Ein
Schulranzen
ist eine auf dem
Rucken
getragene
Tasche
zum Transport von
Schulmaterialien
, ahnlich einem
Rucksack
oder
Tornister
.
Andere Bezeichnungen sind
Schulmappe
(besonders in
Sachsen-Anhalt
,
Brandenburg
und
Mecklenburg-Vorpommern
),
Schulpack
(da und dort in
Bayern
und
Osterreich
),
Schulsack
(besonders westliche
Deutschschweiz
BS
/
BL
/
BE
/
SO
/
AG
, aber auch
GR
),
Schultasche
(ubliche Bezeichnung in Osterreich und
Sudtirol
, regional in der Schweiz
VS
/
OW
/
NW
/GR),
Schulthek
und ahnlich (ostliche und zentrale Deutschschweiz
SG
/
ZH
/
TG
/
GL
/
ZG
/
LU
),
[1]
Tornister
(besonders in
Niedersachsen
,
Nordrhein-Westfalen
und Mecklenburg-Vorpommern, lokal auch in der Schweiz),
Buchertasche
(in Bayerisch-
Franken
) oder auch nur
Ranzen
beziehungsweise
Ranzel, Ranzel
.
[2]
Vorlaufer der Schultaschen waren holzerne Schulkasten mit Griff und Schiebedeckel. Originale Exemplare des 19. Jahrhunderts sind aus den Niederlanden und von Norddeutschland bis zum Niederrhein erhalten.
[3]
Der auf dem Rucken getragene Schulranzen
hat sich historisch aus dem
Rucksack
(
Tornister
), dem Kalbfell- und Segeltuchtornister des Soldaten, entwickelt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand der Schulranzen allgemeine Verbreitung. Bis Mitte der 1970er Jahre wurden Schulranzen fast ausschließlich aus
Leder
und
Leinen
, teils zusatzlich mit
Fell
(meist Kalbs- und Kuhfell) kaschiert, gefertigt. Seit Mitte der
1970er Jahre
werden Schulranzen uberwiegend aus
textilen Geweben
und
Kunststoffen
hergestellt.
[4]
Der korpergerechte Leichtschulranzen aus Nylon geht auf eine Erfindung des Osterreichers
Georg Essl III.
zuruck.
[5]
Traditionell unterscheiden sich die Schulranzen fur Madchen und Jungen. Beim traditionellen Schulranzen aus Leder oder Leinen hatte der Schulranzen fur Jungen eine lange Klappe, der fur Madchen hingegen eine kurze. Der traditionelle Schulranzen fur Jungen war mit Riemchen (Rollschließen) ausgestattet, die im Laufe der Zeit durch Steckschließen ersetzt wurden. Der traditionelle Schulranzen fur Madchen besaß demgegenuber sich auf der Klappe kreuzende Riemen, die dem Verschließen des Schulranzens dienten. Die traditionell geschlechtsspezifisch ausgerichtete Gestaltung von Schulranzen hat sich weitestgehend erhalten: Heute richtet sich die uberwiegend kindlich bunt gehaltene Motiv- und Farbgebung der Schulranzen entweder auf Jungen (zum Beispiel Autos, Ritter, Fußball) oder auf Madchen (rosa Feen, Elfen, Pferde). Zur Erhohung der
Verkehrssicherheit
werden Schulranzen zusatzlich oft mit
Signalfarben
und
Reflektoren
ausgestattet.
[6]
Die meisten modernen Schulranzen haben an der Außenseite zusatzlich kleinere Außentaschen, etwa zur Aufbewahrung einer
Trinkflasche
oder
Brotbuchse
.
Die Form eines Ranzens ist meistens eckig und seine Wande sind ahnlich wie bei einer
Aktentasche
oder
Dokumentenmappe
starr, so dass die
Hefte
und
Bucher
problemlos transportiert werden konnen, ohne an den Ecken abzuknicken. Meistens ist er in kindgerechter
anatomischer
Form und Große angefertigt. Tragriemen sind immer, ein Tragegriff ist meist vorhanden.
