Santa Maria Gloriosa dei Frari

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Santa Maria Gloriosa dei Frari
Santa Maria Gloriosa dei Frari, Inneres

Santa Maria Gloriosa dei Frari , auch Frarikirche oder kurz Frari ( venezianisch ?Bruder“), ist neben San Zanipolo der großte und bedeutendste gotische Sakralbau in Venedig . Die romisch-katholische Kirche befindet sich am Campo dei Frari im Sestiere San Polo und ist dem Patrozinium der Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht. Sie ist mit zahlreichen hervorragenden Kunstwerken ausgestattet, darunter zwei Hauptwerken Tizians und beherbergt zahlreiche Grabmonumente beruhmter Venezianer, so auch von Tizian. 1926 erhielt sie den Ehrentitel einer papstlichen Basilica minor . In den beiden ehemaligen zur Kirche gehorenden Klostern befindet sich seit 1817 das Staatsarchiv Venedig .

Geschichte und Baugeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Santa Maria Gloriosa dei Frari, Blick zum Chor
Tizian , Maria Himmelfahrt , 1518 (15)

Um 1223 siedelten sich die Minderen Bruder der Franziskaner in einem bestehenden Klostergebaude am Rand der damaligen stadtischen Bebauung an. Dort begannen sie um 1250 mit dem Bau einer kleinen, der Gottesmutter geweihten Kirche, der Santa Maria de’ Frati Minori (?Santa Maria von den minderen Brudern“), die 1280 konsekriert wurde. 1340 wurde diese rund 40 Meter lange Kirche abgerissen, um Platz fur einen Neubau zu schaffen, da sie wegen des großen Zulaufs zu den Predigten der Bruder bald zu klein geworden war. 1361 wurden Apsis und Querhaus der nunmehr sudwestlich ausgerichteten Kirche geweiht und der Bau des 1396 fertiggestellten Campanile durch die Baumeister Jacopo und Pierpaolo Celega begonnen. [1] 1420 wurde im Auftrag von Marco Corner, des Vaters der spateren Konigin Caterina Cornaro , die Capella Corner [2] sudwestlich der Milanese-Kapelle [3] angefugt. Sie ist dem Namenspatron ihres Auftraggebers, dem heiligen Markus , geweiht und beherbergt ein von Bartolomeo Vivarini geschaffenes Triptychon mit den heiligen Markus, Hieronymus , Petrus , Nikolaus und Johannes dem Taufer . Sudlich an das Seitenschiff anschließend wurde 1432 bis 1434 die dem heiligen Petrus geweihte Cappella Emiliana errichtet, [4] eine Taufkapelle, die von den Stiftern, der Familie Emiliana, als Grablege genutzt wurde. Beide Kapellen verfugen jeweils uber ein Portal zum Campo dei Frari. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde im nordlichen Querhaus die Sakristei [5] als eigenstandiges Gebaude erbaut. 1468 erhielt die Kirche ihre mit vierzehn Reliefs verzierten Chorschranken im Joch vor der Vierung , an denen Bartolomeo Buon mitgearbeitet haben soll. Im selben Jahr wurde das geschnitzte Chorgestuhl [6] vollendet. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Fassade fertiggestellt. Am 19. Mai 1518 wurde das Altarbild Maria Himmelfahrt von Tizian uber dem Hochaltar angebracht.

Scuola Grande di San Rocco [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Westlich der Frari-Kirche befinden sich Kirche und Haus der Bruderschaft des hl. Rochus, die Scuola Grande di San Rocco . Hier befinden sich Werke Tintorettos . Bevor die Bruderschaft 1489 von den Franziskanerbrudern der Frari-Kirche ein Grundstuck zum Bau ihrer Scuola erhielt, hatte sie ihren Sitz im Kloster der Frari-Kirche.

