Die
Schallplatte
(
englisch
record
) ist ein mit
analogen Daten
bespielter und meist kreisformiger
Tontrager
mit einem Mittelloch, deren heute beidseitige Rillen zur
Wiedergabe
von
Schallsignalen
dienen.
Schallplatten wurden in unterschiedlichen Formaten mit Spieldauern von wenigen Minuten bis zu etwa 30 min pro Seite hergestellt. Letztere in der heute noch gebrauchlichen Große von 30 cm Durchmesser fur
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute werden auch als
Langspielplatten
oder kurz als
LP
bezeichnet.
Umgangssprachlich wird die Schallplatte auch als Platte, Scheibe oder Vinyl bezeichnet. Das Wort Schallplatte wurde bereits zur Zeit der
Grammophon
-Ara gepragt. Der seit dem Produktionsende der Grammophonplatten wesentlich gelaufigere Begriff
Schellackplatte
grenzt diesen alteren Tontrager deutlich von der spateren, noch heute ublichen Schallplatte aus
Polyvinylchlorid
ab.
Die Signale sind in einer ublicherweise vom Rand der Platte
spiralformig
nach innen verlaufenden Rille gespeichert, deren Flanken die
Schallschwingung
des gespeicherten Signals abbilden. Fur die Wiedergabe wird das
Wiedergabegerat
eines
Plattenspielers
eingesetzt, bei dem die Abtastspitze eines
Tonabnehmers
entsprechend ausgelenkt wird. Die Ruckverwandlung in horbare Schallsignale kann rein mechanisch uber eine
Membran
und einen
Schalltrichter
oder ? bei heute ublichen Plattenspielern ? auf
elektromechanischem
Weg mit anschließender
elektronischer Verstarkung
durch einen
Audioverstarker
erfolgen.
Im Marz 1857 meldete der Franzose
Edouard-Leon Scott de Martinville
den
Phonautographen
als Patent (Nummer 17,897/31,470) an. Ihm gelang es am 9. April 1860, das franzosische
Kinderlied
Au clair de la lune
mit Hilfe eines großen
Trichters
einzufangen und mit einer Membran, welche die Schwingungen auf eine Schweineborste ubertrug, auf eine rußgeschwarzte Walze zu kratzen. Das machte die Schwingung sichtbar, allerdings war es dabei noch nicht moglich, den aufgezeichneten Schall auch wiederzugeben. Das schaffte erst die 1877 von
John Kruesi
gebaute Erfindung des Amerikaners
Thomas Alva Edison
, der mit dem ebenfalls patentierten
Phonographen
weltberuhmt wurde. Auch dessen erste Aufzeichnung,
Mary Had a Little Lamb
,
war ein Kinderlied. Die Tone wurden zunachst in eine
Zinnfolie
geritzt, spater auf einer
Phonographenwalze
mit wendelformiger Tonspur in Hohenschrift gespeichert, wobei das Prinzip der
Amplitudenauslenkung
auch hier unmittelbar akustisch (Membran/Trichter) genutzt wurde. Wichtige theoretische Grundlagen entwickelte auch der Franzose
Charles Cros
, der seine Arbeiten ebenfalls im Jahr 1877 bei der
Naturwissenschaftlichen Akademie in Paris
einreichte.
Bereits im Jahre 1880 machte der US-amerikanische
Physiker
Charles Sumner Tainter
(
Columbia Graphophone Company
) die Entdeckung, dass viele technische Nachteile der Edisonischen Walzen (umstandliche Handhabung und aufwandige Vervielfaltigung) beseitigt werden konnten, wenn man die Tonspur spiralformig in die Oberflache einer flachen, runden Scheibe eingraviert. Tainter entwickelte den Prototyp eines entsprechenden Aufnahmeapparates und stellte einige bespielte
Wachs
platten her, gab die Versuche aber infolge technischer Probleme nach kurzer Zeit wieder auf. Tainters Wachsplatten befinden sich heute im
Smithsonian Institute
in
Washington
. Sie gelten als die ersten Schallplatten der Welt.
Unabhangig von Tainter, der seine Ideen nicht publiziert hatte, gelangte im Jahre 1887 der deutsch-amerikanische Erfinder und Industrielle
Emil Berliner
bei seinen Versuchen mit dem Edison-Phonographen zu einem ahnlichen Verbesserungskonzept. Er hatte sich mehrere Jahre lang mit dem Edison-Phonographen befasst und fruher als Edison erkannt, dass die Zukunft der Tonaufzeichnung in erster Linie im Unterhaltungsbereich lag. Als Geschaftsmann sah auch er in der umstandlichen und teuren Vervielfaltigung der Walzen den entscheidenden Schwachpunkt des Phonographen und verwendete seine Zeit und Muhe vorrangig auf die Losung dieses Problems.
Berliner gelang 1887 der entscheidende Durchbruch. Er konstruierte ein Gerat, das die Schallwellen nicht wie bei Edisons Hohenschrift-Phonographen in vertikaler, durch Auf-und-ab-Bewegung des Schneidstichels entstehender Modulation speicherte, sondern die Rille horizontal auslenkte; die mechanischen Schwingungen ließ er eine Stahlnadel schneckenformig in eine dick mit Ruß uberzogene Glasplatte einritzen. Nach chemischer Hartung des Rußes war er in der Lage, auf
galvanoplastischem
Wege ein
Zink
-Positiv und von diesem ein Negativ der Platte anzufertigen, das als Stempel zur Pressung beliebig vieler Positive genutzt werden konnte, damit war die Schallplatte erfunden. Am 4. Mai 1887 reichte Berliner den
Patentantrag
ein. Das US-Patent No. 372,786 wurde daraufhin am 8. November 1887 erteilt.
[1]
Die alteste bis heute erhaltene Schallplatte Berliners ist ein am 25. Oktober 1887 von ihm selbst angefertigtes Zink-Positiv. Der Offentlichkeit wurde das neue Aufzeichnungsverfahren erstmals in einem Bericht der Zeitschrift
Electrical World
vom 12. November des gleichen Jahres vorgestellt; die fruhesten zu Demonstrationszwecken angefertigten Zinkplatten hatten einen Durchmesser von 28 cm und bei etwa 30 min
?1
eine Spieldauer von vier Minuten.
In den folgenden Monaten entwickelte Berliner in Zusammenarbeit mit dem Techniker
Werner Suess
sein Verfahren weiter, indem er das rußbeschichtete Glas durch eine mit Wachs uberzogene Zink- oder
Kupferplatte
ersetzte. Nach der Gravur der Schallrille in die Wachsschicht wurde die Platte einem Saurebad ausgesetzt, das die noch mit Wachs bedeckten Teile der Platte nicht angriff, die freigelegten Rillen aber in das Metall einatzte, sodass nach Entfernung des Wachses eine haltbare metallene Urplatte entstand, die zur Herstellung der Pressmatrizen verwendet werden konnte. Am 16. Mai 1888 prasentierte Berliner ein erstes funktionsfahiges Gerat den Wissenschaftlern des
Franklin Institute
in Philadelphia. Der zeittypischen Vorliebe fur
Grazismen
folgend nannte er es
Grammophon
(sinngemaß: ?geschriebener Laut“).
Im August 1888 begann er erstmals, die von Anfang an vorgesehene Vervielfaltigung seiner Zinkplatten durch Pressen der Negative in weiches Material zu erproben. Zunachst verwendete er als Pressmasse
Zelluloid
, das er unmittelbar vom Erfinder dieses Werkstoffs, John W. Hyatt, bezog und das sich bald als technisch ungeeignet erwies. Von diesen als
Hyatt Disks
bekannten ersten experimentellen Zelluloidplatten sind nur sehr wenige Exemplare erhalten geblieben.
Im Juli 1889 kam Berliner aufgrund
materialkundlicher
Versuche zu dem Schluss, dass vulkanisiertes
Hartgummi
als Pressmaterial die gunstigsten Eigenschaften aufweise, und erachtete seine Erfindung fur ausgereift genug, um den Beginn der
Serienproduktion
einzuleiten.
Emil Berliner ging auf Investorensuche, stieß aber bei der US-amerikanischen Industrie auf wenig Resonanz. Daher reiste er im August 1889 nach Deutschland, um das Grammophon potentiellen Interessenten vorzufuhren. Am 26. November 1889 demonstrierte er das Gerat den staunenden Experten der Berliner
Elektrotechnischen Gesellschaft
, die ihn sofort als Mitglied aufnahm.
Von diesem Erfolg ermutigt entschloss er sich Ende 1889, die Serienfertigung der Platten zunachst auf eigene Rechnung in die Wege zu leiten. Die renommierte Spielwarenfabrik
Kammer & Reinhardt
(andere Quellen: ?Kammerer & Reinhardt“) in
Waltershausen
(
Thuringen
) fertigte fur ihn ? vermutlich ab Juli 1890 ? sehr einfache Grammophone mit Handkurbelantrieb und entwickelte auch eine sprechende Puppe mit Miniatur-Grammophon im Rumpf. Die passenden Platten wurden bei zwei deutschen Firmen in Auftrag gegeben. Einer der beiden Hersteller war die
Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik
(spater
Schildkrot
) in
Mannheim
. Ein weiterer Hersteller war die Grammophon-Fabrik Kammer & Co, Firmenkurzel ?G-F-K-C“. Hergestellt wurden Platten mit 8-cm-Durchmesser fur die Sprechpuppe und 12,5-cm-Durchmesser fur das Grammophon; zumindest teilweise kamen dabei wohl in den USA entstandene Matrizen zur Verwendung. Die Pressungen waren in Gummi-, Zelluloid- und Zink-Ausfuhrung erhaltlich, wobei nicht bekannt ist, inwieweit Zelluloid und Gummi zueinander in zeitlicher Abfolge standen; die Zinkplatten wurden offenbar gegen Aufpreis verkauft.
Diese ersten Serienschallplatten der Welt waren von so minderwertiger Klangqualitat, dass Zettel mit dem vollstandigen Text der jeweiligen Aufnahme auf die Plattenruckseite geklebt wurden, damit der Kaufer den Inhalt der Platte nachvollziehen konnte. Insgesamt wurden 1889/1890 in Deutschland etwa 25.000 Platten gepresst, von denen heute weltweit nur noch sehr wenige Exemplare bekannt sind. Die einzige erhaltene Berliner-Sprechpuppe befindet sich im
Heimatmuseum Schloss Tenneberg
in
Waltershausen
. Kurzzeitig wurden die deutschen Berliner-Produkte auch nach
England
exportiert; das Geschaft mit dem unausgereiften System erwies sich aber als wenig lukrativ, weshalb Berliner 1891 die Fertigung einstellen ließ und in die
USA
zuruckkehrte.
Am 23. April 1889 grundete er die
American Gramophone
Co.
, die die Verwertung seiner Erfindung ubernehmen sollte, aber nach kurzer Zeit zusammenbrach. Die folgenden zwei Jahre verbrachte Berliner damit, das Grammophon technisch zu verbessern. Er ließ von einem
New Yorker
Uhrmacher
einen Federantrieb entwickeln, der sich allerdings als nicht praxistauglich erwies, und engagierte einen Techniker namens Edward L. Wilson, der fur ihn ein Grammophon mit Munzmechanik konstruierte.
Erst im April 1893 wagte Berliner zusammen mit den Brudern
Fred
und Will Gaisberg, die zuvor schon bei der
Columbia Records
tatig gewesen waren, eine neue Firmengrundung. Es entstand die
United States Gramophone Company
mit Sitz in
Washington
(1205 G Street NW), die die Erfindung kommerziell verwerten sollte und an die er seine Patente abtreten musste. Die Firma produzierte einige wenige Grammophone und Schallplatten aus
Vulcanite
beziehungsweise Hartgummi, geriet allerdings bald in finanzielle Schwierigkeiten.
Im Jahr 1895 gelang es Berliner, eine Gruppe von Investoren aus
Philadelphia
fur seine Erfindung zu begeistern. Es kam zur Grundung der
Berliner Gramophone
Company
, deren Anteile allerdings nur zum kleineren Teil Berliner selbst gehorten. Die
United States Gramophone Co.
bestand allerdings parallel dazu als Inhaberin der Patente weiter. Das neue Unternehmen eroffnete in
Baltimore
(109 North Charles Street) eine Fabrik nebst
Showroom
und begann mit der Fertigung von Geraten und Tontragern.
