Dieser Artikel erlautert das Schloss im brandenburgischen Ort Plaue; zum sachsischen
Schloss Plauen
siehe dort.
Das
Schloss Plaue
ist eine
barocke
Schlossanlage
im zu
Brandenburg an der Havel
gehorenden Stadt- und
Ortsteil
Plaue
. Es liegt am Westufer der
Havel
unmittelbar an deren Abfluss aus dem
Plauer See
. Es wurde auf Resten der
Burg Plaue
errichtet. Der
Schlosspark Plaue
als
Landschaftsgarten
erstreckt sich sudlich des Schlosses am Ufer des Plauer Sees bis an den
Wendsee
.
Anstelle des Schlosses bestand wahrscheinlich bereits ein
slawischer Burgwall
, der jedoch nur indirekt nachgewiesen ist. Bei
Erdarbeiten
wurden mehrere
Scherben
aus der Zeit des 9. bis ins 12. Jahrhundert gefunden, die
slawischen
Ursprungs sind. Auch liegt das Areal fur einen slawischen Burgwall typisch (siehe
Burgwall Parey
,
Pilatsch (Burgwall)
oder
Burgwall ?Alt Rathenow“
) unmittelbar am Havelufer etwa 2 Meter uber dem umliegenden
Niveau
.
Zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert war das
strategisch
wichtige Plaue als
Fahrort
an einer bereits im
Mittelalter
wichtigen Handelsstraße, der heutigen
Bundesstraße 1
, und der Havel gelegen zwischen der
Mark Brandenburg
und dem
Erzstift Magdeburg
umstritten. Die
Burg
sicherte lange die Grenze zwischen den
Territorien
. Erstmals erwahnt wurde Plaue 1197 als Name eines
Geschlechts
, das sich nach der Burg benannte beziehungsweise benannt wurde. Mehrere Angehorige der Familie waren als
Ministeriale
an den
Erzbischof von Magdeburg
oder den
Bischof von Brandenburg
gebunden. Letzterem war Heinrich
de Plawe
, 1197 und 1198 erwahnt, verpflichtet.
Der Ort Plaue selbst wurde erstmals 1216 als Hauptgrenzort zwischen dem
Bistum Brandenburg
und dem
Erzbistum Magdeburg
, welche nicht mit den weltlichen Territorien Mark und Erzstift verwechselt werden durfen, erwahnt. Vor 1268 war Plaue und seine Burg im Besitz des
Markgrafen von Brandenburg
, gelangte dann aber offenbar nach dem Aussterben der
askanischen
Herrschaftslinie an das Erzstift Magdeburg. 1294 wurde das
castrum
Plaue schriftlich erwahnt. Ab 1334 wurde die Burg (
hus
) mitsamt
Geleitrecht
und
Zollrecht
verpfandet
. Teilweise wurde die Verpfandung an die Bedingung, die Burg baulich zu verbessern, geknupft. Am gegenuberliegenden Ostufer der Havel bauten die brandenburgischen Markgrafen eine
Gegenburg
, die 1336 als
Niederhus
erwahnt wurde. In den altesten
Lehnsbuchern
Magdeburgs
wurde das
castrum
Plaue als Sitz von erzbischoflichen
Burgmannen
und
Vasallen
, die in den umliegenden magdeburgischen Dorfern ihre
Lehen
hatten, beschrieben.
Aufgrund der Streitigkeiten zwischen Brandenburg und Magdeburg, die auch wiederholt
kriegerisch
ausgefochten worden waren, kam es im spaten 14. Jahrhundert zu einer relativ unabhangigen Herrschaft der Pfandinhaber der Burg Plaue. Dies traf zunachst auf
Lippold von Bredow
,
Statthalter
der
Mittelmark
, zu. Dessen Tochter Agnes war mit
Johann von Quitzow
verheiratet, sodass die Burg auf ihn uberging. Johann von Quitzow hatte auf Plaue eine vollig unabhangige Stellung erlangt und machte viele Jahre mit seinem Bruder
Dietrich von Quitzow
als
Raubritter
brandenburgische und magdeburgische Besitzungen unsicher. 1414 nahm Markgraf
Friedrich I.
im Bundnis mit dem Erzbischof von Magdeburg nach
Belagerung
die Burg ein und vertrieb die
Quitzows
aus Plaue. 1421 wurden die Streitigkeiten zwischen Brandenburg und Magdeburg um die Burg Plaue aufgrund eines
Schiedsspruchs
und des Verzichts durch Erzbischof
Gunther II.
beigelegt. Erzbischof
Friedrich III.
verzichte 1449 in einem Vertrag von
Zinna
endgultig auf Plaue.
