Schloss Plaue

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Die Havelseite von Schloss Plaue
Hofseite von Schloss Plaue in einer Luftbildaufnahme

Das Schloss Plaue ist eine barocke Schlossanlage im zu Brandenburg an der Havel gehorenden Stadt- und Ortsteil Plaue . Es liegt am Westufer der Havel unmittelbar an deren Abfluss aus dem Plauer See . Es wurde auf Resten der Burg Plaue errichtet. Der Schlosspark Plaue als Landschaftsgarten erstreckt sich sudlich des Schlosses am Ufer des Plauer Sees bis an den Wendsee .

Schloss Plaue um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Anstelle des Schlosses bestand wahrscheinlich bereits ein slawischer Burgwall , der jedoch nur indirekt nachgewiesen ist. Bei Erdarbeiten wurden mehrere Scherben aus der Zeit des 9. bis ins 12. Jahrhundert gefunden, die slawischen Ursprungs sind. Auch liegt das Areal fur einen slawischen Burgwall typisch (siehe Burgwall Parey , Pilatsch (Burgwall) oder Burgwall ?Alt Rathenow“ ) unmittelbar am Havelufer etwa 2 Meter uber dem umliegenden Niveau .

Grenzfeste zwischen Brandenburg und Magdeburg

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Zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert war das strategisch wichtige Plaue als Fahrort an einer bereits im Mittelalter wichtigen Handelsstraße, der heutigen Bundesstraße 1 , und der Havel gelegen zwischen der Mark Brandenburg und dem Erzstift Magdeburg umstritten. Die Burg sicherte lange die Grenze zwischen den Territorien . Erstmals erwahnt wurde Plaue 1197 als Name eines Geschlechts , das sich nach der Burg benannte beziehungsweise benannt wurde. Mehrere Angehorige der Familie waren als Ministeriale an den Erzbischof von Magdeburg oder den Bischof von Brandenburg gebunden. Letzterem war Heinrich de Plawe , 1197 und 1198 erwahnt, verpflichtet.

Der Ort Plaue selbst wurde erstmals 1216 als Hauptgrenzort zwischen dem Bistum Brandenburg und dem Erzbistum Magdeburg , welche nicht mit den weltlichen Territorien Mark und Erzstift verwechselt werden durfen, erwahnt. Vor 1268 war Plaue und seine Burg im Besitz des Markgrafen von Brandenburg , gelangte dann aber offenbar nach dem Aussterben der askanischen Herrschaftslinie an das Erzstift Magdeburg. 1294 wurde das castrum Plaue schriftlich erwahnt. Ab 1334 wurde die Burg ( hus ) mitsamt Geleitrecht und Zollrecht verpfandet . Teilweise wurde die Verpfandung an die Bedingung, die Burg baulich zu verbessern, geknupft. Am gegenuberliegenden Ostufer der Havel bauten die brandenburgischen Markgrafen eine Gegenburg , die 1336 als Niederhus erwahnt wurde. In den altesten Lehnsbuchern Magdeburgs wurde das castrum Plaue als Sitz von erzbischoflichen Burgmannen und Vasallen , die in den umliegenden magdeburgischen Dorfern ihre Lehen hatten, beschrieben.

Aufgrund der Streitigkeiten zwischen Brandenburg und Magdeburg, die auch wiederholt kriegerisch ausgefochten worden waren, kam es im spaten 14. Jahrhundert zu einer relativ unabhangigen Herrschaft der Pfandinhaber der Burg Plaue. Dies traf zunachst auf Lippold von Bredow , Statthalter der Mittelmark , zu. Dessen Tochter Agnes war mit Johann von Quitzow verheiratet, sodass die Burg auf ihn uberging. Johann von Quitzow hatte auf Plaue eine vollig unabhangige Stellung erlangt und machte viele Jahre mit seinem Bruder Dietrich von Quitzow als Raubritter brandenburgische und magdeburgische Besitzungen unsicher. 1414 nahm Markgraf Friedrich I. im Bundnis mit dem Erzbischof von Magdeburg nach Belagerung die Burg ein und vertrieb die Quitzows aus Plaue. 1421 wurden die Streitigkeiten zwischen Brandenburg und Magdeburg um die Burg Plaue aufgrund eines Schiedsspruchs und des Verzichts durch Erzbischof Gunther II. beigelegt. Erzbischof Friedrich III. verzichte 1449 in einem Vertrag von Zinna endgultig auf Plaue.

