Schlacht um Bagdad (2003)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schlacht um Bagdad
Teil von: Irakkrieg

US-Marineinfanteristen in Bagdad am 9. April 2003
Datum 4. bis 9. April 2003
Ort Bagdad , ( Irak )
Ausgang Sieg der Vereinigten Staaten
Folgen Der Fall Bagdads beendet das Saddam-Regime
Konfliktparteien

Irak 1991   Irak

Vereinigte Staaten   Vereinigte Staaten

Befehlshaber

Saddam Hussein

Tommy Franks (Kommandeur US Central Command ),
Victor E. Renuart, Jr. (Direktor fur Operationen des US Central Command ),
James N. Mattis (Kommandeur 1. US-Marineinfanteriedivision ),
David H. Petraeus (Kommandeur 101. US-Luftlandedivision )

Truppenstarke

45.000

30.000

Verluste

2320 Tote, Zahl der Verwundeten unbekannt

34 Tote, mehrere 100 Verwundete

Die Schlacht um Bagdad war eine militarische Operation im Rahmen des Irakkriegs . Die Schlacht um die irakische Hauptstadt Bagdad begann am 3. April 2003 mit dem Angriff auf den internationalen Flughafen im Westen der Stadt. Bereits nach wenigen Tagen wurden die Kampfe am 9. April mit dem Fall Bagdads und dem Untergang des Regimes von Saddam Hussein beendet. Am 1. Mai verkundete US-Prasident George W. Bush auf dem Flugzeugtrager USS Abraham Lincoln das Ende der Hauptkampfhandlungen. Mit dem Ende der Schlacht begann die bis 2011 dauernde Besetzung des Iraks .

Kampf um den internationalen Flughafen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Satellitenbild von Bagdad, 2. April 2003

In den fruhen Morgenstunden des 3. April 2003 begann mit einem intensiven Bombardement des Saddam International Airports die Entscheidungsschlacht um Bagdad. Die ununterbrochene Bombardierung der Hauptstadt und des Flughafens setzte um Mitternacht ein. In weiten Teilen der Stadt kam es erstmals seit Beginn der Kampfhandlungen zu massiven Stromausfallen . Im Sudwesten war die 3. US-Infanteriedivision bis auf zehn Kilometer an die Stadtgrenze vorgeruckt. Dem Angriff auf den Flughafen ging schwerer Artilleriebeschuss auf die irakischen Stellungen im sudlichen Teil Bagdads sowie auf das Flughafengelande voraus. In der Nacht auf den 4. April ruckte die 1. Brigade der 3. US-Infanteriedivision mit 4600 Soldaten und 120 M1-Abrams -Kampfpanzern auf den Flugplatz vor. Bereits am Morgen des 4. April gab Brigadier General Vincent K. Brooks , stellvertretender Direktor fur Operationen des US Central Command , in Doha ( Katar ) bekannt, dass der Flughafen weitestgehend eingenommen worden war und sich unter US-amerikanischer Kontrolle befand.

Beginn der Entscheidungsschlacht

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend des Angriffs auf den Internationalen Flughafen begannen am 3. April die Vorbereitungen fur den Einmarsch in Bagdad. Das US-Oberkommando setzte Spezialtruppen ein, die am Stadtrand operieren sollten. Diese Spahtrupps meldeten Informationen uber die feindlichen Verbande und deren Aufenthaltsorte. Die Luftstreitkrafte setzten die Informationen ein, um die Luftangriffe zu koordinieren und Angriffsziele festzulegen. Das Oberkommando erhoffte sich einen weiteren Vorteil durch diese Taktik: ?Die irakischen Streitkrafte sollten durch diese Einsatze verwirrt und ihr Widerstand geschwacht werden, so dass ein verlustreicher Hauserkampf ausbleibt.“

Der 4. April 2003 begann mit einem Bombardement. Ziele des Luftangriffes waren die Stellungen der Republikanischen Garde und das Treibstofflager des Flughafens. Nach der erfolgreichen Eroberung des Saddam International Airports begann die 101. US-Luftlandedivision mit der Verlegung eines Teils ihrer Truppen von Nadschaf nach Bagdad. Die 1. US-Marineinfanteriedivision kontrollierte die Zufahrtsstraßen im Sudosten der Hauptstadt. Im Verlauf des Tages stießen die Einheiten der Marineinfanterie nach Nordosten vor. Der Widerstand der irakischen Truppen stellte sich als gering heraus. Einheiten der Special Forces riegelten Bagdad im Norden ab und die 2. Brigade des 3. US-Infanteriedivision besetzte die sudlichen Autobahnen. In den spaten Abendstunden des 4. Aprils 2003 kontrollierten die US-Truppen samtliche Zufahrtsstraßen nach Bagdad. Das Ziel, Bagdad vor dem Einmarsch ins Stadtzentrum zu umzingeln, war erreicht.

Die Kasernen der Republikanischen Garde im Sudwesten Bagdads wurden am 5. April von der 2. Brigade angegriffen. Die irakischen Truppen leisteten zwar starkeren Widerstand, konnten aber ihren Stutzpunkt nicht erfolgreich gegen die US-amerikanische Ubermacht verteidigen.

