Missionsemblem
|
|
Missionsdaten
|
Mission
|
STS-121
|
NSSDCA ID
|
2006-028A
|
Besatzung
|
7
|
Start
|
4. Juli 2006, 18:37:55
UTC
|
Startplatz
|
Kennedy Space Center
, LC-39B
|
Raumstation
|
ISS
|
Ankopplung
|
6. Juli 2006, 14:52 UTC
|
Abkopplung
|
15. Juli 2006, 10:08 UTC
|
Dauer auf ISS
|
8d 19h 16min
|
Anzahl
EVA
|
3
|
Landung
|
17. Juli 2006, 13:15:49 UTC
|
Landeplatz
|
Kennedy Space Center, Bahn 15
|
Flugdauer
|
12d 18h 37min 54s
(bis zum Stillstand)
|
Erdumkreisungen
|
202
|
Bahnhohe
|
340 km
|
Zuruckgelegte Strecke
|
8,5 Mio. km
|
Nutzlast
|
MPLM
Leonardo
|
Mannschaftsfoto
|
v. l. n. r. Stephanie Wilson, Michael Fossum, Steven Lindsey, Piers Sellers, Mark Kelly, Thomas Reiter, Lisa Nowak
|
? Vorher / nachher ?
|
|
STS-121
(
englisch
S
pace
T
ransportation
S
ystem
) ist die Missionsbezeichnung fur den am 4. Juli 2006 gestarteten Flug des US-amerikanischen
Space Shuttles
Discovery
(OV-103). Es war die 115. Space-Shuttle-Mission, der 32. Flug der
Raumfahre
Discovery und der 18. Flug eines Shuttles zur
Internationalen Raumstation
(ISS).
Inhaltsverzeichnis
- 1
Mannschaft
- 2
Bodenpersonal
- 3
Missionsuberblick
- 4
Vorbereitungen
- 5
Missionsverlauf
- 5.1
1. Startversuch, 1. Juli 2006
- 5.2
2. Startversuch, 2. Juli 2006
- 5.3
3. Startversuch und Start, 4. Juli 2006
- 5.4
1. Missionstag, 4. Juli 2006
- 5.5
2. Missionstag, 5. Juli 2006
- 5.6
3. Missionstag, 6. Juli 2006
- 5.7
4. Missionstag, 7. Juli 2006
- 5.8
5. Missionstag, 8. Juli 2006
- 5.9
6. Missionstag, 9. Juli 2006
- 5.10
7. Missionstag, 10. Juli 2006
- 5.11
8. Missionstag, 11. Juli 2006
- 5.12
9. Missionstag, 12. Juli 2006
- 5.13
10. Missionstag, 13. Juli 2006
- 5.14
11. Missionstag, 14. Juli 2006
- 5.15
12. Missionstag, 15. Juli 2006
- 5.16
13. Missionstag, 16. Juli 2006
- 5.17
14. Missionstag und Landung, 17. Juli 2006
- 6
Wake-Up-Calls
- 7
Siehe auch
- 8
Weblinks
- 9
Einzelnachweise
ISS-Expedition 13
/
ISS-Expedition 14
- Flugleiter: Steve Stich wahrend Start und Landung; Tony Ceccacci, Paul Dye und Norm Knight wahrend der Zeit im Orbit; (
ISS
-Flugleiter: Rick LaBrode, Annette Hasbrook und Matt Abbott)
- Startleiter: Michael D. Leinbach
- Verbindungssprecher (
CapComs
): Steve Frick wahrend Start und Landung; Rick Mastracchio, Lee Archambault und Steve Swanson wahrend der Zeit im Orbit; (ISS-CapComs:
Julie Payette
,
Megan McArthur
und Thadd Bowers)
Nach dem
Columbia
-Ungluck im Februar 2003 war dies nach
STS-114
der zweite Testflug zur Wiederaufnahme der Shuttle-Fluge, die die NASA unter das Motto ?Return to Flight“ gestellt hatte. Zunachst sollte bewiesen werden, dass die Verbesserungen funktionieren, die nach
STS-107
und STS-114 durchgefuhrt wurden. Deshalb wurde besonders darauf geachtet, dass keine Stucke der Schaumstoffisolierung des
Außentanks
abplatzten. Wahrend des Starts losten sich tatsachlich nur wenige Teile, die keine Gefahr darstellten.
Wie beim letzten Shuttle-Flug, der ein Jahr fruher stattfand, wurde in der Umlaufbahn viel Zeit darauf verwendet, den Hitzeschild der Raumfahre auf Beschadigungen zu untersuchen. Diese Inspektionen wurden mit dem 15 Meter langen
Abtastarm (OBSS)
vorgenommen. Verbunden mit dem
Roboterarm (RMS)
des Orbiters, kann so die Oberflache ? insbesondere die Unterseite der Fahre ? genau untersucht werden. Daneben wurde getestet, wie belastbar die mechanischen Arme sind, wenn man sie miteinander verbunden hat. Dazu wurde wahrend eines
Außenbordeinsatzes (EVA)
am Ende des OBSS eine Plattform montiert, die zwei Astronauten trug. Wenn das System aus RMS und OBSS stabil genug sein sollte, wurde es kunftig moglich sein, einen Astronauten damit in die Nahe von beschadigten Kacheln zu bringen, um sie reparieren zu konnen. Die Reparatur der empfindlichen Hitzeschutzfliesen war auch Ziel einer weiteren EVA, bei der eine neuentwickelte Spachtelmasse unter Weltraumbedingungen getestet wurde.
Mit dem Flug wurde die Besatzung der
ISS
um ein Besatzungsmitglied aufgestockt. Damit arbeiteten erstmals seit der
Expedition 6
wieder drei Raumfahrer auf der Station. Der deutsche Astronaut
Thomas Reiter
verblieb noch das kommende halbe Jahr nach der Mission auf der ISS. Daneben gehorte der Transport von Gutern zu den Aufgaben von STS-121. Ein Großteil der uber 4 Tonnen Fracht wurden mit dem
Logistikmodul Leonardo
(2,4 Tonnen) zur Station gebracht.