1459 erhielt der
kurfurstliche
Kammermeister
Georg von Waldenfels
Plaue mit der Auflage zunachst als Pfand, dass er anstelle der Fahrverbindung uber die Havel eine 1463 fertiggestellte Brucke bauen lassen sollte. 1469 wurde ein erbliches Lehen an die Bedingung der Erneuerung der Befestigung des Schlosses gebunden. Im fruhen 16. Jahrhundert wurde erstmals eine
Schlosskapelle
mit einem
Annenaltar
beschrieben. Kurfurst
Joachim I.
nahm Plaue 1531 in personlichen Besitz. 1544 wurde es fur 12.000
Gulden
Franz von Dornstatt zum Ruckkauf uberlassen. Zu dessen Abfindung streckte
Matthias von Saldern
, Ehemann der
Gertrud von Saldern
, dem Kurfursten 5.000 Gulden vor und erhielt seinerseits Schloss Plaue als Pfand, obwohl dieses 1547
Sabina von Brandenburg-Ansbach
, der Frau des spateren Kurfursten
Johann Georg
, zum Privatbesitz verschrieben worden war. 1560 tauschte Kurfurst
Joachim II.
Matthias von Saldern das Pfand gegen die
Plattenburg
ab. Johann Georg veraußerte 1577 Schloss Plaue an die Familie
von Arnim
. Im
Dreißigjahrigen Krieg
wurden das Schloss und die kleine Stadt Plaue zerstort.
Bereits seit 1620 war das Schloss Plaue im Besitz der Familie
von Gorne
. Der
preußische
Minister
Friedrich von Gorne
ließ das Schloss Plaue in seiner noch im erheblichen Maße bestehenden Form 1711 bis 1715 beziehungsweise 1716 als barocken Neubau errichten. Der Neubau soll 23.460
Taler
gekostet haben.
[1]
Er blieb Schlossherr bis 1745. Sein Nachfolger war 1745 bis 1765 sein Sohn
Leopold von Gorne
, der das Schloss verkaufte. Ihm folgten als Schlossbesitzer 1765 bis 1793 der preußische
General
Heinrich Wilhelm von Anhalt
, der viele im Ort Plaue geschaffenen Strukturen zuruckbauen ließ, und die Familie des
Adolf Julius Freiherr Lauer von Munchhofen
und seiner Frau
Marie Magdalene Charlotte Baronin von Stoltzenberg
, der ehemaligen
Matresse
und zweiten Ehefrau des Markgrafen
Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt
. 1839 kam Schloss Plaue an die
Grafen
von
Konigsmarck
, in deren Besitz es zu Handen des
Hans-Guido Graf von Konigsmarck-Plaue
auf Plaue,
[2]
und Eigentumer des Familienfideikommiss Lehngut Netzeband, Schonberg mit Doß Krug in Mecklenburg
[3]
und Stoffin
[4]
bis 1945 blieb.
Zum Ende des
Zweiten Weltkriegs
wurde das Schloss Plaue von der
Roten Armee
geplundert
. Nach der
Enteignung
wurde es kurze Zeit
Erholungsheim
fur
sowjetische
Kinder und
Militarlazarett
. Von 1946 bis 1966 war eine
Verwaltungsschule
untergebracht. 1965 bis 1966 erfolgte eine
Instandsetzung
, in deren Folge die
Fassade
stark vereinfacht wurde. Anschließend zog ein Institut fur Sprachintensivausbildung, eine
Dolmetscherschule
des
Ministeriums fur Auswartige Angelegenheiten der DDR
, ein.
1989 wurde das Gebaude erstmals fur die Bevolkerung geoffnet. 1993 schloss man das Sprachinstitut, und das Schloss Plaue ging in den Besitz des Landes
Brandenburg
.
