See-Elefanten

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See-Elefanten

Gruppe Nordlicher See-Elefanten

Systematik
Uberordnung : Laurasiatheria
Ordnung : Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung : Hundeartige (Caniformia)
ohne Rang: Robben (Pinnipedia)
Familie : Hundsrobben (Phocidae)
Gattung : See-Elefanten
Wissenschaftlicher Name
Mirounga
Gray , 1827
Arten

Die See-Elefanten ( Mirounga ) sind die großten Robben der Welt. Benannt sind sie nach der russelartig vergroßerten Nase der erwachsenen Mannchen. Sie gehoren zu den Hundsrobben , obwohl sie im Verhalten und in manchen Merkmalen den Ohrenrobben ahnlicher sind.

Es gibt zwei einander sehr ahnliche Arten:

Allgemeine Merkmale

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Die Großenunterschiede zwischen Mannchen und Weibchen sind betrachtlich. Ein Bulle kann 6,5 Meter lang und 3500 Kilogramm schwer werden, eine Kuh nur 3,5 Meter und 900 Kilogramm. Von anderen Robbenarten unterscheiden sich die See-Elefanten vor allem durch ihre Große, den ausgepragten Sexualdimorphismus und die Auspragung der Nase, die bei ausgewachsenen mannlichen Tieren einen auffalligen Russel bildet. Nach standigem Wachstum erreicht der Russel etwa im achten Lebensjahr die volle Große und hangt dann mit den Nasenlochern nach unten uber das Maul. Zur Paarungszeit kann dieser Russel durch erhohte Blut- und Luftzufuhr noch einmal erheblich vergroßert werden und dient zur Verstarkung der Rufe der Bullen.

Der Nordliche See-Elefant unterscheidet sich vom Sudlichen See-Elefanten vor allem durch die etwas geringere Große und die etwas weniger extreme Ausbildung der Geschlechtsunterschiede; der Russel des Mannchens der nordlichen Art ist allerdings im Verhaltnis großer (bis 30 cm) als beim Sudlichen See-Elefanten.

Merkmale des Schadels

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2 · 1 · 3 · 0-4   =  30
1 · 1 · 3 · 0-4
Zahnformel des Nordlichen See-Elefanten
Schadel eines Nordlichen See-Elefanten

Bei beiden Geschlechtern sind die Zahne vor allem zum Packen und Festhalten der Beute ausgebildet, die dann im Ganzen geschluckt wird. Die Tiere besitzen im Oberkiefer jeweils zwei Schneidezahne (Incisivi), gefolgt von einem kraftigen Eckzahn (Caninus), auf den insgesamt 3 bis 7 sehr kleine und einfache Zahne (Postcaninae) folgen, die sich aus drei Vorbackenzahnen (Praemolares) und einer variablen Anzahl Backenzahne (Molares) zusammensetzen. Im Unterkieferast ist nur ein Schneidezahn vorhanden. Insgesamt besitzen die Tiere entsprechend 30 Zahne, die Postcaninae sind allerdings nahezu funktionslos und unterstutzen die großen Eckzahne beim Festhalten der Beutetiere. Die Eckzahne sind bei beiden Geschlechtern vergroßert und scharf, bei den mannlichen Tieren sind sie allerdings sehr viel kraftiger ausgebildet als bei den Weibchen. [1] Die kraftigen Eckzahne werden von den Mannchen zudem bei Rivalenkampfen wahrend der Paarungszeit eingesetzt. [2]

Zwei kampfende Nordliche See-Elefanten
Sudlicher See-Elefant

Zur Paarungszeit sammeln sich die ansonsten eher einzelgangerischen See-Elefanten zu großen Kolonien. Ein Bulle kommt dabei auf zehn bis zwanzig Kuhe. Um den Besitz eines Harems tragen die Bullen heftige Kampfe aus. Dabei werden jungere und schwachere Bullen an den Rand der Kolonie verdrangt, wo sie ungunstigere Bedingungen vorfinden. Doch sind sie standig in Wartestellung und versuchen immer wieder, eine Paarung einzugehen, was uber Wochen immer wieder zu Kampfen fuhrt. Unter dem Schutz eines dominanten Bullen, dem so genannten Strandmeister , werfen die Kuhe ihren Nachwuchs, der im Vorjahr gezeugt wurde. Sie sorgen einige Wochen fur die Jungen, ehe sie sich mit den Bullen erneut paaren.

Will ein Bulle sich mit einer Kuh paaren, legt er einen Vorderflipper uber sie und beißt ihr in den Nacken. Hiernach beginnt die Kopulation. Wenn die Kuh sich wehrt, walzt sich der Bulle auf sie und macht sie mit seinem Gewicht bewegungsunfahig.