Die NASA bezeichnete den Flug als vollen Erfolg, weil alle Aufgaben erfullt wurden.
Bei STS-121 handelt es sich um einen eingeschobenen Flug, der von der NASA im Jahr 2003 ins Programm genommen wurde. Es hatte sich herausgestellt, dass die von
STS-114
nach der durch den
Columbia-Absturz
verursachten Zwangspause zu bewaltigenden Aufgaben zu umfangreich fur eine Mission sein wurden. Fur die NASA sind deshalb STS-114 und STS-121 miteinander verbunden. Sie sieht beide Missionen als Testfluge an, die die Wiederaufnahme der Shuttle-Fluge unter der Bezeichnung ?Return to Flight“ dokumentieren.
Die ersten Planungen sahen einen Start im November 2004 vor, als die NASA-Leitung im Herbst 2003 davon ausging, STS-114 im September 2004 durchfuhren zu konnen. Mit der Verschiebung von STS-114 sollte sich auch der Beginn von STS-121 verzogern. Als die Discovery schließlich Ende Juli 2005 zur ISS aufbrach, sollte die Raumfahre
Atlantis
zwei Monate spater folgen. Wahrend des Starts von STS-114 losten sich jedoch wieder Teile der Schaumstoffisolierung des
Außentanks
. Deshalb setzte die US-Raumfahrtbehorde, noch bevor die Discovery zur Erde zuruckgekehrt war, alle weiteren Fluge aus. Zunachst sollte endlich geklart werden, warum immer wieder Teile der Isolierung abplatzten, und dafur eine Losung gefunden werden.
Mit einem Start sei fruhestens im November 2005 zu rechnen, erklarte William Gerstenmaier, der damalige Leiter des ISS-Programms und mit der Untersuchung der sich losenden Isolierung Beauftragte, kurz nach der Landung von STS-114. Nur eine Woche darauf musste Gerstenmaier einraumen, dass man viel mehr Zeit benotige ? mindestens ein halbes Jahr. Alle drei bereits ausgelieferten Außentanks wurden zur Uberarbeitung an den Hersteller, die
Michoud Assembly Facility
(MAF) in
Louisiana
, zuruckgeschickt werden, erklarte er. Außerdem hatte man sich fur einen Tausch des Orbiters entschieden. Wie bei STS-114 werde die Discovery mit der Durchfuhrung von STS-121 beauftragt, um die Atlantis fur die Mission
STS-115
verwenden zu konnen. Bei dieser Mission sollen schwere Komponenten zur ISS geflogen werden. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Atlantis etwas leichter ist als die Discovery und deshalb mehr Nutzlast tragen kann.
In der Folge gab es eine ganze Reihe von Zwischenfallen und weiteren Problemen, sowohl am Orbiter als auch am Außentank, die das Programm weiter verzogerten.
Da der
Hurrikan Katrina
Ende August 2005 die MAF, die sich ostlich von
New Orleans
befindet, schwer beschadigt hatte, sah sich die NASA gezwungen, den Start auf Mai 2006 zu verschieben. Die MAF-Anlage stand unter Wasser, es gab keinen Strom und zeitweise wurde sie vom US-Militar als Basis fur Hilfsaktionen genutzt. Außerdem hatten die Arbeiter genug eigene Probleme, denn mehr als die Halfte war obdachlos geworden. Erst Anfang November nahm die MAF die Arbeit wieder auf.
Als mogliche Ursache fur die Probleme mit der Schaumstoffisolierung wurden die so genannten PAL-Schwellen (Protuberance Air Load) erkannt. Diese Schwellen decken die außen am Tank verlaufenden Treibstoffleitungen zum Orbiter mit Schaum ab, um sie gegen Luftverwirbelungen zu schutzen. Diese Isolierung ist jedoch sehr exponiert und platzt leicht ab. Im Dezember 2005 entschloss sich die NASA deshalb, zumindest bei diesem Flug auf die PAL-Schwellen zu verzichten. Ein entsprechend umgebautes Modell traf Anfang Marz 2006 im
Kennedy Space Center
(KSC) ein.
Ein weiteres Problem waren die Treibstoffsensoren im Außentank, die bereits Startverzogerungen von STS-114 verursacht hatten. Die so genannten Engine-Cutoff-Sensoren (ECOs), die die Fullstande messen, hatten bei Tests Unregelmaßigkeiten gezeigt. Sie sollen die
Haupttriebwerke
rechtzeitig abschalten, wenn der Tank vorzeitig einen zu niedrigen Fullstand aufweist. So wird verhindert, dass die
Turbopumpen
leerlaufen, durchdrehen und explodieren, was den Orbiter schwer beschadigen wurde. Mitte Marz kundigte
Wayne Hale
, der Manager des NASA-Shuttle-Programms an, dass die Sensoren vorsorglich ausgetauscht wurden. Ein Starttermin im Mai sei deshalb nicht zu halten.
Anfang April zeigten sich neue Probleme mit dem Außentank. Bei Windkanaltests mit einem originalgetreuen Modell des Tanks, die die NASA von der
US-Luftwaffe
in deren riesiger Anlage in der Nahe von Tullahoma (
Tennessee
) durchfuhren ließ, waren erneut Teile der Isolierung abgeplatzt. Diesmal im Bereich der so genannten Frostschwellen (sieben dieser ?Ice/Frost-Ramps“, von denen jede etwa 30 Zentimeter lang ist, befinden sich am Wasserstoff- und zwei am Sauerstoffbereich). Sie sorgen dafur, dass sich beim Einfullen des eiskalten Treibstoffes kein Eis an den Leitungen außen am Tank bildet. Die Schwellen waren neu konzipiert worden, um die Menge des aufgetragenen Isoliermaterials zu verringern.
