des Kaisers, den die meisten Chinesen kennen.