Im Kurfurstentum Brandenburg bis zur Zerstorung im Dreißigjahrigen Krieg

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Schlossherr Leonhard von Arnim (1584?1620); Grabplatte in der Pfarrkirche Plaue

1459 erhielt der kurfurstliche Kammermeister Georg von Waldenfels Plaue mit der Auflage zunachst als Pfand, dass er anstelle der Fahrverbindung uber die Havel eine 1463 fertiggestellte Brucke bauen lassen sollte. 1469 wurde ein erbliches Lehen an die Bedingung der Erneuerung der Befestigung des Schlosses gebunden. Im fruhen 16. Jahrhundert wurde erstmals eine Schlosskapelle mit einem Annenaltar beschrieben. Kurfurst Joachim I. nahm Plaue 1531 in personlichen Besitz. 1544 wurde es fur 12.000  Gulden Franz von Dornstatt zum Ruckkauf uberlassen. Zu dessen Abfindung streckte Matthias von Saldern , Ehemann der Gertrud von Saldern , dem Kurfursten 5.000 Gulden vor und erhielt seinerseits Schloss Plaue als Pfand, obwohl dieses 1547 Sabina von Brandenburg-Ansbach , der Frau des spateren Kurfursten Johann Georg , zum Privatbesitz verschrieben worden war. 1560 tauschte Kurfurst Joachim II. Matthias von Saldern das Pfand gegen die Plattenburg ab. Johann Georg veraußerte 1577 Schloss Plaue an die Familie von Arnim . Im Dreißigjahrigen Krieg wurden das Schloss und die kleine Stadt Plaue zerstort.

Vom Dreißigjahrigen bis zum Zweiten Weltkrieg

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Hans Karl Albrecht Graf von Konigsmarck

Bereits seit 1620 war das Schloss Plaue im Besitz der Familie von Gorne . Der preußische Minister Friedrich von Gorne ließ das Schloss Plaue in seiner noch im erheblichen Maße bestehenden Form 1711 bis 1715 beziehungsweise 1716 als barocken Neubau errichten. Der Neubau soll 23.460 Taler gekostet haben. [1] Er blieb Schlossherr bis 1745. Sein Nachfolger war 1745 bis 1765 sein Sohn Leopold von Gorne , der das Schloss verkaufte. Ihm folgten als Schlossbesitzer 1765 bis 1793 der preußische General Heinrich Wilhelm von Anhalt , der viele im Ort Plaue geschaffenen Strukturen zuruckbauen ließ, und die Familie des Adolf Julius Freiherr Lauer von Munchhofen und seiner Frau Marie Magdalene Charlotte Baronin von Stoltzenberg , der ehemaligen Matresse und zweiten Ehefrau des Markgrafen Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt . 1839 kam Schloss Plaue an die Grafen von Konigsmarck , in deren Besitz es zu Handen des Hans-Guido Graf von Konigsmarck-Plaue auf Plaue, [2] und Eigentumer des Familienfideikommiss Lehngut Netzeband, Schonberg mit Doß Krug in Mecklenburg [3] und Stoffin [4] bis 1945 blieb.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss Plaue von der Roten Armee geplundert . Nach der Enteignung wurde es kurze Zeit Erholungsheim fur sowjetische Kinder und Militarlazarett . Von 1946 bis 1966 war eine Verwaltungsschule untergebracht. 1965 bis 1966 erfolgte eine Instandsetzung , in deren Folge die Fassade stark vereinfacht wurde. Anschließend zog ein Institut fur Sprachintensivausbildung, eine Dolmetscherschule des Ministeriums fur Auswartige Angelegenheiten der DDR , ein.

1989 wurde das Gebaude erstmals fur die Bevolkerung geoffnet. 1993 schloss man das Sprachinstitut, und das Schloss Plaue ging in den Besitz des Landes Brandenburg . [5] Nach weiteren Verkaufen, wobei die umfassende Sanierung des Herrenhauses ausblieb, ubernahm 2018 die Firma Dolphin Trust das Schloss Plaue mit dem Plan, das Gelande langfristig fur betreutes Wohnen im Alter umbauen und als neuer Eigentumer die gastronomische Nutzung bis 2021 weiterlaufen lassen.