Der Tank wurde Mitte April im
VAB
auf der Startplattform mit den beiden bereits fertig aufgebauten Feststoffraketen verbunden. Zuvor hatte die NASA entschieden, diese Mission nach den missgluckten Windkanaltests nun doch mit den alten Frostschwellen zu fliegen. Einige der NASA- und Lockheed-Martin-Ingenieure waren jedoch dafur, mit dem Start so lange zu warten, bis man eine sicherere Konfiguration gefunden hatte. Andere, unter ihnen auch Shuttle-Manager Wayne Hale, waren jedoch dagegen, weil sie neben dem Entfernen der PAL-Schwellen keine zweite schwergewichtige Anderung machen wollten.
Am 4. Mai hatten die Verantwortlichen entschieden, keinen Betankungstest durchzufuhren. Es hatte Uberlegungen gegeben, wegen der Problematik mit den ECO-Sensoren, eventuell Anfang Juni den Außentank zu befullen, um das Verhalten der Sensoren unter realen Bedingungen zu testen. Man befurchtete jedoch, dass ein mehrmaliges Befullen zu Rissen im Isolationsmaterial fuhren konnte. Diese wurden die Gefahr abplatzender Teile vergroßern, weil sich so Luftturbulenzen bilden konnten.
Im Juni wurde der Tank endgultig fur flugtauglich erklart.
Wahrend der Startvorbereitungen kam es Anfang Marz in der Wartungshalle (
Orbiter Processing Facility
) des Orbiters am KSC zu einem Unfall. Eine Lampe zerbrach und Glasscherben fielen in die geoffnete Nutzlastbucht. Techniker entfernten die Scherben mit teleskopartigen Hebebuhnen. Dabei wurde die Isolierung des
Robotarms (RMS)
leicht beschadigt, an der ein drei Zentimeter langer, nicht sichtbarer Riss entstand. Zwecks Ausbesserung und weiterer Inspektion wurde der beschadigte Teil des RMS zum Hersteller nach Kanada geschickt. Ende Marz traf das reparierte Stuck wieder am KSC ein. Nachdem der Arm wieder zusammengesetzt und seine Funktionsfahigkeit uberpruft worden war, wurde er kurz vor Ostern in den Orbiter eingebaut.
Damit waren die Arbeiten am Orbiter abgeschlossen und er wurde am 12. Mai in das VAB uberfuhrt. Dort wurde die Discovery mit dem Außentank sowie den beiden
Feststoffraketen
verbunden und auf die Startplattform gesetzt. Genau eine Woche spater wurde die Fahre zur Startrampe gerollt.
Am 17. Juni wurden wahrend der traditionellen Flugbereitschaftsabnahme, dem so genannten Flight Readiness Review, samtliche Systeme der Discovery fur startbereit erklart und das vorlaufige Startdatum (1. Juli) bestatigt.
Wie beim letzten Flug (STS-114) hielt die NASA einen zweiten Orbiter fur den Fall bereit, dass die Discovery wahrend des Starts beschadigt worden ware. Die
Atlantis
hatte die Rettungsmission fruhestens Ende August unter der Bezeichnung
STS-300
durchgefuhrt und die STS-121-Besatzung sicher zur Erde gebracht. Bis dahin hatten die Astronauten auf der ISS ausharren mussen. Die Ressourcen der Raumstation wurden fur neun Personen ? sechs Shuttle- und drei ISS-Raumfahrer ? nach Angaben der NASA zwolf Wochen ausreichen.
Dies ist die erste Mission, bei der es moglich ist, die Raumfahre ferngesteuert landen zu lassen. Dazu hat die Discovery ein 8,5 Meter langes Kabel an Bord, das die Kontrollen des Flugdecks mit einer Steuerungsbox im Mitteldeck verbindet und der Bodenkontrolle erlaubt, das Shuttle unbemannt zu landen. Dadurch kann das Kontrollzentrum in Houston Aktionen ausfuhren, die sonst die Piloten durchfuhren ? beispielsweise das Fahrwerk ausfahren oder den Bremsschirm aktivieren.
[1]
Die 115. Space-Shuttle-Mission (die 90. seit der
Challenger-Katastrophe
) begann am 4. Juli um 18:38
UTC
, nachdem die ersten beiden Startversuche wegen ungunstiger Wetterverhaltnisse abgebrochen werden mussten.
Der
Countdown
begann am 28. Juni 2006 um 21:00 UTC bei der T-43-Stunden-Marke. Einen Tag vorher traf die Besatzung, die bisher im
Johnson Space Center
in
Houston
trainiert hatte, im
KSC
ein. Die Meteorologen der NASA gingen zu Beginn des Countdowns von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent aus, dass der Start wie vorgesehen stattfinden konne. Es wurde befurchtet, dass Sommergewitter auftreten konnten. Diese Angst war berechtigt, denn schon am 27. Juni hatte ein Blitz in eine Verteileranlage nahe der Startrampe eingeschlagen.
Die Besatzung wurde kurz nach 9:00 UTC geweckt, fruhstuckte und legte ihre orangefarbenen ACES-Start- und Landeanzuge (
Advanced Crew Escape Suits
) an. Gegen 16:00 UTC verließen alle Astronauten das Mannschaftsquartier, fuhren zur Startrampe und stiegen in die Raumfahre ein.
Trotz Schauern am Nachmittag wurde der Countdown nicht abgebrochen. Erst um 19:41 UTC, also acht Minuten vor dem geplanten Abheben, wurde die Countdown-Uhr angehalten und der Start um 24 Stunden verschoben. Gewitterwolken hatten sich bis auf 35 Kilometer dem KSC genahert, die Sicherheitsvorschriften verlangen aber eine Mindestentfernung von 55 Kilometern. Mogliche Blitzschlage hatten so eine eventuelle Notlandung des Orbiters am Startplatz verhindert.