Verschiedene Hersteller produzieren ihre Schulranzen ?nach DIN 58124“ bzw. ?entspricht DIN 58124“. Die
DIN-Norm
DIN 58124 beschreibt die Anforderungen an Verkehrssicherheit, Gebrauchstauglichkeit sowie die korperlichen Eigenschaften der Ranzen. Danach muss der Tornister zum Beispiel mit mindestens 20 Prozent fluoreszierendem Material ausgestattet sein. Die Farben Orange-Rot und Gelb sind hier vorgeschrieben und geeignet. Zehn Prozent der Vorder- und Seitenflachen mussen mit retroreflektierenden Materialien ausgestattet sein. In einem Test der
Stiftung Warentest
erhielten 10 von 18 Modellen die Note mangelhaft, weil sie sich nicht an diese Norm halten und bei Dammerung und Dunkelheit schwer zu sehen sind. Haufig handelt es sich dabei um Geschwistermodelle von normgerechten Ranzen, die unter dem gleichen Namen verkauft werden.
[7]
Die DIN 58124 gibt es seit dem Jahr 1990; die aktuelle Version ist datiert mit 2018-10.
[8]
In Deutschland empfahl die DIN 58124 bis August 2010:?Als Faustregel gilt fur normalwuchsige, gesunde Kinder, dass das Gewicht des zu tragenden, gefullten Schulranzens zehn Prozent des Korpergewichts des Kindes nicht ubersteigen sollte.“ Nach einer Novellierung der DIN-Norm im September 2010 wurde diese Empfehlung entfernt.
Der Empfehlung eines maximalen beladenen Ranzengewichtes von zehn Prozent des Korpergewichtes wurde von mindestens einer Studie widersprochen. Nach dem Ergebnis der Studie ?Kidcheck“ an der
Universitat des Saarlandes
unter Leitung des Humanbiologen
Oliver Ludwig
belastet der Schulranzen die Kinder orthopadisch weniger als stundenlanges Sitzen auf falschen Schulmobeln und Bewegungsmangel.
[9]
Schulranzen sollten Kindern
anatomisch angepasst
sein, Hochformate sind hier gunstiger als Querformate. Ranzen sollten nur am Rucken getragen werden, nicht an der Hand, am Bauch oder sogar um den Hals. Die Tragriemen sollten beim Tragen angezogen sein.
[10]
[11]
Ein hohes Gesamtgewicht kann verschiedene Ursachen haben:
- Unterrichtsmaterial, das am jeweiligen Tag nicht benotigt wird
- Hohes Eigengewicht
Eine Variation des Schulranzens ist der Schulrucksack, der, mit seiner weichen Beschaffenheit auf gesunde Korperhaltung, Gewichtsverteilung und Tragekomfort ausgelegt, eine Weiterentwicklung des
Wanderrucksacks
ist. Der Schulrucksack wird heute von vielen Kindern im Grundschulalter sowie alteren Schulern und Studenten als
Transportmittel
fur Schul- und Lernmaterialien verwendet.
Fur Kinder, die sehr zierlich gebaut sind oder bei denen Grunderkrankungen oder Haltungsschaden bestehen, kann ein Schulranzen mit Radern (
Trolley
) eine Alternative sein.
[12]
Allerdings werden Trolleys von Medizinern und Sportwissenschaftlern nicht als vollwertige Alternative zum Schulranzen gesehen, da ihnen eine Reihe medizinischer und bewegungspadagogischer Nachteile zugesprochen wird.
[13]
Unternehmen
|
Firmensitz
|
Marken
|
Alfred Sternjakob
|
Frankenthal (Pfalz)
|
Scout
, 4You, OXMOX, DerDieDas, IKON
|
Thorka (Thorsten H. Krause)
|
Hainburg
|
McNeill, Take It Easy
|
Hama
|
Monheim
|
coocazoo, Baggymax, Step by Step
|
Beckmann of Norway
|
Kristiansand
|
ergonomischer Schulrucksack 22l, ergonomischer Schulrucksack 30l
|
FOND OF GmbH
|
Koln
|
Ergobag, ergolino, satch, satch +
|
Schneiders Vienna
|
Wien
|
Schneiders
|
Franz Brehme Lederwarenfabrik
|
Walsrode
|
Lizenzen (Die Maus, Playmobil, Die Wilden Kerle)