Architektur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grundriss
1468 vollendetes Chorgestuhl (11)
Grabmonument des Dogen Pesaro (4) nach Entwurf von Baldassare Longhena , Skulpturen Melchior Barthel
Tizian , Pesaro Madonna (5)
Grabmal des seligen Pacifico

Die schlichte mit Lisenen dreigeteilte spatgotische Hauptfassade des Backsteinbaues schmuckt ein reich gestaffelter und geschwungener Giebel. Die Zierelemente wie die Rahmen der Fensterrose , der Okuli , die Friese , der kranzartige Gesimsabschluss und die drei Adikula des Fassadenabschlusses sowie das Portal, bekront mit Statuen des Erlosers von Alessandro Vittoria (1581) auf der mittleren Spitze, des heiligen Franziskus und einer Madonna mit dem Kind aus der Werkstatt des Bartolomeo Bon auf den seitlichen Fialen , sind aus istrischem Stein . Die große Mittelrose ist zusatzlich aus rotem Veronese Stein. Das aus Stein wirkende Gewolbe wurde wegen des problematischen Baugrundes zur Gewichtsreduzierung aus verputztem Rohrgeflecht erstellt. Wie bei anderen venezianischen Kirchen wird der Bau durch holzerne Zuganker stabilisiert. Die Kirche ist fast 80 m lang und 30 m breit.

Die Frarikirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit einschiffigem hohen Querhaus und einer Gruppe von sechs kleinen und einer zentralen großen Chorkapelle [7] , die alle einen polygonalen Abschluss haben. Sudostlich der Apsis befinden sich die Milanese-Kapelle [3] , die St.- Michael skapelle oder Capella Trevisan [8] und die Kapelle der Heiligen der Franziskaner (Capella di S. Francesco) [9] . Nordwestlich der Apsis liegen die Tauferkapelle (cappella dei Fiorentini) [10] , die Sakramentskapelle (cappella del Sacramento) [11] und die Familienkapelle der Bernardo (cappella Bernardo) [12] mit Bartolomeo Vivarinis 1482 entstandenem Bild der Jungfrau mit den Heiligen Andreas , Nikolaus von Bari , Paulus und Petrus , das gleichzeitig die Stammvater der vier Linien des Hauses Bernardo darstellt und an dem sich, im Vergleich mit dem acht Jahre alteren Triptychon in der Cappella Corner, die stilistische Weiterentwicklung Vivarinis gut ablesen lasst. Alle Raumteile haben ein Kreuzrippengewolbe .

Ausstattung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Innenfassade
  2. Kreuzkapelle
  3. Denkmal fur Canova
  4. Denkmal fur den Dogen Pesaro
  5. Madonna des Hauses Pesaro
  6. Emiliani-Kapelle oder Cappella Emiliana
  7. Corner-Kapelle oder Cappella Corner
  8. Milanese oder Mailandische Kapelle
  9. St.-Michaelskapelle oder Capella Trevisan
  10. Kapelle der Heiligen der Franziskaner (Capella di S. Francesco)
  11. Chorgestuhl
  12. Chor
  13. Denkmal fur den Dogen Tron
  14. Kreuz aus dem 12. Jahrhundert
  15. Maria Himmelfahrt von Tizian
  16. Denkmal fur den Dogen Foscari
  17. Tauferkapelle (cappella dei Fiorentini)
  18. Kapelle von Pater Kolbe oder Sakramentskapelle
  19. Kapelle der Bernardo
  20. Pieta
  21. Altar der Sakristei und Triptychon von Giovanni Bellini
  22. Sakristei mit Gemalde Hagar in der Wuste
  23. Reliquienaltar
  24. Eingang zum Kapitelsaal und Konvent der Frari
  25. Wandmauer des rechten Querschiffes
  26. Denkmal fur Jacopo Marcello
  27. Altar der heiligen Katharina
  28. Altar des hl. Joseph von Copertino
  29. Altar der Beschneidung Jesu
  30. Grabmal des Malers Tizian
  31. Altar des hl. Antonius von Padua

