Schlacht- und Viehhof Munchen

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Schlachthof Munchen, ehemaliges Direktionsgebaude

Der Schlacht- und Viehhof Munchen ist eine Anlage zur Schlachtung und zum Großhandel fur Lebensmittel im Munchner Stadtteil Isarvorstadt im Stadtbezirk 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt . Seit 2017 konkretisieren sich stadtebauliche Umbauplane fur das gesamte Viehhof- und Schlachthofgelande hin zu einem neuen innerstadtischen Quartier.

In Munchen gab es bis zum Jahre 1878 zwei offentliche Schlachthauser, eines am Farbergraben und eines am Viktualienmarkt . Beide wurden von den ?Bankmetzgern“ benutzt, die ihre Verkaufsstande am Viktualienmarkt hatten. Die ubrigen Metzger und Gastwirte schlachteten zu Hause, teilweise in Hinterhofen, die uber die ganze Stadt verstreut waren.

Der Viehmarkt befand sich in der Herrnstraße. Der Auf- und Abtrieb der Tiere erfolgte durch die Straßen der Stadt, die dadurch stark verunreinigt wurden. Der Verkehr wurde behindert und die Passanten waren gefahrdet. Probleme des Umweltschutzes ? so wurde man heute sagen ? traten auf. Hinzu kamen Forderungen, die sich aus den neuen Erkenntnissen der Hygiene ergaben. Kranke Tiere, Schlachtabfalle und Abwasser bildeten eine standige Gefahrenquelle.

Schlachthof Munchen, die Anfange

Das verheerende Auftreten der Cholera im Jahre 1866, das in Munchen viele Todesopfer forderte sowie die Forderungen des Hygienikers Max von Pettenkofer fuhrten im Jahre 1871 zur Anderung des Polizeistrafgesetzbuches als Voraussetzung fur die Schaffung zentraler kommunaler Schlachthofe .

Eroffnung des Schlachthofs Munchen 1878

Nach eingehender Prufung der Standortvoraussetzungen (Bahnanschluss, Erweiterungsmoglichkeit, wasserrechtliche Probleme usw.) und unter Einbeziehung der neuesten Erkenntnisse der Hygiene wurde dann in den Jahren 1876 bis 1878 nach den Planen des Stadtbaurates Arnold Zenetti der Schlacht- und Viehhof Munchen errichtet.

Die ersten Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges uberstand der Schlacht- und Viehhof Munchen ziemlich unbeschadet. Dramatisch veranderte sich die Situation vom Jahre 1943 an. Die Luftangriffe wurden haufiger und heftiger. Ca. 65 Prozent der bebauten Flache des Schlacht- und Viehhofs wurden zerstort.

Luftbild 1962

Nachdem sich der Stadtrat 1964 fur eine Erneuerung des Schlachthofes an der alten Stelle und damit gegen eine Verlagerung an den Stadtrand aussprach, wurden in den 70er Jahren unter anderem eine Rinder schlachthalle und Kuttelei , je ein Rinder- und Schweine kuhlhaus und ein Fleischmarktgebaude neu errichtet.

Mit Sanierung der Schweineschlachtung (1987/89), der Großviehschlachtung (1990/92) und des Fleischmarktes (1995/96) wurden die drei Kernbereiche auf den aktuellen Stand der Technik und Hygiene gebracht. Flankiert werden sie von einer Vielzahl von brancheneinschlagigen Handels- und Handwerksbetrieben mit multikultureller Angebotspalette.

Schlachthof Munchen, Sudfleisch

Im Zuge der Auflosung der Direktion des stadtischen Veterinarwesens im Jahr 1996 blieben der Betrieb Schlacht- und Viehhof, die Abteilung Amtlicher Tierarzt , die Aufgaben der Tierkorperbeseitigung und Speiseabfallentsorgung sowie die Kreisverwaltungs- und Kreisaufgaben bezuglich des Tierschutz - und Tierseuchengesetzes in einer Organisationseinheit als ?stadtischer Schlacht- und Viehhof“ zusammengefasst, das Veterinaramt wurde eine eigene Dienststelle.