Kampfverlauf im Zentrum

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 5. April ruckten US-amerikanische Truppen erstmals ins Stadtzentrum vor. Als Vorhut fuhr ein Bataillon (Task Force 1-64 Armor) der 2. Brigade der 3. US-Infanteriedivision mit seinen gepanzerten Fahrzeugen von Suden in die Stadt. Die Aktion dauerte rund drei Stunden und sollte den Widerstand und die Kampfkraft der Iraker bestimmen. Bei der Operation wurden schatzungsweise 1000 Iraker getotet und 100 Fahrzeuge zerstort [1] . Die amerikanischen Truppen verloren dabei einen Soldaten und einen M1 Abrams Kampfpanzer. Durch den erfolgreichen Verlauf gewann das US-Militar die erhofften Informationen uber die Starke des Widerstands und war uberzeugt, diesen brechen zu konnen. Aussagen von gefangengenommenen Irakern legten nahe, dass diese der irakischen Propaganda geglaubt hatten, die Amerikaner wurden weit vor den Toren Bagdads aufgehalten. Da der Vorstoß aber nur die westlichen Außenbezirke Bagdads beruhrt hatte, berichteten auch auslandische Medien am 5. April, dass die US-Truppen nicht in Bagdad selbst stunden. Mit diesen Erkenntnissen kamen die amerikanischen Generale zu dem Schluss, dass eine mediale Prasenz der US-Truppen in Bagdad notig war, um die Aussagen der irakischen Regierung als falsch zu entlarven und das Regime zu sturzen.

Am Sonntag, dem 6. April landeten erstmals US-amerikanische Transportflugzeuge des Typs Lockheed C-130 auf dem Bagdad International Airport, der den Amerikanern mittlerweile als Stutzpunkt diente. Am selben Tag erließ Saddam Hussein den Befehl, samtliche Straßenschilder in der Stadt zu entfernen, damit die US-amerikanischen Truppen die Orientierung verloren. Aufgrund Personalmangels und fehlender Zeit konnte der Befehl nicht umgesetzt werden. Viele Zivilisten verließen das Stadtgebiet und fluchteten vor den bevorstehenden Kampfen.

Soldaten der 1. US-Marineinfanteriedivision ruckten am 7. April uber den Fluss Diyala im Sudosten der Stadt vor. Die Iraker versuchten, den Vormarsch mit ihren T-72 Panzern aufzuhalten. Die Marineinfanteristen hatten die Anweisung, bei starkerer Feindberuhrung sofort Luftunterstutzung anzufordern, damit die eigenen Verluste moglichst gering blieben. So wurden die irakischen Panzer durch Kampfflugzeuge zerstort. Die US-Luftwaffe flog an diesem Tag 500 Angriffe, die zumeist durch Anforderungen von Bodentruppen zustande kamen.

M1A1-Abrams-Kampfpanzer vor dem Triumphbogen Hands of Victory

Die 2. Brigade der 3. US-Infanteriedivision bekam den Auftrag, die Prasidentenpalaste sowie andere offentliche Einrichtungen und Symbole der Macht Saddam Husseins im westlichen Stadtzentrum einzunehmen und moglichst uber Nacht zu halten. Den Einheiten der 2. Brigade standen fur diesen Auftrag 70 Abrams- und 60 Bradley-Panzer zur Verfugung. Die Luftunterstutzung der Bodentruppen erfolgte durch Fairchild-Republic A-10 Erdkampfflugzeuge. Die Koordination des Angriffs ubernahm das Tactical Operations Center (TOC) am Autobahnkreuz sudlich der Stadt, die 2. Brigade nutzte das Gebiet auch als Stutzpunkt und startete von dort ihren Auftrag. Der Weg zum Palast und Regierungsbezirk Bagdads fuhrte uber mehrere Autobahnbrucken. Dort schlug den Einheiten der 2. Brigade der starkste Widerstand entgegen. Eine Koordinierung des irakischen Widerstandes fand zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr statt. Die Befehlsketten der Armee bestanden nicht mehr und viele irakische Soldaten fluchteten aufgrund der amerikanischen Ubermacht. Die Fedajin leisteten den Invasoren heftigen Widerstand, aber auch ihre Aktionen waren unkoordiniert. Nachdem die 2. Brigade bereits den neuen Prasidentenpalast erobert hatte, sollte die 1. einen weiteren Palast einnehmen, den Fau-Palast. Durch die Kampfhandlungen der 3. US-Infanteriedivision starben an diesem Tag ungefahr 300 Iraker [2] .