Grabmaler [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Grabmal fur Tizian (30)
Denkmal fur Antonio Canova (3)
Giovanni Bellini , Madonna mit Kind zwischen den hll. Petrus , und Nikolaus , Benedikt und Markus , Sakristei (21)
Hagar in der Wuste von Giambattista Pittoni in der Sakristei der Basilica dei Frari (22)

In der Frarikirche befinden sich unter anderem die Grabmaler folgender Personen:

Denkmal fur Canova [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Denkmal fur Canova geht auf seinen Entwurf fur ein nicht realisiertes Grab fur Tizian zuruck und wurde als Grabmonument fur Maria Christina von Osterreich in der Augustinerkirche in Wien angepasst. Als Canova 1822 starb, wurde sein Leichnam in seine Geburtsstadt Possagno uberfuhrt und 1827 das Denkmal aus Carrara-Marmor in der Frari-Kirche errichtet. Vor der offenen Pyramidentur zur vermeintlichen Grabkammer befinden sich drei weibliche Skulpturen, die weinende Skulptur, die Malerei und die Architektur, gefolgt von drei Genien mit entzundeten Fackeln fur die Unsterblichkeit der Kunst. Links ist Canovas Genius mit erloschener Fackel und dem verzweifelten Lowen von Venedig. Uber der Tur tragen zwei Engel das von einer Schlange, als Symbol der Unsterblichkeit, umwundene Bildnis des Bildhauers.

Gemalde und Skulpturen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Himmelfahrt Mariens Tizians wurde speziell fur diesen Ort gemalt und 1518 uber dem Hochaltar angebracht. Das Bild wurde in den Maßen 668 × 344 cm mit Olfarben auf Holz gemalt.
Richard Wagner , der das Bild Tizians 1861 in der Accademia sah, wo es von 1817 bis 1921 in einem eigens dafur errichteten Saal ausgestellt war, bis es wieder in die Kirche zuruckgebracht wurde, wurde durch den Anblick dieses Gemaldes zu seine Oper Die Meistersinger von Nurnberg inspiriert.
  • Palma il Giovane : Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandrien (1590?1595)
  • Paolo Veneziano : Votivbild des Dogen Francesco Dandolo und der Dogaressa Isabetta Contarini mit ihren Schutzheiligen Franziskus und Elisabeth, 1339, Kapitelsaal der Frarikirche
  • Alessandro Vittoria : Der auferstandene Christus , Skulptur
  • Alessandro Vittoria: Der hl. Hieronymus , Skulptur
  • Alvise Vivarini : Der hl. Augustinus und andere Heilige , nordliche Kapelle im Querschiff
  • Bartolomeo Vivarini : Der heilige Markus , Altarbild, Cappella Corner
  • Bartolomeo Vivarini: Madonna mit Kind und Heiligen , Altarbild, sudliche Kapelle im Querschiff

Orgeln [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bereits um 1400 war die Frarikirche mit einer Orgel ausgestattet. Heute besitzt die Kirche zwei Orgeln aus dem 18. Jahrhundert, die auf den beiden Sangertribunen untergebracht sind. Die Orgel auf der linken Sangertribune wurde 1732 von dem venezianischen Orgelbauer Giovanni Battista Piaggia erbaut. Das rein mechanische Instrument ist weitgehend original erhalten. Es hat ein Manualwerk (CDEFGAH?e 0 ) mit angehangtem Pedal (ohne eigene Register ). Die Registerzuge sind links und rechts des Spieltisches angeordnet. Die Orgel auf der rechten Sangertribune wurde in den Jahren 1795?1796 von dem Orgelbauer Gaetano Callido erbaut. Das rein mechanische Instrument hat ebenfalls ein Manualwerk (CDEFGAH?d 3 ). Das Pedal ist angehangt. [13] Wahrend einer umfangreichen Renovierung in der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts wurden beide Orgeln aufeinander abgestimmt und konnen zusammen gespielt werden. Der hervorragende Zustand der beiden Instrumente ermoglicht heute die Auffuhrung der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts fur zwei Orgeln.