Der zweite Startversuch war fur den 2. Juli um 19:26
UTC
geplant. Bezuglich der Wetterlage sah es fur den zweiten Startversuch sogar noch schlechter aus als einen Tag zuvor: Die Wahrscheinlichkeit, den Start wegen schlechten Wetters erneut verschieben zu mussen, wurde von der NASA mit 70 Prozent angegeben. Am Nachmittag zog auch tatsachlich ein Gewitter uber das Startgelande.
Um 17:14 UTC, als die Mannschaft bereits eingestiegen und angeschnallt war, brach die NASA den Start erneut wegen der unsicheren Wetterlage ab. Er wurde um zwei Tage auf den 4. Juli verschoben. Die 48-stundige Verschiebung war notig, um die Tanks fur flussigen Sauerstoff und flussigen Wasserstoff in der Nutzlastbucht des Shuttles wieder aufzufullen. Damit werden die
Brennstoffzellen
betrieben, die die Bordelektrik versorgen. Sie hatten seit dem 1. Juli um 4:00 UTC ununterbrochen gearbeitet.
Beim dritten Versuch am 4. Juli gelang der Start. Punktlich zum festgesetzten Zeitpunkt um 18:37:55
UTC
hob die Discovery von der Startrampe ab. Diesmal gab es auch von Seiten der Meteorologen keine Einwande: Es war ein sonniger Tag mit 30 Grad Celsius Lufttemperatur und leichter Bewolkung.
Am Vortag war ein 13 Zentimeter langer Riss in der Schaumstoffisolierung an einer Strebe der Sauerstoffzuleitung vom
Außentank
entdeckt worden. Außerdem fand man auf der Startplattform ein 8 Zentimeter großes und einen halben Zentimeter dickes Schaumstoffstuck, das sich von dieser Stelle gelost hatte. Durch sein Gewicht von 2,5 Gramm hatte dieses Stuck Schaum allerdings keine Gefahr fur den Orbiter dargestellt, wenn es wahrend des Starts vom Tank abgefallen ware und den Orbiter getroffen hatte.
Wahrend des Starts fielen erneut einige kleine Teile vom Außentank ab. Nach Angaben der NASA losten sich drei oder vier Stucke knapp drei Minuten nach dem Verlassen der Rampe sowie ein weiteres Stuck zwei Minuten spater. Ob es sich dabei um Eis oder Teile der Isolation gehandelt habe, konne man nicht sagen. Die Astronauten Fossum und Wilson hatten die Aufgabe, die Trennung des Tanks zu filmen. Fossum meldete, er konne etwas erkennen, das wie ein Stuck Stoff aussehe und zwischen Orbiter und Tank schwebe. Es sei etwa anderthalb bis vielleicht zweieinhalb Meter groß. Er vermutete, dass es sich dabei um ein Stuck des Hitzeschildes handelte. Bildauswertungen ergaben jedoch, dass es eine große Eisplatte war.
Shuttle-Programmmanager Wayne Hale erklarte auf einer ersten Pressekonferenz, dass der Tank ?sehr, sehr gut“ gearbeitet hatte. Man habe nichts entdeckt, was zu Besorgnis Anlass gebe.
Eineinhalb Stunden nach dem Start der Raumfahre wurden die Ladebuchttore geoffnet und die Kommunikations- und Bordsysteme uberpruft.
Ziel des ersten ganzen Tages im Orbit war das Uberprufen des Hitzeschildes der Raumfahre auf eventuelle Beschadigungen. Dabei wurden uber den Tag verteilt ? insgesamt sechseinhalb Stunden lang ? die
Hitzeschutzkacheln
mit dem neuen OBSS-Inspektionsarm (
Orbital Boom Sensor System
) untersucht, der erstmals vor einem Jahr auf
STS-114
zum Einsatz kam.
Zentimeterweise wurden mit hoch auflosenden Kameras und Laser-Sensoren die Nase des Orbiters sowie die rechte Tragflache inspiziert, weil diese Bereiche nach dem Andocken an die Station nicht mehr mit dem Roboterarm zuganglich sind. Die Astronauten Wilson, Nowak und Fossum wechselten sich dabei immer wieder ab, da es sehr ermudend ist, lange Zeit die gefilmten Gebiete auf dem Monitor konzentriert zu beobachten.
Eine erste Auswertung der Uberprufung des Hitzeschildes ergab, dass er beim Start lediglich kleine Schaden davontrug. Flugdirektor Tony Ceccacci erklarte, dass es noch zu fruh sei, um das endgultig sagen zu konnen. Die abschließende Analyse wurde erst in etwa zwei Tagen vorliegen. Lediglich am rechten Flugel wurde ein Fullstreifen entdeckt, der zwischen zwei Hitzeschutzkacheln hervorstand. Dieser befand sich jedoch nicht an einer kritischen Stelle und musste nicht unbedingt entfernt werden. Zudem wurden ebenfalls an der rechten Tragflache drei weiße Flecken gefunden, bei denen es sich laut Ceccacci mit großter Wahrscheinlichkeit um Vogelkot handelte. Die Ingenieure wurden die Bilder aber noch weiter untersuchen, um sicher zu sein.
Wahrend die Missionsspezialisten sich bei der aufwandigen Inspektion am Roboterarm ablosten, brachten Kommandant Lindsey und Pilot Kelly die Raumfahre durch mehrmaliges Einschalten der Manovriertriebwerke immer naher an die ISS. Außerdem uberprufte man die Raumanzuge auf ihre Funktionstuchtigkeit.
Der dritte Flugtag stand ganz im Zeichen der
Internationalen Raumstation
(ISS): Als der Orbiter die Station erreicht hatte, stoppte er in 180 Meter Entfernung. Wie bereits bei STS-114 wurde die Discovery von Kommandant
Steven Lindsey
genau eine Stunde vor der Kopplung langsam um 360° uber die Querachse gedreht, damit die
ISS-Crew
hochauflosende Fotos von der Unterseite der Fahre anfertigen konnte. 350 Aufnahmen wurden innerhalb von neun Minuten gemacht und umgehend zum Kontrollzentrum nach
Houston
gesendet. Die Auswertung ergab, dass der Hitzeschild vollig intakt war.
