Die
Schlacht am Jarama
fand vom
6. Februar
bis
27. Februar
1937
wahrend des
spanischen Burgerkriegs
sudostlich von Madrid statt.
Es standen sich regulare Einheiten der Nationalisten unter
Franco
, die
spanische Fremdenlegion
,
Kolonialtruppen aus Marokko
, die republikanische
Volksarmee
und Einheiten der
Internationalen Brigaden
gegenuber.
Im November 1936 schlug der Versuch der nationalistischen Krafte unter Franco fehl, Madrid zu erobern, es kam zur
Belagerung von Madrid
. General
Emilio Mola
war Oberkommandierender der nationalistischen Truppen in der Nahe von Madrid. Es wurde nun der Plan erarbeitet, den Fluss
Jarama
, 11 Kilometer sudostlich von Madrid, zu uberqueren, um die Kommunikation Madrids mit dem neuen Sitz der Volksfrontregierung in
Valencia
zu unterbrechen.
Der Angriff sollte gemaß den Planen zum gleichen Zeitpunkt stattfinden, wie der Angriff der verbundeten Italiener bei
Guadalajara
nordostlich von Madrid (
Schlacht bei Guadalajara
), um Madrid von beiden Seiten zu umfassen. Da die Italiener jedoch nicht rechtzeitig einsatzbereit waren, entschloss sich General Mola, die Offensive alleine durchzufuhren.
Die nationalistischen Truppen bestanden aus ca. 25.000 Mann
Infanterie
, darunter auch Truppen der
Spanischen Fremdenlegion
. Des Weiteren standen General Mola zehn
Schwadronen
der
Kavallerie
und Truppen der
Legion Condor
zur Verfugung, darunter zwei
Bataillone
mit schweren Maschinengewehren und eine Panzereinheit unter dem Befehl von
Wilhelm Ritter von Thoma
mit mehreren 88-mm-Flak- und 105-mm-Artilleriegeschutzen.
Das vorrangige Ziel der Offensive war es, das westliche Ufer des Flusses Jarama und die angrenzenden Anhohen von
La Maranosa
einzunehmen, um dann uber die Brucken
El puente del Pindoque
bei
Soto de Pajares
und der Brucke
Arganda
bei der Ortschaft
Arganda del Rey
nach Madrid vorzurucken.
[1]
Die Ebene vor den Anhohen von La Maranosa
Blick auf den Fluss Jarama bei der Ortschaft Titulcia
Die Offensive der Nationalisten begann am 5. Februar mit Angriffen auf republikanische Stellungen unter dem Kommando von
Sebastian Pozas
am Westufer des Jarama in der Talebene zwischen
La Maranosa
und
Ciempozuelos
. Die Nationalisten ruckten mif funf mobilen
Brigaden
vor und uberwaltigen die uberraschten Republikaner total. Brigadefuhrer waren
Francisco Garcia-Escamez
,
Eduardo Saenz de Buruaga
,
Fernando Barron Ortiz
,
Carlos Asensio
und
Ricardo Rada
. Artillerieunterstutzung gaben sechs 155-mm-Batterien und eine Artilleriegruppe der
Legion Condor
mit 8,8-cm-Flakgeschutzen.
Die Befehlsgewalt uber das Zentrum des Angriffes hatte Oberst Asensio. An der linken (nordlichen) Flanke fuhrte Rada und an der rechten (sudlichen) Flanke Garcia-Escamez. Garcia-Escamez’ Brigade uberrannte am 6. Februar die republikanischen Stellungen bei Ciempozuelos im sudlichen Kampfgebiet. Bei diesem Angriff verlor die republikanische XVIII. Brigade an die 1800 Mann. Im Anschluss eroberte Radas Brigade im nordlichen Kampfgebiet die Hugel von
La Maranosa
. Diese Hugel erlaubten es, bei einer Flussuberquerung weite Gebiete mit Artillerie- und Maschinengewehrfeuer zu dominieren. Die zwei auf dem Hugel von La Maranosa stationierten republikanischen
Bataillone
wurden bis zum letzten Mann aufgerieben. Des Weiteren konnten die Nationalisten am 7. Februar die Ortschaften Caen,
La Boyeriza
, Mesa, Valdecabas und
Gozquez de Abajo
erobern. Bis zum 8. Februar war das Westufer des Jarama in der Hand der Nationalisten.
