Sejfulla Maleshova

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Sejfulla Maleshova wahrend einer Rede 1945

Sejfulla Maleshova , Pseudonym Lame Kodra (* 2. Marz 1901 in Limar ; † 9. Juni 1971 in Fier ), war ein albanischer Lyriker , Politiker und hoher Funktionar der Kommunistischen Partei Albaniens (PPSh).

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Maleshova stammte aus dem Permet-Gebiet im sudlichen Albanien. [1] Nach einem Studium der Medizin in Italien nahm er 1924 als personlicher Sekretar des albanisch-orthodoxen Bischof und Politiker Fan Noli aktiv an der von Noli gefuhrten sogenannten Junirevolution teil. Nach dem Sturz der Regierung Noli floh Maleshova nach Paris und von dort weiter nach Moskau , wo er sich 1930 der kommunistischen Partei anschloss und Marxismus-Leninismus studierte. 1932 wurde er als Bucharinist aus der Partei wieder ausgeschlossen. Spater arbeitete er im Komintern .

Nach der italienischen Besetzung Albaniens 1939 ging Maleshova in den Widerstand und kampfte als Partisan und selbsternannter ?Rebellendichter“ gegen die italienischen und deutschen Besatzungstruppen. 1942 wurde er Mitglied des von den Kommunisten dominierten Fuhrungsrats der albanischen Befreiungsbewegung LNC (?Levizja Nacional Clirimtare“) und 1943 Mitglied des Generalstabs der albanischen Volksbefreiungsarmee . [2] Er war eines der Grundungsmitglieder der kommunistischen Partei Albaniens und Mitglied des Zentralkomitees sowie des Politburos .

Maleshova sitzend zweiter von rechts neben Enver Hoxha und anderen Mitgliedern der Demokratischen Regierung von 1944

1944 wurde er zum ?Minister fur Kultur und Propaganda“ ernannt. Im gleichen Jahr wahlte man ihn außerdem zum Prasidenten der im Oktober 1945 neu gegrundeten ?Liga der albanischen Schriftsteller“. Als Kulturminister verfolgte Maleshova einen relativ liberalen Kurs und versuchte, auch nichtkommunistische Schriftsteller wie Gjergj Fishta in den kulturellen Kanon des neuen Staates zu integrieren. Seine undogmatische Veroffentlichungspolitik brachte ihn mehrfach in Gegensatz zu Enver Hoxha , KP-Generalsekretar und Ministerprasident. Außenpolitisch vertrat er die Position, dass ein Bruch mit den westlichen Alliierten vermieden werden sollte. Auf seine Anregung hin wandte sich der Schriftstellerverband mit der Bitte um Anerkennung Albaniens an Harry Truman und Clement Attlee .

Maleshova wurde zum Sprecher einer der zwei Fraktionen innerhalb der KP Albaniens, die um die Vormacht innerhalb der Partei kampften: Auf der einen Seite standen die sogenannten ?Intellektuellen“ oder ?Gemaßigten“ um Maleshova, Generalstabschef Mehmet Shehu und Wirtschaftsplanungschef Nako Spiru , auf der anderen die sogenannten ?Arbeiter“ unter Fuhrung von Koci Xoxe , Vizepremier, Innenminister und Leiter des Staatssicherheitsdienstes Sigurimi . Anfangs betrafen die Streitigkeiten das Tempo der sozialistischen Umgestaltung des Landes. Dahinter ging es aber eigentlich um die Frage, wie weit der Einfluss von Titos Jugoslawien auf Albanien gehen sollte. [3]

Im Februar 1946 beschuldigte Xoxe mit jugoslawischer Ruckendeckung Maleshova und seine Anhanger als ?Rechtsabweicher“ und ?Jugoslawienfeinde“. Maleshova wurde ferner vorgeworfen, er propagiere eine ?opportunistische und liberale Politik“ gegenuber den ?imperialistischen Landern“. [4] Er wurde aus seinen Amtern entlassen und aus der Parteifuhrung ausgeschlossen. Es folgte eine Sauberungsaktion unter den albanischen Schriftstellern. In den nachsten Monaten verscharften sich die Auseinandersetzungen zwischen den ?Nationalisten“ um Hoxha und dem jugoslawienfreundlichen Flugel unter Xoxe. Im Mai 1947 ließ Xoxe neun antijugoslawische Mitglieder der Volksversammlung, darunter Maleshova, verhaften. Sie wurden vor das von Xoxe kontrollierte Volksgericht gestellt und wegen ?staatsfeindlicher Tatigkeit“ zu langen Gefangnisstrafen verurteilt. In der Zwischenzeit war Maleshova anscheinend in die Sowjetunion verschleppt gewesen. [5]