Genau nach Zeitplan dockte die Discovery um 14:52 UTC an die ISS an. Nach den notwendigen Dichtigkeitstests wurden die Luken geoffnet. Die Erlaubnis dazu kam 20 Minuten fruher als vorgesehen um 16:30 UTC. Die siebenkopfige Mannschaft der Discovery wurde herzlich von den beiden ISS-Hausherren begrußt. Fur
Winogradow
und
Williams
war es der erste Besuch seit sie die Station Anfang April ubernahmen.
Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung wurde der vom Shuttle mitgebrachte Schalensitz von
Reiter
in dem russischen
Sojus-Raumschiff
installiert. Damit gehorte er offiziell zur Besatzung der Raumstation.
Mit dem
Roboterarm
der Raumstation wurde am vierten Flugtag das in Italien gefertigte
Logistikmodul
Leonardo aus dem Frachtraum der Discovery gehievt und mit der ISS verbunden. Eineinhalb Stunden spater als im Flugplan vorgesehen wurde Leonardo um 12:15
UTC
am Modul
Unity
angekoppelt. Es beinhaltete uber drei Tonnen Guter, Ausrustungsteile und Experimente, die von der
13. Stammbesatzung
der ISS dringend gebraucht wurden. Spater begannen die Astronauten mit dem Entladen des Containers, das mehrere Tage dauerte.
Im weiteren Verlauf des Tages widmeten sich die Missionsspezialistinnen
Nowak
und
Wilson
zusammen mit Pilot
Kelly
einer weiteren vierstundigen Uberprufung der Hitzeschutzkacheln des Orbiters. Auf dem Programm standen ausgewahlte Gebiete, die beim ersten Scan aufgefallen waren. Darunter die Flugelvorderkanten und die hervorstehenden Fullstreifen. Beim
letzten Flug
ein Jahr zuvor hatte sich die NASA entschieden, einen
Ausstieg
(EVA) anzuordnen, um die Kunststoffstreifen zu entfernen, die sich gelost hatten.
Flugdirektor Tony Ceccacci gab bekannt, dass die Missionsleitung einen zusatzlichen Flugtag genehmigt habe. Dies bedeute, dass eine dritte EVA der beiden Astronauten
Fossum
und
Sellers
durchgefuhrt werde. Falls erforderlich, wurden dabei die beiden Fullstreifen entfernt. Eine dritte EVA war ursprunglich geplant, wurde jedoch lange vor dem Start wieder gestrichen, weil das Arbeitspensum fur die Mannschaft zu umfangreich sei.
Fur den 8. Juli stand der erste von insgesamt drei
Außenbordeinsatzen (EVAs)
auf dem Programm. EVA-1 begann um 13:17
UTC
, als der ausstiegserprobte Missionsspezialist
Piers Sellers
und der Neuling
Mike Fossum
ihre Raumanzuge auf interne Stromversorgung umschalteten. Kurz darauf verließen sie die Raumstation durch die
Luftschleuse Quest
.
Ein Ziel der EVA war, ein beschadigtes Kabel des Mobilen Transporters zu ersetzen. Außerdem wurde der
Robotarm (RMS)
des Orbiters mit dem
Inspektionsarm (OBSS)
verbunden ? wie bereits zur Uberprufung des Kachelzustands geschehen. Die NASA wollte so erfahren, ob das 30 Meter lange RMS/OBSS-System stabil genug ist, um Astronauten tragen zu konnen und im Fall einer Kachelreparatur als Arbeitsplattform zu dienen. Gesteuert von
Lisa Nowak
und
Stephanie Wilson
aus dem Shuttle-Cockpit, stieg erst Sellers auf die Plattform am Ende des OBSS. Spater kam Fossum dazu, der zunachst alles aus der Nutzlastbucht beobachtet hatte. Entgegen den Erwartungen der Ingenieure wurden auftretende Schwingungen sehr schnell gedampft. Die Verbindung von RMS und OBSS schien also stabil genug fur Arbeiten zu sein, was allerdings durch Analyse der gesammelten Informationen noch verifiziert werden musste. Nach 7 Stunden und 31 Minuten endete der erste Außeneinsatz um 20:48 UTC.
John Shannon, Vorsitzender der Flugleitung, gab bekannt, dass die Auswertung der Daten uber den Zustand der Hitzeschutzkacheln abgeschlossen sei. Bis auf eine Stelle befande sich der Hitzeschild in bestem Zustand. Die Techniker mussten nur noch die Aufzeichnungen uber einen der hervorstehenden Fullstreifen an der Unterseite der Discovery analysieren.
Hauptpunkt der Aktivitaten des sechsten Flugtages war das weitere Entladen von
Leonardo
. Nach Angaben der NASA waren zu Beginn dieses Arbeitstages erst 20 Prozent aller Guter aus Discovery und Leonardo in die
ISS
gebracht worden.
Gegen 16:00
UTC
gaben alle neun Raumfahrer im Modul
Destiny
eine ausfuhrliche Pressekonferenz. Angesprochen auf seinen ein Jahrzehnt zuruckliegenden Flug zur
Raumstation Mir
und einen Vergleich zur jetzigen Mission, erwiderte
Reiter
, dass die ISS bereits im Augenblick mehr Platz biete, als die voll ausgebaute russische Station. Es sei alles viel großzugiger dimensioniert. Zur Zeit sei ein volles Pensum zu absolvieren, so dass wenig Zeit fur Anderes bleibe. Wenn die Raumfahre abgedockt habe, wurde er sofort mit seinem Fitnessprogramm beginnen, um die korperlichen Strapazen des bevorstehenden
Außenbordeinsatzes
Anfang August problemlos meistern zu konnen. Auf den Ausstieg mit seinem US-Kollegen freue er sich.