Teile der republikanischen Armee von
Sebastian Pozas
waren bereits auf der Flucht, als die 11. Division
[2]
von Major
Enrique Lister
und die
Agrupacion Vallecas
von
El Campesino
mit drei Brigaden die Front stabilisierten.
Jose Miaja
, der von
Largo Caballero
zum Oberbefehlshaber
[3]
der Jarama-Front bestimmt worden war, sandte auch die
XI. Internationale Brigade
zum Jarama. Am 9. Februar 1937 sammelte sich die republikanische Verteidigung entlang der Hohen am Ostufer des Jarama. Eine republikanische
Division
, zu der die
XII. Internationale Brigade
gehorte, wurde in Reserve gehalten.
[4]
Karte des Schlachtverlaufs vom 12. bis 14. Februar
In den Morgenstunden des 11. Februar uberquerte eine kleine Gruppe von marokkanischen Kolonialsoldaten der
Spanischen Legion
unbemerkt den Jarama in der Nahe der Brucke von Pindoque. Sie drangen in die Stellungen des
Andre-Marty-Bataillons
der XII. Internationale Brigaden bei
Casas de Pajares
ein, so dass die Nationalisten die Brucke
El puente del Pindoque
bei der Ortschaft
Soto de Pajares
einnehmen konnten. Bei diesem Angriff wurde das Andre-Marty-Bataillon aufgerieben. Danach uberquerte die nationalistische Kavallerie unter schwerem republikanischem Feuer die Brucke und errichtete einen Bruckenkopf. Obwohl die von den republikanischen Truppen angebrachten Sprengmittel an der Brucke detonierten, blieb die Brucke intakt. Dem
Garibaldi-Bataillon
von der XII. Internationalen Brigade gelang es aber, Stellungen auf einer Anhohe bei Soto de Pajares zu halten. Das Bataillon verhinderte so das weitere Vorrucken der Nationalisten an diesem Frontabschnitt.
Des Weiteren durchquerte am 11. Februar um 3 Uhr die von Barron Ortiz gefuhrte Brigade den Fluss in der Nahe der Brucke von
Arganda del Rey
nach Madrid. Dem
D?browski-Bataillon
von der XII. Internationalen Brigade gelang es, kurz vor der Brucke von Arganda del Rey die Front zu stabilisieren. Sie verhinderten so, dass die Nationalisten weiter vorrucken konnten.
[1]
[5]
Am gleichen Morgen eroberten die Nationalisten zudem das Dorf
San Martin de la Vega
. Den Republikanern gelang es, die im Ort befindliche Brucke zu halten. In der Nacht vom 11. zum 12. Februar durchquerte eine marokkanische Einheit den Fluss Jarama in der Nahe der Brucke. Der Einheit gelang es, die Brucke einzunehmen. Nach der Errichtung eines Bruckenkopfes ruckten die Nationalisten vor und eroberten im Laufe des Tages die
Anhohen von Pingarron
. Die Nationalisten fuhrten ihre Reserven, die Brigade Saenz de Buruaga, uber die Brucke von San Martin de la Vega zu und begannen am 12. Februar ihre Offensive in Richtung
Morata de Tajuna
. Gleichzeitig fuhrten die Republikaner die neu aufgestellte XV. Internationale Brigade mit dem britischen
Saklatvala-Bataillon
in die Schlacht. Kommandeur der XV. Internationalen Brigade war
Janos Galicz
(
General Gal
).
Das Saklatvala-Bataillon trug am 12. Februar die Hauptlast der nationalistischen Offensive in Richtung
Morata de Tajuna
. Sieben Stunden verteidigte das Bataillon einen Hugel, den sogenannten ?Suicide Hill“, unter schwerem Artillerie- und MG-Beschuss von den
Anhohen von Pingarron
. Bei diesen Gefechten warfen die Nationalisten ihre gesamte Reserve in die Schlacht. Am nachsten Tag konnten die Nationalisten den ?Suicide Hill“ einnehmen. Nach einem Gegenangriff des Saklatvala-Bataillons konnten die Republikaner den Hugel zuruckerobern.