Schloss Plaue ist eine dreiflugelige Schlossanlage. Der ostliche Corps de Logis steht unmittelbar an der Havel und ist zweigeschossig. Der Mittelrisalit ist um ein Mezzanin erhoht. Das Mansarddach ist mit roten Biberschwanzen eingedeckt. Als lichte Offnungen finden sich beispielsweise Schweifgauben . Im Obergeschoss befindet sich mittig zum Ehrenhof und zum Fluss jeweils ein Balkon . Eine zweigliedrige Freitreppe auf der Flussseite ist weitgehend zuruckgebaut. Die Seitenflugel sind eingeschossig. Der sudliche Seitenflugel hat seinen Abschluss mit der ebenfalls um ein Mezzanin erhohten ehemaligen Schlosskapelle. Die ehemalige Schlosskapelle hat ein Mansarddach, der restliche sudliche Flugel ein Satteldach mit Walmgauben. Der nordliche Seitenflugel weist ein Dach mit Kruppelwalm und Walmgauben auf. Die Fassade des Schlosses ist grau verputzt. Strukturierende Elemente sind beispielsweise Gesimse , Faschen , aus Stuck gestaltete Schlusssteine . An den Nordflugel durch einen Weg baulich abgetrennt schließt sich ein 1913 gebautes Kopfgebaude an, welches den Ehrenhof mit einfasst. Dieses hat ein Mansarddach. Im Hof befindet sich ein Springbrunnen .

Der historische Tontauben­schieß­stand; es soll der weltweit alteste erhaltene sein
Das Engelstor zwischen Schlosspark und Friedhof

Sudlich des Schlosses befindet sich der Schlosspark. Er erstreckt sich entlang des nordwestlichen Ufers des Plauer Sees bis an den Wendsee beziehungsweise die Seegartenbrucke . Seine Ausdehnung ist Resultat einer Erweiterung Leopold von Gornes 1755 und der Umformung in einen Landschaftspark unter der Familie von Konigsmarck um 1850. [6] Der Schlosspark ist fur die Bevolkerung seit 1935 zuganglich. Der Plauer Fontaneweg , der Havelradweg , die Tour Brandenburg und die 7-Seen-Tour fuhren durch den Schlosspark. [7] [8]

Im englischen Landschaftsgarten befinden sich Reste alter Gebaude. Der sogenannte Hungerturm war ein Staffagebau mit Sichtachsen zum Schloss und zum See. Dieser wurde in den 1950er Jahren bis auf sein Fundament abgetragen. Erhalten ist ferner der Sockel einer Urnenstatue, bei der die Hunde der Grafen von Konigsmarck begraben wurden. Am Ort eines ehemaligen Pferdegrabes befindet sich seit 2012 eine Bronzeskulptur Theodor Fontanes , der das Schloss Plaue 1889 im funften Band Funf Schlosser seines Werks Wanderungen durch die Mark Brandenburg zum Gegenstand seiner Erzahlung machte. Die Skulptur wurde vom Kunstler Dirk Harms geschaffen.

Ein Tontaubenschießstand soll der weltweit alteste erhaltene und um 1900 vom Schlossbesitzer Hans Adolf Erwein Max Graf von Konigsmarck errichtet worden sein. Er ist mit auf Sockeln platzierten uberlebensgroßen Tierfiguren, einem Baren und einem Markhor ( Capra falconeri ), Erinnerungen an eine Jagdreise in den Himalaya und Trophaen , die nachtraglich erganzt worden waren, verziert. Der Schießstand wurde 2013 restauriert und die stark beschadigten Tierfiguren durch Duplikate ersetzt.

Der Schlossteich sudlich des Schlosses hat zwei Verbindungen zum Plauer See, uber die zwei zwischen 1851 und 1880 entstandene bogenformig geschwungene Brucken aus Ziegelsteinen fuhren. Ebenfalls aus Ziegeln ist die Mauer des Pfarrgartens. Diese ist der Rest der ehemaligen Begrenzungsmauer und stammt aus der fruhen Phase des Landschaftsparks, etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit wie die Pfarrgartenmauer entstand die Mauer des Friedhofs . Vom Schlosspark gelangt man durch das sogenannte Engelstor auf den Friedhof der Pfarrkirche Plaue . Durch dieses Tor hatte die grafliche Patronatsfamilie einen eigenen Zugang vom Schloss zum Friedhof mit seinen Familiengrabstatten und zur Kirche. Das eiserne Engelstor wird von zwei großen Engelsskulpturen auf Sockeln gerahmt. Die Engel wurden 1835 im Auftrag der Schlossherrin Freifrau Charlotte von Lauer-Munchhofen von A. Moller aus Sandstein gearbeitet.