Unmittelbar bevor fur die Raumfahrer der Tag zu Ende ging, wurden sie von der Bodenkontrolle mit guten Nachrichten versorgt: die NASA-Ingenieure hatten alle Daten und Aufnahmen des Hitzeschildes sorgfaltig gepruft und er sei ?hundertprozentig klar zum Wiedereintritt“. Die Discovery-Crew nahm die Meldung mit Erleichterung auf.
Die Besatzung der Discovery wurde um 6:08
UTC
mit dem Lied
Clocks
der Gruppe
Coldplay
geweckt. Seine Familie hatte es fur
Piers Sellers
ausgesucht, der im weiteren Verlauf des Tages seinen insgesamt funften
Außenbordeinsatz (EVA)
durchfuhrte. Die Mannschaft der Raumstation wurde eine halbe Stunde spater mit dem Standardton geweckt.
Sellers und
Mike Fossum
verließen wie vorgesehen um 12:14 UTC die
Quest-Schleuse
und begannen die zweite EVA dieser Mission. Zunachst hoben die beiden eine Ammoniakpumpe (sie wird fur das Kuhlsystem der Raumstation benotigt) aus dem Frachtraum der Raumfahre und verstauten sie im ?Ersatzteillager“ der ISS. Es handelt sich um ein Reservegerat, das erst gebraucht wird, wenn die ISS weiter ausgebaut ist. Diese Pumpe wurde am 16. August 2010 von
Tracy Caldwell-Dyson
und
Douglas Wheelock
genutzt, um bei einer EVA die kaputt gegangene Originalpumpe in der
S1-Tragerstruktur
auszutauschen.
[2]
Hauptaufgabe des Ausstiegs war jedoch das Auswechseln eines Fernseh- und Datenkabels, das fur die Funktion des ISS-Transportwagens ? offiziell als
Mobile Transporter
(MT) bezeichnet ? wichtig ist. Er wird verwendet, um den Robotarm der Station an seine Einsatzorte zu bringen. Der Wagen war vor genau sieben Monaten ausgefallen, als eine Trennvorrichtung im MT eines der beiden Datenkabel durchschnitt. Fossum und Sellers konnten alle gestellten Aufgaben der EVA erfullen, die nach 6 Stunden und 47 Minuten endete.
Wahrend der Außenarbeiten gab es etwas Aufregung, als sich das kleine Rettungsgerat (
SAFER
) von Sellers’ Raumanzug loste. Er war zwar nicht in Gefahr, weil er durch eine Sicherungsleine immer noch mit dem ?Raketenrucksack“ verbunden war, trotzdem kam ihm Fossum zu Hilfe, um SAFER wieder zu befestigen.
An den EVA-Aktivitaten waren alle Shuttle-Astronauten beteiligt, wahrend die drei ISS-Manner weiterhin mit dem Ausladen des
Leonardo-Moduls
beschaftigt waren.
Die Flugleitung war hocherfreut uber den Ausgang der zweiten
Außenbordaktivitat
. Erste Daten zeigten, dass der tags zuvor reparierte ISS-Transportwagen (MT) wieder voll funktionstuchtig ist. Er ist unverzichtbar fur den weiteren Ausbau der Raumstation. In der morgendlichen E-Mail dankte das Kontrollzentrum den ?All-Arbeitern“ fur ihre geleistete Arbeit.
Phil Engelauf, der oberste Flugdirektor, erklarte, dass der bisherige Flugverlauf der
Discovery
optimistisch stimme, die
Atlantis
wie geplant Ende August starten zu konnen.
Hauptaufgabe des achten Flugtages war das weitere Entladen des
Leonardo-Moduls
. Am Ende hatten die Astronauten rund 90 Prozent aller Guter umgeladen. Daneben warteten
Piers Sellers
und
Mike Fossum
ihre Raumanzuge fur ihren dritten Ausstieg.
Nach dem Mittagessen erhielten die Astronauten einen ?wichtigen“ Anruf aus dem Oval Office des Weißen Hauses: US-Prasident
George Bush
begluckwunschte gegen 14:30 UTC die ISS-Bewohner zu ihrer guten Arbeit.
Fur den neunten Tag stand der dritte
Ausstieg
(EVA) im Mittelpunkt der Aktivitaten. Um 11:20
UTC
stiegen
Piers Sellers
und
Mike Fossum
uber die
Luftschleuse Quest
der Raumstation aus. Nachdem sie eine Fußhalterung am
ISS-Roboterarm
montiert hatten, machte sich Sellers daran fest und ließ sich uber die Nutzlastbucht der Raumfahre hieven. Mit einer
Infrarotkamera
fertigte er Einzelbilder sowie einen 20-Sekunden-Film der Flugelvorderkanten an. Mit Hilfe dieser Aufnahmen wollen die NASA-Ingenieure Beschadigungen aufspuren, die oberflachlich nicht zu entdecken sind.
Danach erprobten die beiden Astronauten Reparaturmethoden an
Hitzeschutzkacheln
. Dazu befand sich in der Nutzlastbucht eine Palette mit einem Dutzend praparierter Kacheln. Nach dem Absturz der
Columbia
im Februar 2003 tuftelte die NASA an Instandsetzungstechniken fur den Hitzeschild. Noch im Entwicklungsstadium ist eine Spezialspachtelmasse, die kleine Risse und Fugen abdichten soll. Fossum und Sellers experimentierten mit dem Kleber, um festzustellen, wie gut sich dieser unter Weltraumbedingungen auftragen und verteilen lasst. Danach wurden auch von den Testkacheln Infrarotaufnahmen gemacht. Zum Vergleich fertigte man sowohl von den behandelten als auch von den unbehandelten Fliesen Fotos und einen einminutigen Film an. Die dritte und letzte EVA dieser Mission ging nach 7 Stunden und 11 Minuten zu Ende.
Wahrend der EVA verlor Piers Sellers einen
Spachtel
, den er fur das Auftragen des Klebers verwendet hatte. Die Bodenkontrolle konnte das wegschwebende Werkzeug mit der Kamera beobachten und kam zum Schluss, dass seine Flugbahn keine Gefahr fur den Orbiter oder die Station darstelle. Es kommt nur sehr selten vor, dass wahrend eines Außenbordeinsatzes Werkzeug verloren geht.