1948 begann nach dem Bruch zwischen Tito und Stalin eine Welle von Sauberungen innerhalb der kommunistischen Parteien der unter sowjetischem Einfluss stehenden Ostblockstaaten . Die Sauberungen in Albanien fuhrten zum Sturz von Xoxe und im Mai 1949 zu seiner Hinrichtung als Titoist . Innerhalb eines Jahres wurde der gesamte jugoslawische Flugel der albanischen Partei entmachtet und getotet oder interniert. Zahlreiche fuhrende Kommunisten, die von Xoxe aus ihren Positionen entfernt worden waren, wurden rehabilitiert und ubernahmen wieder hohe Staats- und Parteiamter. Nicht so Maleshova. Er wurde zwar nach zwei oder drei Jahren Haft, die er in Ballsh verbußte, entlassen, musste aber den Rest seines Lebens als Lagerist [6] in der Provinzstadt Fier verbringen. Als er 1971 an Blinddarmentzundung starb, waren bei seiner Beerdigung nur seine Schwester, der Totengraber und zwei Sigurimi-Agenten anwesend. [7]

In seinem Buch The Titoites denunzierte Enver Hoxha 1982 Maleshova ruckwirkend als petty-bourgeois, liberalen Demokraten und Trotzkisten : ?Es ist eine Tatsache, dass sein Wert zur Zeit des Krieges Null war. Er tat nichts, fuhrte keine ihm ubergebene Aufgabe aus, brachte trotz angeblicher Fahigkeit mit dem Stift umzugehen nicht einmal ein erbarmliches Flugblatt zustande. Er war ein Musterbeispiel fur Faulheit. Ich weiß nicht, wie und aus welcher Quelle sein Ruf als ?Professor des Marxismus-Leninismus in Moskau‘ kommt, denn er hat nicht einen einzigen Vortrag vorbereitet. Seine politischen Ideen waren in vielen Fallen falsch und eindeutig liberal. Er war ein Postchenjager, der Kriecherei und den Genuss von Privilegien mochte und der Prototyp eines unbedeutenden Bourgeois ... Außer mir machte sich niemand die Muhe, diesem Großenwahnsinnigen zuzuhoren.“ [8]

Dichterisches Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Vepra letrare (1998)

Den uberwiegenden Teil seines lyrischen Werks verfasste Maleshova unter seinem Dichterpseudonym ?Lame Kodra“ im Exil, so 1935 das Gedicht Rebellendichter (Poeti Rebell):

?Hort mir zu, Mannern und Frauen, in jedem Ort,
Aus Tirana wurde befohlen mich einzufangen.
Auf den Hugeln, im Tal, auf den Feldern
folgen mir ihre Patrouillen, auf jedem Schritt.
Ich furchte ihre Jagdhunde nicht und ihre Pistolen,
Ich bin fort, auf meinem Weg, Pfad fur Pfad,
Ich bin fort und finde Schutz, Haus fur Haus,
Uberall in meinem Land hab ich ein Lager.
Ich bin ein Krimineller, ein Rebell und ich bin stolz darauf, ...
Mein Mund ist voller Lieder des Krieges und des Feuers,
Ein Lagerhaus voller Waffen ist in meiner Brust, ...
Vers, mein Vers, fliegt wutend fort wie eine Bombe,
Geh hinaus wie Kriegsschrei, weh wie eine Fahne.“ [9]

In Buchform wurden seine Gedichte in albanischer Sprache erstmals 1945 unter dem Titel Vjersha in Tirana veroffentlicht. 1998 erschien auf Albanisch und Englisch eine neue Ausgabe seiner Werke. [10]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Die Darstellung folgt, wo nicht anders angegeben, Robert Elsie: Albanian Literature. A Short History. London 2005, S. 163f., sowie Ders.: Albanische Literatur und Kultur nach sechsundvierzig Jahren Sozialismus. Ein Zustandsbericht. In: Sudosteuropa 48 (11?12) 1991, S. 600?613.
  2. s. Owen Pearson: Albania in the Twentieth Century, a History. Vol. II: Albania in Occupation and War. London 2006, S. 205, 257f.
  3. s. (auch zum Folgenden) G. H. Hodos: Schauprozesse. Berlin 2001, S. 27?40.
  4. Owen Pearson: Albania As Dictatorship And Democracy. London 2006, S. 16.
  5. s. Owen Pearson: Albania As Dictatorship And Democracy. London 2006, S. 185.
  6. Sejfulla Maleshova (1901-1971) nach als Buroangestellter.
  7. Sejfulla Maleshova (1901-1971).
  8. Enver Hoxha: The Titoites. Tirana 1982, S. 157f., Ubersetzung von Benutzer:Tvwatch .
  9. albanisches Original in: Lame Kodra: Vjersha. Tirana 1945, S. 13-16; deutsche Nachdichtung von Benutzer:Tvwatch .
  10. Vepra letrare . Tirana: Argeta-LMG 1998.