Der Durchmesser der Platten wurde 1894 auf zehn
Zoll
(25,4 cm) festgelegt. Bis zum Herbst 1894 verließen etwa 1000 Grammophone und 25.000 Platten die Fabrik. Berliner veroffentlichte die erste gedruckte Bestellliste der verfugbaren Aufnahmen. Das Unternehmen bot neben den handbetriebenen Grammophonen auch zwei Luxusmodelle mit Elektromotoren an. 1895 anderte man den Plattendurchmesser auf 17,5 cm (6,9″); im selben Jahr erhielt Berliner nach langen juristischen Auseinandersetzungen jenes US-Patent fur sein Horizontalschrift-Aufnahmeverfahren, dessen Existenz spater die jahrzehntelange
monopolartige
Position der
Victor Talking Machine Company
(spater Teil von
RCA
) auf dem nordamerikanischen Plattenmarkt begrunden sollte.
Kommerzieller Durchbruch mit Federbetrieb und Schellackplatten
[
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Die Umsatze der Firma waren zunachst bescheiden, da die potentiellen Kunden in Berliners primitivem, handkurbelbetriebenem Grammophon noch immer eher ein Kinderspielzeug als ein ernstzunehmendes Unterhaltungsgerat sahen. Angeregt durch entsprechende Entwicklungen auf dem Phonographen-Sektor beschaftigte sich Berliner erneut mit dem Gedanken, seine Gerate mit Federmotoren auszustatten. Er beauftragte den Mechaniker
Eldridge R. Johnson
aus
Camden City
mit der Entwicklung und Serienfertigung eines passenden
Federwerk
-Motors, dessen Markteinfuhrung 1896 erfolgte und dem Produkt tatsachlich zu einer enormen Umsatzsteigerung verhalf.
Im Oktober 1896 gab Berliner die Verwendung von
Hartgummi
als Plattenmaterial auf und ersetzte die Substanz durch eine von der
Duranoid Co.
Newark, New Jersey, hergestellte Pressmasse, die im Wesentlichen aus Schieferpulver, Baumwollflock und
Schellack
bestand, das sich beim heißen Pressvorgang kurz verflussigte, sich auch an die Oberflache der Scheibe druckte und damit ein strapazierfahiges Material fur die Rillen bildete. Das verbesserte die Klangqualitat und Haltbarkeit der Platten enorm. Die
Schellackplatte
war geboren.
Im selben Jahr engagierte Berliner den Werbefachmann
Frank Seaman
, dessen Aufgabe es sein sollte, den Vertrieb der Berliner-Produkte zu ubernehmen. Seaman grundete unter dem Namen
National Gramophone Company
ein eigenes Unternehmen und schloss mit der
Berliner Gramophone Company
einen auf 15 Jahre Laufzeit ausgelegten Vertrag, der ihm die Exklusivrechte am Vertrieb aller Berliner-Erzeugnisse sicherte. Seamans brillante Werbekampagnen machten das Grammophon binnen kurzester Zeit weltweit bekannt und ließen die Verkaufszahlen der Platten und Gerate formlich explodieren ? im Geschaftsjahr 1898 konnte Berliner bereits 713.753 Schellackplatten absetzen. Berliners Erfindung lag nun in den Handen dreier voneinander unabhangiger Firmen. Die
United States Gramophone Company
hielt noch immer die Patente, die
Berliner Gramophone Company
produzierte Platten und Abspielgerate, die
National Gramophone Company
beherrschte die Vermarktung.
Berliner expandierte durch Grundung auslandischer
Tochtergesellschaften
, als deren wichtigste im Jahre 1898 die britische
Gramophone Company
entstand. Diese grundete ihrerseits als Tochter-Tochterunternehmen die
Deutsche Grammophon
-Gesellschaft
mit Sitz in
Hannover
, geleitet von Berliners Bruder Joseph.
Das zunachst sehr erfolgreiche unternehmerische Konzept sollte sich fur Berliner bald als fatal erweisen, denn Seaman, der als wenig vertrauenswurdiger Charakter galt, war angesichts der enormen Gewinne, die in Berliners Kassen flossen, mit seinem langfristigen Vertrag unzufrieden. Er begann 1898 heimlich mit der Herstellung seiner
Zonophone
, die technisch lediglich Plagiate der Berliner-Gerate darstellten. Seaman bot Berliner an, er moge kunftig die Zonophone kaufen und unter seinem Namen vertreiben lassen. Berliner lehnte das emport ab, zumal er den Vertrag mit Johnson nicht gefahrden wollte und Seaman allgemein misstraute; uberdies waren die Zonophone von schlechterer Qualitat als Berliners Erzeugnisse.
Seaman wertete die Ablehnung Berliners als Aufhebung seines Vertrags, benannte seine Firma in
United Talking Machine Company
(UTMC) um und begann, auf eigene Rechnung Platten und
Zonophone
zu fertigen. Berliner verklagte Seaman wegen Vertragsbruchs. Daraufhin nahm dieser vertrauliche Verhandlungen mit dem Walzenhersteller Columbia auf, der die Patente an den Erfindungen von
Chichester Bell
und
Charles Sumner Tainter
hielt. 1899 erhob Columbia auf Seamans Betreiben Klage gegen Berliner mit der Begrundung, die Berliner-Patente von 1887 waren unter Verletzung alterer Bell- und Tainter-Patente erteilt worden und damit nichtig.
Die komplizierten juristischen Auseinandersetzungen, in die auch
Eldridge R. Johnson
verwickelt war und in denen der von Columbia engagierte Star-Anwalt
Philipp Mauro
eine entscheidende Rolle spielte, endeten fur Seaman erfolgreich.
Das fuhrte dazu, dass Berliner ab dem 25. Juni 1900 die Verwendung des Namens
Gramophone
in den USA verboten war und er auch sonst fur sein amerikanisches Unternehmen keine Zukunft mehr sah. Er loste seine Firmen auf, verkaufte alle seine US-amerikanischen Patente an Eldridge Johnson, mit dem er sich wieder versohnt hatte, und siedelte nach Montreal uber. In den folgenden Jahrzehnten leitete er sehr erfolgreich die kanadische Niederlassung seines Imperiums und nahm auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der aus seiner britischen Filiale entstandenen
Gramophone Company
. Nebenbei beschaftigte er sich mit
aeronautischen
Problemen und war an der Entwicklung eines der ersten brauchbaren
Hubschrauber
beteiligt.
Der große kommerzielle Erfolg der Berliner-Schallplatte und der relativ schlechte patentrechtliche Schutz der Erfindung ermunterten ab etwa 1900 vor allem in Europa zahlreiche Unternehmer, die Produktion eigener Schallplatten und Abspielgerate aufzunehmen. Binnen weniger Jahre entwickelte sich so ein außerst innovativer, schnelllebiger Industriezweig, als dessen Zentren
London
,
Paris
,
Hannover
,
Berlin
und
Wien
galten.
Zum damaligen Zeitpunkt konkurrierten noch einige Systeme, die untereinander oft nicht kompatibel waren. Vor dem
Ersten Weltkrieg
war beispielsweise die franzosische Firma
Pathe Records
sehr dominant am Weltmarkt. Ihre Platten konnten nur mit einer abgerundeten Saphirnadel bei 90?100 min
?1
abgespielt werden, liefen immer von innen nach außen und waren mit der sogenannten
Tiefenschrift
aufgenommen worden. Da Pathe zum Zeitpunkt des Aufkommens der Schellackplatten bereits uber einen großen Fundus alterer Walzenaufnahmen verfugte, deren Grundlage ebenfalls die Tiefenschrift war, konnte die Firma mit einem fur die damalige Zeit unerwartet großen Sortiment an Musiktiteln ins Geschaft einsteigen. Die mit Tiefenschrift aufgenommenen Platten durften niemals mit einer Grammophonnadel abgespielt werden, da diese die Platte sofort zerstorten. Fur diese Platten gab es das Pathephone oder als Adapter fur Grammophone eine Pathe-
Schalldose
, welche jedoch nur mit Fachkenntnis installiert werden durfte.
Zwischen 1904 und 1908 kamen die ersten doppelseitig bespielten Schallplatten auf den Markt.
Eine weitere fruhe Variante stellte die nordamerikanische
Edison-Diamond-Disc
dar, die der Offentlichkeit 1911 prasentiert wurde. Auch diese Schallplatten waren mit Tiefenschrift bespielt und konnten ebenfalls nur mit speziellen Plattenspielern abgespielt werden. Die etwa funf Millimeter dicken Tontrager bestanden nicht aus Schellack, sondern einer Mischung aus
Phenol
,
Formaldehyd
,
Holzmehl
und
Losungsmittel
, die mit einer Lackschicht aus phenolhaltigem
Kunstharz
uberzogen war. Diese Platten sind in Europa außerst selten.
Letztendlich setzte sich die Schellackplatte mit einer Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen pro Minute durch, fur die es spezielle Nadeln zu kaufen gab, die nach verschiedenen damaligen Empfehlungen nach jeder Platte ausgewechselt werden sollten. Preiswerte Grammophone einfacher Bauart kamen in vielfaltigen Formen auf den Markt und ließen die Schallplatte zu einem auch fur die
unteren sozialen Schichten
erschwinglichen Unterhaltungsmedium werden. Bis 1914 entstanden allein in Deutschland etwa 500 konkurrierende Schallplattenmarken. Durch technische Verbesserungen konnte die Klangqualitat stetig steigen. Allmahlich begannen sich auch große Musiker wie
Enrico Caruso
,
Nellie Melba
und
Hermann Jadlowker
fur das Medium Schallplatte zu interessieren und verhalfen mit ihren
Einspielungen
den Plattenkonzernen zu betrachtlichen Gewinnen.
Besonders das zunachst eigenstandige, spater vom Konzern des schwedischen Schallplattenproduzenten
Carl Lindstrom
ubernommene Label
Odeon
tat sich mit technischen Innovationen hervor und brachte die ersten großformatigen Platten (25, 27 und 30 cm Durchmesser) sowie die ersten doppelseitigen Pressungen auf den Markt.
Der
Erste Weltkrieg
ließ die Schallplattenproduktion weltweit stark zuruckgehen, was primar durch den vorubergehenden Zusammenbruch des internationalen Handelsnetzes fur Rohschellack bedingt war. Nach Kriegsende erholte sich die Schallplattenindustrie zunachst nur langsam. Die weltweiten
Wirtschaftskrisen
der 1920er Jahre und auch die Entstehung der ersten
Rundfunksender
beeintrachtigten die Plattenabsatze weltweit erheblich. Ins Gegenteil verkehrte sich diese Entwicklung allerdings, als ab 1925 mehrere US-amerikanische, niederlandische und deutsche Firmen annahernd gleichzeitig elektrische Aufnahmeverfahren prasentierten, die die alten akustisch-mechanischen Aufnahmeapparate binnen kurzer Zeit vollig verdrangten, die Kosten der Schallplattenaufnahme dramatisch reduzierten und die Klangqualitat enorm verbesserten. Die Einfuhrung der elektrischen Aufnahme ließ in Deutschland erneut eine große Zahl kurzlebiger kleiner Plattenfirmen entstehen, die technisch und musikalisch oft sehr experimentierfreudig waren. Das 1928 von dem Erfinderkollektiv
Tri Ergon
entwickelte
Lichttonverfahren
erlaubte erstmals das Schneiden und Nachbearbeiten von Aufnahmen. Erste elektrische Plattenspieler kamen auf den Markt. Die Musikbegeisterung der spaten 1920er Jahre garantierte den Schallplattenkonzernen ausgezeichnete Umsatze.
Ein technischer Fortschritt in den fruhen 1930er Jahren war die Einfuhrung des Selbstschneidens von Grammophonplatten. Anfangs schnitt man in weiche Folien ohne Nachbehandlung, spater in
Decelith
-Rohlinge mit den ublichen 78 Umdrehungen pro Minute.
[2]
Die Haltbarkeit der geschnittenen Decelithscheibe wurde durch eine hartende Nachbehandlung der Oberflachenschicht verbessert, die aber ein nachtragliches Einsenden der fertigen Platte an den Hersteller der Rohlinge erforderte. Dieses Aufzeichnungsverfahren war noch bis zur Serienreife des
Magnetophons
in den fruhen 1950er Jahren auch in professionellen Rundfunkstudios in Gebrauch.
