Der
Salto Angel
(nach dem Wiederentdecker
Jimmie Angel
) ist ein
Wasserfall
im Sudosten
Venezuelas
. Er ist mit 979 m Fallhohe der hochste freifallende Wasserfall der Erde. In der Sprache der
indigenen
Pemon
heißt er
Kerepakupai Vena
, was etwa
Ort des tiefsten Sprunges
bedeutet.
Der zur
Gran Sabana
gehorende Wasserfall ist Teil des
Nationalparks Canaima
.
Er liegt im westlichen Teil des
Municipio Gran Sabana
, in der
Parroquia Ikabaru
.
Sein Wasser bildet einen Zufluss des
Rio Churun
, der in den
Rio Carrao
mundet. Es sturzt von einem Vorsprung des
Auyan-Tepui
, eines
Tafelbergs
mit 700 km² Flache, in die Tiefe. Auf halbem Weg zerstaubt das Wasser insbesondere in der Trockenzeit zu einer Wolke aus kleinen Wassertropfchen; diese sammeln sich am Fuß der Felswand zu einem reißenden
Fluss
. Kurz darauf sturzt das Wasser abermals 200 m in die Tiefe. Gespeist wird der Wasserfall durch oft heftige
Gewitter
-Regengusse, die auf dem großen Plateau des Tafelberges niedergehen. Aus Felslochern 40 m unterhalb der Abbruchkante sturzt das Wasser in die Tiefe.
Obwohl der Venezolaner
Ernesto Sanchez la Cruz
den Wasserfall bereits im Jahre 1910 entdeckte, wurde er erst 1933 nach der Wiederentdeckung durch den US-amerikanischen Buschpiloten
Jimmie Angel
bekannt (daher auch der Name
Angel Falls
).
Im Jahr 1923 wurde Jimmie Angel in
Panama
von einem angeblichen Bergbauingenieur uberredet, ihn fur 5000 Dollar auf einen bestimmten Berg im venezolanischen
Regenwald
zu fliegen. Es gelang ihm tatsachlich, mit einem Flugzeug auf dem zerklufteten Hochplateau eines Berges zu landen. Die beiden Manner schurften innerhalb weniger Tage eine große Menge Gold aus einem Fluss. Nur im Sturzflug uber die Steilkante konnte er das Flugzeug wieder abheben lassen. Fortan auf der Suche nach Gold, entdeckte Jimmie Angel, als er am 16. November 1933 den
Canyon
des
Rio Churun
entlang flog, den gewaltigen Wasserfall. Als er zwei Jahre spater mit seiner Frau und einem Wissenschaftler eine Landung auf dem Hochplateau wagte, ging seine Maschine zu Bruch. Heute ist dieses Flugzeug in
Ciudad Bolivar
(Venezuela) vor dem Flughafen ausgestellt. Erst nach elf Tagen gelang der Gruppe uber eine Steilstufe, die heute
Second Wall
genannt wird, der Abstieg in den Urwald. Im Roman
Ikarus
von
Alberto Vazquez-Figueroa
wird die Geschichte von Jimmie Angel, der Suche nach Gold und Diamanten und der Entdeckung des Wasserfalles eingehend beschrieben.
Die US-amerikanische Fotoreporterin
Ruth McCall Robertson
(1905?1998) erreichte am 12. Mai 1949, nach einer von ihr initiierten Uberlandexpedition, als Erste den Fuß des Wasserfalls und vermaß ihn.
Salto Angel in der Trockenzeit
Obwohl der Salto Angel nur durch eine mindestens eintagige Bootstour von
Canaima
aus erreichbar ist, hat er sich zu einer der großten
Touristenattraktionen
Venezuelas entwickelt. Da sich der Wasserfall mitten im venezolanischen Urwald befindet, sind Besucher allerdings auch heute noch auf das Flugzeug angewiesen, um die Lagune von Canaima zu erreichen. Wahrend der Trockenzeit ist der Wasserfall weniger imposant und wegen des niedrigen Wasserstandes auf dem Rio Churun, einem Seitenarm des Rio Carrao, nur bedingt per
Einbaum
zu erreichen. Dafur ist die Wahrscheinlichkeit, einen von Wolken ungetrubten Blick auf den Berg und Wasserfall genießen zu konnen, wesentlich großer.
Der damalige Prasident Venezuelas,
Hugo Chavez
, hat sich am 21. Dezember 2009 dafur entschieden, dem
Salto Angel
wieder seinen ursprunglichen Namen,
Kerepakupai Vena
, zuruckzugeben.
[1]
?Wie konnten wir die Idee anerkennen, dass der Wasserfall von einem Jungen entdeckt wurde, der aus den USA angeflogen kam? Wenn wir das machen, dann tun wir ja so, als hatte dort niemand gelebt. Niemand sollte mehr von Salto Angel sprechen. Das ist unser Wasserfall und es gab ihn, bevor Angel jemals druberflog.“
?
Hugo Chavez
Hierzu erklarte Carlos Davila von der Tourismusabteilung der Venezolanischen Botschaft in Berlin tags darauf:
?Schon lange bevor der US-Pilot Jimmy Angel den Wasserfall 1937 entdeckte, lebten in der Region Indianer. Die hatten einen eigenen Namen fur den Wasserfall, der aber fast verlorenging. Alle nennen ihn heute nach dem Amerikaner Angel. Man muss wissen, dass der Wasserfall und die Tafelberge fur die Pemon-Indianer heilig sind. Es konnte also ein Zeichen des Respekts sein, ihm den ursprunglichen Namen zuruckzugeben. Bisher ist es nur ein Vorschlag, nichts ist offiziell.“
- 1990 verungluckte der Base Jumper
Jean-Marc Boivin
bei einem Sprung von den Angel Falls.
- 1998 sprang der fruhere deutsche Kunstturn-Weltmeister
Eberhard Gienger
mit dem Fallschirm von den Angel Falls.
- Im Dokumentarfilm
Unsere Erde
(2007) wird der Wasserfall imposant in Szene gesetzt.
- Ohne namentlich genannt zu werden, spielt der Wasserfall eine wichtige Rolle in dem Animationsfilm
Oben
(2009). Im Film wird er ?Paradiesfall“ genannt; die Form ist aber so charakteristisch wiedergegeben, dass er eindeutig erkennbar ist.
- Im Film
Point Break
(2015) sind die
Freihand-Erkletterung
und der anschließende Sprung vom Plateau in das Tosbecken in der Tiefe die letzten beiden und hochsten der acht Prufungen der Protagonisten.
- ↑
Hochster Wasserfall soll umbenannt werden
. In:
Rheinische Post
. 298, Jahrgang 64. Dusseldorf 22. Dezember 2009,
S.
A6
.
- ↑
Suddeutsche Zeitung
, 22. Dezember 2009