Des Weiteren stieß am 12. Februar die nationalistische Brigade von Saenz de Buruaga gegen die Straße von Arganda del Rey nach Madrid vor. Sie wurde aber von der XI. Internationale Brigade mit dem
Thalmann-Bataillon
, dem
Dimitrow-Bataillon
und einer sowjetischen Panzereinheit mit
T-26
-Panzern zum Fluss Jarama zuruckgedrangt.
[1]
[5]
Dieser Gegenangriff wurden jedoch mit Hilfe der auf
La Maranosa
eingegrabenen nationalistischen Artillerie zuruckgeschlagen.
Bis zum 13. Februar konnte die republikanische Luftwaffe, die großtenteils aus sowjetischen Maschinen und Piloten bestand, die Lufthoheit halten. Danach trafen italienische und spanische Flugzeuge ein, die ein Kraftegleichgewicht in der Luft herstellten.
Bis zum 14. Februar versuchten die nationalistischen Truppen weiter von den
Anhohen von Pingarron
uber den ?Suicide Hill“ auf
Morata de Tajuna
vorzurucken.
Ab dem 14. Februar versuchten republikanische Truppen im nordlichen Kampfgebiet, die nationalistischen Stellungen von
Jose Enrique Varela
zu uberwinden. Der erste Vorstoß am 14. Februar mit funf Brigaden und mit 50 T-26-Panzern unter der Beteiligung von drei Internationalen Brigaden brach aufgrund des Artilleriebeschusses von
La Maranosa
in sich zusammen. Zudem erlitt das
Saklatvala-Bataillon
, das den ?Suicide Hill“ verteidigte, durch Artilleriebeschuss schwere Verluste. Die Kampfe um den ?Suicide Hill“ wurden zu den schwersten wahrend der gesamten Schlacht.
Am 15. Februar ubernahm General Jose Miaja die Fuhrung der republikanischen Einheiten. Zuvor war das Oberkommando zwischen ihm und
Sebastian Pozas
aufgeteilt, was die Koordination der republikanischen Angriffe nicht vereinfacht hatte. Miaja befahl am 17. Februar der XI., XII. XIV. und XV. Internationalen Brigade einen Großangriff. Diese vier Internationalen Brigaden hielten die Front von Arganda del Rey bis
Morata de Tajuna
. Der einzige Erfolg war, dass die nationalistischen Truppen im nordlichen Teil des Kampfgebietes vor Arganda del Rey zuruckweichen mussten. Die Internationalen Brigaden erlitten bei diesen Gegenangriffen hohe Verluste. Zudem musste das
Saklatvala-Bataillon
seine Stellung auf dem ?Suicide Hill“ aufgeben.
Zwischen dem 23. und 27. Februar kam es zu weiteren Angriffen der republikanischen Truppen. General Gal befahl, die Anhohen von Pingarron zuruckzuerobern. Bei diesem Angriff verlor das
Lincoln-Bataillon
bei einer Mannstarke von 263 uber 110 Brigadisten. Ein Soldat sagte nach dem Angriff: ?Das Lincoln-Bataillon wurde nach
Abraham Lincoln
benannt, weil auch er ermordet wurde.“ Nach den gescheiterten Angriffen der Internationalen Brigaden beruhigte sich die Front und die Gegner gruben sich ein.
In den Morgenstunden des 13. Marz griff die
Irish Brigade
der
Spanischen Legion
ostlich der Ortschaft
Titulcia
republikanische Stellungen an. Nach Beschuss durch die republikanische Artillerie zog sich die Brigade in ihre Ausgangsstellung zuruck. Am 17. Marz wurde die Brigade auf die Anhohe von
La Maranosa
verlegt, wo sie einige Monate bis zu ihrer Auflosung im Sommer stationiert blieb.