Eine T-formig in den Plauer See ragende Anlegestelle wurde von der Zollverwaltung der DDR genutzt. Sie diente der Uberwachung der Binnenschifffahrt von und nach West-Berlin . Der Anleger wurde Mitte der 1970er Jahre aufgeschuttet und war mit Wachhauschen und Schranke versehen.

Im Suden an den Park angrenzend befindet sich ein ehemaliges Ziegeleigelande . Die Ziegelei wurde mindestens von 1842 bis 1914 betrieben. Sie gehorte zunachst einem Ferdinand Michaelis aus der Stadt Rathenow und wurde spater vom Grafen von Konigsmarck ubernommen. Nach der Stilllegung wurden auf dem Gelande eine Baumschule und Gartnerei betrieben, die bis in die fruhen 1990er Jahre bewirtschaftet wurden. In Gebauden der Ziegelei war bereits ab etwa 1890 die Bewirtschaftung des Parks untergebracht. Die Remise befand sich dort.

Ein Teich im Sudwesten des Parks, in dem Karauschen ( Carassius carassius ), eine Art Karpfenfische, gezuchtet wurden, ist verlandet . Dieser Teil des Parks wird nur wenig gepflegt und als Ruckzugsort fur Vogel und andere Tiere verwildert belassen. Weiterhin befindet sich ein Schulhaus und ein Sportplatz angrenzend auf ehemaligen Parkflachen. Ein franzosischer Garten war von einer etwa 2 Meter hohen Mauer umgeben. In diesem Schlossgarten wurde beispielsweise Obst gezogen. Er wurde nach der Enteignung 1945 zerstort. Mauerreste auf den an den Schlosspark angrenzenden Privatgrundstucken sind erhalten. [9]

Commons : Schloss Plaue  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hans-Georg Schede: Caroline Schede: Eine Geschichte des privaten Lebens in der Goethezeit . Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, S. 152. ISBN 978-3-8305-3754-0 .
  2. Oskar Kohler, Kurt Schleising: Landwirtschaftliches Guter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1923. Verzeichnis samtlicher Ritterguter, Guter und großeren Bauernhofe der Provinz von 30 ha aufwarts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtflache und des Flacheninhalts der einzelnen Kulturen. Mit Unterstutzung der Provinzialbehorden und des Brandenburgischen Landbundes nach amtlichen Quellen und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet , in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Guter-Adreßbucher . Band VII. (Paul Niekammer), 3. Auflage, Reg.- Bezirk Potsdam, Kreis West-Havelland, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 105.
  3. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer’s Landwirtschaftliches Guter-Adreßbucher, Band IV, Mecklenburg. Amt Waren . In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe . 4. Auflage. Band   IV . Niekammer’s Guter-Adreßbuch, Leipzig 1928, S.   205–210 ( g-h-h.de ).
  4. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Ritterguter, Guter und Hofe uber 20 ha. Nach amtlichen Angaben und auf Grund direkter Angaben bearbeitet , in: Niekammer`s Landwirtschaftliche Guter-Adressbucher , Band VII, 4. Auflage, Band Reg. - Bez. Potsdam, Nr. Kreis Ruppin, Niekammer`s Adressbuchern GmbH, Leipzig 1929, S. 107.
  5. Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Brandenburg an der Havel und Umgebung. 2006, S. 120?128.
  6. Udo Geiseler, Ulrike Hoffmann-Brocker: Plaue. In: Peter Michael Hahn , Hellmut Lorenz : Herrenhauser in Brandenburg und der Niederlausitz . Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857?1883) , Band 2 (Katalog), Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0 , S. 451 ff.
  7. 7-Seen-Tour. In: havelland-tourismus.de. Abgerufen am 11. November 2022 .
  8. 1. Etappe Tour Brandenburg: Brandenburg an der Havel ? Rathenow. In: reiseland-brandenburg.de. Abgerufen am 11. November 2022 .
  9. Beschreibung des Schlossparks. Forderverein Schlosspark Plaue e. V., abgerufen am 11. November 2022 .

Koordinaten: 52° 24′ 28,4″  N , 12° 25′ 17″  O