Die dreikopfige Mannschaft der Raumstation belud wahrend der EVA das
Logistikmodul Leonardo
. Insgesamt mussten knapp zwei Tonnen nicht benotigter Gerate, zur Auswertung bereiter Proben und Abfall zuruck zur Erde gebracht werden.
Nach den sehr arbeitsreichen Tagen genehmigte die Flugleitung den Astronauten einige Stunden Freizeit, die allerdings immer wieder von offiziellen Interviews und Fernsehubertragungen unterbrochen wurde.
Den ersten dieser offiziellen Programmpunkte hatte
Thomas Reiter
gegen 8:15
UTC
zu absolvieren. Eine Viertelstunde hatten bayerische Schuler Gelegenheit, den Deutschen zu seinen ersten Eindrucken auf der Raumstation zu befragen. Es waren Gymnasiasten einer 7. Klasse, die auf Einladung ins
DLR
-Kontrollzentrum nach
Oberpfaffenhofen
gekommen waren. Reiter erklarte, dass seine Arbeit ?hoch interessant“ sei, wenn man auch zunachst noch damit beschaftigt sei, die Bordsysteme zu warten, bevor die Experimente gestartet wurden. Die
Schwerelosigkeit
demonstrierte Reiter, indem er ein Handbuch vor der Kamera schweben ließ und einen Kopfstand vollfuhrte.
Zwischenzeitlich hatte sich ein Problem an einem System der Raumfahre eingestellt: Zwei der drei
Hilfskraftanlagen
(APUs), die die
Hydraulik
betreiben, zeigten kleine Abweichungen. Ein Gerat wies einen geringen Druckabfall auf und die andere APU hatte einen Defekt in der Warmeregulierung. Die Ingenieure des Kontrollzentrums machten sich auf die Suche nach der Ursache, um die Fehler beseitigen zu konnen.
Nachdem die letzten noch verbliebenen Frachten im
Logistikmodul Leonardo
verstaut wurden, verschlossen die Raumfahrer den Container. Um 13:32
UTC
koppelten die Missionsspezialistinnen
Stephanie Wilson
und
Lisa Nowak
Leonardo vom ISS-Modul
Unity
ab und verankerten den Frachtbehalter um 15:00 UTC im Frachtraum des Orbiters.
Im weiteren Verlauf des Tages untersuchten die Astronauten Teile der Raumfahre auf
Mikrometeoriteneinschlage
. Dazu wurde ? wie zu Beginn der Mission geschehen ? der
Robotarm
des Shuttles mit dem
Inspektionsarm (OBSS)
verbunden. Die Systeme des OBSS inspizierten dann die linke Tragflache.
Die NASA-Ingenieure suchten noch immer nach dem Grund der Probleme mit den
Hydraulikaggregaten
(APUs), die am Vortag aufgetreten waren.
Wayne Hale
, der Leiter des
Space-Shuttle
-Programms, erklarte, dass er davon ausgehe, dass dieser Defekt die bevorstehende Landung nicht beeintrachtige. Der Druckverlust bei einer der drei mit
Hydrazin
betriebenen APUs sei so gering, dass auch die Gefahr eines Brandes unwahrscheinlich sei. Man untersuche noch immer, ob uberhaupt Hydrazin austritt, oder Stickstoff, der den Tank unter Druck halt. (Der Shuttle ist in der Lage, mit nur einer APU zu landen.)
Nach 8 Tagen, 19 Stunden und 16 Minuten dockte die Discovery punktlich um 10:08
UTC
von der Raumstation ab und ließ den Deutschen
Thomas Reiter
zuruck. Damit arbeitet an Bord der ISS erstmals seit genau drei Jahren wieder eine dreikopfige Stammbesatzung. Zwei Stunden zuvor hatten sich die Besatzungen verabschiedet und die Luken geschlossen.
Nach der Trennung uberprufte die Mannschaft ein letztes Mal die Raumfahre auf Spuren von
Mikrometeoriteneinschlagen
. Zunachst wurde mit dem
Inspektionsarm
der rechte Flugel des Orbiters abgetastet und anschließend die
Hitzeschutzkacheln
an der Nase. Bis die Discovery den Ruckflug antrat, hielt sie sich in rund 75 Kilometern Entfernung zur Raumstation auf. Dadurch bestand jederzeit die Moglichkeit, bei Problemen zur ISS zuruckkehren zu konnen.
Bezuglich des kleinen Lecks an einer der
Turbinen
(APUs) fur den Betrieb der Hydraulikaggregate entschied sich die NASA, die fur den nachsten Tag anstehende Uberprufung des Flugkontrollsystems abzuwarten. Hatte sich dabei die Leckrate vergroßert, ware ein Leerlaufen der defekten APU in Erwagung gezogen worden.
Die sechskopfige Crew des Orbiters traf an Bord die letzten Vorbereitungen fur die Heimkehr. Gegen 8:00
UTC
begannen die Piloten mit der Uberprufung des Flugkontrollsystems. Wahrend der einstundigen Prozedur wurde auch die
Hydraulik
getestet, die durch die
Hilfskraftanlagen
(APUs) gespeist wird. Am Ende konnten die Piloten melden, dass es keine Probleme mit den Aggregaten gibt. Alle drei APUs zeigten normale Werte.
Die NASA-Ingenieure schlossen im Laufe des Tages die Uberprufung der letzten
OBSS-Inspektion
ab. Die Suche nach mikroskopisch kleinen Einschlagen verlief negativ. Gegen 14:00 UTC funkte das Kontrollzentrum zur Discovery, dass keine Schaden am Hitzeschild gefunden worden seien und die fur den nachsten Tag geplante Landung durchgefuhrt werden konne.
Fur eine Landung am 14. Missionstag bestanden am
KSC
zwei Landemoglichkeiten: 13:14
UTC
und um 14:50 UTC.