Das Jahr 1933 brachte fur die deutsche Schallplattenindustrie dramatische Veranderungen: Zahlreiche bis dahin in
judischem
Besitz gewesene Unternehmen wurden in den ersten Jahren der
NS-Diktatur
gegen den Willen der Eigentumer
zwangsenteignet
und teilweise aufgelost. Diese
staatskriminellen
und nach dem Krieg großteils ? soweit moglich ? ruckgangig gemachten oder finanziell kompensierten Aktivitaten wurden unter dem
euphemistischen
bzw.
propagandistischen
Begriff ?
Arisierung
“ betrieben. Gegen viele prominente Plattenkunstler, wie die
Comedian Harmonists
, ergingen aus rassischen und politischen Grunden durch die
Nurnberger Rassengesetze
Berufsverbote
. Die Einfuhr auslandischer Platten nach Deutschland war kaum noch moglich. Bis 1939 reduzierte sich die Zahl der auf dem deutschen Markt prasenten Schallplattenmarken daher betrachtlich. Da deutsche Plattenfirmen jedoch im Ausland Aufnahmen mit bekannten Kunstlern machten, waren diese am Inlandsmarkt durchaus bekannt. Gerade die in den spaten 1930er Jahren in Deutschland popular werdende
Swing-Musik
profitierte von dieser Praxis. Unabhangig von den Maßregelungen der
Reichsmusikkammer
gegen auslandische Musikstromungen leistete sich beispielsweise
Telefunken
mit
Heinz Wehners
?Telefunken-Swing-Orchester“ eine Swing-Kapelle amerikanischer Pragung. In der Ausgabe 12/1937 bezeichnete das amerikanische
Jazz
-Magazin
Down Beat
das Telefunken-Swing-Orchester ?als beste Band im Nazireich“. Auch internationale Swing-Bands wie die von
Teddy Stauffer
und
Fud Candrix
wurden zunachst uber ihre Platten bekannt, bevor sie beispielsweise Engagements im damals bekanntesten deutschen Jazz-Club, dem Berliner
Delphi Filmpalast
, bekamen.
Wahrend des
Zweiten Weltkriegs
sollte ein groß angelegtes Altplatten-Verwertungssystem sichergestellt werden, tatsachlich brach ab etwa 1943 die deutsche Schallplattenproduktion trotzdem weitgehend zusammen. Nur fur den Bedarf von
Rundfunk
und
Lichtspieltheatern
wurde bis zum Kriegsende weiter produziert.
Nach 1945 nahmen die Schallplattenfabriken, soweit unzerstort geblieben, ihre Arbeit bald wieder auf, wobei zunachst die Schellack-Technik beibehalten wurde. Im Westen Deutschlands entstanden viele neue Plattenmarken, die besonders den neu entstandenen Bedarf nach US-amerikanisch gepragtem
Swing
und
Jazz
zu decken versuchten. In der
sowjetischen Besatzungszone
wurde die Schallplattenfabrikation dagegen als einer der ersten Industriezweige komplett verstaatlicht. Es verblieb als einziger Schallplattenhersteller der
VEB Lied der Zeit
, spater
VEB Deutsche Schallplatten
, mit den Labels
Amiga
,
Eterna
,
Litera
,
Nova
,
Aurora
und
Schola
.
In der
Bundesrepublik
und den meisten anderen westlichen Landern wurde die Fertigung von Schellackplatten im Juli 1958 aufgegeben. Die
DDR
vollzog diesen Schritt im Jahr 1961.
Bereits in den Anfangen der Schallplattenherstellung hatte es ? etwa in Großbritannien durch
Nicole Records
? erfolglose Versuche gegeben, das teure Naturprodukt
Schellack
durch preiswertere synthetische
Kunststoffe
zu ersetzen. Dazu wurden unter anderem Tontrager aus
Polyvinylchlorid
(PVC) und
Polystyrol
erprobt. Man spricht bei Schallplatten meist vereinfachend von ?Vinyl“ statt von PVC. Polystyrol hielt als gunstiger herstellbare, jedoch kurzlebigere Alternative her.
[3]
RCA Victor
brachte 1930 die erste langspielende Vinylschallplatte heraus, vermarktet als
Program Transcription Discs
. Diese revolutionare Platte war gedacht fur
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Umdrehungen pro Minute, hatte einen Durchmesser von 30 cm und war nahezu unzerbrechlich. Roland Gelatt stellte in seinem Buch ?The Fabulous Phonograph“ fest, dass RCA Victors fruhe Einfuhrung einer Langspielplatte ein kommerzieller Fehler war, vor allem wegen des Mangels an geeigneten
Wiedergabegeraten
.
[4]
Ende der 1930er Jahre wurde in den USA damit begonnen, voraufgezeichnete Radio-Programme und Werbespots in Vinyl zu pressen, da diese beim Versand nicht zerbrachen. Dieser Vorteil fuhrte auch dazu, dass in den USA Schallplatten fur Kinder in Vinyl gepresst wurden.
Mit der Schellackverknappung wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Verwendung von Vinyl forciert, z. B. bei den
V-Discs
der US-Armee. Das Material ermoglichte deutlich schmalere Rillen (Mikroschrift) als Schellack. Es wurden kleinere Abtastnadeln eingesetzt und es kam zu einer deutlichen Steigerung sowohl der Tonqualitat als auch der Spieldauer. Man verwendete meist
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Umdrehungen pro Minute, nur fur kurzere Aufnahmen 78 Umdrehungen pro Minute. Somit hatte das Radio bereits ein der Vinyl-LP ahnliches Schallplattenformat in Verwendung, lange bevor die ?Mikrorillenschallplatte“ der breiten Offentlichkeit vorgestellt wurde.
Auch wenn die Vinylschallplatte bis dahin keinen kommerziellen Erfolg hatte, war man sich ihrer Vorteile (geringere Storgerausche, bessere Haltbarkeit, langere Laufzeit) durchaus bewusst.
Ende der 1940er Jahre brachten zwei Elektrogeratehersteller zunachst abweichende Formate heraus: Am 21. Juni 1948
[5]
stellte
Columbia Records
die 12-Zoll-(30 cm)-Langspielplatte mit
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Umdrehungen pro Minute und kleinem Mittelloch (7 mm) vor, die von
Peter Carl Goldmark
seit 1939 entwickelt worden war (abgekurzt LP).
Im Jahr 1949 folgte
RCA Victor
mit der 7-Zoll-(17,5 cm)-Schallplatte mit 45 Umdrehungen pro Minute und großem Mittelloch (
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″ bzw. 38,1 mm). Die Entscheidung fur dieses Format ruhrte von der Uberlegung her, dass sich fast alle Musikstucke sinnvoll in
Satze
von ungefahr 5 Minuten unterteilen lassen. Um mit der LP vergleichbare Gesamtspielzeiten zu erreichen, wurden fur dieses Format automatische
Plattenwechsler
angeboten. Der Verkauf sollte, wie dies in ahnlicher Form bereits bei den Schellacks ublich war, in einer buchartigen Verpackung mit mehreren Einzelschallplatten erfolgen, daher stammt die heute noch verwendete Bezeichnung ?
Album
“. Gemeinsam war beiden Formaten die Verwendung von PVC als Plattenmaterial und die Mikrorille. Beide Formate wurden zunachst in Konkurrenz zueinander vermarktet. Damalige Plattenspieler beherrschten jeweils nur eines der beiden Formate, so dass Konsumenten sich entscheiden mussten, was zu Unsicherheit unter den Kunden fuhrte. Es handelte sich um ein klassisches Beispiel fur einen sogenannten
Formatkrieg
, der auch als ?Battle of the Speeds“ bekannt wurde.
Erst seit etwa Mitte der 1950er Jahre wurden Plattenspieler ublich, die die drei wesentlichen bis dahin ublichen Geschwindigkeiten (
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, 45 und 78 Umdrehungen pro Minute) beherrschten und mit Hilfe von Adaptern Platten beider oben erwahnter Mittellochgroßen abspielen konnten. Etliche Plattenspieler besaßen zusatzlich die Geschwindigkeit
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Umdrehungen pro Minute (die Halfte von
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Umdrehungen pro Minute), die Mitte der 1950er Jahre aufkam und fur Sprachschallplatten Verwendung fand. Letztlich fand dieses Format aber kaum Verbreitung, gegenuber Schallplatten mit
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Umdrehungen pro Minute brachte es kaum Kostenersparnis und der Vorteil der langeren Laufzeit ging zu Lasten der Tonqualitat. Anfang der 1970er Jahre konnte man davon ausgehen, dass nur eine verschwindend kleine Minderheit Bedarf fur die Geschwindigkeiten
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und 78 Umdrehungen pro Minute hatte, die danach auf den Markt gebrachten Plattenspieler boten diese Geschwindigkeiten kaum noch an.
Der einzige Bereich, in dem eine mit
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Umdrehungen pro Minute laufende Schallplatte erhebliche Vorteile bringen konnte, waren in
Pkw
eingebaute Plattenspieler, bei denen die Verwendung von Schallplatten mit 30 cm Durchmesser aus Platzgrunden nicht moglich war, dagegen 17 cm große Schallplatten maximal 8 Minuten laufen (mit
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Umdrehungen pro Minute).
Peter Carl Goldmark
entwickelte fur
Chrysler
-Automobile die Highway Hi-Fi
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-Schallplatte, aber auch das konnte der Geschwindigkeit
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Umdrehungen pro Minute nicht zum Erfolg verhelfen.
Columbias
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-Platten wurden fur Langspielplatten verwendet, wahrend sich die 45er Platten als
Singles
einen eigenen Markt eroffneten. So wurden die ursprunglich absichtlich inkompatibel gestalteten Konkurrenzformate zu Varianten ein und desselben Formats, als das sie heute noch wahrgenommen werden.
Mischformate in vielen Varianten
sind seitdem dazugekommen. Die
Entzerrung
nach
RIAA
(?
RIAA-Kurve
“) wurde ebenfalls erst Mitte der 1950er Jahre standardisiert.
Nach diesen Formatbereinigungen, die hauptsachlich in den USA stattfanden, war die Vinylplatte bereit, den Schallplatten-Weltmarkt zu erobern.
Schellackplatten
wurden parallel dazu allmahlich aus dem Angebot genommen. 1958 wurden in Westdeutschland die Restbestande an Schellackplatten zu Schleuderpreisen verkauft. In Westeuropa und Nordamerika waren sie ab etwa 1960 aus den Laden verschwunden. Bis Ende der 1960er Jahre wurden sie aber in manchen
Entwicklungslandern
noch produziert. Bekannt sind zum Beispiel Schellack-Pressungen von
Beatles
-Platten aus
Indien
und von den
Philippinen
aus jener Zeit.
Bereits am 14. Dezember 1931 erfand der Ingenieur
Alan Dower Blumlein
das bis heute benutzte Verfahren fur die Aufnahme und Wiedergabe von zwei Kanalen in einer Rille. Die kommerzielle Einfuhrung der
Stereo
-Schallplatte
fand allerdings erst 1958 durch
Mercury Records
statt. Anfangs konkurrierten fur kurze Zeit zwei Systeme miteinander. Statt nur die reine Seitwartsbewegung auszuwerten, setzte das ?+“-System die Information des zweiten Kanals zusatzlich in eine Tiefenbewegung um, was eine Vereinigung der Patente von
Berliner
und
Edison
bedeutete. Das ?ד-System, nach dem Blumlein-Verfahren, setzte dagegen die Tonsignale beider Kanale in jeweils 45° gegen die Senkrechte geneigte Schwingungen um. Damit war es im Gegensatz zum Konkurrenz-System
vollkompatibel
zur Monoaufzeichnung.
Die Stereo-Kanaltrennung erfolgt beim Blumlein-Verfahren durch die 90-Grad-Anordnung der einzelnen, jeweils unter 45° zur Rille ausgerichteten Bewegungsmoglichkeiten der Nadel. Dadurch ist es moglich, im Tonabnehmer induktiv die Projektion dieser Bewegungen in Bezug auf die jeweilige Achse in getrennten Magnetsystemen zu erfassen. Da die Nadelbewegungen der einzelnen Kanale um 90° versetzt sind, sind die Kanale voneinander entkoppelt. Monoaufnahmen in Seitenschrift fuhren zu gleichphasigen Signalen in beiden Tonabnehmerspulen. Umgekehrt fuhrt nur der Summenanteil beider Kanale einer Stereorille zu einem Ausgangssignal in einem Mono-Tonabnehmer. Dadurch ist sowohl Auf- als auch Abwartskompatibilitat zur Monotechnik gegeben.
