Seleukidische Ara

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Jahreszahl AΞP im Abschnitt eines Tetradrachmen von Demetrios I. (Soter) . AΞP entspricht im milesischen Zahlensystem der Zahl 161. Somit handelt es sich um eine Munze aus dem Jahr 151 v. Chr. (312 v. Chr. + 161 = 151 v. Chr.)

Die Seleukidische Ara (abgekurzt SE fur englisch Seleucid Era , im Lateinischen AG fur Anno Graecorum , im Deutschen auch SA ) ist eine Jahreszahlung oder Epoche , die ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. vor allem bei den Seleukiden und Parthern , aber auch bei anderen Volkern im Orient, bis teilweise in die islamische Zeit hinein benutzt wurde. Unter anderem war sie auch in Judaa in Gebrauch, was entsprechende Angaben in 1. Makkabaer bzw. im Neuen Testament belegen. Aufgrund der weiten Verbreitung wurde sie auch als griechische Ara oder Jahreszahlung der Griechen schlechthin bezeichnet.

Die Ara bezog sich ursprunglich auf die Regierungsjahre von Seleukos I. , einem Diadochen (Nachfolger) Alexanders des Großen , der im Nahen Osten die Dynastie der Seleukiden begrundete und der im Jahr 312 v. Chr. Babylon einnahm, was als einschneidendes Ereignis empfunden wurde. Nach seinem Tod wurde aber von seinen Nachfolgern keine jeweils neue Zahlung nach Regierungsjahren begonnen, sondern die Zahlung ab der Einnahme von Babylon 312 v. Chr. beibehalten.

Obwohl so gebrauchlich, sind auf der Seleukidischen Ara basierende Jahresangaben mit einer grundsatzlichen Unklarheit behaftet, wenn es darum geht, die Daten in moderne Kalenderdaten umzurechnen. Das Kalenderjahr in Syrien beginnt im Oktober, dementsprechend ist das Jahr 1 SE in Syrien Oktober 312 v. Chr. bis September 311 v. Chr. In Babylon beginnt das Kalenderjahr im April, dementsprechend ist Jahr 1 SE in Babylon April 311 v. Chr. bis Marz 310 v. Chr. Datumsangaben, die nur mit einer Jahreszahl uberliefert sind, beziehen sich deshalb immer auf zwei Jahre des gregorianischen Kalenders. Der makedonisch-seleukidische Kalender beginnt ebenso wie der syrische Kalender im Oktober 312 v. Chr.

Der seleukidische Kalender mischte griechische mit babylonischen Elementen, wobei der Sonnen- als auch der Mondzyklus zugrunde lagen. Ein Jahr hatte zwolf Monate, ein Schaltjahr 13 Monate, dabei gab es innerhalb von 19 Jahren jeweils sieben Schaltjahre.

Im Judentum war der Gebrauch der seleukidischen Ara weit verbreitet, u. a. auf Ketubbot (Eheverschreibungen) und Scheidebriefen . Die jemenitischen Juden (Temanim) benutzten die Ara noch im 20. Jahrhundert.

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