Das Tactical Operations Center wurde am Nachmittag des 7. Aprils Ziel eines Raketenangriffs. Die Iraker hatten das Camp mit einer Cruise Missile beschossen. Bei diesem Beschuss kamen funf Menschen ums Leben. [3]

Seit der Eroberung der Palaste verblieben die Soldaten in der Stadt und wurden nicht mehr zum Flughafen zuruckgezogen. Der 8. April begann mit der Bombardierung des Informationsministeriums, des Hauptquartiers der Republikanischen Garde und des Gebaudes der Baath-Partei . Die Besetzung der vier wichtigsten Brucken uber den Tigris im Zentrum Bagdads sollte an diesem Tag erreicht werden. Die Panzer der 3. US-Infanteriedivision ruckten um 4 Uhr morgens aus und stießen auf den heftigsten Widerstand seit Kriegsbeginn. Die Iraker hatten sich auf den Einmarsch vorbereitet und Schutzwalle und Straßensperren gebaut. Irakische Scharfschutzen stellten eine gewisse Bedrohung dar, die von den Panzerbesatzungen nicht bedacht worden war und zu Verlusten fuhrte. Am spaten Nachmittag beschossen US-Panzer das Al-Dschasira -Buro. Ein Kameramann des Nachrichtensenders kam durch eine Panzergranate ums Leben. Am Abend des 8. April standen alle vier Tigris-Brucken im Zentrum unter Kontrolle des US-Militars.

Am selben Tag konnte die 1. US-Marineinfanteriedivision den Raschid-Militarflugplatz erobern und sichern. Der Flughafen war tagelang von Einheiten der Republikanischen Garde gehalten worden.

Videoaufnahmen von US-Soldaten beim Einmarsch in Bagdad, 10. April 2003.

Am 9. April wurden in den fruhen Morgenstunden durch die 2. Brigade der 3. US-Infanteriedivision wichtige Positionen eingenommen und besetzt, darunter das Olministerium, die Hauptstraße Bagdads, das Hauptquartier der Geheimpolizei und die Universitat der Stadt. Um 18.00 Uhr deckte ein US-Soldat die Saddam-Statue vor dem Palestine Hotel am Firdaus-Platz zuerst mit der US-Flagge und spater mit einer irakischen Flagge ab; das Bild davon steht symbolisch fur das Ende des Irak-Krieges . Danach wurde die Statue mit Hilfe eines M88-Bergepanzers zum Einsturz gebracht.

Beschuss des Hotel Palestine

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Palestine Hotel am Ufer des Tigris im Zentrum Bagdads wurde seit Beginn des Krieges von der internationalen Presse als Hauptquartier und Medienzentrum genutzt. Selbst das Oberkommando der US-Streitkrafte wusste von der Anwesenheit der Presse im besagten Hotel. Am 8. April schoss ein M1-Abrams-Kampfpanzer eine Granate auf das Hotel ab, die im 15. Stock einschlug. Bei dem Beschuss kamen zwei Journalisten ums Leben. Drei weitere Journalisten erlitten bei diesem Vorfall leichte und schwerere Verletzungen.

Am 27. April 2007 wurden drei Angehorige der 3. US-Infanteriedivision wegen des Beschusses des Hotels und der Totung eines spanischen Journalisten vor einem spanischen Gericht angeklagt. [4]

Bagdad nach der Schlacht

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
US-Soldaten im Kampf mit Aufstandischen, 2003

Der zunachst befurchtete Hauserkampf um die irakische Hauptstadt fand nicht statt. Am 9. April befand sich das Zentrum Bagdads unter der Kontrolle der US-amerikanischen Streitkrafte. Spater gaben Offizielle der US Army einen Grund fur den geringen Widerstand bekannt: Einige Offiziere waren im Vorfeld der Kampfhandlungen bestochen worden.

Zeitgleich mit dem Ende der Kampfhandlungen kam es an einigen Stellen zu Plunderungen, die insbesondere auch Krankenhauser [5] und das Nationalmuseum [6] betrafen. Andere Einrichtungen wie das Innenministerium und das Olministerium wurden hingegen von amerikanischen Truppen rechtzeitig gesichert. [6] Wie in anderen Landesteilen auch, herrschte in Bagdad tagelang Chaos. [7]

Anmerkungen und Quellen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Stefan Aust, Cordt Schnibben: Irak ? Geschichte eines modernen Krieges , 2004, Seite 351.
  2. Stefan Aust, Cordt Schnibben: Irak ? Geschichte eines modernen Krieges , 2004, Seite 377.
  3. Stefan Aust, Cordt Schnibben: Irak ? Geschichte eines modernen Krieges , 2004, Seite 386.
  4. Herald Tribune: Spanish judge indicts 3 U.S. soldiers in connection with journalist's death , 27. April 2007.
  5. Chaos in Bagdad: Medizinische Versorgung vor dem Kollaps. In: Spiegel Online . 10. April 2003, abgerufen am 6. Januar 2017 .
  6. a b Hans Wagner: Beutekunst aus dem Zweistromland: geraubt auf Bestellung? In: eurasischesmagazin.de. 4. April 2003, archiviert vom Original am 11. Marz 2013 ; abgerufen am 6. Januar 2017 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.eurasischesmagazin.de
  7. Irak: Jetzt gilt das Gesetz des Dschungels. In: Spiegel Online . 11. April 2003, abgerufen am 6. Januar 2017 .
  • Stefan Aust, Cordt Schnibben : Irak. Geschichte eines modernen Krieges. Dtv, 2004.