Die
Seleukidische Ara
(abgekurzt
SE
fur englisch
Seleucid Era
, im Lateinischen
AG
fur
Anno Graecorum
, im Deutschen auch
SA
) ist eine Jahreszahlung oder
Epoche
, die ab dem
4. Jahrhundert v. Chr.
vor allem bei den
Seleukiden
und
Parthern
, aber auch bei anderen Volkern im Orient, bis teilweise in die islamische Zeit hinein benutzt wurde. Unter anderem war sie auch in Judaa in Gebrauch, was entsprechende Angaben in
1. Makkabaer
bzw. im
Neuen Testament
belegen. Aufgrund der weiten Verbreitung wurde sie auch als
griechische Ara
oder
Jahreszahlung der Griechen
schlechthin bezeichnet.
Die Ara bezog sich ursprunglich auf die Regierungsjahre von
Seleukos I.
, einem
Diadochen
(Nachfolger)
Alexanders des Großen
, der im
Nahen Osten
die Dynastie der
Seleukiden
begrundete und der im Jahr 312 v. Chr.
Babylon
einnahm, was als einschneidendes Ereignis empfunden wurde. Nach seinem Tod wurde aber von seinen Nachfolgern keine jeweils neue Zahlung nach Regierungsjahren begonnen, sondern die Zahlung ab der Einnahme von Babylon 312 v. Chr. beibehalten.
Obwohl so gebrauchlich, sind auf der Seleukidischen Ara basierende Jahresangaben mit einer grundsatzlichen Unklarheit behaftet, wenn es darum geht, die Daten in moderne Kalenderdaten umzurechnen. Das Kalenderjahr in Syrien beginnt im Oktober, dementsprechend ist das Jahr 1 SE in Syrien Oktober 312 v. Chr. bis September 311 v. Chr. In Babylon beginnt das Kalenderjahr im April, dementsprechend ist Jahr 1 SE in Babylon April 311 v. Chr. bis Marz 310 v. Chr. Datumsangaben, die nur mit einer Jahreszahl uberliefert sind, beziehen sich deshalb immer auf zwei Jahre des gregorianischen Kalenders. Der
makedonisch-seleukidische Kalender
beginnt ebenso wie der syrische Kalender im Oktober 312 v. Chr.
Der seleukidische Kalender mischte griechische mit babylonischen Elementen, wobei der Sonnen- als auch der Mondzyklus zugrunde lagen. Ein Jahr hatte zwolf Monate, ein
Schaltjahr
13 Monate, dabei gab es innerhalb von 19 Jahren jeweils sieben Schaltjahre.
Im Judentum war der Gebrauch der seleukidischen Ara weit verbreitet, u. a. auf
Ketubbot
(Eheverschreibungen) und
Scheidebriefen
. Die
jemenitischen Juden
(Temanim) benutzten die Ara noch im 20. Jahrhundert.