Der
Sender Berlin-Britz
war die wichtigste Sendeeinrichtung des einstigen
RIAS
. Er wurde 1946 auf dem Areal einer ehemaligen
Baumschule
gegrundet.
Der letzte verbliebene 160 Meter hohe Sendemast wurde am 18. Juli 2015 um 14 Uhr gesprengt.
[1]
[2]
Bis 1947 wurde ein 800-
Watt
-Sender verwendet, der auf der Ladeflache eines
US-amerikanischen
Militarlastwagens aufgestellt war. Die Sendeantenne war eine zwischen 2,30 Meter hohen Holzmasten gespannte
T-Antenne
. Im Marz 1947 wurde diese T-Antenne durch einen 60 Meter hohen
selbststrahlenden Gittermast
ersetzt, der im Juni 1947 auf 100 Meter Hohe aufgestockt wurde, nachdem der ?
Lili-Marleen
-Sender“ ? ein fahrbarer Soldatensender aus dem
Zweiten Weltkrieg
? zur Verfugung stand. Im Jahr 1949 wurde wahrend der
Berlin-Blockade
fur den Sender Britz der erste 100-Kilowatt-Sender installiert und kurz danach der Sendemast durch einen neuen Sendemast gleicher Hohe ersetzt. Der demontierte Sendemast wurde in
Hof
wiedererrichtet.
Im Jahr 1953 erhielt die Anlage den ersten 300-Kilowatt-Sender in Deutschland, der von
Telefunken
gebaut wurde. 1978 wurde der erste Sender in Betrieb genommen, dessen Endstufe nach dem Prinzip der
dynamischen Amplitudenmodulation
angepasst wurde. 1988 ging der erste
volltransistorisierte
Großsender mit einer Leistung von 100 kW fur die Frequenz 855 kHz in Betrieb.
Im Jahr 1954 wurde auf dem Stationsgelande die erste Sendeantenne fur
Kurzwelle
in Form eines horizontalen
Faltdipols
errichtet. Da diese Antenne spater den Anspruchen nicht mehr genugte, wurde 1983 eine geknickte Ganzwellendipolantenne gebaut.
Nach Inbetriebnahme eines zweiten
Mittelwellensenders
wurde 1961 der spatere Nordwestmast demontiert und ein wenig weiter westlich, im Abstand von 88 Metern zum Sudostmast, wiedererrichtet. Dies geschah seinerzeit, da fur die zweite Frequenz eine Richtstrahlung mit Minimum zum
Balkan
notig war, um dort befindliche Sender nicht zu storen.
Bis 1978 wurde die Empfangsleistung des RIAS massiv von Storsendern der damaligen
DDR
gemindert. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, wurde im Jahr 1978 eine
Steilstrahlantenne
fur die Frequenz 990
Kilohertz
(kHz) in Form eines
Kreuzdipols
errichtet, der an funf geerdeten, seilverankerten Stahlrohrmasten von je 30,5 Meter Hohe befestigt war, uber die nachts mit
Zirkularpolarisation
ein Signal steil in die
Ionosphare
mit einer Leistung von 300 Kilowatt (kW) abgestrahlt wurde, wahrend tagsuber der 160 Meter hohe Mast als Antenne diente.
Die
Pardunen
, die bis dato durch
Isolatoren
unterteilt waren, wurden 1983 durch durchgehende Pardunen ersetzt, die uber
Drosseln
an den Abspannfundamenten
geerdet
sind. 2004 wurden die Pardunen erneut ausgetauscht.
Im Jahr 1995 musste die Steilstrahlantenne stillgelegt werden. Die Leistungen der beiden Mittelwellensender, die nach der Auflosung des RIAS Ende 1993 das Programm des
Deutschlandradios
verbreiteten, wurden auf 100 kW fur 990 kHz und 25 kW fur 855 kHz reduziert. Wenig spater wurde der Sender fur 855 kHz zu
DRM
-Versuchssendungen und ab 2001 fur den DRM-Planbetrieb ? von Ausnahmen fur die Ubertragung wichtiger Sportereignisse abgesehen ? herangezogen. Am 22. Dezember 2004 riss eine der neuen Pardunen in der untersten Ebene des 160-Meter-Mastes, was zu einem mehrtagigen Senderausfall auf 990 kHz fuhrte.