Piaggia-Orgel (1732)
Linke Registerreihe
Principale 8′
Ottava
Decima Quinta
Decima Nona
Vigesima Seconda
(Fortsetzung)
Rechte Registerreihe
Vigesima Sesta
Vigesima Nona
Voce Umana (D)
Flauto in Duodecima
Cornetta
Callido-Orgel (1796)
Linke Registerreihe: Ripieno
Principale (B)
Principale (D)
Ottava
Quintadecima
Decimanona
Vigesimaseconda
Vigesimasesta
Vigesimanona
Trigesimaterza
Trigesimanona
Trigesimasesta
Contrabbassi (P)
Ottave (P)
(Fortsetzung)
Rechte Registerreihe
Voce Umana
Flauto in VIII (B)
Flauto in VIII (D)
Flauto in XII
Cornetta
Tromboncini (B)
Tromboncini (D)
Trombe Reali (P)
  • Anmerkungen
B = Bass-Seite
D = Diskant-Seite
P = Register nur in Pedallage

Hinter dem Hauptaltar befindet sich eine große Orgel, die 1927 von der Orgelbaufirma Mascioni erbaut wurde. Das Instrument hat 31 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektro-pneumatisch.

I Grand’Organo C?c 4
Principale 16′
Principale 8′
Flauto 8′
Salicionale 8′
Tromba 8′
Ottava 4′
Flauto in XII 2 2 3
XV 2′
Ripieno 1 1 3
II Corale Espressivo C?c 4
Principale 8′
Bordone 8′
Gamba 8′
Voce Umana 8′
Ottava 4′
XV 2′
Ripieno 1 1 3
III Espressivo C?c 4
Silvestre 2′
Flauto 4′
Clarino 8′
Quintante 8′
Coro Viole 8′
Viola 8′
Eufonio 8′
Pedale C?f 1
Contrabbasso 16′
Principale Violone 16′
Armonico 8′
Subbasso 16′
Cello 8′
Controfagotto 16′
Tromba 8′
Clarone 4′
  • Koppeln: I/I (Superoktavkoppel), II/I, II/II (Superoktavkoppel) III/I (auch als Sub- und Superoktavkoppeln), III/II (auch als Suboktavkoppel), III/III (Suboktavkoppel), I/P, II/P, III/P

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ennio Concina: Kirchen in Venedig. Kunst und Geschichte. Text von Ennio Concina. Photographien von Piero Codato. Hirmer, Munchen 1996, ISBN 3-7774-7010-4 , S. 190?207
  • Herbert Rosendorfer : Kirchenfuhrer Venedig , Leipzig 2008, 2. Aufl. E. A. Seemann, 2013, S. 31?36.
  • Silvia Riboni: La Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari di Venezia: il turismo tra ottocento e contemporaneita. Tesi di laurea, Universita Ca’ Foscari, Venedig 2016 ( online ).
  • Joseph Ungaro OFMConv: Die Basilika der Frari zu Venedig. 2. Aufl. 1976.

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. CELEGA (Ceilega, Zellega), Pier Paolo , in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 23 (1979)
  2. Nr. 7 des Grundrisses
  3. a b Nr. 8 des Grundrisses
  4. Nr. 6 des Grundrisses
  5. Nr. 22 des Grundrisses
  6. Nr. 11 des Grundrisses
  7. Nr. 12 des Grundrisses
  8. Nr. 9 des Grundrisses
  9. Nr. 10 des Grundrisses
  10. Nr. 17 des Grundrisses
  11. Nr. 18 des Grundrisses
  12. Nr. 19 des Grundrisses
  13. Chorus ( Memento des Originals vom 9. Juli 2019 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.chorusvenezia.org (italienisch)

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Santa Maria Gloriosa dei Frari  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 45° 26′ 12,2″  N , 12° 19′ 33,8″  O