[5]
Nach weiteren Verkaufen, wobei die umfassende Sanierung des Herrenhauses ausblieb, ubernahm 2018 die Firma Dolphin Trust das Schloss Plaue mit dem Plan, das Gelande langfristig fur betreutes Wohnen im Alter umbauen und als neuer Eigentumer die gastronomische Nutzung bis 2021 weiterlaufen lassen.
Schloss Plaue ist eine
dreiflugelige
Schlossanlage. Der ostliche
Corps de Logis
steht unmittelbar an der Havel und ist zweigeschossig. Der
Mittelrisalit
ist um ein
Mezzanin
erhoht. Das
Mansarddach
ist mit roten
Biberschwanzen
eingedeckt. Als lichte Offnungen finden sich beispielsweise
Schweifgauben
. Im Obergeschoss befindet sich mittig zum
Ehrenhof
und zum Fluss jeweils ein
Balkon
. Eine zweigliedrige
Freitreppe
auf der Flussseite ist weitgehend zuruckgebaut. Die Seitenflugel sind eingeschossig. Der sudliche Seitenflugel hat seinen Abschluss mit der ebenfalls um ein Mezzanin erhohten ehemaligen Schlosskapelle. Die ehemalige Schlosskapelle hat ein Mansarddach, der restliche sudliche Flugel ein
Satteldach
mit Walmgauben. Der nordliche Seitenflugel weist ein Dach mit
Kruppelwalm
und Walmgauben auf. Die Fassade des Schlosses ist grau verputzt. Strukturierende Elemente sind beispielsweise
Gesimse
,
Faschen
, aus
Stuck
gestaltete
Schlusssteine
. An den Nordflugel durch einen Weg baulich abgetrennt schließt sich ein 1913 gebautes Kopfgebaude an, welches den Ehrenhof mit einfasst. Dieses hat ein Mansarddach. Im Hof befindet sich ein
Springbrunnen
.
-
Der Corps de Logis vom Ehrenhof
-
Sudflugel mit abschließender ehemaliger Schlosskapelle
-
Nordflugel
-
Kopfgebaude: Westlicher Abschluss des Nordflugels
Sudlich des Schlosses befindet sich der Schlosspark. Er erstreckt sich entlang des nordwestlichen Ufers des Plauer Sees bis an den Wendsee beziehungsweise die
Seegartenbrucke
. Seine Ausdehnung ist Resultat einer Erweiterung Leopold von Gornes 1755 und der Umformung in einen Landschaftspark unter der Familie von Konigsmarck um 1850.
[6]
Der Schlosspark ist fur die Bevolkerung seit 1935 zuganglich. Der Plauer
Fontaneweg
, der
Havelradweg
, die
Tour Brandenburg
und die 7-Seen-Tour fuhren durch den Schlosspark.
[7]
[8]
Im
englischen Landschaftsgarten
befinden sich Reste alter Gebaude. Der sogenannte
Hungerturm
war ein
Staffagebau
mit
Sichtachsen
zum Schloss und zum See. Dieser wurde in den 1950er Jahren bis auf sein Fundament abgetragen. Erhalten ist ferner der Sockel einer Urnenstatue, bei der die Hunde der Grafen von Konigsmarck begraben wurden. Am Ort eines ehemaligen
Pferdegrabes
befindet sich seit 2012 eine
Bronzeskulptur
Theodor Fontanes
, der das Schloss Plaue 1889 im funften Band
Funf Schlosser
seines Werks
Wanderungen durch die Mark Brandenburg
zum Gegenstand seiner Erzahlung machte. Die Skulptur wurde vom Kunstler
Dirk Harms
geschaffen.
Ein
Tontaubenschießstand
soll der weltweit alteste erhaltene und um 1900 vom Schlossbesitzer Hans Adolf Erwein Max Graf von Konigsmarck errichtet worden sein. Er ist mit auf Sockeln platzierten uberlebensgroßen Tierfiguren, einem Baren und einem
Markhor
(
Capra falconeri
), Erinnerungen an eine Jagdreise in den
Himalaya
und
Trophaen
, die nachtraglich erganzt worden waren, verziert. Der Schießstand wurde 2013 restauriert und die stark beschadigten Tierfiguren durch
Duplikate
ersetzt.
