Selmar Samuel Aschheim
(*
4. Oktober
1878
in
Berlin
; †
15. Februar
1965
in
Paris
) war ein
deutsch
-
franzosischer
Gynakologe
und
Endokrinologe
.
Selmar Aschheim war der Sohn des Kaufmanns Hermann S. Aschheim. Er besuchte das
Askanische Gymnasium
und studierte
Medizin
an den Universitaten in
Berlin
und
Freiburg im Breisgau
, wo er 1902 bei
Ernst Ziegler
mit der
Dissertation
Zur Kenntniss der Erythrocytenbildung
promoviert
wurde. An Kliniken in Berlin, Munchen und Hamburg war er daraufhin als Assistenzarzt tatig und machte eine Ausbildung zum Facharzt fur Gynakologie und Geburtshilfe, bevor er sich 1905 in Berlin als Frauenarzt niederließ. 1908 begann er im histopathologischen und bakteriologischen Laboratorium der Universitats-Frauenklinik an der Berliner
Charite
zu arbeiten. 1912 ubernahm er die Leitung des Labors. Im
Ersten Weltkrieg
war Aschheim als Militararzt tatig und ins
Osmanische Reich
abgeordnet.
Seit 1930 war Aschheim Lehrbeauftragter und seit 1931 Honorarprofessor an der
Friedrich-Wilhelms-Universitat
in Berlin. Nach dem
Machtantritt der Nationalsozialisten
wurde ihm im Februar 1936 ruckwirkend zum 31. Dezember 1935 wegen seiner
judischen
Herkunft die Lehrbefugnis entzogen. Aller seiner Amter enthoben emigrierte er 1937 nach Frankreich, wo er franzosischer Staatsburger wurde und bis 1957 am
Centre national de la recherche scientifique
in
Paris
beschaftigt war. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs 1940 musste er untertauchen und schloss sich der
Resistance
an.
1955 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der
Akademie der Wissenschaften
in Ost-Berlin ernannt und 1960 erhielt er die Ehrendoktorwurde der
Humboldt-Universitat zu Berlin
.
Schwangerschaftsdiagnose
(2. Auflage, 1933)
Aschheim Zondek-Haus in der Charite Berlin
Schwerpunkt der Arbeit Aschheims war der
Hormonhaushalt
der Frau. Er entdeckte den Hormongehalt des Harns
schwangerer
Frauen und ermoglichte dadurch die Analyse der
Ostrogene
. Gemeinsam mit
Bernhard Zondek
entwickelte er die
Aschheim-Zondek-Reaktion
und veroffentlichte 1928
[1]
erstmals
Die Schwangerschaftsdiagnose aus dem Harne
.
- Walther Killy, Rudolph Vierhaus:
Deutsche Biographische Enzyklopadie
(DBE),
dtv
, 2002,
ISBN 978-3-423-59053-2
- Wolfgang U. Eckart
: Selmar Aschheim, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.):
Arztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart
, 1. Aufl. 1995 C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung Munchen, 2. Aufl. 2001, 3. Aufl. 2006 (dto. online verfugbar), Springer Verlag Heidelberg, Berlin, New York.
Arztelexikon 2006
- Barbara I. Tshisuaka:
Aschheim, Selmar.
In:
Werner E. Gerabek
, Bernhard D. Haage,
Gundolf Keil
, Wolfgang Wegner (Hrsg.):
Enzyklopadie Medizingeschichte.
De Gruyter, Berlin/ New York 2005,
ISBN 3-11-015714-4
, S. 109 f.
- Peter Schneck
:
Selmar Aschheim (1878?1965) und Bernhard Zondeck (1891?1966). Zum Schicksal zweier judischer Arzte und Forscher an der Berliner Charite.
In:
Zeitschrift fur arztliche Fortbildung und Qualitatssicherung.
Band 91, 1997, S. 187?194.
- Aschheim, Selmar
, in: Werner Roder;
Herbert A. Strauss
(Hrsg.):
International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933-1945
. Band 2,1. Munchen : Saur, 1983,
ISBN 3-598-10089-2
, S. 37
- ↑
Selmar Aschheim:
Schwangerschaftsdignose aus dem Harne (durch Hormonnachweis).
In:
Klinische Wochenschrift.
Band 7, Heft 8 f., 1928, S. 1404?1411 und 1453?1457.