Ende Februar befanden sich die gegnerischen Parteien in einer Sackgasse, da weitere Angriffe aufgrund der ausgebauten Stellungen wenig Sinn gehabt hatten.
Beide Seiten hatten schwere Verluste hinnehmen mussen (zwischen 6.000 und 25.000 Toten auf jeder Seite, laut verschiedenen Schatzungen) und die Truppen waren erschopft und litten unter Nahrungs- und Munitionsmangel.
Obwohl es gelungen war, den Fluss zu uberqueren, gelang es den nationalistischen Truppen letztendlich nicht, die Verbindung Madrid?Valencia zu unterbrechen. Die Gegend verlor an strategischer Bedeutung und es kam im Weiteren zu einem Grabenkrieg.
In der Nahe der Anhohe von Pingarron, dem Ort des Gefechts um den Selbstmordhugel (
Suicide Hill
), befindet sich zu Ehren der 600 Gefallenen des britischen Bataillons 375 der XV. Internationalen Brigade
Lincoln/Washington
ein Denkmal (Koordinaten
⊙
40.217777777778
-3.4980555555556
). Eines der bekanntesten englischsprachigen Lieder uber den spanischen Burgerkrieg (Cover-Versionen u. a. von
Woody Guthrie
[6]
und
Pete Seeger
[7]
) besingt die Schlacht und verwendet dabei die Melodie des Western-Klassikers
Red River Valley
.
[8]
- Antony Beevor
:
The Spanish Civil War.
Cassell, London 1999,
ISBN 0-304-35281-0
.
- Ken Bradley:
The International Brigades in Spain. 1936?39
(=
Osprey Military. Elite Series.
53). Colour plates by Mike Chappell. Osprey Publishing, London 1994,
ISBN 1-85532-367-2
.
- Moritz Krawinkel:
Die Schlacht am Jarama. Zwischen Geschichte und Gedachtnis.
Dietz, Berlin 2011,
ISBN 978-3-320-02265-5
(Zugleich: Frankfurt am Main, Diplom-Arbeit, 2009).
- R. Dan Richardson:
The Defense of Madrid: Mysterious Generals, Red Front Fighters, and the International Brigades.
In:
Military Affairs.
Bd. 43, Nr. 4, 1979, S. 178?185,
doi:10.2307/1986750
.
- Hugh Thomas
:
The Spanish Civil War.
Revised and updated edition. Modern Library, New York NY 2001,
ISBN 0-375-75515-2
.
- ↑
a
b
c
Batalla del Jarama.
(PDF; 400 kB)
(
Memento
vom 14. Juli 2014 im
Internet Archive
) Veroffentlichung der Stadt Arganda del Rey (spanisch), abgerufen am 4. Dezember 2015.
- ↑
General
Vicente Rojo
:
Asi fue la defensa de Madrid
. Hrsg.: Comunidad de Madrid. Comunidad de Madrid, Madrid 1987,
ISBN 84-505-5386-5
,
S.
167
.
- ↑
Manuel de Vicente Gonzalez:
Madrid Militarizado
. In: Ministerio de Defensa (Hrsg.):
Historia Militar de la Guerra en Madrid
.
Band
1
. Ministerio de Defensa, Madrid 2014,
ISBN 978-84-9781-996-1
,
S.
137
f
.
- ↑
Hugh Thomas:
Der spanische Burgerkrieg.
Ullstein, Berlin West 1962, S. 291.
- ↑
a
b
El puente del Pindoque, restos de una Batalla.
(
Memento
vom 21. Juni 2012 im
Internet Archive
) Webseite mit Bildern (spanisch), des Gefechtes um die Brucke von El puente del Pindoque, abgerufen am 4. Dezember 2015.
- ↑
T.A. Sedlak:
Jarama Valley - Woody Guthrie
auf
YouTube
, 3. August 2009, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 3:01 min).
- ↑
pasaremos2010:
Jarama Valley - Pete Seeger and the Almanac singers
auf
YouTube
, 13. September 2010, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 2:48 min).
- ↑
https://web.archive.org/web/20110725000642/http://www.altavozdelfrente.org/index.php?option=com_content&task=view&id=51&Itemid=30