Der 1949 installierte 100-Kilowatt-Sender war bis Mitte der 1980er Jahre in Betrieb und befindet sich seit 1993 im
Deutschen Technikmuseum (damals: Museum fur Verkehr und Technik)
.
Von den beiden Sendemasten, die beide gegen Erde isoliert waren und als selbststrahlende Sendemasten betrieben wurden, existiert heute keiner mehr. Sie waren in der Vergangenheit mehrfach aufgestockt worden und hatten zuletzt eine Hohe von 146 Meter (Sudostmast) beziehungsweise 160 Meter (Nordwestmast). Die
Kreuzdipol
-Antenne des RIAS war bis 1995 in Betrieb. Danach musste sie aus
EMVU
-Grunden stillgelegt werden. Allerdings verblieb sie bis 2004 auf dem Stationsgelande. Nachdem der Kurzwellensender (6005 kHz) durch einen Brand im Spatsommer 2007 schwer beschadigt worden war, wurde beschlossen, ihn nicht mehr in Betrieb zu nehmen, weil die Reparaturkosten zu hoch erschienen.
Die Frequenz 6190 kHz war ? seitdem die
Deutsche Welle
Ende Oktober 2011 ihr deutschsprachiges Radioprogramm eingestellt hatte ? die letzte
Kurzwellenfrequenz
aus Deutschland,
Osterreich
und der
Schweiz
, die mit dem
Deutschlandfunk
rund um die Uhr ein deutschsprachiges Programm ausstrahlte.
[3]
Auf dieser Kurzwellen-Frequenz im 49-Meter-Band blendete der Deutschlandfunk taglich viermal (jeweils um 1:05, 6:40, 11:05 und 21:05 Uhr Ortszeit) einen
Seewetterbericht
in das laufende Programm ein. Die Anlage fiel Ende April 2012 aus und wurde wegen der hohen Kosten, die fur die Reparatur angefallen waren, nicht mehr in Betrieb genommen. Ende Mai 2012 bestatigte der Deutschlandfunk das Ende des Sendebetriebs.
[4]
Am Morgen des 19. September 2012 beendete das Deutschlandradio die digitalen Mittelwellensendungen aus Berlin-Britz.
[5]
Die Demontage des 1949 errichteten und 146 Meter hohen Mastes, der diese digitalen Sendungen ausstrahlte, fand vom 5. bis 8. November 2012 augenscheinlich mit Hilfe eines entsprechenden Autokrans statt.
[6]
[7]
Eine Verlegung der UKW-Frequenz zum
Berliner Fernsehturm
erfolgte am 29. November 2012 um 9:59 Uhr;
[8]
aus Berlin-Britz sendete damit zuletzt nur noch die Mittelwellenfrequenz 990 kHz,
[9]
die am 4. September 2013 um 11:38 Uhr aus Kostengrunden ebenfalls stillgelegt wurde.
[10]
Der Sendemast wurde am 18. Juli 2015 um 14 Uhr gesprengt. Das beauftragte Unternehmen TVF Altwert (
Alba Group
) hat vier Abspannseile (?Pardunen“) der ostlichen Pardunenreihe gesprengt. Die beiden verbleibenden Pardunenreihen zogen den Mast dann westlich auf eine Grunflache. Der Mast wurde zerteilt und abtransportiert. Teile des kupfernen Erdungsnetzes werden noch aus dem Boden entfernt.