Um 1980 stellte
CBS Laboratories
ein
Kompandersystem
fur Langspielplatten vor, das den nutzbaren
Dynamikbereich
auf etwa 85 dB (Praxiswert) bzw. 100 dB (unter Laborbedingungen) erweiterte. In Deutschland wurde das CX-System vor allem von
Telefunken
vermarktet. Der Name steht fur ?Compatible Expansion“; das Adjektiv ?kompatibel“ weist darauf hin, dass ein Abspielen auch ohne Dekoder grundsatzlich moglich ist. Ohne Dekoder klingen CX-kodierte Schallplatten jedoch unnaturlich grell und in Pausen tritt das Rauschen starker hervor.
Nadelgerausche wie Knistern und Rumpeln werden von dem System wirkungsvoll reduziert, wahrend andererseits Kratzer infolge der Kontrastwirkung uberdeutlich hervortreten.
Um die klanglichen Vorteile ausspielen zu konnen, erfordern CX-kodierte Schallplatten entweder einen externen CX-Dekoder zwischen
Plattenspieler
und
Audioverstarker
oder einen der angebotenen Plattenspieler mit eingebautem CX-Dekoder. Elektronikzeitschriften veroffentlichten auch Anleitungen zum Selbstbau von Dekodern.
Ein bedeutender Nachteil des CX-Systems liegt darin, dass der Dekoder auf das jeweilige Abtastsystem und seine Parameter abgestimmt sein muss, um optimal arbeiten zu konnen, selbst die Verstellung der Auflagekraft des Tonabnehmers erfordert einen erneuten Abgleich des Dekoders. Anwender ohne die benotigten Messgerate mussen dies einer Fachwerkstatt uberlassen. Anbieter von CX-Dekodern waren
Telefunken
, Phase Linear, CM Labs, Kort und Phoenix Systems. Das
Label
CBS
brachte von 1980 bis 1982 etwa 50 CX-kodierte LPs auf den Markt.
Aufgrund der systembedingten Umstandlichkeiten und des zeitgleichen Aufkommens der
Audio-CD
konnte sich das CX-System bei Schallplatten nicht durchsetzen. 1982 wurde es jedoch ? in einer technisch leicht modifizierten Form ? zum Standardverfahren fur den analogen Zweikanal-Ton der
Laserdisc
, deren PAL-Version zwar nur von 1982 bis 1985 mit CX-Ton, die NTSC-Version jedoch von 1982 bis 2007 mit CX-Ton produziert wurde ? insgesamt mehr als 50000 verschiedene CX-kodierte Titel. Alle seit 1982 gebauten Laserdisc-Player enthalten daher standardmaßig einen CX-Decoder.
Mit der Einfuhrung der Audio-CD gingen ab Mitte der 1980er Jahre die Verkaufe und Produktionszahlen von Schallplatten immer rascher zuruck. 1989 wurden in
Westdeutschland
erstmalig mehr CDs als Schallplatten verkauft. Anfang der 1990er verkundeten die wichtigsten Konzerne der
Phonoindustrie
gemeinsam den ?Tod der Schallplatte“. Fortan wurde nur noch auf die Audio-CD gesetzt, beziehungsweise spater auf Weiterentwicklungen wie
SACD
und
DVD-Audio
, welche sich jedoch nicht durchsetzen konnten.
2010 begann in Deutschland eine Trendwende (2010 wurden 0,6 Millionen Schallplatten verkauft; 2021 waren es 4,5 Millionen Stuck). Entfiel im Jahr 2009 weniger als 1 % des Umsatzes auf dem deutschen Markt fur Musikmedien auf Schallplatten,
[6]
waren es im ersten Halbjahr 2022 6,2 %.
[7]
Absatzzahlen 1984?1994, 2001, 2010?2021 in der Bundesrepublik Deutschland
Jahr
|
Langspielplatte
|
Compact Disc
(ohne CD-Single)
|
1984
|
71,1 Mio. Stuck
|
00
3,0 Mio. Stuck
|
1985
|
74,0 Mio. Stuck
|
00
6,8 Mio. Stuck
|
1986
|
68,8 Mio. Stuck
|
0
13,3 Mio. Stuck
|
1987
|
66,3 Mio. Stuck
|
0
22,8 Mio. Stuck
|
1988
|
57,6 Mio. Stuck
|
0
39,2 Mio. Stuck
|
1989
|
48,3 Mio. Stuck
|
0
56,9 Mio. Stuck
[8]
|
1990
|
44,7 Mio. Stuck
|
0
76,2 Mio. Stuck
|
1991
|
23,8 Mio. Stuck
|
104,2 Mio. Stuck
[8]
|
1992
|
0
5,1 Mio. Stuck
|
131,8 Mio. Stuck
[8]
|
1993
|
0
1,6 Mio. Stuck
|
152,7 Mio. Stuck
[8]
|
1994
|
0
0,7 Mio. Stuck
|
166,2 Mio. Stuck
[8]
|
|
|
|
2001
|
0
0,6 Mio. Stuck
|
133,7 Mio. Stuck
|
|
|
|
2010
|
0
0,6 Mio. Stuck
|
0
98,7 Mio. Stuck
|
2011
|
0
0,7 Mio. Stuck
|
0
96,9 Mio. Stuck
|
2012
|
0
1,0 Mio. Stuck
|
0
92,8 Mio. Stuck
[9]
|
2013
|
0
1,4 Mio. Stuck
|
0
88,0 Mio. Stuck
[10]
|
2014
|
0
1,7 Mio. Stuck
|
0
87,0 Mio. Stuck
[11]
[12]
|
2015
|
0
2,1 Mio. Stuck
|
0
84,0 Mio. Stuck
[13]
|
2016
|
0
3,1 Mio. Stuck
|
0
74,0 Mio. Stuck
[14]
|
2017
|
0
3,3 Mio. Stuck
|
0
62,8 Mio. Stuck
[15]
|
2018
|
0
3,1 Mio. Stuck
|
0
51,2 Mio. Stuck
[16]
|
2019
|
0
3,4 Mio. Stuck
|
0
40,0 Mio. Stuck
[17]
|
2020
|
0
4,2 Mio. Stuck
[18]
|
0
32,2 Mio. Stuck
[19]
|
2021
|
0
4,5 Mio. Stuck
[20]
|
0
25,1 Mio. Stuck
[21]
|
2022
|
0
4,3 Mio. Stuck
[22]
|
0
17,5 Mio. Stuck
[22]
|
|
|
|
Quelle: Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft /
Bundesverband Musikindustrie
. Daten fur 1990 ab Juli mit den neuen Bundeslandern
Nach Angaben der
Recording Industry Association of America
wurden in den Vereinigten Staaten im Jahr 2022 erstmals seit 1987 wieder mehr Schallplatten als CDs verkauft. Der Umsatz durch den Verkauf von Schallplatten hatte den von CDs bereits im Jahr 2020 ubertroffen.
[23]
[24]
Die Wiedergabe von Schallplatten ist unter anderem durch folgende mogliche Fehler und Storgerausche gekennzeichnet:
[25]
- lineare
Verzerrungen
, d. h. Abweichungen vom ideal geraden
Frequenzgang
:
- durch unzureichende Abtastsysteme (u. a. z. B. durch mechanische und elektrische Eigenresonanzen)
- durch nicht geeigneten Entzerrerverstarker: er muss zur Schneidkennlinie und zum Abtastsystem passen
- auf den Innenspuren ist die Wellenlange bei 20 kHz und 33
1
⁄
3
min
?1
bereits im Bereich des Nadelradius. Große Amplituden sind dort bereits unterhalb der Horgrenze nicht mehr wiederzugeben
- nichtlineare Verzerrungen fuhren zu zusatzlichen
Harmonischen
und
Intermodulation
:
- prinzipielle Verzerrungen, auch geometrische Verzerrungen genannt:
- die Nadel kann wegen ihres endlichen Spitzenradius der Spur nicht getreu folgen
[26]
- vermeidbare nichtlineare Verzerrungen:
- die Nadel hebt durch zu geringen Auflagedruck, zu harte Nadelaufhangung oder nicht ausreichend kompensierte
Skatingkraft
ab.
- nichtlineare Kennlinie des Abtastsystems, typisch bei großen Amplituden elektromagnetischer Abtastsysteme
- zu geringe
Ubersprechdampfung
:
- durch nicht rechtwinkligen Schnitt oder verzogene Platte
- durch nicht rechtwinklig gefertigtes Abtastsystem
- durch nicht senkrecht aufliegendes (verdrehtes) Abtastsystem
- Knacken, Knistern, Rauschen
- Rumpeln (Rumpel-
Gerauschspannungsabstand
: gehorrichtige Bewertung im Frequenzbereich 15 bis 315 Hz), hervorgerufen durch Vibrationen (Trittschall), Unwuchten oder Ungenauigkeiten im Antriebssystem oder (bei magnetischen und elektrodynamischen Abtastsystemen) auch durch magnetische Verunreinigungen im Plattenteller
- Gleichlaufschwankungen, verursacht durch nicht konzentrisches Mittelloch der Platte oder unzureichenden Gleichlauf des Plattentellers; unterschieden werden kurzzeitige Schwankungen und die Langzeitdrift
Wiedergabequalitats-Bestwerte, die mit speziellen Messmitteln (Messschallplatten, Bewertungsfilter) bestimmt werden konnen:
[26]
Gleichlauf:
- Die Fertigungsfehler der Platte sind oft nicht besser als ±0,06 % und <0,075 % konnen vom Abspielgerat erwartet werden.
[25]
Laien konnen 0,25 % Gleichlaufschwankungen im Rhythmus der Plattendrehzahl horen. Hifi-Norm DIN 45500: <0,2 %
Ubersprechdampfung:
- 25 bis 30 dB im mittleren Frequenzbereich konnen erreicht werden
Rumpeln:
- HiFi-Norm DIN 45500 fordert >35 dB Rumpel-Fremdspannungsabstand und >55 dB Rumpel-Gerauschspannungsabstand
Frequenzgang:
- ±2 dB Pegelabweichungen bei Frequenzen zwischen 40 Hz und 12,5 kHz konnen erreicht werden; die hochste Wiedergabefrequenz sollte deutlich uber 20 kHz liegen
Nichtlineare Verzerrungen:
- Intermodulation <0,5 % kann erreicht werden.
Schallplatte versus Audio-CD:
- Die
Audio-CD
verwendet 16 Bit
Samplingtiefe
und erreicht damit theoretisch einen Dynamikumfang von 96 dB, was besser als der praktisch erreichbare Storabstand bei einer Schallplattenwiedergabe ist (typ. 50 dB) und den gesamten Horbarkeitsbereich abbilden kann.
Im Vergleich zur Audio-CD ist bei Schallplatten ein recht großer Aufwand bezuglich der Wiedergabekette notig, um die physikalischen Unzulanglichkeiten der analogen LP moglichst klein halten zu konnen: Laufwerk, Kombination Tonabnehmer-Tonarm, Abtastnadelschliff und
Phonovorstufe
sind hier die markantesten Komponenten, die die Klangqualitat beeinflussen.
Bei einer Audio-CD unterliegt die Abtastung keinerlei Limitierungen bezuglich geometrischer Unzulanglichkeiten und Gleichlauf. Auch entfallt unter anderem das bei der Schallplatte unvermeidliche Rillen-Grundgerausch (Rumpeln, Grundrauschen), welches vor allem bei
klassischer Musik
Einbußen in der
Dynamik
verursacht.
Unterschiede zwischen Schallplatte und CD bestehen auch in der Langzeithaltbarkeit
[27]
sowie in der Auswirkung von Fehlern des Tontragers: Wahrend es bei einer zerkratzten Schallplatte zu den bekannten Toneinbußen und eventuellem Hangenbleiben bzw. Springen uber die Tonrille kommt, machen sich Fehler bei der CD erst mit Tonausfallen bemerkbar, falls die fehlenden Informationen von der internen Fehlerkorrektur des
CD-Spielers
nicht rekonstruiert werden konnen.
Im Vergleich mit dem kleineren
CD-Booklet
bringt die
Plattenhulle
die Gestaltung der Hulle deutlicher zum Ausdruck, zudem liegen beispielsweise Gesamtaufnahmen von Opern usw. oft regelrechte Bucher als ?Beiheft“ bei.