Nach Privatisierung der Rinderschlachtung am 1. April 2000 und Privatisierung der Schweineschlachtung am 1. April 2004 wurde der stadtische Schlacht- und Viehhof am 1. Januar 2005 in den Eigenbetrieb Schlachthof Munchen ubergefuhrt, dessen Schwerpunkt auf dem branchenspezifischen Flachen- und Objektmanagement liegt. 2006 fand der letzte Munchner Pferdemarkt statt. Am 1. Januar 2007 fusionierte der Schlachthof Munchen mit der Großmarkthalle Munchen unter dem neuen Namen Markthallen Munchen zu einem gemeinsamen Eigenbetrieb.

Der Schlacht- und Viehhof als Teil des Eigenbetriebs Markthallen Munchen wird vom Kommunalreferat betreut. Die Kommunalreferentin Kristina Frank ist gleichzeitig Erste Werkleiterin und bestimmt die wirtschaftspolitische Richtung. Der Zweite Werkleiter (fruher Direktor) ist zustandig fur das operative Geschaft.

Der Schlachthof Munchen wird aus historischen und kommunalpolitischen Grunden als kommunaler Betrieb gefuhrt. Andere Schlachthofe in Deutschland werden als Regiebetriebe , Eigenbetriebe , GmbHs (rein stadtisch oder mit Beteiligung), Genossenschaften (der ansassigen Firmen) oder als reine Privatfirmen betrieben. Einen Schlachthof zu betreiben ist nicht gesetzliche Pflichtaufgabe einer Kommune, daher gibt es auch die oben genannten verschiedensten Rechtsformen.

Die Nutzung des Schlachthofgelandes fur Schlachtbetriebe, Mieter und Einkaufer ist durch die Benutzungssatzung geregelt.

Die verschiedenen Gebuhren und Mieten fur Gebaude, Parkplatze, Buros und weiteres richten sich nach der Gebuhrensatzung bzw. nach den entsprechenden Mietvertragen.

Wirtshaus im Schlachthof

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Das Wirtshaus im Schlachthof (Zenettistraße 9) ist ein Rohbacksteinbau im Stil der Neurenaissance . Es wurde 1876?78 von Arnold Zenetti erbaut. Gemeinsam mit dem dahinter liegenden Rest einer Backsteinmauer mit Eisengitter und Tor steht es als Baudenkmal unter Denkmalschutz, siehe auch Liste der Baudenkmaler in der Isarvorstadt .

Seit den Dreharbeiten zur Fernsehserie Zur Freiheit ist das Wirtshaus im Schlachthof ein beliebter Kulturtreffpunkt. Fur das Fernsehen wurden bzw. werden hier die Jugendsendung Live aus dem Schlachthof , die Kabarettreihe Ottis Schlachthof mit Ottfried Fischer , deren Nachfolgesendung Schlachthof , und die R&B-Show , eine von Susanne Rohrer und Christiane Brammer moderierte Musiksendung, produziert.

  • Im Schlachthof Munchen wird, neben der (immer geringer werdenden) Schlachtung, vor allem Großhandel mit Fleisch, Geflugel, Fisch und Feinkost betrieben.
  • Das Gebiet des Stadtteils Isarvorstadt nordlich der Bahnlinie wird auch Schlachthausviertel oder Schlachthofviertel genannt.
  • Der Schlachthof und die Großmarkthalle werden zusammen auch als ? Bauch von Munchen “ bezeichnet
  • Von 1876 bis 2006 fand hier der Munchner Pferdemarkt statt.