|
Herlitz
|
Berlin
|
Herlitz
|
Friedrich Lederwaren
|
Schwanstetten
|
Toito
|
Fredy Zwenger
|
Osnabruck
|
SCHOOL-MOOD
|
Georg A Steinmann Lederwarenfabrik
|
Nurnberg
|
DerDieDas
|
Tatonka
|
Dasing
|
Tatonka
|
Coppenrath Verlag
|
Munster
|
Die Spiegelburg
|
H. Sieber & Co.
|
Bad Reichenhall
|
Fabrizio, (Lizenzen von Disney, Marvel, Spongebob)
|
BBM (Berg Brand Management)
|
Handewitt
|
Legobags
|
Undercover
|
Nurnberg
|
Scooli, (Lizenzen von Disney, Bakugan, Charming Horse, Hello Kitty etc.)
|
Samsonite
|
Luxemburg
|
Sammies by Samsonite
|
Belmil-Team Ltd.
|
Ada
|
Belmil, Wave
|
In den
USA
sind Schulranzen unbekannt. US-amerikanische
Schuler
verwenden stattdessen leichte
Rucksacke
, in denen meist auch nur wenige Dinge ? wie zum Beispiel Hausaufgabenordner oder Leihmaterialien aus der
Schulbibliothek
? transportiert werden. Bucher,
Ordner
,
Stifte
und andere Unterrichtsmaterialien verbleiben großtenteils in der
Schule
. Von der
Kindergartenstufe
an steht Kindern dazu personlicher Schrankraum ? entweder als
Spind
(
locker
) oder als offenes Kabuff (
cubby
) ? zur Verfugung.
- ↑
Vgl.
Christoph Landolt
:
Der Thek
. In:
Wortgeschichte
vom 22. August 2016, hrsg. von der Redaktion des
Schweizerischen Idiotikons
.
- ↑
Siehe Jurgen Eichhoff:
Wortatlas der deutschen Umgangssprache
, 2. Band. Francke, Bern/Munchen 1978, Karte 88; spezifisch zur Schweiz:
Sprachatlas der deutschen Schweiz
,
Band V, Karte 143.
- ↑
Ein bemaltes Exemplar eines Schulkastens
aus dem
Focke-Museum
Bremen
- ↑
Die Entwicklung des Schulranzens
.
- ↑
Georg Essl:
Uber die Gier
. Georg Essl Rohstoffe GmbH, Hermagor 2005,
ISBN 3-200-00419-3
,
S.
23
.
- ↑
Tobias Schwab:
Der Ranzen ist deutsches Kulturgut ? Interview mit Claudia Krause.
fr-online, 7. Marz 2020,
abgerufen am 7. Marz 2020
.
- ↑
Schulranzen-Test der Stiftung Warentest.
In: Zeitschrift test 3/2013, S. 70?76 und test.de vom 15. Marz 2013.
- ↑
Beuth-Verlag:
DIN 58124 (2018-10) Broschure.
Abgerufen am 7. Marz 2020
.
- ↑
Achzende Schulkinder: Was darf ein Ranzen wiegen?
In:
Spiegel Online
.
20. September 2008,
abgerufen am 17. Juni 2015
.
- ↑
B Haferl, C Horhan, D. Mauritz, T. Rathmanner, A. Rieder, C. Theodoropoulos-Klein, G. Wamprechtsamer:
Gesund und fit ins Schulleben.
Bauerdruck, 1110 Wien, Ausgabe 1/2006,
ISBN 3-900019-82-7
.
- ↑
Berit Uhlmann:
Haltungsschaden bei Kindern ? Die Mar vom zu schweren Ranzen.
In:
sueddeutsche.de
.
12. September 2012,
abgerufen am 17. Juni 2015
.
- ↑
Tanja Walter:
Tornisterlast: Als Packesel zur Schule.
RP-Online, 11. Juni 2011,
abgerufen am 7. Marz 2020
.
- ↑
BAG ? Bundesarbeitsgemeinschaft fur Haltungs- und Bewegungsforderung:
Ratgeber (pdf-Download).
Abgerufen am 7. Marz 2020
.