Die standigen Kampfe fuhren ebenso wie die brachialen Kopulationen dazu, dass Jungtiere durch alte Mannchen erdruckt werden. Dadurch stirbt alljahrlich in einer See-Elefanten-Kolonie eine nicht unbetrachtliche Zahl von Kalbern.

Mit drei bis vier Jahren werden See-Elefanten geschlechtsreif. Bullen sind allerdings erst im Alter von acht oder neun Jahren stark genug, einen Harem zu bewachen, so dass eine Paarung zu einem fruheren Zeitpunkt unwahrscheinlich ist. Wegen der Verausgabung durch die Kampfe ist die Lebenserwartung eines mannlichen See-Elefanten mit 14 Jahren deutlich geringer als die der Weibchen mit etwa 18 Jahren.

Die Nahrung der See-Elefanten sind Fische und Tintenfische . Typische Tauchtiefen der See-Elefanten liegen, je nach Tageszeit, zwischen 200 und 600 Metern. [3] Es konnen jedoch auch deutlich großere Tiefen erreicht werden; so wurde im Rahmen des Census of Marine Life ein Sudlicher See-Elefant in einer Tiefe von 2388 Metern registriert. [4] Das Erreichen derartiger Tiefen wird ihnen dadurch ermoglicht, dass sie aufgrund ihrer Korperfulle (ahnlich wie die Wale ) ein enormes Blutvolumen haben, das viel Sauerstoff aufnehmen und speichern kann. Außerdem wird die Tatigkeit von Organen (z. B. der Leber und der Nieren ) wiederum wie bei Walen wahrend der Tauchgange heruntergefahren, um den Sauerstoffverbrauch zu reduzieren.

Die naturlichen Feinde der See-Elefanten sind der Weiße Hai sowie der Orca , die ihm vor allem in der Nahe der Wasseroberflache gefahrlich werden konnen.

Fossilgeschichte und Evolution

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Der mannliche Sudliche See-Elefant ist der großte Vertreter der Raubtiere.

Uber die Entstehung der beiden Arten der See-Elefanten existieren zwei Theorien, nach denen entweder die nordliche Art als Abkommling der sudlichen oder die sudliche als Abkommling der nordlichen betrachtet wird. Nach einer alteren Theorie sind die Nordlichen See-Elefanten aus einer Gruppe der Sudlichen See-Elefanten entstanden, die wahrend des Pleistozans in den Nordpazifik wanderte und nach der Erwarmung der Aquatorregionen von der ursprunglichen Population getrennt wurde. [5] Alternativ wird angenommen, dass der Ursprung der See-Elefanten in den nordlicheren tropischen Gebieten des Pazifik liegt und sich von dort eine Gruppe abspaltete und nach Suden abwanderte, wo sich der Sudliche See-Elefant herausbildete. [1] Letzteres wird als wahrscheinlicher angesehen und man geht davon aus, dass die Verwandtschaftsgruppe um die See-Elefanten und die fossile Gattung Callophoca im Miozan im Bereich der heutigen Karibik entstand und die Vorfahren der See-Elefanten durch die noch nicht geschlossene Lucke zwischen Nord- und Sudamerika im fruhen Pliozan in den Pazifik gelangten. Durch die Abkuhlung der Aquatorialgebiete im Pleistozan trennten sich demnach die Populationen der spateren Nordlichen und Sudlichen See-Elefanten und wurden entsprechend genetisch isoliert. [1] Die altesten Fossilfunde des Nordlichen See-Elefanten stammen aus dem spaten Pleistozan, gefunden im Suden Kaliforniens. [1] Fossilfunde der sudlichen Art sind aus Sudafrika und dem Norden von Chile bekannt. [6]

Phylogenetische Systematik der Hundsrobben nach Higdon et al. 2007 [7]
   Hundsrobben   

 andere Hundsrobben


   


Monchsrobben ( Monachus )


   


Krabbenfresser ( Lobodon carcinophaga )


   


  Ross-Robbe ( Ommatophoca rossii )


   

  Seeleopard ( Hydrurga leptonyx )


   

  Weddellrobbe ( Leptonychotes weddellii )






   

  Nordlicher See-Elefant ( Mirounga angustirostris )


   

  Sudlicher See-Elefant ( Mirounga leonina )







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Oft findet man fur See-Elefanten auch den Gattungsnamen Macrorhinus , der von Georges Cuvier vergeben wurde. Dieser ist jedoch identisch mit der Bezeichnung einer Kafergattung, so dass der jungere Name Mirounga von John Edward Gray Gultigkeit erlangte. Der Name Mirounga leitet sich von ?miouroung“ ab, der Bezeichnung fur Sudliche See-Elefanten in einer Sprache der australischen Aborigines .