Schallplattenladen in
Nantes
, 2007
Unter
DJs
, insbesondere in den Bereichen
House
,
Techno
,
Hip-Hop
,
Drum and Bass
u. a. ist die Schallplatte nach wie vor beliebt, weil sie sich aufgrund ihrer Technik gut zum Zusammenfuhren einzelner
Tracks
(Musikstucke) eignet. Dabei wird die Schallplatte mittels zweier spezieller Plattenspieler mit stufenlos einstellbarer Abspielgeschwindigkeit in die anderen Tracks gemischt
(mixen)
oder zur Erzeugung spezieller Klangeffekte von Hand abwechselnd in und gegen die Abspielrichtung bewegt
(
scratchen
)
.
Diese Vorliebe der DJs fur die auch kurz ?Vinyl“ genannten Schallplatten hat zur Entwicklung von neuen Systemen
(?
Final Scratch
“, ?
Rane Serato Scratch Live
“)
gefuhrt, mit denen digitale Aufzeichnungen mit gewohnlichen Plattenspielern gesteuert werden konnen. Dazu werden spezielle Schallplatten benutzt, auf denen statt des Tonsignals ein
Timecode
aufgezeichnet wurde. Eine externe
Soundkarte
(die oft gleichzeitig als
Dongle
dient) digitalisiert diesen Timecode, mit dem dann eine Software die Abspielgeschwindigkeit und -richtung eines digitalen Musikstucks steuert.
Die erste Schallplatten-CD, die aus einer Seite CD und einer Seite Vinyl bestand, kam 2007 mit der Single
Deathcar
der Band
Fightstar
auf den Markt.
Neben der mechanischen Abtastung mit Nadeln kann eine Schallplatte beruhrungslos optisch mittels
Laserplattenspieler
oder softwaregestutzter ?Abtastung“ eines hochauflosenden optischen
Digitalisats
in einem Computer gelesen werden.
Die Schallspeicherung erfolgt mechanisch durch Aufzeichnen des Schalls in einer spiralformigen Rille und gehort zu den
Nadeltonverfahren
. Zur Wiedergabe konnen unterschiedliche mechanische oder elektrische
Tonabnehmersysteme
verwendet werden. Die technischen Eigenschaften der Schallplatte in der heute verwendeten Form sind in der
DIN-Norm
DIN IEC 98 festgelegt (fruhere Normen: DIN 45536, DIN 45537, DIN 45546 und DIN 45547).
Die technische Ausfuhrung der Schallplatte wurde wahrend ihrer Entwicklung standig verandert, um Spieldauer, Frequenzgang und Haltbarkeit zu verbessern. Die Formate wurden von Anfang an in Zentimetern festgelegt, die englischen Inch-Bezeichnungen sind nur grobe Naherungen; man beachte:
- tatsachlicher Durchmesser 17,5 cm:
englische Bezeichnung: ?7 inch“ (2,8 mm Abweichung)
- tatsachlicher Durchmesser 25,0 cm:
englische Bezeichnung: ?10 inch“ (4 mm Abweichung)
- tatsachlicher Durchmesser 30,0 cm:
englische Bezeichnung: ?12 inch“ (4,8 mm Abweichung)
Neben diversen Sonderformaten konnten sich einige Formate als Standard etablieren. Die folgenden sind bei gegenwartigen Veroffentlichungen anzutreffen:
- Single
:
Durchmesser: 17,5 cm; Mittelloch
1
1
⁄
2
″ bzw. 38,1 mm, auch 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 Umdrehungen pro Minute, selten auch
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute; Spieldauer (bei 45 Umdrehungen pro Minute) etwa 4?5 Minuten pro Seite.
- 10″-Single
:
Durchmesser: 25,0 cm; Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 Umdrehungen pro Minute, in den 1950er bis 1970er Jahren haufig auch
33
1
⁄
3
oder 78 Umdrehungen pro Minute (Schellackplatte, etwa 3 Minuten pro Seite). Das 10″-Singleformat wird nur noch sehr selten fur neue Veroffentlichungen gewahlt.
- Maxi-Single
(Twelve-Inch):
Durchmesser: 30,0 cm; Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meist 45 Umdrehungen pro Minute, weniger auch mit
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute, sehr selten Kombinationen beider Geschwindigkeiten auf einer Schallplatte (A- und B-Seite, z. B.
Yello
); Spieldauer bis etwa 16 Minuten pro Seite. Schellackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute dieses Durchmessers hatten etwa 5 Minuten Spieldauer pro Seite.
- Extended Play
(EP):
Durchmesser: 17,5 cm oder 30,0 cm; Mittellocher wie Single oder Maxi-Single; Abspieldrehzahl: 45 oder
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute; Spieldauer 5?8 (30 cm: bis 15) Minuten pro Seite. Die EP stellt ein Zwischenformat zwischen Single und Langspielplatte dar.
- Long Play/Langspielplatte (LP):
Durchmesser: 30,0 cm, fruher auch 25,0 cm
(Medium Play, MP);
Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl:
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute, selten auch 45 Umdrehungen pro Minute; Spieldauer etwa 20?25 Minuten pro Seite (MP etwa 15 Minuten pro Seite). Kurzzeitig wurden auch Langspielplatten mit
16
2
⁄
3
Umdrehungen pro Minute hergestellt, die bis zu 60 Minuten Spielzeit pro Seite erreichten. Diese Platten waren aufgrund ihrer eingeschrankten Tonqualitat nur fur Sprachaufnahmen, etwa Horspiele gedacht, konnten sich aber nicht durchsetzen, da nur wenige Plattenspieler die zugehorige Einstellung aufwiesen. Ihre Herstellung endete rasch, sodass sie sehr selten sind. Langspielplatten fur besondere Verwendungszwecke (Wiedergabe von vorproduzierten Rundfunksendungen usw.) wurden, insbesondere in den USA, auch mit einem Durchmesser von 16″ (40,64 cm) und einer Drehzahl von
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute hergestellt, ihre Spieldauer betrug um 30 Minuten pro Seite.
Die Rillenlaufgeschwindigkeit einer 30-cm-Langspielplatte betragt außen am Anfang der modulierten Rille bei 29,2 cm Durchmesser 50 cm/s und innen am Ende der modulierten Rille bei 11,5 cm Durchmesser nur noch 20 cm/s. Damit ist auch die nach innen hin horbar abnehmende Klangqualitat einer Schallplatte zu erklaren.
- Zwischenformate:
Durchmesser: 2″, 4″, 5″, 6″, 8″, 9″, 11″ sind bekannt, jedoch sehr selten.
Die angegebenen Spielzeiten sind lediglich grobe Richtwerte, da die tatsachliche Spielzeit unter anderem von der
Aussteuerung
des Schneidstichels und den tieffrequenten Anteilen, besonders im S-Signal (
Tiefenschrift
) bei der Plattenherstellung abhangt, welche die Packungsdichte der Abspielrille beeinflussen.
Es gibt drei wesentliche Gravurverfahren, von denen zwei noch heute verwendet werden. Die Große der Rille ist im Laufe der Jahre immer weiter verringert worden. Hatten Schellackplatten eine Rillenbreite von 120
μm
(Normalrille)
, ist die heute allgemein verwendete Mikrorille unmoduliert 40 μm breit; der Rillengrund hat einen Radius von 8 μm. Der Rillenabstand betragt hier bei linearem Vorschub ohne Verwendung von Fullschrift etwa 70 μm.
Bei der von Edison und
Pathe
verwendeten Tiefenschrift wird die Information durch die Eintauchtiefe des Schneidstichels in die Schallplatte eingepragt. Die Tiefe ist direkt proportional zur
Amplitude
des aufgezeichneten Signales. Die maximale aufzuzeichnende Amplitude ist gering, da die Eintauchtiefe nicht beliebig groß werden kann. Um hohe Frequenzen wiedergeben zu konnen, muss die Nadel den Vertiefungen der Rille zudem sehr schnell folgen. Um das zu erreichen, muss die Auflagekraft des Tonabnehmers vergroßert werden, was jedoch zu einem erhohten Plattenverschleiß fuhrt.
Bei der 1888 von
Emil Berliner
eingefuhrten Seitenschrift ist die Information in der horizontalen Auslenkung der Rille eingepragt. Der Vorteil gegenuber der Tiefenschrift ist ein großerer Dynamikbereich und die einfachere Herstellung von Kopien. Auch ist im Gegensatz zur Tiefenschrift das Knistern deutlich reduziert. Die Seitenschrift wurde bei Grammophonen und fruhen Plattenspielern verwendet. Sie ist nur fur einen Kanal geeignet und lenkte bei Grammophonen uber eine Stahlnadel direkt eine in einen Trichter mundende Membran aus. Beim Abspielen einer Mono-Schallplatte in Seitenschrift mit einem Stereo-Tonabnehmer wird auf beiden Wiedergabekanalen das Monosignal wiedergegeben.
Die von
Alan Blumlein
bereits um 1930 entwickelte, aber erst 1957 von der EMI vermarktete Flankenschrift ermoglichte erstmals monokompatible Stereo-Aufzeichnungen. Die Schallinformation fur den linken und rechten Kanal wird dabei in die 45°-Flanken der Rille eingepragt. In der innenliegenden Flanke wird dabei der linke Kanal, in der außenliegenden Rillenflanke der rechte Kanal abgespeichert. Die Richtung der Auslenkung des Schneidstichels ist beim linken und rechten Kanal gegenphasig, so dass ein Monosignal, das mit einem Stereoschneidkopf aufgezeichnet wird, eine Seitenschrift erzeugt. Dadurch ist die
Abwartskompatibilitat
zu Mono-Systemen gewahrleistet: Wenn eine Stereo-Schallplatte auf einem Mono-Abspielgerat wiedergegeben wird, wird lediglich die horizontale Auslenkung der Rille wiedergegeben. Diese entspricht der Summe (L + R) beider Kanale.
Das
Fullschriftverfahren
wurde 1949 von
Eduard Rhein
erfunden und bezeichnet keine eigene neue Plattenschriftart, sondern vielmehr die aussteuerungsabhangige Steuerung des Rillenabstandes auf dem Tontrager. Es wurde entwickelt, um die Spieldauer weiter zu erhohen. Da die seitliche Auslenkung der aufgezeichneten Rille von der Lautstarke des Tonmaterials abhangt, kann der Rillenabstand bei leisen Passagen verringert werden. In der Praxis wird dazu das aufzuzeichnende Material zeitlich vor dem Schneidkopf abgehort. Der Rillenvorschub wird dann durch die Lautstarke bei der folgenden Umdrehung beeinflusst. Die durch die Verwendung der Fullschrift anstelle des konstanten Rillenabstandes gewonnene zusatzliche Spieldauer ist programmabhangig. Bei Sprache ist sie am großten, bei Musik kann die Spieldauer bis zum 1,7-fachen betragen. Das Wort ?Fullschrift“ war sehr werbewirksam, weil es auch einen ?volleren“ Klang suggerierte.
Je nach Große der Rille mussen Abtastnadeln mit verschiedenen Verrundungsradien verwendet werden; angegeben sind die Großen von
spharischen
Abtastnadeln:
- Normalrille: 65 μm
- Mikrorille: 25 μm
- Stereorille: 15 μm
Die Normalrille entspricht einer Schellackplatte (78 Umdrehungen pro Minute), die Mikrorille einer Mono-Platte der 1950er und 1960er Jahre, die Stereorille einer bis heute ublichen Stereo-Platte. Fur die letztere werden heute allerdings meistens modernere Nadelschliffe mit kleineren und differenzierten Verrundungsradien verwendet.
Die Spieldauer einer LP-Seite mit
33
1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute ist durch die technischen Vorgaben und die gewunschte Klangqualitat begrenzt. Ohne Klangverlust sind Spielzeiten bis zu 25 Minuten moglich. Spielzeiten bis zu etwa 28 Minuten je Seite kommen im Pop- und Rockbereich jedoch durchaus vor, in Einzelfallen auch uber 30 Minuten (
UFO
2 ? Flying ? One Hour Space Rock
). Je ?lauter“ man den Inhalt eingraviert, desto weniger Spielzeit steht zur Verfugung. Auch ein hoher Bassanteil wirkt sich hier nachteilig aus, da er großere Auslenkungen beansprucht. Um eine moglichst hohe Tonqualitat zu erreichen, vermeidet man es, zu weit nach innen zu schneiden. Insbesondere bei Klassikplatten ist das auffallig. Letztlich ist es so moglich, sehr unterschiedliche Schwerpunkte bei der Optimierung zu setzen bzw. entsprechende technische ?Philosophien“ zu vertreten. Den Lautstarkeunterschied nimmt man besonders gut zwischen Hit-Samplern und Alben wahr. Ein Musiktitel auf einem Album ist bei unveranderter Lautstarkeeinstellung des Verstarkers erheblich lauter als derselbe Titel auf einer Hit-Kompilation, auf die pro Seite zehn Titel gepresst werden. Noch großer ist der Dynamikunterschied bei zeitgenossischen Techno-, Bigbeat-, Trance- und Goa-Schallplatten, die grundsatzlich in LP-Große gepresst werden, aber nur einen Titel pro Seite enthalten. Diese nur fur DJs produzierten Clubtitel sind besonders laut aufgenommen, weil entsprechend viel Platz fur die Rille auf der Schallplatte zur Verfugung steht.
