Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut

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Institutslogo uber dem Haupteingang
Gedenktafel in Berlin-Dahlem
Gebaude des Deutschen Entomologischen Museums in Berlin-Dahlem kurz nach seiner Fertigstellung um 1912

Das Deutsche Entomologische Institut , seit 2004 in Muncheberg ansassig und seit 2009 als Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut (SDEI) ein Bestandteil der Senckenberg Gesellschaft fur Naturforschung , ist eine insektenkundliche Forschungseinrichtung, die 1886 als Entomologisches Nationalmuseum (ENM) gegrundet wurde.

Grundung des ENM

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Seit etwa 1870 bemuhte sich der Entomologe Gustav Kraatz um die Grundung eines Deutschen Entomologischen Nationalmuseums (ENM). Dazu ubereignete er im Jahre 1880 seine Sammlung europaischer und exotischer Kafer sowie seine an wertvollen Werken reiche insektenkundliche Bibliothek. Weitere sechs Kafersammler aus Berlin, Breslau und Frankfurt am Main schlossen sich ihm als ?Urstifter“ an. Das ENM wurde am 7. Juni 1886 durch eine Vereinbarung zwischen Kraatz und dem Direktorium des Markischen Provinzial-Museums der Stadt Berlin gegrundet. Es wurde vereinbart, im geplanten Neubau des Provinzialmuseums einige Zimmer fur das ENM vorzusehen. In der Ubergangszeit sollten die Bestande im stadtischen Sparkassengebaude in der Zimmerstraße (Berlin-Mitte) untergebracht werden.

Kraatzsche Stiftung

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Entgegen allen Vereinbarungen wurde das Markische Provinzialmuseum ohne zoologische Abteilung eroffnet. Daraufhin anderte Kraatz die Stiftungsbestimmungen zugunsten einer eigenstandigen ?Dr. Kraatzschen Stiftung von 1903“. Er kaufte das Haus Thomasiusstraße 21 in Berlin-Moabit und nutzt ab 1904 eine ganze Etage fur das ENM. 1907 bestimmte Kraatz testamentarisch, dass sein Platz im Stiftungskuratorium und gleichzeitig der des Direktors von einem durch die Deutsche Entomologische Gesellschaft gewahlten Delegierten eingenommen werden sollte. Zunachst war der Vertreter auf Lebenszeit Walther Horn . 1909 kaufte Kraatz eine Parzelle von der Koniglichen Kommission zur Aufteilung der Domane Dahlem . Als Kraatz im gleichen Jahr starb, hinterließ er der Stiftung das Baugrundstuck und ein Vermogen von 853.000 Goldmark. 1910 wurde der Institutsneubau in Dahlem in der Gosslerstraße 20 begonnen. Der Architekt war Heinrich Straumer , der auch das kunftige Institutssignet entwarf.

Deutsches Entomologisches Museum (DEM)

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Zur Beilegung der Streitigkeiten um die Eigenstandigkeit der Kraatzschen Stiftung, insbesondere mit dem Direktor des Koniglichen Zoologischen Museums der Berliner Universitat, nahm die Stadt Berlin am 11. Dezember 1911 endgultig die Kraatzsche Erbschaft an. Dabei wurde gleichzeitig der Name der Sammlung und Bibliothek in ?Deutsches Entomologisches Museum“ (DEM) geandert. Die Einweihung des Neubaus in Berlin-Dahlem erfolgte am 2. November 1912. Neben Walther Horn als Direktor arbeiteten damals am DEM Sigmund Schenkling als Kustos sowie ein Assistent und eine Schreibkraft.

Deutsches Entomologisches Institut (DEI)

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Nach den Wirren des Ersten Weltkrieges erreichte Horn, dass im Jahre 1920 durch einen Magistratsbeschluss im Namen das Wort ?Museum“ durch ?Institut“ ersetzt wird. Die Bezeichnung ?Museum“ wurde von Horn als Hindernis fur die angestrebte Ubernahme durch Reichsbehorden wie das Reichsernahrungsministerium oder die Biologische Reichsanstalt in Dahlem angesehen. Nach schwierigen Verhandlungen gelang es 1922 endlich, das DEI der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften (KWG) anzugliedern. Die Bestande, Liegenschaften und das Restkapital gingen an die KWG uber, wodurch die Kraatzsche Stiftung erlosch, Horn jedoch als Direktor ubernommen wurde. Die Zusammenarbeit mit der Biologischen Reichsanstalt fur die gemeinsamen wissenschaftlichen Aufgaben wurde weiter intensiviert. Als deren Vertreter wurde der Regierungsrat Hans Sachtleben in das DEI abgeordnet und wurde Horns Stellvertreter. 1938 wurde Willi Hennig als wissenschaftlicher Assistent eingestellt, nachdem er schon im Jahr zuvor als Stipendiat am DEI gearbeitet hatte. Nach Horns Tod 1939 wurde Sachtleben zunachst kommissarischer Leiter und ab 1943 neuer Direktor des DEI. Im gleichen Jahr begannen die Auslagerungen der umfangreichen Sammlungen und der Bibliothek nach Schloss Blucherhof in der Gemeinde Lutgendorf bei Vollrathsruhe im Kreis Waren (Muritz), um Kriegsschaden am Bestand zu vermeiden.

Uberleben nach dem Zweiten Weltkrieg

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Das Institut hatte den Krieg zunachst relativ gut uberstanden. Große Einschnitte gab es erst, als zunachst 1959/1960 Wolfgang Schwenke und anschließend aus politischen Grunden 1961 Willi Hennig das Institut verließen. Schließlich trat 1962 noch Hans Sachtleben in den Ruhestand. So blieb es seinem Nachfolger Heinz Fankhanel uberlassen, sich nach einem neuen Institutsgebaude umzusehen. Auf Beschluss des Prasidiums der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin wurde dann im Jahre 1963 das Hauptgebaude der aufgelosten forstwissenschaftlichen Fakultat der Humboldt-Universitat Berlin in Eberswalde zum neuen Domizil des DEI. 1964 bis 1985 war Lothar Dieckmann am Institut aktiv und publizierte vorwiegend zu Russelkafern . Mit der Angliederung des DEI an das Institut fur Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow 1971 verschwand sein traditionsreicher Name fur die nachsten zwei Jahrzehnte. Das Institut mit seiner Sammlung bestand jedoch als Forschungsbereich weiter.

Das Institutsgebaude

Die Neugrundung wurde nach der Wende entscheidend von Joachim Oehlke betrieben. Nach dem Umzug nach Muncheberg in ein eigenes neues Gebaude wurde das Institut in das Leibniz-Zentrum fur Agrarlandschaftsforschung (ZALF) integriert. Seit 2009 gehort das Institut zur Senckenberg Gesellschaft fur Naturforschung und heißt seitdem Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut .