Schlacht bei Queenston Heights

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Schlacht von Queenston Heights
Teil von: Britisch-Amerikanischer Krieg

Tod von Generalmajor Brock in der Schlacht von Queenston Heights. Gemalde von John David Kelly, 1896.
Datum 13. Oktober 1812
Ort bei Queenston (Ontario) am Niagara River in Kanada
Ausgang Britischer Sieg
Konfliktparteien

Vereinigtes Konigreich 1801   Vereinigtes Konigreich

Vereinigte Staaten 15   Vereinigte Staaten

Befehlshaber

Sir Isaac Brock
Sir Roger Hale Sheaffe

Stephen Van Rensselaer

Truppenstarke

1.300 Mann regulare Truppen
300 Mann Milizen
Indianer

6.000 Mann

Verluste

14 Tote
77 Verwundete

100 Tote
300 Verwundete
925 Gefangene

Die Schlacht von Queenston Heights vom 13. Oktober 1812 fand zwischen US-amerikanischen und den Verbundeten der britisch - indianischen Truppen wahrend des Kriegs von 1812 am Niagara River nahe der Stadt Queenston ( Ontario ) in Kanada statt. Sie endete mit einem britischen Sieg.

Vorgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nachdem die Amerikaner im Sommer 1812 bei ihrem Einfall nach Kanada von Detroit aus und der darauf folgenden Kapitulation einer Armee unter Brigadegeneral William Hull eines der peinlichsten militarischen Debakel ihrer Geschichte erlebt hatten, war der Druck auf die Verantwortlichen groß, diese Schmach durch einen Sieg vergessen zu machen. Ein Waffenstillstand zwischen dem britischen Generalgouverneur Sir George Prevost und dem amerikanischen General Henry Dearborn ermoglichte es den Amerikanern, sich vom Schock der Niederlage zu erholen und ihre sog. Army of the Center am Niagara River zusammenzuziehen. Der US-Kommandeur Generalmajor Stephen Van Rensselaer war nicht davon uberzeugt, dass seine Truppen ? vielfach schlecht ausgebildete Milizen ? einen erfolgreichen Angriff ausfuhren konnten, stand aber unter erheblichem Druck von Prasident James Madison . Erschwert wurde Van Rensselaers Lage dadurch, dass er Milizoffizier und Politiker war und ihm deshalb von den Berufsoffizieren der regularen Armee nur wenig Respekt entgegengebracht wurde. Seine Befehle wurden aus diesem Grund teilweise missachtet. Hinzu kam ein Mangel an Ausrustung aller Art, fur den der General Machenschaften politischer Gegner verantwortlich machte. Daruber hinaus war die Moral der Soldaten schlecht, da sie monatelang nicht bezahlt worden waren und unter dem Mangel an Lebensmitteln, Kleidern und anderem litten. Es trug auch nicht zur Besserung ihrer Stimmung bei, dass die Briten an ihrem Ufer demonstrativ amerikanische Kriegsgefangene entlangmarschieren ließen. Trotz seiner Zweifel beugte sich Van Rensselaer schließlich dem Druck der Regierung und entschloss sich zum Uberschreiten des Niagara.

Das Kommando auf britischer Seite fuhrte Generalmajor Sir Isaac Brock , der Sieger von Detroit, in seinem Hauptquartier Fort George an der Mundung des Niagara River in den Ontariosee . Da Brock nicht wusste, wo der amerikanische Angriff erfolgen wurde, teilte er die ihm zur Verfugung stehenden 1.600 regularen Soldaten und 300 Milizionare auf Fort George und Fort Erie auf und ließ das Flussufer nur dunn besetzen. Im letzten Moment wurden die Briten jedoch gewarnt, da ein britischer Offizier, der Van Rensselaer am 12. Oktober zu Verhandlungen uber einen Gefangenenaustausch aufsuchte, Boote und andere Vorbereitungen beobachtete und die richtigen Schlussfolgerungen zog. Brock konnte deshalb vor Beginn des Angriffs die Milizen alarmieren und seine Truppen in Fort George in Alarmbereitschaft versetzen.

Verlauf der Schlacht [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Amerikaner starteten ihren Angriff von Lewiston aus auf die von britischen Truppen gehaltenen Hohen von Queenston (Queenston Heights) am fruhen Morgen des 13. Oktober. Um 3:00 Uhr begann die Uberquerung des Niagara River. Bei Buffalo sollte ein Ablenkungsangriff stattfinden, doch setzte sich General Alexander Smyth trotz direkter Befehle van Rensselaers nicht in Bewegung. Daruber hinaus stellte sich heraus, dass trotz entsprechender Befehle des Kommandeurs zu wenig Boote beschafft worden waren, um die Invasionsarmee uberzusetzen, und die vorhandenen zu klein fur die Artillerie waren. Am Anfang des Gefechts standen lediglich 300 britische Soldaten gegen mehr als 4.000 Amerikaner. Weitere 1.000 Mann unter General Roger Hale Sheaffe kamen ihnen von Fort George aus zur Hilfe, waren jedoch noch nicht angekommen, als die erste amerikanische Angriffswelle landete. Brock selbst ritt voraus und ubernahm das Kommando uber die Verteidiger.

Die erste Welle der Amerikaner bestand aus 13 Booten mit 300 regularen Soldaten unter Oberst John Chrystie und derselben Anzahl von Milizionaren unter Oberst Solomon van Rensselaer, einem Cousin des Generals. Nur zehn Boote erreichten das Ufer. Auch Chrysties Boot wurde beschadigt und flussabwarts getrieben. Noch schlechter erging es der zweiten Welle. Zahlreiche Soldaten wurden bereits auf dem Fluss durch britisches Artillerie- und Musketenfeuer getotet oder verwundet. Drei Boote trieben durch starke Stromungen flussabwarts, wo ihre Besatzungen den Briten in die Hande fielen. Eine Reihe von Offizieren, darunter Solomon van Rensselaer, wurden durch Musketenfeuer verwundet. Trotzdem gelang es den Amerikanern, unterhalb der Hohen zu landen und die britischen Verteidiger auf Queenston zuruckzudrangen. Daraufhin konzentrierte Brock den großten Teil seiner Truppen dort und ließ nur eine Handvoll Infanteristen zur Deckung der schweren Geschutze auf den Hohen zuruck. Der US-Hauptmann John Wool hatte aber von einem Einheimischen von einem Fischerpfad erfahren, der auf den ansonsten unzuganglichen Hohenzug fuhrte. Uber diesen Weg fuhrte er nun einen uberraschenden Angriff auf die dort postierte britische Artillerie, die unter den Amerikanern schwere Verluste anrichtete. Die vollig uberraschten Kanoniere mussten ihre Geschutze aufgeben und zogen sich nach Queenston zuruck, vernagelten sie aber vorher noch, so dass die Amerikaner sie nicht einsetzen konnten.

Schlacht von Queenston Heights, 13. Oktober 1812. Gemalde von James B. Dennis

Da die Hohen von zentraler strategischer Bedeutung waren und die Geschutze benotigt wurden, um den Transport der US-Truppen uber den Fluss zu behindern, beschloss Brock einen sofortigen Gegenangriff, ohne auf die anmarschierenden Verstarkungen zu warten. Bei einem ersten Angriff gelang es den Briten, Wools Stellung zum Schwanken zu bringen, doch ein amerikanischer Gegenangriff trieb die zahlenmaßig stark unterlegenen Angreifer wieder zuruck. Brock, der bei diesem Angriff an der Hand verwundet worden war, wurde etwa um 13 Uhr in die Brust geschossen, als er seine Soldaten fur einen zweiten Angriff ordnete, und starb sofort. Brocks Adjutant, Oberstleutnant John Macdonnell, fuhrte die um eine Truppe Freiwilliger unter Hauptmann John Williams verstarkten Briten zu einem zweiten Angriff, der angesichts der großen amerikanischen Ubermacht ebenfalls scheiterte. Macdonnell selbst wurde todlich, Williams schwer verwundet. Den Amerikanern gelang es nun auch, Queenston zu besetzen und den großten Teil der britischen Artillerie zum Schweigen zu bringen.

Die Situation fur die Briten war nun gefahrlich und ware noch schlechter gewesen, wenn die Amerikaner mehr Truppen uber den Niagara River gebracht hatten. So befanden sich nur etwas mehr als 1.000 Mann unter dem Kommando von Oberst Winfield Scott auf der kanadischen Seite, und die US-Milizen weigerten sich, die wenigen noch vorhandenen Boote zu besteigen. Hinzu kam, dass General Smyth nicht nur seinen Ablenkungsangriff nicht ausgefuhrt hatte, sondern sich auch noch weigerte, Verstarkungen zu schicken. Die Amerikaner hatten sich zwar erfolgreich am anderen Ufer festgesetzt, doch waren britische Verstarkungen unter General Sheaffe im Anmarsch. Hinzu kam, dass die von den Amerikanern gefurchteten indianischen Hilfstruppen der Briten in den Kampf eingriffen ? Mohawks unter dem in Großbritannien aufgewachsenen Hauptling John Norton attackierten die US-Truppen auf den Hohen in den Flanken. Die Kampfschreie der Indianer ließen die Kampfmoral der unerfahrenen Soldaten weiter sinken, ihre Taktik, anzugreifen und sich schnell wieder zuruckzuziehen, stellte die Amerikaner vor große Probleme. Daraufhin raumten sie Queenston wieder und verstarkten ihre Position auf den Hohen, die nun von der neu eingetroffenen britischen Artillerie unter Feuer genommen wurden. Ein Teil der amerikanischen Soldaten versteckte sich im Wald und griff nicht in den Kampf ein. General van Rensselaer, der wusste, dass sich die britischen Reserven naherten, versuchte vergeblich, seine Milizen zum Uberschreiten des Flusses zu bewegen, um die Schlacht so moglicherweise doch noch zu gewinnen. Die Milizionare beriefen sich dabei auf das Recht, nicht außerhalb der Grenzen der USA eingesetzt zu werden. Es gelang den Amerikanern nicht einmal, die Bootsbesatzungen zum Einsatz fur die Evakuierung der auf dem anderen Ufer stehenden US-Truppen zu bringen. Damit war deren Schicksal besiegelt.

Sheaffe plante seinen Anmarsch methodisch und fuhrte seine Truppen durch ein Waldstuck, um sie so vor der schweren US-Artillerie auf der anderen Flussseite zu schutzen. Dann formierte er sie sorgfaltig zum Kampf und griff den amerikanischen Bruckenkopf um 16:00 Uhr mit etwa 1.000 Soldaten an. Die Briten gingen mit dem Ruf “ avenge the General ” (deutsch: ?racht den General“) in den Kampf. Ihre demoralisierten Gegner ergriffen die Flucht. Eine großere Anzahl Amerikaner sprang aus Angst vor den Indianern in den Fluss, wobei viele beim Aufprall auf Felsen getotet wurden oder ertranken. Etwa 300 regulare Soldaten unter Oberst Scott versuchten einen Ruckzug in geordneter Formation, die jedoch bald auseinanderbrach, als die Soldaten zum Flussufer fluchteten. Hier wurden sie schließlich von Briten und Indianern gestellt und kapitulierten nach einem kurzen Scharmutzel. Nach der Aufgabe von Scotts Soldaten ergaben sich noch weitere 500 Milizionare, die sich im Umfeld der Hohen versteckt hatten.

Folgen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von General van Rensselaers 6.000 Mann wurden etwa 400 getotet oder verwundet, uber 900 gerieten in britische Gefangenschaft, darunter Brigadegeneral William Wadsworth , Oberst Winfield Scott, vier weitere Oberstleutnants und 67 Offiziere. Aufgrund der mangelnden Fuhrungskraft ihrer Kommandeure und der Disziplinlosigkeit von Teilen der Mannschaften erlitten die Amerikaner eine demutigende Niederlage. General van Rensselaer trat nach der Schlacht zuruck. Die Briten hatten lediglich 14 Tote und 77 Verwundete (darunter James Secord, Ehemann der kanadischen Nationalheldin Laura Secord ) zu beklagen. Ein nicht in Zahlen zu fassender Verlust war allerdings der Tod von Generalmajor Brock, dem mit Abstand fahigsten Kommandeur auf britischer Seite. Es ist wohl vor allem diesem fruhen Tod und der Inkompetenz einiger seiner Nachfolger ( Henry Procter , Sir George Prevost ) zuzuschreiben, dass der Krieg an der kanadischen Front kein komplettes Debakel fur die Amerikaner wurde.

Teilweise wird der Schlacht von Queenston Heights kriegsentscheidende Wirkung zugeschrieben, obwohl der Krieg noch weitere zwei Jahre dauerte. Diese Einordnung ist nicht ohne Berechtigung. Die Schlacht uberzeugte die britischen Verantwortlichen, dass Kanada trotz der amerikanischen Ubermacht erfolgreich verteidigt werden konnte, und gab den britisch-kanadischen Truppen ein Selbstbewusstsein, das weitere, teils spektakulare Erfolge gegen druckend uberlegene US-Truppen ermoglichte. Der Tod General Brocks machte aus diesem einen Helden und Martyrer, dessen Andenken Frankokanadier und Anglokanadier vereinte und motivierte. Auf die amerikanischen Soldaten hatten die Debakel des Jahres 1812, die in dieser Schlacht gipfelten, eine demoralisierende Wirkung. Der daraus resultierende Verlust von Selbstvertrauen fuhrte zu einer zogerlichen, angstlichen Kriegsfuhrung, die immer wieder dazu fuhrte, dass gunstige Situationen nicht genutzt wurden und kleine Ruckschlage unverhaltnismaßige Folgen hatten. Dies fuhrte dazu, dass die US Army trotz druckender Uberlegenheit ihr Ziel einer Eroberung Kanadas nicht erreichen konnte und eine partielle Qualitatsverbesserung erst 1814 erreichte, als Verstarkungen aus Europa dieses Ziel unerreichbar machten.

Nationale Wurdigung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 19. Juni 1968 wurde der Ort der Schlacht von Queenston Heights durch die kanadische Regierung zu einer ?nationalen historischen Statte“ in der Region Niagara erklart. [1] Die Wurdigung erfolgte auf Vorschlag des Historic Sites and Monuments Board of Canada .

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Schlacht bei Queenston Heights  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Queenston Heights National Historic Site of Canada. In: Directory of Federal Heritage Designations. Parks Canada , abgerufen am 8. August 2023 (englisch).