Der franzosische Hersteller
MDR (Magnetic Disc Recording)
trieb die technisch mogliche Spieldauer in den fruhen 1970er Jahren auf die Spitze und brachte unter dem Label-Namen
Trimicron
LPs heraus, die eine Laufzeit von bis zu 58 Minuten pro Seite aufwiesen. Deren Klangqualitat war entsprechend minderwertig, denn diese Lange ließ sich nur durch einen extrem engen Rillenabstand und einen unublich niedrigen Pegel erreichen. Diese Tontrager ließen sich zudem nur mit besonders sorgfaltig eingestellten Abspielgeraten und unter Verwendung fabrikneuer Abtastnadeln benutzen.
Eine Vinyl-Schallplatte hat bei entsprechender Pflege und richtiger Lagerung eine nahezu unbegrenzte Haltbarkeit;
[28]
beim Abspielen mit einer Nadel tritt allerdings mechanischer Verschleiß auf, der die Lebensdauer einer Schallplatte verkurzt und die Klangqualitat beeintrachtigt ? dies kann nur durch optische Abtastung vermieden werden, etwa mit einem
Laserplattenspieler
(siehe oben).
Fur die Herstellung einer Schallplatte in großer Stuckzahl wird das
gemasterte
Programmmaterial zunachst mit einem beheizten Schneidstichel in den Lack einer beschichteten Folie geschnitten. Dabei werden nach einer
genormten
Kennlinie
die hoherfrequenten Schallanteile angehoben (
Pre-Emphasis
) und die tieferen abgeschwacht; bei der Wiedergabe wird der Frequenzgang umgekehrt entzerrt. Diese Lackplatte wird zunachst mit Silber beschichtet, damit sie elektrisch leitend ist, und dann galvanisch verkupfert oder vernickelt. Diese Metallschicht bildet ein etwa 0,5 mm dickes Negativ, den ?Vater“. Von diesem werden in einem weiteren
galvanischen Verfahren
mehrere Positive, ?Mutter“, abgezogen. Diese werden zur Kontrolle der Aufnahme vom
Mutterstecher
abgespielt und gegebenenfalls nachbearbeitet. Die eigentlichen Pressmatrizen (?Sohne“) werden wiederum durch einen galvanischen Prozess aus den Mutterplatten gefertigt. Um die Haltbarkeit der Pressmatrizen fur großere Stuckzahlen zu erhohen, werden diese
verchromt
. Dieser Vorgang muss fur beide Seiten der Schallplatte wiederholt werden.
Um den Umweg uber ?Vater“ und ?Mutter“ zu vermeiden, wurde zu Beginn der 1980er Jahre von
Teldec
das sogenannte
DMM
-Verfahren
(?Direct Metal Mastering“)
entwickelt. Hier erfolgt der Schnitt direkt in eine auf einer
Edelstahlplatte
aufgebrachte Kupferschicht, von der dann unmittelbar die ?Sohne“ erstellt werden. Dem Vorteil geringerer Verzerrungen stehen die Nachteile geringerer Rillentiefe (Haltbarkeit) und -auslenkung (Wiedergabepegel) gegenuber.
Als Rohstoff fur die gepressten Schallplatten wird
Polyvinylchlorid
(PVC) verwendet, dem etwa 20 %
Polyvinylacetat
(PVAc) und weitere
Additive
zugesetzt werden. Der eigentliche Rohstoff ist milchig-transparent und kann durch Zusatz von Farbstoffen eingefarbt werden. Die fruher notwendige Beimischung von Ruß ist heute nicht mehr erforderlich. Es gibt keine erheblichen qualitativen Unterschiede zwischen schwarzen und farbigen Pressungen, auch variiert die genaue Zusammensetzung des Materials zwischen unterschiedlichen Presswerken.
Bei der Herstellung einer Schallplatte (sogenannte audiophile Pressung) kann kein wiederaufbereitetes Vinyl, sondern nur reines, frisches PVC-Rohmaterial (?Virgin Vinyl“) verwendet werden, da beim Recycling das Labelpapier nicht vollig entfernt werden kann und diese Papierreste zu Pressfehlern oder erhohtem Knistern fuhren konnen.
Der
Pressvorgang
einer Schallplatte dauert etwa 30 Sekunden. Eine dosierte Menge Rohmaterial (150?180 g) wird zusammen mit den Etiketten zwischen die beiden Pressmatrizen gebracht und bei einem Druck von etwa 8·10
6
Pa (etwa 80 kg/cm²) und einer Temperatur von etwa 150 °C gepresst. Nach einer kurzen Abkuhlphase, in der die Matrizen mit Wasser gekuhlt werden, wird die Presse geoffnet und die Schallplatte entnommen. Die Fertigung kann auch teilautomatisiert erfolgen: Nach dem Offnen der Presse wird die Schallplatte mittels eines Halterings und eines Stanztellers auf den Schneideteller gelegt. Dieser erzeugt zur Fixierung ein
Vakuum
und wird danach in Rotation versetzt. Ein am Außenrand des Schneidetellers angebrachtes Messer trennt dabei den beim Pressvorgang entstandenen Quetschgrat ab. Anschließend wird die Schallplatte mittels eines Transportarms vom Teller entnommen und bis zum Verpacken auf einer Spindel zwischengelagert, dabei wird die Schallplatte etwa 10 Sekunden von der Umgebungsluft gekuhlt. Wahrenddessen produziert der Extruder wiederum einen Presskuchen, und der Vorgang beginnt von neuem.
Fur die Herstellung von kleinen Formaten (7″-Singles und kleineren Sonderformaten) in großer Auflage kann auch ein
Spritzgussverfahren
angewendet werden. Dazu wird heißes Kunststoffmaterial in flussiger Form zwischen die Matrizen gebracht. Das Material kuhlt in der Hohlform ab und erstarrt.
Diese Platten haben kein Papieretikett, stattdessen enthalt die Matrize die Beschriftung in erhabener Form, so dass auf der Platte die Beschriftung etwas vertieft ist. In einem weiteren Vorgang wird der Mittelteil der Platte eingefarbt, damit er sich von den vertieften schwarzen Schriftzeichen optisch abhebt. Zumindest ein Teil dieser Platten ist leichter zerbrechlich als ubliche gepresste Vinylplatten.
Eine Weiterentwicklung des Spritzgusses ist der
Pressspritzguss
, der auch in der
CD
-Herstellung verwendet wird.
Fur sehr kleine Stuckzahlen wird das Tonmaterial direkt mit einem Schneidstichel in einen Rohling
(
Dubplate
)
eingeschnitten. Ursprunglich gab es nur
Lack-Dubplates
; sie bestehen aus einer dunnen Aluminiumplatte, die mit
Polyvinylacetat
(PVAc) beschichtet ist, in welches das Audiomaterial geschnitten wird. Lack-Dubplates haben nur eine begrenzte Lebensdauer.
Zur Fertigung von
Vinyl-Dubplates
werden Rohlinge aus einem PVC-PVAc-Gemisch auf einem sogenannten
Vinyl-Cutter
geschnitten. Das Ergebnis ist eine echte, langlebige Vinyl-Schallplatte, die sich bei fachgerechter Herstellung nicht von gepresstem, handelsublichem Vinyl unterscheidet. Die Herstellung solcher Einzelstucke ist insbesondere fur Produzenten und
DJs
interessant, die selbstproduzierte Stucke schnellstmoglich auf Veranstaltungen ausprobieren mochten oder nicht auf Schallplatte erschienene Titel zum
Turntablism
verwenden wollen.
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Rogi
(
Diskussion
) 07:48, 15. Mai 2015 (CEST)
Ab etwa 1900 nutzten verschiedene Hersteller, darunter vor allem der franzosische Konzern
Pathe
, das sogenannte Vertikalschriftformat. Die Aufzeichnung erfolgte hier nicht durch seitliche Ausschlage, sondern durch eine Auf-und-Ab-Bewegung. Als Tonabnehmer fungierte keine Nadel, die die Tiefenunterschiede der Rille schnell zerstort hatte, sondern eine winzige, beweglich gelagerte Saphirkugel, die sich rollend durch die Rille bewegte. Systeme dieser Art blieben besonders in Frankreich und den USA bis in die 1920er Jahre popular.
Neben den Standard-Plattenformaten mit 25 und 30 cm Durchmesser gab es in der Schellack-Ara eine Vielzahl anderer kommerziell verwendeter Plattendurchmesser. Die kleinsten Serienplatten der Schellack-Ara waren, sieht man von Werbe- und Spielzeugplatten ab, die amerikanischen
Durium-Junior
-Pressungen aus dem Jahre 1930 mit einem Durchmesser von 10,2 cm (4″). Als die großten Serienplatten gelten die gewaltigen
Pathe
Concert
-Pressungen aus der Zeit vor 1914, die einen Durchmesser von 50 cm aufwiesen. In den USA wurden wahrend und nach dem Zweiten Weltkrieg Rundfunksendungen auf Schallplatten mit 16″ (40 cm) [seltener 12″ (30 cm)] aufgezeichnet und zu den in aller Welt stationierten Truppen geschickt. Anfangs aus
Schellack
, hatten diese sogenannten
V-Disc
eine fur damalige Verhaltnisse erstaunlich hohe Tonqualitat; sie sind heute gesuchte Sammlerstucke. Rundfunkanstalten verwendeten auch in den 1960er und 1970er Jahren noch zum Teil Platten mit 16″ (40 cm) Durchmesser, die auch entsprechend dimensionierte Abspielgerate erforderten.
Sehr selten gibt es auch Platten mit normal großem Außendurchmesser, aber mehr als normal großem Labeldurchmesser
innen
. Der Rillenring von außen nach innen wird dadurch effektiv schmaler, und eine so geschnittene LP wird dadurch de facto zur EP. Ein Beispiel liefert die deutsche Kinderschallplatte
Der Froschkonig
(zudem auf farbiges Vinyl gepresst).
Im Verlauf der ersten 70 Jahre der Schallplattenherstellung gab es immer wieder Versuche, den teuren, schwer zu beschaffenden
Rohstoff
Schellack
durch andere, billigere Materialien zu ersetzen. Die britische Firma
Nicole Records
prasentierte kurz nach 1900 Schallplatten aus einem mit
Zelluloid
beschichteten Fasermaterial. Wenig spater erschienen bei
Zonophone
in Berlin die ersten ?klingenden Postkarten“ mit aufgeklebten Schallfolien aus Zelluloid. Die Stahlnadeln der Grammophone zerstorten diese Tontrager allerdings sehr schnell, weil dem verwendeten Zelluloid die notige
Abriebfestigkeit
fehlte. Spater, nachdem sich die Mikrorille allgemein durchgesetzt hatte, vertrieb
Qualiton
?klingende“
Postkarten
, sogenannte
Tonpostkarten
, fur 45 Umdrehungen pro Minute (oder
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1
⁄
3
Umdrehungen pro Minute), im Umschlag, um Beschadigungen beim Versand und Staubeinwirkung bei der Lagerung zu vermeiden. Abspielbare Postkarten werden noch heute in kleinen Auflagen hergestellt.
[29]
Die Berliner Firma Auto-Record brachte 1905 eine Pappeplatte mit Zelluloidtontragerschicht auf den Markt.
[30]
Auch der britische
Neophone
-Konzern fertigte um 1906 vorubergehend Platten aus
Pappe
, die mit einem wachsartigen Tragermaterial uberzogen waren und nicht hitzebestandig waren. In den 1920er Jahren produzierte das in Berlin ansassige Unternehmen
Metallophon
Schallplatten aus lackiertem
Stahlblech
. Vor allem in der Studiotechnik wurden in den 1940er Jahren Schallplatten aus beschichtetem
Glas
eingesetzt. Um 1910 prasentierte der Sußwarenhersteller
Stollwerck
aus Schokolade gepresste Schallplatten, die bekannte
Kinderlieder
enthielten, nur wenige Male abspielbar waren und anschließend verzehrt werden konnten.
