Shmuel N. Eisenstadt

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Shmuel N. Eisenstadt (Marz 2008)

Shmuel Noah Eisenstadt ( hebraisch ????? ?? ????????? ) (geboren 10. September 1923 in Warschau ; gestorben 2. September 2010 in Jerusalem [1] ) war ein israelischer Soziologe . Er war Professor an der Hebraischen Universitat Jerusalem . Eisenstadt forschte maßgeblich zur Kultursoziologie der Achsenzeit und pragte die These der ?multiplen Modernen (multiple modernities) .

Eisenstadt emigrierte im Alter von 12 Jahren nach Palastina. Er studierte ab 1940 an der Hebraischen Universitat Jerusalem , wo er 1946 mit einem Master of Arts abschloss und im Jahr darauf zum Ph.D. promovierte. [2]

Ab 1944 lehrte er selbst an seiner Alma Mater, von 1950 bis 1969 war er Vorsitzender der Abteilung fur Soziologie. Eisenstadt wurde 1959 auf den Lehrstuhl fur Soziologie an der Hebraischen Universitat berufen. Von 1969 bis 1971 war er Prasident der Israelischen Soziologischen Gesellschaft. Ab 1974 forschte er zudem am interdisziplinaren Van Leer Jerusalem Institute . Er hatte zahlreiche Gastprofessuren inne, unter anderem an der University of Chicago , der Harvard University , der Universitat Zurich , der Universitat Wien , der Universitat Bern , der Stanford University und der Universitat Heidelberg . Von 1995 bis 1999 war Eisenstadt Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Yad Ben-Zvi (dem Historiker und Staatsprasidenten Israels Jizchak Ben Zwi gewidmetes Institut). [2]

Ihm wurden zahlreiche Preise zuerkannt, darunter der Balzan-Preis , der Max-Planck-Forschungspreis (gemeinsam mit Wolfgang Schluchter ) sowie 2006 der Holberg-Preis . Er war Mitglied der American Academy of Arts and Sciences , der American Philosophical Society , der Israelischen Akademie der Wissenschaften , der National Academy of Sciences der Vereinigten Staaten sowie der British Academy .

Eisenstadt gilt als Klassiker der Soziologie (siehe die Liste bedeutender Soziologen ). Zunachst wurde er als Jugendsoziologe bekannt (From Generation to Generation) und nahm damit Einfluss auf die Forschung zu Generationen . Dabei zeigte er auch gedankliche Nahe zu Talcott Parsons .

Insbesondere seine These von den Multiple Modernities , also den mehrfachen Modernen statt der einen, auf Konvergenz ausgerichteten Moderne , ist breit rezipiert. Diese These entwickelte er aus seinen umfangreichen zivilisationsvergleichenden Studien zur Achsenzeit . [3] Die Frankfurter Rundschau schrieb dazu im Jahr 2000, er habe damit ?maßgeblich dazu beigetragen, das Verstandnis der Moderne aus jener eurozentrischen Deutung heraus zu losen, die das im Westen entwickelte kulturelle Programm als naturliches Entwicklungsmodell aller Gesellschaften sah. […] Das europaische Modell ist nur eines: das zeitlich fruheste. Es vermittelt den Impuls. Aber die gesellschaftlichen Reaktionen ? sei es in den USA, Kanada, Japan oder im sudostasiatischen Raum ? erfolgten mit ganz unterschiedlichen kulturellen Reagenzien.“ [4]

Wichtige Veroffentlichungen

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  • The Political System of Empires. 1963.
  • Modernization, Protest, and Change. 1966.
  • Tradition, Wandel und Modernitat. 1979.
  • Revolution and the Transformation of Societies. 1978.
  • European Civilization in a Comparative Perspective. 1987.
  • Die Transformation der israelischen Gesellschaft. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1987.
  • Japanese Civilization - A Comparative View. 1996.
  • als Hrsg.: Kulturen der Achsenzeit .
    • Band I: Ihre Ursprunge und ihre Vielfalt. Ubers. v. R. Achlama und G. Schalit. Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-28253-0 . (Originaltitel: The Axial Age Breakthroughs - Their characterictics and Origins. In: The Origins and Diversity of Axial Age Civilizations. New York, 1986)
      • Teil 1: Griechenland, Israel, Mesopotamien.
      • Teil 2: Spatantike, Indien, China, Islam .
    • Band II: Ihre institutionelle und kulturelle Dynamik. Ubers. v. R. Achlama. Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-28530-0 .
      • Teil 1. China, Japan.
      • Teil 2. Indien.
      • Teil 3. Buddhismus, Islam, Altagypten, westliche Kultur.
  • Die Antinomien der Moderne. Die jakobinischen Grundzuge der Moderne und des Fundamentalismus. Heterodoxien, Utopismus und Jakobinismus in der Konstitution fundamentalistischer Bewegungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-28788-5 .
  • Paradoxien der Demokratie ? Die politische Theorie auf der Suche nach dem Politischen. Humanities Online, 2005, ISBN 3-934157-41-6 .
  • Die Vielfalt der Moderne.
  • Theorie und Moderne. Soziologische Essays. VS Verlag fur Sozialwissenschaften 2006, ISBN 3-531-14565-7 (zweite Auflage, herausgegeben und eingeleitet von Gerhard PreyerSpringer VS, Wiesbaden 2023).
  • Die großen Revolutionen und die Kulturen der Moderne. VS Verlag fur Sozialwissenschaften 2006, ISBN 3-531-14993-8 .
  • Multiple Modernities. Der Streit um die Gegenwart. 2007.

Einzelnachweise

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  1. ynetnews.com
  2. a b Lebenslauf Shmuel Noah Eisenstadt , Deutscher Fordererkreis der Universitat Haifa e.V.
  3. Gerda Bohmann, Heinz-Jurgen Niedenzu: Multiple Modernities ? Chancen und Grenzen eines Konzepts. In: Osterreichische Zeitschrift fur Soziologie . Band 38, 2013, Nr. 4, S. 327?332, doi : 10.1007/s11614-013-0111-5 .
  4. Frankfurter Rundschau. 22. Marz 2000.