Sandale

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Modische Sandalen, Hongkong , 2019
Halfagras -Sandale ( 6. ? 5. Jahrtausend v. Chr. , Spanien ).
Kreuzriemen-Sandale aus dem Suden von Peru , Inkazeit , 15. Jahrhundert
Zehenstegsandale

Die Sandale (von griechisch σ?νδαλον sandalon bzw. σανδ?λιον sandalion ( Diminutiv ), ?Riemenschuh“; ursprungliche Wortherkunft ungeklart [1] ) ist eine der altesten Schuhgrundformen , die sich auf eine mit Riemen am Fuß befestigte Sohle beschrankt. Sie ist durch große Luftigkeit und (meist) Leichtigkeit gekennzeichnet. Sandalen haben ublicherweise keinen oder zumindest keinen nennenswerten Absatz ; eine feminine Form der Sandale ist die Sandalette , die durch einen hoheren Absatz gekennzeichnet ist.

Damensandale mit hoherem Absatz: die Sandalette

Die Sandale ohne oder mit sehr flachem Absatz ist grundsatzlich zunachst ein Unisex -Schuhmodell. Schmalere Riemen, manchmal noch verziert, konnen aus einem ursprunglichen Unisexmodell ein charakteristisches Damenmodell machen.

Sandalen zeigen sechs verschiedene Schaftvarianten, die ihren Ursprung in verschiedenen Kulturen beziehungsweise Weltregionen haben. Die Schragriemensandale stammt ursprunglich aus Subsahara-Afrika , die Kreuzriemensandale aus Sudamerika, die Zehenpflocksandale aus Indien, die Backersandale (weitgehend geschlossener Schaft mit schlitzartigen Durchbruchen) wurde in Europa entwickelt und die Zehenring- bzw. Zehenstegsandale (in der Art des Flip-Flop aus Kunststoff seit Beginn des 21. Jahrhunderts besonders beliebt) ist auf Agypten und Japan ( Geta , Z?ri ) zuruckzufuhren. Die Querriemensandale (bekanntes Beispiel die Gymnastiksandale ) stellt auch eine Grundform der Sandalen dar.

Der Boden einer Sandale ist fur gewohnlich flach, kann aber ebenso mehrere Zentimeter stark sein ( Plateausandale/-sandalette ; Beispiel: orientalische Kapkap ). Anhand der Bodenhohe kann in einigen Kulturen Afrikas der soziale Rang des Tragers erkannt werden. Bei den Ledersandalen westlich gepragter Kulturen ist auffallig, dass sie keine Verzierungen im Leder des Bodens (und der Riemen) zeigen, anders als bei den afrikanischen, mittel- und sudamerikanischen sowie indischen Sandalen, die oft aufwendige Verzierungen haben. Fast alle Sandalenarten haben heute eine weltweite Verbreitung. Japan, ein Land mit einer jahrhundertealten Sandalenkultur, orientiert sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts stark an den westlichen Zivilisationen, wodurch die Kultur des Sandalentragens in Japan weit zuruckgedrangt wurde.

Sandalen finden sich in den Zeichnungen der alten Agypter, etwa in Tutanchamuns Grab. Die alten Griechen sahen im Schnuren und Aufschnuren der Beinriemen von Sandalen ein Symbol der Erotik. Die Gottin der Liebe, Aphrodite , trug bei ihrer Begegnung mit dem Faun Pan nichts als ihre rechte Sandale. Die Judische Mythologie erzahlt von Judith , von deren Fußen (in Sandalen) der General Holofernes so betort war, dass Judith ihm den Kopf abschlagen konnte.

Nach dem Ende des romischen Reichs verloren Sandalen in ganz Europa ihren Charme und gerieten in Vergessenheit. Sie waren praktisch nur noch in kirchlichen Darstellungen biblischer Personen als exotisches Schuhwerk langst vergangener Zeiten zu finden. Nur bestimmte Monchsorden machten Sandalen zur Pflicht, auch als Symbol fur die Abgeschiedenheit von der Welt. Erst um das Jahr 1800 mit dem Aufkommen des Neoklassizismus fanden die Sandalen auch wieder Fuße. Die Freiheitssymbole Frankreichs und der USA, Marianne und Columbia , trugen Sandalen. Die ersten modischen Sandalen um das Jahr 1790 erinnerten nur entfernt an die Herkunft; sie waren zwar flach und zeigten die Bander, nicht aber den nackten Fuß. Dieser war durch eine zweite Schicht, die einer Socke ahnelte, verdeckt. Ausnahmen bildeten die Merveilleuses , modisch progressive Franzosinnen, die in der Zeit der Franzosischen Revolution immerhin die Zehen zeigten. Die Sandalen der Zeit waren nicht fur den Alltagseinsatz gedacht. Ein humoristischer Zeitungsartikel von 1807 berichtet von Sandalen edelster Art, die um 18 Uhr vom Schuhmacher geliefert, bis 20 Uhr bewundert, 21 Uhr angezogen, bis zum Bettgehen getragen wurden ? und am nachsten Morgen kaputt waren.