Die Zugehorigkeit der See-Elefanten zu den Hundsrobben ist unbestritten, allerdings wurde ihre Position innerhalb der Hundsrobben wiederholt debattiert. So stellte King 1983 die noch heute oft zitierte Theorie auf, dass die See-Elefanten am dichtesten mit den Monchsrobben verwandt seien und beide besonders ursprungliche Vertreter der Hundsrobben darstellten. Hingegen konnten Bininda-Emonds und Russell 1996 keine Anhaltspunkte fur eine so dichte Verwandtschaft finden, bestatigten aber die basale Stellung der See-Elefanten im System der Hundsrobben. [8] Auf der Basis von molekularbiologischen Ergebnissen aus dem Jahr 2007 werden die See-Elefanten aktuell als Schwestergruppe der als Lobodontini zusammengefassten Artengruppe aus Ross-Robbe ( Ommatophoca rossii ), Krabbenfresser ( Lobodon carcinophaga ), Seeleopard ( Hydrurga leptonyx ) und Weddellrobbe ( Leptonychotes weddellii ) betrachtet, die Monchsrobben werden bei dieser Betrachtung als Schwestergruppe beider Taxa, See-Elefanten und Lobodontini, angesehen. [7]

Innerhalb der Gattung werden mit dem Nordlichen See-Elefanten ( Mirounga angustirostris ) und dem Sudlichen See-Elefanten ( Mirounga leonina ) zwei Arten unterschieden.

  1. a b c d Brent S. Stewart, Harriet S. Huber: Mirounga angustirostris . In: Mammalian Species . Band   449 , 1993, S.   1?10 ( science.smith.edu ( Memento vom 18. Marz 2014 im Internet Archive ) [PDF; 1,3   MB ]).
  2. Brent S. Stewart: ?Northern Elephant Seal ? Miounga angustirostris.“. In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier: Handbook of the Mammals of the World. 4. Sea Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2014, ISBN 978-84-96553-93-4 , S. 170?171.
  3. M. Biuw, L. Boehme, C. Guinet, M. Hindell, D. Costa, J.-B. Charrassin, F. Roquet, F. Bailleul, M. Meredith, S. Thorpe, Y. Tremblay, B. McDonald, Y.-H. Park, S. R. Rintoul, N. Bindoff, M. Goebel, D. Crocker, P. Lovell, J. Nicholson, F. Monks, M. A. Fedak: Variations in behavior and condition of a Southern Ocean top predator in relation to in situ oceanographic conditions . In: Proceedings of the National Academy of Sciences . Band   104 , Nr.   34 , August 2007, S.   13705?13710 , doi : 10.1073/pnas.0701121104 .
  4. Census of Marine Life 2009 ? From the Edge of Darkness to the Black Abyss: Marine Scientists Census 17,500+ Species and Counting (PDF; 3,1 MB)
  5. J. L. Davies: The Pinnipedia: An Essay in Zoogeography. Geographical Review 48 (4), Oktober 1958, S. 474?493, doi:10.2307/211670 .
  6. Ana M. Valenzuela-Toro, Carolina S. Gutstein, Mario E. Suarez, Rodrigo Otero & Nicholas D. Pyenson: Elephant seal (Mirounga sp.) from the Pleistocene of the Antofagasta Region, northern Chile. Journal of Vertebrate Paleontology 35 (3), April 2015; e918883, doi:10.1080/02724634.2014.918883 .
  7. a b Jeff W Higdon, Olaf R.P. Bininda-Emonds, Robin M.D. Beck, Steven H. Ferguson: Phylogeny and divergence of the pinnipeds (Carnivora: Mammalia) assessed using a multigene dataset. BMC Evolutionary Biology 7, 2007, doi:10.1186/1471-2148-7-216 .
  8. Olaf R.P. Bininda-Emonds, A.P. Russell: A morphological perspective on the phylogenetic relationships of the extant phocid seals (Mammalia: Carnivora: Phocidae). In: Bonner zoologische Monographien. 1996, Band 41, ISBN 3-925382-44-5 .
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World . Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9 .
  • Olaf R.P. Bininda-Emonds, A.P. Russell: A morphological perspective on the phylogenetic relationships of the extant phocid seals (Mammalia: Carnivora: Phocidae). In: Bonner zoologische Monographien. 1996, Band 41, ISBN 3-925382-44-5 .
  • Judith E. King : Seals of the World . Cornell University Press, 1983, ISBN 0-8014-1568-3 .
Commons : See-Elefanten  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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