Der
Schlossteich
sudlich des Schlosses hat zwei Verbindungen zum Plauer See, uber die zwei zwischen 1851 und 1880 entstandene bogenformig geschwungene Brucken aus
Ziegelsteinen
fuhren. Ebenfalls aus Ziegeln ist die Mauer des Pfarrgartens. Diese ist der Rest der ehemaligen Begrenzungsmauer und stammt aus der fruhen Phase des Landschaftsparks, etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit wie die Pfarrgartenmauer entstand die Mauer des
Friedhofs
. Vom Schlosspark gelangt man durch das sogenannte Engelstor auf den Friedhof der
Pfarrkirche Plaue
. Durch dieses Tor hatte die grafliche
Patronatsfamilie
einen eigenen Zugang vom Schloss zum Friedhof mit seinen Familiengrabstatten und zur Kirche. Das eiserne Engelstor wird von zwei großen
Engelsskulpturen
auf Sockeln gerahmt. Die Engel wurden 1835 im Auftrag der Schlossherrin Freifrau Charlotte von Lauer-Munchhofen von A. Moller aus
Sandstein
gearbeitet.
Eine T-formig in den Plauer See ragende
Anlegestelle
wurde von der
Zollverwaltung der DDR
genutzt. Sie diente der Uberwachung der
Binnenschifffahrt
von und nach
West-Berlin
. Der Anleger wurde Mitte der 1970er Jahre aufgeschuttet und war mit
Wachhauschen
und
Schranke
versehen.
Im Suden an den Park angrenzend befindet sich ein ehemaliges
Ziegeleigelande
. Die Ziegelei wurde mindestens von 1842 bis 1914 betrieben. Sie gehorte zunachst einem Ferdinand Michaelis aus der Stadt
Rathenow
und wurde spater vom Grafen von Konigsmarck ubernommen. Nach der Stilllegung wurden auf dem Gelande eine
Baumschule
und
Gartnerei
betrieben, die bis in die fruhen 1990er Jahre bewirtschaftet wurden. In Gebauden der Ziegelei war bereits ab etwa 1890 die Bewirtschaftung des Parks untergebracht. Die
Remise
befand sich dort.
Ein Teich im Sudwesten des Parks, in dem
Karauschen
(
Carassius carassius
), eine Art Karpfenfische, gezuchtet wurden, ist
verlandet
. Dieser Teil des Parks wird nur wenig gepflegt und als Ruckzugsort fur Vogel und andere Tiere verwildert belassen. Weiterhin befindet sich ein Schulhaus und ein Sportplatz angrenzend auf ehemaligen Parkflachen. Ein
franzosischer Garten
war von einer etwa 2 Meter hohen Mauer umgeben. In diesem Schlossgarten wurde beispielsweise
Obst
gezogen. Er wurde nach der Enteignung 1945 zerstort. Mauerreste auf den an den Schlosspark angrenzenden Privatgrundstucken sind erhalten.
[9]
- Plaue
. In:
Alexander Duncker
(Hrsg.):
Die landlichen Wohnsitze, Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den koniglichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gutern
.
Band
2
. Duncker, Berlin 1859,
Blatt 99
(
zlb.de
[Text zwei Seiten danach]
).
- Adolph Friedrich Riedel
(Hrsg.):
Codex diplomaticus Brandenburgensis
.
Des ersten Haupttheiles zehnter Band
, Kapitel:
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. Verlag G. Reimer, Berlin 1856, S. 1?35.
- Theodor Fontane
:
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. Band 5:
Funf Schlosser
. Kapitel:
Plaue a. H.
- Georg Dehio
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. Berlin/DDR Potsdam.
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Niekammer’s Landwirtschaftliche Guter-Adreßbucher
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In:
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Abgerufen am 11. November 2022
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- ↑
Beschreibung des Schlossparks.
Forderverein Schlosspark Plaue e. V.,
abgerufen am 11. November 2022
.
52.407882
12.421376
Koordinaten:
52° 24′ 28,4″
N
,
12° 25′ 17″
O