Es gab zunachst Uberlegungen, die Ausweichlandeplatze
Edwards Air Force Base
in
Kalifornien
und
White Sands Missile Range
in
New Mexico
miteinzubeziehen, da es hatte sein konnen, dass nur zwei
APUs
funktionieren. Eine Landung mit nur zwei APUs ware unter strengeren Wettervorschriften erfolgt. Aber der zustandige Flugdirektor Steve Stich gab am Vortag nach der Uberprufung der defekten APU bekannt, dass nur das KSC in Florida fur die Landung am 17. Juli genutzt werde. Ware die Landung auf den nachsten oder ubernachsten Tag verschoben worden, hatten Edwards und White Sands als weitere Landeplatze aktiviert werden konnen.
Der einzige Unsicherheitsfaktor war das Wetter: Von Norden naherte sich ein Regengebiet. Die Richtlinien der NASA sehen vor, dass die Landung abgesagt werden muss, wenn innerhalb von 55 Kilometern um das KSC herum eine Regen- oder Gewitterfront aufgezogen ist.
Um 9:35 UTC wurden die Frachtraumtore geschlossen. Bis zur letzten Moglichkeit hatte die Flugleitung mit ihrer Entscheidung gewartet, den Wiedereintritt zu genehmigen. Schließlich wurde die erste Landemoglichkeit (13:14 UTC) genutzt. Um 11:56 UTC gab
Houston
grunes Licht fur die dreiminutige Zundung der Bremstriebwerke, die um 12:07 UTC begann.
Die Landung erfolgte punktlich um 13:14:43 UTC bei bewolktem Himmel auf der Landebahn 15 des KSC. Eine knappe Minute spater kam die Raumfahre um 13:15:49 UTC zum Stehen.
Zunachst sollte Kommandant
Steven Lindsey
die Discovery auf Bahn 33 landen. Sudlich des KSC hatte sich jedoch zehn Minuten nach Beginn des Wiedereintritts ein Regengebiet formiert. Daher ordnete das Kontrollzentrum wahrend des Landeanflugs den Wechsel auf die einige Dutzend Kilometer nordlichere Route an. Die Discovery flog das KSC von Sudwesten an. Zur Vernichtung der
kinetischen
Energie beschrieb sie etwa funf Minuten vor dem Aufsetzen eine langgezogene Linkskurve. Dort, wo die Fahre ursprunglich diese Kurve hatte fliegen sollen, regnete es. Deshalb entschied die NASA, die Landebahn von Norden anfliegen zu lassen. Das KSC verfugt nur uber eine Landebahn. Wird die Piste aus sudlicher Richtung angeflogen (330°) ist es die Bahn 33, schwebt der Shuttle von Norden ein (150°) nennt man sie Bahn 15.
Etwa anderthalb Stunden nachdem die Raumfahre gelandet war, machte die Besatzung ihren obligatorischen Rundgang um den Orbiter, nachdem sie medizinisch untersucht und fur gesund befunden wurde. Mit dabei waren auch NASA-Direktor
Mike Griffin
und Bill Gerstenmaier, der Verantwortliche fur den Raumfahrtbetrieb. Kommandant Lindsey betonte vor der Presse, dass dies sein vierter Flug war und er anschließend immer um die Fahre herumgegangen sei, aber noch nie habe er ein Fahrzeug gesehen, das so sauber ausgesehen hatte. Damit spielte er auf die Beschadigungen der Hitzeschutzkacheln der Raumfahre an. Nach der Landung wurden 96 kleine Schaden (ein Dutzend davon waren großer als 2,5 Zentimeter) gefunden. Das waren laut NASA weniger Funde als bisher, so ergab die Inspektion nach dem
letzten Flug
uber 150 defekte Kacheln.
Die Crew von STS-121 wurde von der Bodenkontrolle mit folgenden
Weckrufen
auf den neuen Arbeitstag eingestimmt:
- 2. Flugtag
(MP3; 1,6 MB): ?Lift Every Voice and Sing“ von New Galveston Choral fur Stephanie Wilson
- 3. Flugtag
(MP3; 2,1 MB): ?Daniel“ von
Elton John
fur Thomas Reiter
- 4. Flugtag
(MP3; 2,1 MB): ?Good Day Sunshine“ von den
Beatles
fur Lisa Nowak
- 5. Flugtag
(MP3; 1,3 MB): ?God of Wonders“ von dem Duo Marc Byrd und Steve Hindalong fur Mike Fossum
- 6. Flugtag
(MP3; 245 kB): ?I Have a Dream“ von
Abba
fur Mark Kelly
- 7. Flugtag
(MP3; 1,3 MB): ?Clocks“ von
Coldplay
fur Piers Sellers
- 8. Flugtag
(MP3; 914 kB): ?All Star“ von
Smash Mouth
fur Lisa Nowak
- 9. Flugtag
(MP3; 1,5 MB): ?I Believe I Can Fly“ von
R. Kelly
fur Stephanie Wilson
- 10. Flugtag
(MP3; 1,2 MB): Titelsong aus der Serie ?
3 Engel fur Charlie
“ fur die gesamte Crew
- 11. Flugtag
(MP3; 3,1 MB): ?Aggie Kriegs Hymne“ von der Fighting Aggie Texas Band fur Mike Fossum
- 12. Flugtag
(MP3; 1,3 MB): ?Beautiful Day“ von
U2
fur Mark Kelly
- 13. Flugtag
(MP3; 1,5 MB): ?Just Like Heaven“ von
The Cure
fur Piers Sellers
- 14. Flugtag
(MP3; 1,6 MB): ?The Astronaut“ von
Something Corporate
fur Steven W. Lindsey
- ↑
SPACE.com: New Tools on STS-121
(englisch)
- ↑
Spacewalkers Install Spare Ammonia Pump.
NASA, 16. August 2010, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
22. Mai 2017
;
abgerufen am 17. August 2010
(englisch).
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.nasa.gov