Schwarze Wustenkobra

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Schwarze Wustenkobra

Schwarze Wustenkobra ( Walterinnesia aegyptia )

Systematik
Unterordnung : Schlangen (Serpentes)
Uberfamilie : Elapoidea
Familie : Giftnattern (Elapidae)
Unterfamilie : Echte Giftnattern (Elapinae)
Gattung : Wustenkobras ( Walterinnesia )
Art : Schwarze Wustenkobra
Wissenschaftlicher Name
Walterinnesia aegyptia
Lataste , 1887

Die Schwarze Wustenkobra ( Walterinnesia aegyptia ; engl. Black Desert Cobra ; fr. Cobra noire du desert ) ist eine Giftnatter aus der Gattung der Wustenkobras ( Walterinnesia ).

Die Schlange erreicht in der Regel eine Lange von 90 bis 120 cm. Die Grundfarbung der deutlich glanzenden Schuppen variiert von einem einfarbigen Dunkelbraun bis Schwarz, wobei die breiten Bauchschilder merklich heller sind. Jungtiere von W. aegyptia sind durchweg schwarz wie die adulten Tiere gefarbt. Gezeichnete bzw. gebanderte Jungtiere sind der Art Walterinnesia morgani zuzuordnen.

Der breite, kraftige, leicht dreieckige Kopf setzt sich kaum vom Korper ab. Die Augen sind schwarz mit ihrerseits schwarzen Pupillen .

Die Schuppen der vorderen Halfte des Korpers sind nahezu glatt, die Schuppen des hinteren Korperteils sind leicht bis mittelstark gekielt. Um die Mitte liegen 21 bis 23 Ruckenschuppenreihen, im Nacken sind es 27 Schuppenreihen. Das Analschild ( scutum anale ) ist geteilt. Die Unterschwanzschilder ( Scutum subcaudale ) weisen sehr unregelmaßige Teilungsverhaltnisse auf, da einige Schuppen nicht und andere doppelt geteilt sind. Die Anzahl der Ventralia (Bauchschuppen) liegt zwischen 186 und 198. Die Anzahl der ungeteilten Subcaudalia (Schwanzunterschilde) liegt zwischen 3 und 13. Das Voraugenschild ( Praeoculare ) ist besonders lang und schließt an das hintere Nasenschild ( Scutum nasale ) an. Wie allen Kobras der Gattung Walterinnesia fehlen der Schwarzen Wustenkobra das charakteristische Nackenschild und das Zugelschild ( scutum loreale ).

Verbreitung und Lebensraum

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Die Gesamtverbreitung der Gattung Walterinnesia erstreckt sich uber folgende Lander bzw. Staaten: Agypten, Irak, Iran, Israel, Jordanien, Kuwait, Saudi-Arabien, Syrien und die Turkei. Von der Art Walterinnesia aegyptia werden hingegen nach heutigen Erkenntnissen nur die Lander: Agypten, Israel, Jordanien und Syrien bewohnt. Ein Fund der Art im Libanon liegt noch nicht vor, konnte jedoch moglich sein.

Sie bevorzugt sandige und steinige Gelande mit haufig sehr sparlichem Buschwuchs, um sich leicht verbergen zu konnen. Man trifft sie allerdings auch in feuchten Oasen , verwilderten Garten und alten Ruinen an. Wustengebiete werden gemieden. Tagsuber versteckt sie sich unter Felsen und Gestein, in Erdspalten und in Kleintierbauten.

Diese Schlange ist fast ausschließlich in der Dammerung und Nacht aktiv, wohingegen sie sich am Tage an sonnengeschutzten Orten versteckt. Da sie meist unterirdisch lebt, kommt die Schwarze Wustenkobra nur sehr selten mit Menschen in Kontakt. Erschreckt man sie, rollt sie sich zusammen und halt den Kopf unter den Korperschlingen versteckt. Fuhlt sie sich jedoch bedroht, folgen ein lautes Zischen und meist mehrere Bisse zur Verteidigung. Durch das schlechte Sehvermogen verlasst sie sich bei der Jagd fast ausschließlich auf ihren Geruchssinn.

Die Hauptnahrungsquelle der Wustenkobra stellen Echsen , im Besonderen die Gattung Uromastyx , kleinere Schlangen , Lurche und verschiedenen Kroten , Langschwanzmause sowie Vogel dar.

Uber die Fortpflanzung ist wenig bekannt, frische geschlupfte Jungtiere fand man im September. Im Terrarium legt die Art bis zu 20 Eier. Die Inkubation unter Terrarienbedingungen betragt bei 25-28 °C circa 74-77 Tage. Die Jungtiere hauten sich das erste Mal nach ca. 14 Tagen.

Das Giftsekret der Schwarzen Wustenkobra enthalt vorwiegend postsynaptische Neurotoxine , welche durch eine Blockade von Acetylcholinrezeptoren ( Nikotinrezeptoren ) die Neurotransmission hemmen. Es handelt sich um verschiedene Toxine aus der Klasse der Drei-Finger-Toxine , etwa Three-finger toxin W-IV. [1] In der Folge kommt es zu Lahmungserscheinungen bis hin zu einer Paralyse . Der Tod kann durch eine periphere Atemlahmung eintreten. [2] Weitere mogliche Symptome und Komplikationen sind unter anderem lokale Schmerzen, Kopfschmerzen, Blutdruckstorungen, Herzstillstand oder allergischer Schock. Es gibt nur wenige klinische Berichte uber Bissunfalle beim Menschen, aber das Toxingemisch ist vermutlich auch gegenuber dem menschlichen Organismus hochwirksam. [2] Der LD 50 -Wert liegt fur eine Maus bei 0,4 mg pro kg Korpergewicht. Die Behandlung mit einem artspezifischen oder polyvalenten Schlangenserum ist im Falle neurotoxischer Symptome die wichtigste Therapieoption. [2] Durch ihre versteckte Lebensweise sind Bissunfalle jedoch sehr selten.

Einzelnachweise

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  1. Uniprot: Three-finger toxin W-IV (aufgerufen am 30. Juni 2018)
  2. a b c University of Adelaide, Clinical Toxinology Resources: Walterinnesia aegyptia (aufgerufen am 30. Juni 2018)
  • Ulrich Gruber: Die Schlangen Europas und rund ums Mittelmeer, Franckh-Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-05753-4

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