Wahrend des
Kalten Krieges
wurden in der Sowjetunion
illegale Aufnahmen
teilweise auf gebrauchte
Rontgenbilder
geschnitten und auf dem
Schwarzmarkt
gehandelt. Der Vorteil des Tragermaterials lag in seiner allgemeinen Verfugbarkeit und seiner Flexibilitat. Die
flexiblen Scheiben
konnten besser unter der Kleidung versteckt werden als ubliche Platten. Die Qualitat der Aufnahmen war naturgemaß sehr schlecht. Aufgrund der Herkunft der Folien wurden diese Tontrager umgangssprachlich als
Rock auf den Knochen
(
рок на костях
),
Rippen
(
ребра
) oder einfach
Knochen
(
кости
) bezeichnet.
[31]
[32]
Die deutsche
Bundesanstalt fur Materialforschung und -prufung
stellte Ende 2015 zu Werbezwecken eine aus
ultrahochfestem Beton
bestehende Schallplatte vor. Es sollte die filigrane Formbarkeit des Materials demonstriert werden.
[33]
Vor allem im Bereich der
Rockmusik
, dem
Rap
und der
elektronischen Musik
werden Schallplatten angefertigt, die sich durch ihr Aussehen von der Standardplatte abheben. So sind z. B. die sogenannten
Picture Discs
recht verbreitet, bei denen transparentes Material um ein gedrucktes Bild herum gepresst wird. Ebenfalls gebrauchlich ist gefarbtes und/oder transparentes PVC. Diese Platten erscheinen oft in einer limitierten Auflage und konnen einen großen Sammlerwert haben. Eine weitere Variante sind die sogenannten
Shape vinyls
. Anders als gewohnliche Schallplatten sind sie nicht rund, sondern konnen die ausgefallensten Formen haben (was sich jedoch nur auf den außeren Umriss bezieht ? die Schallaufzeichnung erfolgt in der ublichen Spiralform). Genutzt wird diese Ausgefallenheit als Kombination von Foto und Form: Ein Foto (Konterfei des Stars, Gitarre, Herz, Ganzkorper- oder Bandfotos usw.) wird nicht auf die runde Schallplattenform verkleinert, sondern das Foto sozusagen aus der Schallplatte ausgesagt. Die Umrisse bilden das Abspielmedium, der Maximalbereich im Inkreis der Platte enthalt die Rillen.
Wahrend die Nadel bei ?normalen“ Schallplatten von außen nach innen wandert, gibt es auch Formate, die von innen nach außen abgespielt werden. Am bekanntesten in der Schallplattengeschichte sind die Tiefenschrift-Platten des franzosischen Unternehmens ?
Pathe
Freres“ aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Aber auch die von den
Reichssendern
wahrend der NS-Zeit fur den internen Gebrauch und gegenseitigen Austausch produzierten Platten gehorten teilweise dazu. Plattenteller drehen sich normgemaß ? von oben betrachtet ? nach rechts, also im
Uhrzeigersinn
, die ruhigstehende Nadel also relativ zur sich bewegenden Platte linksherum. Die normale Rille fuhrt linksherum von außen nach innen. Die Rille einer Platte mit sogenanntem ?inside out cut“ fuhrt jedoch als
Spirale
linksherum betrachtet nach außen und im Betrieb die Nadel ebenso. Nahe dem außeren Rand muss jedenfalls die Rille einen Abschlusskreis bilden, denn Plattenspieler schalten hier nicht ab.
[34]
Die Umkehrung der Spiralrichtung kann auch aus rein klanglichen Grunden von Vorteil sein: Eine niedrigere Laufgeschwindigkeit verursacht weniger Laufgerausche, wahrend eine hohere Laufgeschwindigkeit lauteres und dynamischeres Material sicherer wiedergeben kann. So konnen beispielsweise Musikstucke optimal untergebracht werden, welche leise beginnen und laut enden, ohne die Nachteile der sonst ublichen Laufrichtung von außen nach innen in Kauf nehmen bzw. durch entsprechende klangliche Veranderungen kompensieren zu mussen.
[35]
Die ersten Versuche mit Mikrorillen-Formaten, die eine langere Spieldauer der Schallplatte ermoglichen sollten, unternahm der britische Tontechnik-Pionier Michaelis bereits im Jahre 1906. Sein Unternehmen
Neophone
produzierte 25-cm-Platten mit einer Laufzeit von etwa 12 Minuten. 1926 prasentierte
Thomas Alva Edison
als eine seiner letzten Erfindungen eine Langspielplatte mit extremer Mikrorille (siehe
Diamond Disc
), die bei 80 Umdrehungen pro Minute und 24 cm Durchmesser eine Laufzeit von mehr als 20 Minuten pro Seite aufwies. Die Platte konnte nur mit einem speziellen
Diamant
-Abnehmer wiedergegeben werden und war einen halben Zentimeter dick, um jegliche Flexibilitat zu beseitigen. Die Empfindlichkeit der Mikrorillen, deren Wande schon durch normales Beruhren der Platte beschadigt werden konnten, verhinderte jeden kommerziellen Erfolg des Systems, das nur einige Monate lang auf dem Markt blieb. Die erste kommerziell bespielte Langspielplatte mit
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Umdrehungen pro Minute kam am 17. September 1931 auf den Markt.
Ein besonders in den USA vor 1914 verbreitetes Phanomen waren Schallplatten mit besonders großen Mittellochern. Plattenhersteller wie
Aretino
und
Busy Bee
versuchten auf diesem Gebiet eigene Standards zu setzen. Hintergrund waren keine technischen Uberlegungen, sondern bloße Vermarktungsstrategien. Ungewohnlich kleine Mittellocher, die aus einer vom westlichen Standard abweichenden
Industrienorm
resultierten, waren dagegen ein Merkmal sowjetischer Schallplatten aus den 1920er und 1930er Jahren.
Ende der 1950er Jahre brachte Seeburg, ein US-amerikanischer Hersteller von
Musikboxen
, einen speziellen Plattenwechsler heraus und ein Schallplattenformat, das 22 cm Durchmesser, Mittellocher von 5 cm und eine Geschwindigkeit von
16
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3
Umdrehungen pro Minute hat. Dieser war fur Untermalungsmusik gedacht.
Der Weg, den die Nadel beim Abspielvorgang auf der Platte pro Umdrehung zurucklegt, wird durch den schneckenformigen Verlauf der Schallrille mit zunehmender Abspieldauer kleiner. Da bei konventionellen Platten die Drehzahl des Plattentellers konstant bleibt, sinkt so die Geschwindigkeit der Nadel relativ zur Plattenoberflache vom außeren Rand der Platte bis zum inneren kontinuierlich ab. Diese Veranderung ist unter bestimmten Umstanden akustisch wahrnehmbar. Um das Phanomen zu beseitigen, wurde seit den 1920er Jahren mit Platten experimentiert, die durch permanente Anpassung der Drehzahl eine konstante Lineargeschwindigkeit aufwiesen. Jedoch musste jedes Abspielgerat mit einer speziellen Vorrichtung ausgerustet und justiert werden. Eine dieser Vorrichtungen war in den USA der sogenannte
World Disc Record Controller
. Durchgesetzt haben sich solche Systeme nicht.
Bei digitalen optischen Medien wie der mit Puls-Pausen-Langen codierten
Laserdisc
und spater auch der
Compact Disc
sowie deren Nachfolgern sind entsprechende Techniken einfacher zu implementieren, weil eine dynamische Zwischenspeicherung den Gleichlauf von der Platte entkoppelt. Siehe dazu
CLV
.
In den fruhen 1930er Jahren gab es Schallplatten mit vier Rillen: ?Die Serie fur die gute Hausmusik“. Am Anfang jeder Seite befand sich eine Rille mit dem
Kammerton
A, nach dem man seine eigenen Instrumente stimmen konnte, erst nach erneutem Aufsetzen des Tonabnehmerarmes begann mit der zweiten Rille der Titel zum Mitspielen und -singen.
In der Fruhphase des Selbstschneidens von Schallplatten waren mehrere Sektionen ublich, jede mit einer Rille, bis zur vollstandigen Fullung, um Rohlinge zu sparen. Jede Sektion besaß an ihrem Ende eine eigene Auslaufrille, und man musste den Tonabnehmer per Hand am Beginn der nachsten Sektion aufsetzen, wenn man die Wiedergabe fortsetzen wollte.
Multi-Groove
Vereinzelt wurden Schallplatten mit zwei oder mehr ineinander verschrankten, parallel laufenden Rillen veroffentlicht. So ist es vom Zufall abhangig, in welcher Rille der Tonarm aufsetzt, sodass der Horer zunachst nicht weiß, welche Musik er zu horen bekommen wird. Allgemein bekannt wurde diese Technik 1979 mit einer Sonderpressung der Hit-Single
Pop-Muzik
von
Robin Scott
, die auf derselben Seite auch das Stuck
M-Factor
enthielt und laut Werbetext auf dem Plattencover als ?The First ?Double Groove‘ Disk“ vermarktet wurde. Jedoch hatte die Komikergruppe
Monty Python
bereits 1973 die ?three-sided“ LP
Matching Tie and Handkerchief
veroffentlicht, die zusatzlich fur Verwirrung sorgte, weil beide Plattenseiten mit identischen Labels versehen waren (Vorder- und Ruckseite konnten aber bei genauem Hinsehen an der eingepragten Matrizen-Nummer unterschieden werden). 1975 kam die Platte
Wim Thoelke prasentiert: Der große Preis ? Die volkstumliche Schlager-Starparade
heraus (Sternmusik im Ariola-Vertrieb, 88909XT). Der erste Titel auf der A-Seite ist ein mit Musik unterlegtes und von Wim Thoelke kommentiertes Autorennen, bei dem je nach getroffener Einlaufrille einer von drei Wagen gewinnt. Beliebt waren Multi-Groove-Schallplatten vor allem bei der Veroffentlichung desselben Songs in verschiedenen Versionen, wegen des hoheren Platzbedarfs meist als 12″-Single herausgebracht. 2009 wurde die Dreifach-A-Single
HimmelblauPerfektBreit
der Band
Die Arzte
auf einer 12″-Vinylschallplatte mit Dreifachhelix auf den Markt gebracht.
Jeder Audio-Trager kann nach
Modulation
(digital-zu-analoge Umwandlung mit einem
Digital-Analog-Umsetzer
) auch zur Speicherung digitaler Inhalte zweckentfremdet werden. Zur Ruckgewinnung der Daten benotigt man einen
Demodulator
. Diese Verfahren fanden besonders in der Ara der
Heimcomputer
bzw. Kleincomputer in den 1980er Jahren großen Anklang, wobei dafur nur selten eine Schallplatte genutzt wurde. Das Standardmedium war die ebenfalls fur Tonaufzeichnung konstruierte
Magnetband- bzw. Audiokassette
(in meist als
Datasette
bezeichneten Laufwerken, die technisch gesehen
Kassettenrekorder
waren), die allerdings im Laufe der 1980er von den deutlich schnelleren und komfortableren
Diskettenlaufwerken
abgelost wurden.
Die einzige in großerer Stuckzahl produzierte
Datenschallplatte
war eine Pressung des DDR-Jugendradios
DT64
, die haufig benutzte Software fur die Kleincomputer
KC 85
,
HC 900
,
Z1013
u. a. enthielt. Sie wurde zusammen mit einem Buch vertrieben.
Auch die deutsche Band
Welle: Erdball
presste 2005 auf ihrer ersten Vinyl-Veroffentlichung
Horizonterweiterungen
ein Programm fur den Heimcomputer
Commodore 64
. Nach Umkopieren auf eine Magnetbandkassette konnte man es uber eine
Datasette
auf dem C64 ausfuhren.
Ein weiteres Beispiel liefert die
Synthpop
-Band
Information Society
mit ihrem Album
Love & Peace Inc.
, die aus Spaß auf diese Weise einen kurzen Text hinterlegte. Dessen Decodierung wurde allerdings dem Anwender uberlassen.