Neugestaltung des Viehhof- und Schlachthofgelandes

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Seit 2017 konkretisieren sich die stadtebaulichen Umbauplane fur das Viehhof- und Schlachthofgelande. Auf dem 7,1 Hektar großen Gelande zwischen Zenettistraße, Tumblingerstraße, Thalkirchener Straße und den Bahngleisen sehen die Planungen des Frankfurter Architekturburo Speer & Partner eine schrittweise Entwicklung hin zu einem neuen kleinen Stadtviertel vor. [1]

Auf dem Viehhofgelande ist Platz fur den 2021 abgeschlossenen Neubau des Volkstheaters entstanden. [2] Der Erbbauvertrag des Schlachthofes lauft erst 2040 aus. Die LKW-Waschanlage des Schlachthofes wird vom Viehhofgelande auf das Schlachthofgelande umgezogen. [3]

In einem zweiten Schritt sollen ab Mitte der 20er Jahre auf 38.500 Quadratmetern Geschossflache Wohnungen gebaut werden. Die 40 bisher auf dem Gelande vertretenen Firmen werden innerhalb des Gelandes auf 16.500 Quadratmeter Geschossflache umgesiedelt. Einzelne Bauten bleiben aus Grunden des Denkmalschutzes erhalten. Im Suden wird ein 18.500 Quadratmeter großer Park mit Larmschutzwand entlang der Bahngleise entstehen. [4]

Der Masterplan von 2019 sieht eine dichtere Wohnbebauung in sechsstockigen Gebauden vor, so dass 600 statt 400 Wohnungen entstehen sollen. Die stadtischen Wohnungsbaugesellschaften und wohl auch private Wohnungsbaugenossenschaften sollen die Neubauten erstellen und damit moglichst viel innerstadtischen sozialen Wohnungsbau ermoglichen. [5]

Ende Oktober 2021 wurde das neugebaute Volkstheater auf 18.000 Quadratmeter Geschossflache eingeweiht. An der Kreuzung zur Ruppertstraße wird sich die Einfahrt in eine Quartiers-Tiefgarage befinden. Entlang der Ruppertstraße werden in einer spateren Bauphase eine Sporthalle, ein Stadtteilkulturzentrum, eine Schule und ein Kinderhaus hin zum Kreisverwaltungsreferat entstehen. [6] Jenseits der Bahngleise wird ein privater Investor eine neue Großmarkthalle bauen. [7]

Commons : Schlachthof Munchen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • A. Zenetti: Vieh- und Schlachthof in Munchen. (Text und Plansammlung, Großformat 463 mm × 330 mm) Verlag Franz, Bolster & Mayer, Munchen 1880. (Arnold Zenetti, Munchen November 1879)
  • Ferdinand Opel: Der stadtische Schlacht- und Viehhof in Munchen. (Festschrift zum funfzigjahrigen Bestand), Deukula, Munchen 1928.
  • Christian Haeutle: 75 Jahre Schlacht- und Viehhof Munchen: 1878?1953. Stadt. Veterinardirektion Munchen, 1953.
  • Canan-Aybuken Aybar: Geschichte des Schlacht- und Viehhofes Munchen. (Dissertation), Universitat Munchen, Munchen 2005.

Einzelnachweise

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  1. Birgit Lotze: Munchen: 420 Wohnungen sollen am Viehhof entstehen. Abgerufen am 30. Januar 2022 .
  2. Von der Schlachtstatte zum Kulturtempel - Ruckblick auf 140 Jahre Viehhof. Abgerufen am 30. Januar 2022 .
  3. Schlachthof: Umzugsplane fur Lkw-Waschanlage sorgen fur Arger. Abgerufen am 30. Januar 2022 .
  4. Alexander Heintze: Erste Plane fur den fruheren Viehhof. Immobilienzeitung, 6. Juli 2017, abgerufen am 30. Januar 2022 .
  5. Birgit Lotze: Das Viehhofgelande soll offenbar dichter bebaut werden. Abgerufen am 30. Januar 2022 .
  6. Birgit Lotze: Das neue Gesicht des Schlachthofviertels. Abgerufen am 30. Januar 2022 .
  7. Bestatigt: Paketposthallen-Investor baut die Großmarkthalle in Munchen ? ?Muss endlich weitergehen“. Abgerufen am 30. Januar 2022 .

Koordinaten: 48° 7′ 24″  N , 11° 33′ 26″  O