[11]
Deutschlandradio verkaufte das Grundstuck im Geschaftsjahr 2017
[12]
.
stillgelegt
Sendername
|
Frequenz
|
ERP
|
Bemerkung
|
Deutschlandradio Kultur
|
990 kHz
|
100 kW
|
am 4. September 2013 stillgelegt
|
stillgelegt
Sendername
|
Frequenz
|
ERP
|
Bemerkung
|
Deutschlandradio Kultur
|
6005 kHz
|
100 kW
|
seit September 2007 inaktiv infolge eines Brandes des Senders
|
Deutschlandfunk
|
6190 kHz
|
0
17 kW
|
seit April 2012 stillgelegt infolge eines Verstarkerausfalls
|
stillgelegt
Sendername
|
Frequenz
|
ERP
|
Bemerkung
|
Deutschlandradio Kultur
|
89,6 MHz
|
100 kW
|
am 29. November 2012 zum
Berliner Fernsehturm
verlegt
|
Digitaler Horfunk (MW in
DRM
):
stillgelegt
Sendername
|
Frequenz
|
ERP
|
Bemerkung
|
Simulcast zweier digitaler
Audiostreams
:
|
855 kHz
|
25 kW
|
seit 19. September 2012 abgeschaltet
|
- Harald Lutz:
Rundfunk-Sendeanlagen. Funkturme, Masten, Antennen
. vth-Verlag, Baden-Baden 2005,
ISBN 3-88180-645-8
,
S.
26?31
.
- Gerd Klawitter:
100 Jahre Funktechnik in Deutschland
. Verlag fur Wissenschaft und Technik, Berlin 1997,
DNB
963178911
,
OCLC
57595935
,
S.
185?192
.
- Dirk Halbedl:
Der Sender Britz ? Einblicke in die RIAS Berlin Deutschlandradio-Rundfunk-Sendestelle
. halbedl.de, Berlin 2014,
ISBN 978-3-00-046051-7
,
S.
98
.
- ↑
INFOSAT Verlag & Werbe GmbH:
Sprengung des ehemaligen RIAS-Sendemastes in Berlin-Britz.
10. Juli 2015,
abgerufen am 17. Juli 2022
.
- ↑
Katrin Lange:
Rias-Sendemast in Berlin wird gesprengt.
17. Juli 2015,
abgerufen am 17. Juli 2022
(deutsch).
- ↑
Adieu, DW: Ein Rundfunkriese schaltet ab.
In:
dxaktuell.de.
28. Oktober 2011, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
9. Oktober 2016
;
abgerufen am 17. Juli 2022
.
- ↑
Historische Deutschlandfunk-Kurzwelle wird nicht wieder eingeschaltet.
In:
dxaktuell.de.
29. Mai 2012, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
25. Marz 2017
;
abgerufen am 17. Juli 2022
.
- ↑
Deutschlandradio: Sendemast in Berlin-Britz wird abgerissen.
In:
dxaktuell.de.
24. September 2012, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
1. April 2016
;
abgerufen am 17. Juli 2022
.
- ↑
Kai Ludwig:
Mastdemontage in Berlin-Britz.
31. Oktober 2012, archiviert vom
Original
am
28. Juni 2013
;
abgerufen am 27. Januar 2018
.
- ↑
Daniel Kahler:
Deutschlandradio lasst Sendemast in Berlin-Britz abreißen.
radioszene.de, 16. Oktober 2012
- ↑
Kai Ludwig:
Sendeanlage Berlin-Britz abgeschaltet.
In:
radioeins.de.
4. September 2013, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
6. September 2013
;
abgerufen am 17. Juli 2022
.
- ↑
Sendeausfalle uber UKW in Berlin. Vom 16. bis 17. April nachts kurzzeitig kein Empfang.
12. April 2013, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
16. April 2013
;
abgerufen am 17. Juli 2022
.
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@1
@2
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- ↑
Britz macht keine Welle mehr.
In:
Der Tagesspiegel
, 5. September 2013
- ↑
- Sprengung des ehemaligen RIAS-Sendemastes in Berlin-Britz.
In:
deutschlandradio.de.
10. Juli 2015,
abgerufen am 17. Juli 2022
(deutsch).
- ↑
Deutschlandradio gemeinnutzige Korperschaft des offentlichen Rechts, Koln, Berlin (Hrsg.):
Konzernlagebericht fur das Geschaftsjahr 2017
. 14. August 2018,
S.
25
(
deutschlandradio.de
[PDF]): ?Im Anlagevermogen haben sich insbesondere der Verkauf des Grundstuckes in Berlin-Britz (ehemaliger Senderstandort) […] niedergeschlagen.“