Digitale Vinylsysteme
verwenden Timecode-Platten, die keine Musik enthalten, sondern ein digitales Zeitsignal, das von einer
Software
ausgewertet wird. Die Technik erlaubt es, jederzeit die Geschwindigkeit und die Position des Tonarms auf der Platte zu bestimmen und quasi verzogerungsfrei auszuwerten. Die Timecode-Vinyl kann so zum Steuern von digitalen Musikdateien (zum Beispiel im
MP3
-Format) genutzt werden. Der Plattenspieler dient dabei als Steuerinterface.
Der
Wiener
Kunstler Gebhard Sengmuller stellte Ende der 1990er Jahre gemeinsam mit dem Physiker Martin Diamant ein System vor, mit dem es moglich war, Videofilme auf gewohnlichen Langspielplatten zu speichern. Die Videobilder wurden dabei in analoger Form auf die Platten gepresst. Da eine Schallplatte, bedingt durch die maximale speicherbare Frequenz von knapp 20 kHz, nur eine sehr geringe Bandbreite zuließ, musste das Videosignal sehr stark komprimiert und dann in ein Tonsignal umgewandelt werden, das dann auf die Schallplatte gepresst werden konnte. Das resultierende Bild war aus diesem Grund nur schwarzweiß, die
Bildfrequenz
war gegenuber einem gewohnlichen Fernsehbild stark reduziert und die Auflosung lag weit unter der von
VHS
. Zusatzlich kam es, bedingt durch die fehleranfallige analoge Speicherung, zu vielen Bildstorungen, wie Flimmern und Zittern. Aufgrund dieser technischen Einschrankungen erinnerten die so wiedergegebenen Filme qualitativ eher an die Anfangszeit der
Fernsehgeschichte
.
Zur Wiedergabe konnte jeder gewohnliche Plattenspieler verwendet werden, wobei ein zusatzliches Gerat benotigt wurde, das die analogen Signale mit Hilfe digitaler Technik dekodierte und wieder in ein standardisiertes
PAL
oder
NTSC
-Videosignal umwandelte.
Das Projekt war rein als Experiment und technische Spielerei gedacht, um eine Lucke in der Geschichte der Videoaufzeichnung zu schließen, zumal zu jener Zeit bereits eine Vielzahl an sehr hochwertigen
Videosystemen
auf dem Markt existierte. Entsprechend wurde Vinylvideo im 1950er-Jahre-Stil beworben.
Es wurde nur eine sehr geringe Stuckzahl an Decodern gefertigt und insgesamt waren nur wenige dutzend Titel erhaltlich, wobei es sich großteils um Kurzfilme von
Independentkunstlern
handelte.
Die flexible Disc (
Flexidisc
,
Schallfolie
oder
Flexi
) ist eine Schallplatte aus sehr biegsamem Material. Zumeist sind es Folien aus
Polyethylen
oder ahnlichen Kunststoffen. Flexi werden zum Beispiel als Beilage in
Fanzine
oder Kinderzeitschriften verwendet. Zum Abspielen ist als Unterlage eine normale Platte mit kleinem Mittelloch notwendig. Aus technischen Grunden sind sie oft nur einseitig bespielt. Die Tonqualitat ist schlechter als bei Vinyl-Schallplatten.
Eine Kombination aus analoger Schallplatte und CD bzw. DVD wird seit Herbst 2007 exklusiv von der deutschen Firma
optimal media GmbH
gefertigt und vermarktet. Die geschutzte VinylDisc hat die Große einer CD und enthalt auf der silbernen Unterseite digitale Informationen sowie auf der schwarzen Oberseite eine Schallplattenrille fur die Wiedergabe auf analogen Plattenspielern mit einer Spielzeit von bis zu 3 Minuten bei
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Umdrehungen pro Minute. Die Zentrierung auf dem Plattenteller erfolgt mittels eines beigefugten Adapters. Die Vinylseite kann mit bis zu drei Farben im CD-Siebdruck bedruckt werden. Dabei wird die Oberflache zusatzlich mattiert, um das Aussehen eines herkommlichen
Schallplatten-Etikettes
zu simulieren. Hauptverwendungszweck ist die Promotion neuer Musiktitel (analoger Part), wobei auf dem digitalen Part zusatzlich Informationen, Videoclips oder Computerspiele untergebracht werden konnen.
Die eigentliche Idee stammt von dem kleinen Label
Squoodge-Records
aus Osterreich. Es veroffentlichte bereits im Januar 2007 die erste Kleinserie einer VinylDisc im sogenannten
DigitalVinylTrash-Club
, ohne sich das Format rechtlich schutzen zu lassen.
Bis in die 1970er Jahre war es im Kino ublich, Werbe-
Dias
(vereinzelt
Kleinbilddias
, aber meist im
Mittelformat
) vor dem Hauptfilm zu zeigen. Musik und Texte zu einzelnen Dias wurden auf Schallplatten bereitgestellt. Der Vorfuhrer musste zu jedem Dia manuell die passende Werbesingle abspielen.
In
Sprechpuppen
fur Kinder wurden sehr kleine auswechselbare Schallplatten eingesetzt, die nach dem Grammophon-Prinzip abgespielt wurden, sogenannte Miniphon-Platten. Auch in andere Spielzeuge wurden kleine Schallplatten zur Tonwiedergabe eingebaut (?
Lachsack
“). Eine musikalische Verwendung fanden diese Platten im Werk ?Chore und Soli“ der deutschen Band
Die Todliche Doris
.
Die
Voyager Golden Records
sind Datenplatten mit Bild- und Audio-Informationen, die an Bord der beiden 1977 gestarteten interstellaren Raumsonden
Voyager 1
und
Voyager 2
angebracht sind. Sie sind vergoldete Scheiben aus Kupfer mit einem Durchmesser von 30 cm, die Grußbotschaften, Gerausche und Musik enthalten, außerdem analog gespeicherte Bilder.
Es werden Pressungen unterschiedlicher Gewichte angeboten, bei Langspielplatten beispielsweise 120, 130, 140, 150, 180, 200 Gramm usw., jeweils ohne Innenhulle und Cover gewogen. In den 1970er und 1980er Jahren waren 120?140 g ublich, heute werden oft 180 g gewahlt. Mit dem hoheren Gewicht soll der Eindruck eines besseren Klanges verbunden werden. Dafur gibt es jedoch keinen technischen Grund: Die Schneidtiefe der Rillen liegt so deutlich unterhalb der halben Dicke auch sehr dunner Platten, dass die zusatzliche Materialstarke keinen Gewinn bringen kann. Auch der eigentlich naheliegende Gedanke, eine massereichere Platte neige weniger zur thermischen Verformung (Hohenschlag) als eine leichte, entspricht nicht den Tatsachen. Tatsachlich halten 180-Gramm-Platten wegen ihrer Masse sogar schwerer die Form als die ublichen 130-g-Platten. Es handelt sich bei 180 g-Vinyl also um einen reinen Marketing-Gag fur besonders hochpreisige Produkte. In
Blindtests
zeigte sich, dass die Horer das Klangbild der ?dunnen“ Erstausgaben aus den Siebzigern und Achtzigern gegenuber den schweren 180 g-Pressungen bevorzugten. Entscheidend fur den Klang ist nicht das Gewicht der Platte, sondern ihr Zustand, die Aufbereitung der Mutterbander, die Sorgfalt der Ton- und der Schneidingenieure sowie die Qualitat des PVC-Materials.
[36]
[37]
Neuere Schallplatten bestehen aus dem
Nichtleiter
Polyvinylchlorid samt Zusatzen und ziehen somit durch
elektrostatische Aufladung
des Materials Staub und Schmutz an. Außerdem reibt die Platte in der Innenhulle, wenn sie aus ihr herausgezogen wird. Es wurde daher eine Vielzahl von Methoden entwickelt, statischer Aufladung entgegenzuwirken und die Rillen der Platten sauber zu halten.
- Die
Antistatik
-Auflage wird auf den Plattenteller gelegt und soll durch ihr elektrisch leitfahiges Material die Aufladung reduzieren.
- Das Antistatik-Tuch ist ein chemisch impragniertes Tuch mit manchmal leicht klebriger Oberflache, mit dem die Platten vor dem Abspielen entstaubt werden.
- Mit Antistatik-Spray wird die Oberflache der Platte bespruht.
- Zur Entladung mit
Piezoelektrizitat
brachte die Firma
Polydor
in den 1980er Jahren einen batterielosen Stab in den Handel, der durch Hin- und Herbewegen des Oberteiles einen
Piezo-Kristall
zur Abgabe von Funken an der Unterseite anregte. Den Stab bewegte man uber die Oberflache der Platten und neutralisierte durch das erzeugte ?Gewitter“ einen Teil der statischen Aufladung.
- Discofilm
(Markenname) ist eine Flussigkeit, die mit einem Schwamm oder einer drehbaren Vorrichtung auf die Schallplatte aufgebracht wird und auch in die Tiefe der feinen Rille eindringt. Nach der Trocknung, bildet sich ein zusammenhangender Film, an dem auch Schmutz und Festkorper aus den Rillen anhaften. Er wird nach einigen Stunden im Ganzen samt anhaftendem Schmutz abgezogen (Adhasionsreinigung).
- War eine Schallplatte durch statische Aufladung stark verschmutzt, wurde sie in einer wassrigen
Tensidlosung
gewaschen. Hinterher war es zwingend notwendig, die Platte mit destilliertem Wasser nachzuspulen, um die Reste des Reinigungsmittels und das kalkhaltige Wasser zu entfernen.
- Anfang der 1980er Jahre kamen Schallplattenbursten mit extrem dunnen, leitfahigen
Kohlenstofffaserborsten
auf den Markt. Durch den Korperkontakt mit dem Burstengehause konnten statische Aufladungen abgeleitet werden.
- Eine Apparatur brachte die Firma
Maxell
gegen Mitte der 80er Jahre auf den Markt. Bei diesem System rotierte ein kleines Gerat auf der Platte, an dessen Unterseite eine breite Burste aus sehr weichen leitfahigen Kohlenstofffasern den Schmutz aus den Rillen burstete.
- In (nach wie vor erhaltlichen) Schallplatten-Waschmaschinen wird die Platte in einem geschlossenen System nass gereinigt, teilweise zusatzlich auch mit
Ultraschall
; anschließend werden die Rillen durch starken Sog einer Vakuumpumpe von Schmutz und Reinigungslosung befreit.
-
Schallplattenreiniger der Firma Maxell
-
Schallplattenreiniger, die Einzelteile befinden sich im Fuß
-
Schallplattenreiniger aufgebaut
-
Schallplattenreiniger im Einsatz
-
Pflegeset von
Teldec
fur Tonabnehmer und Schallplatte
-
Detailansicht: grobe und feine Bursten
Beim Nassabspielen lauft außer dem Tonarm noch ein zusatzlicher Reinigungsarm auf der rotierenden Platte, an dessen Unterseite sich eine kleine Burste befindet, die die Rillenflanken mit einem Gemisch aus
destilliertem Wasser
und
Isopropanol
benetzt. Das reinigt die Flanken und schwemmt verbleibende Staubpartikel auf, so dass sie sich beim Abtasten nicht storend bemerkbar machen. Nach dem Verdunsten des Flussigkeitsfilmes verbleiben jedoch geringe Ruckstande
[38]
in der Rillenflanke, und die verbliebenen Staubpartikel haften jetzt fester an der Oberflache als zuvor. Daher sollten einmal nass abgespielte Schallplatten auch kunftig nur nass abgespielt werden.
Außerdem muss beim Nassabspielen die Umdrehungsgeschwindigkeit des Plattentellers neu eingestellt werden, da die zusatzliche Burste die Platte beim Drehen leicht abbremst.
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Longplay, die Geschichte der Schallplatte und des modernen Jazz / The History of Records and Modern Jazz.
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Vinyl-Lexikon ? Wahrheit und Legende der Schallplatte. Fachbegriffe, Sammlerlatein und Praxistipps.
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Digitale Kommunikation und Kommunikationsgeschichte. Perspektiven, Potentiale, Problemfelder
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Von Schallplatten-Liebhabern wird darauf hingewiesen, dass
destilliertes Wasser
, fruher
Batteriewasser
genannt, immer noch unerwunschte (Mineral-)Ruckstande enthalt, die mit
doppelt destilliertem Wasser
? besonders beim
Waschen von Schallplatten
? vermieden werden konnen. Es ist jedoch deutlich teurer.
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Teil 1: Allgemeines, Geschichte, Wiedergabequalitat
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Teil 2: Technische Daten, Herstellung, Sonderformen, Pressgewicht, Maßnahmen gegen die statische Aufladung, Nassabspielen von Schallplatten
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