Protestantische Ideale einer Frau, die im Haushalt zu sein hatte und Kinder großziehen sollte, ließen keine Sandalen mehr zu. Nur im Ballet fassten Sandalen Fuß, haufig symmetrisch konstruiert, also ohne dediziert rechten und linken Fuß. Mitte des 19. Jahrhunderts trugen auch mannliche Tanzer Sandalen auf der Buhne. [2]

Kategorisierung und Bezeichnung

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Neben einer grundsatzlichen Einteilung nach den oben genannten Grundformen konnen Sandalen nach verschiedenen weiteren Kriterien wie dem Herstellungsort (Beispiel: Worishofener Sandale ), dem Bestimmungszweck (Beispiel: Backersandale ) oder aufgrund bestimmter Eigenschaften (Beispiel: Holzsandale ) bezeichnet werden. Das hat zur Folge, dass nicht immer eine eindeutige oder einheitliche Bezeichnung einzelner Sandalenmodelle moglich ist. Bekannte Beispiele hierfur sind Kneipp-Sandalen und sogenannte Jesuslatschen . Die Kneipp-Sandale , auch Worishofener Sandale oder einfach Kursandale genannt, wurde schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts zehntausendfach in Bad Worishofen im Zusammenhang mit den Kneipp-Kuren Sebastian Kneipps in verschiedenen Modellvarianten hergestellt und verkauft. Der teilweise scherzhaft oder spottisch verwendete umgangssprachliche Oberbegriff Jesuslatschen (in der DDR auch Romersandalen genannt) bezeichnet ebenfalls kein einheitliches Sandalenmodell, sondern steht fur einfache Ledersandalen mit flachem Boden.

Gymnastiksandale: ?Berkemann Sandale nach Prof. Thomsen “, Schuhgroße 26, Fußbett aus Eschenholz , vor 1965.

Oft dient der Sandalenboden zur Kategorisierung unterschiedlicher Sandalen:

  • Holzsandale (bereits bei den Kopten getragen, ab Mitter der 1950er Jahre durch die Berkemann -Gymnastiksandale wieder in den Blickpunkt der Offentlichkeit geruckt; japanische Geta besitzen ebenfalls eine Holzsohle)
  • Korkfußbettsandale (Erfindung Anfang der 1960er Jahre durch Birkenstock )
  • Ledersandale
  • Strohsandale (japanische Reisstrohsandalen Waraji )
  • andere Pflanzenmaterialien (z. B. Papyrus im antiken Agypten )
  • Kunststoffsandale
Trekkingsandalen

Die jungste Sandalenentwicklung stammt aus dem Jahr 1982 (Mark Thatcher/USA): die Sportsandale (auch Outdoor- oder Trekkingsandale ). Ihre Kennzeichen sind Wasserunempfindlichkeit, ein ausgeklugeltes, mit Klettbandern zu verschließendes Riemensystem, eine Formsohle mit hochstehendem, den Fuß schutzendem Rand und ein vergleichsweise fester Sitz am Fuß (dadurch Schweißentwicklung unter der Fußsohle).

Konstruktionsweise

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Die Seitenansicht der Geta-Sandale offenbart die einfache Konstruktion

Die Bauweise ist vom Boden abhangig. Bei einer Querriemensandale mit Holzboden wird beispielsweise der Querriemen entweder seitlich an die Sohle genagelt oder durch einen Schlitz in dieser hindurchgefuhrt. Ledersandalen haben entweder geklebte Boden oder sind flexibelgenaht (siehe Machart ). Rahmengenahte Sandalen sind selten und widersprechen auch der Biegefreudigkeit und Leichtigkeit dieses Schuhmodells. Flip-Flops und moderne Trekkingsandalen aus Kunststoffen werden in Formen gespritzt, wobei die Schaftriemen mit verankert werden, oder die Riemen werden anschließend durch Offnungen gezogen.

Romersandalen/Jesuslatschen aus der DDR

Obwohl die Sandale eines der meistgetragenen Schuhmodelle dieser Welt ist und unzweifelhafte Vorteile bei hohen Umgebungstemperaturen hat (Tragekomfort durch Luftigkeit), haftet ihr in den westlichen Industrienationen ein ideologischer Beigeschmack an. Da Sandalen historisch seit dem 19. Jahrhundert vielfach von gesellschaftlichen Randgruppen oder Gruppen, die sich vom Establishment abgrenzen wollten, getragen wurden, genießt dieses Schuhmodell vor allem bei Mannern oft einen zweifelhaften Ruf. Erkennbar ist dies auch an haufig abschatzig gemeinten Bezeichnungen, wie Jesuslatschen fur Ledersandalen, wie sie unter anderem von den Hippies , der 68er-Generation, der Blueserszene in der DDR oder Aktivisten der Anti-AKW-Bewegung getragen wurden und werden.

Sandalen ohne Socken anzuziehen wurde lange als korrekte Trageweise angesehen [3] [4] und das Tragen von Sandalen mit weißen Socken als spießig betrachtet. Mittlerweile gibt es dazu auch andere Meinungen. [5]

Geschlossene Herrensandalen
Commons : Sandale  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sandale  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Sandale. In: Digitales Worterbuch der deutschen Sprache . . Dortige Angaben zur Etymologie entsprechen dem Eintrag Sandale. In: Wolfgang Pfeifer : Etymologisches Worterbuch des Deutschen. 2. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1993.
  2. Shoes by Elizabeth Semmelhack from Reaktion Books. Abgerufen am 16. Dezember 2018 .
  3. Sind Socken in Sandalen jetzt erlaubt? In: welt.de
  4. Forsa -Umfrage: Socken in Sandalen schrecken Frauen ab. In: rp-online.de
  5. Socken in Sandalen sind 2012 kein Tabu mehr. In: merkur.de