Missionsemblem
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Missionsdaten
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Mission
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STS-111
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NSSDCA ID
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2002-028A
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Besatzung
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7
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Start
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5. Juni 2002, 21:22:49
UTC
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Startplatz
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Kennedy Space Center
, LC-39A
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Raumstation
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ISS
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Ankopplung
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7. Juni 2002, 16:25:00 UTC
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Abkopplung
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15. Juni 2002, 14:32:00 UTC
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Dauer auf ISS
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7d 22h 7min 0s
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Anzahl
EVA
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3
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Landung
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19. Juni 2002, 17:57:41 UTC
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Landeplatz
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Edwards Air Force Base
, Bahn 22
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Flugdauer
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13d 20h 34min 52s
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Erdumkreisungen
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217
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Bahnhohe
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max. 387 km
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Zuruckgelegte Strecke
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9,3 Mio. km
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Nutzlast
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MPLM Leonardo
, Teil des Mobile Base Systems
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Mannschaftsfoto
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v. l. n. r. Vorne: Paul Lockhart, Kenneth Cockrell;
Hinten: Philippe Perrin, Franklin Chang-Diaz
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? Vorher / nachher ?
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STS-111
(
englisch
S
pace
T
ransportation
S
ystem
) ist die Missionsbezeichnung fur einen Flug des US-amerikanischen
Space Shuttles
Endeavour
(OV-105) der
NASA
. Der Start erfolgte am 5. Juni 2002. Es war die 110. Space-Shuttle-Mission, der 18. Flug der Raumfahre Endeavour und der 14. Flug eines Shuttles zur
Internationalen Raumstation
(ISS).
Chang-Diaz war der zweite Raumfahrer, der sieben Missionen absolvierte. Erst zwei Monate zuvor hatte
Jerry Ross
diesen Rekord erstmals aufgestellt.
ISS-Expedition 5
:
ISS-Expedition 4
:
(nach einer Flugzeit von 195 Tagen, 19 Stunden und 39 Minuten zur Erde zuruckgekehrt; Hinflug mit
STS-108
)
Die Endeavour lieferte das letzte Bauteil, mit dem das
Mobile Base System
(MBS), das von
STS-110
gelieferte Transportsystem, komplettiert werden konnte. Mit dessen Hilfe konnte sich nun der
Canadarm2
deutlich schneller uber die Station bewegen. Weiterhin wurden neue Experimente fur die Wissenschaftler mit dem
Mehrzweck-Logistik-Modul
(MPLM) Leonardo angeliefert. Außerdem fand ein Besatzungswechsel an Bord der ISS statt. Insgesamt wurden von Chang-Diaz und Perrin drei
EVAs
durchgefuhrt, wahrend die Endeavour mit der ISS verbunden war.
Nach Start und Annaherungsmanovern koppelte die Endeavour am 7. Juni, 16:25 Uhr UTC an den Bug der Station. Etwa 3 Stunden nach der Kopplung wurden die Luken geoffnet und mit den Arbeiten begonnen. Zu Beginn wurden die Schalensitze im Sojus-Raumschiff gewechselt und verschiedene Ubergabeprozeduren durchlaufen.
Am 8. Juni wurde das Transportmodul Leonardo aus der Ladebucht des Shuttle gelost und an der Unterseite von
Unity
angedockt. Bei diesem Flug befanden sich 2 Standard-Racks sowie 8 Regale und 5 Plattformen im Modul, die mit Versorgungsgutern, Experimentiermaterialien und Ersatzteilen gefullt waren. Innerhalb von 4 Tagen wurden 3,7 Tonnen Fracht entladen. Außerdem wurden die beiden Racks ins Labormodul
Destiny
gebracht und angeschlossen. EXPRESS-Rack 3 verfugte uber eine schwingungsgedampfte Experimentierplattform vom Typ ARIS (Active Rack Isolation System). Hier konnten Untersuchungen durchgefuhrt werden, bei denen Storungen der Schwerelosigkeit durch die Bewegungen der Raumfahrer oder durch Bahnmanover die Ergebnisse der Versuche gefahrden wurden. Das zweite Rack enthielt die Microgravity Science Glovebox (MSG), eine hermetisch verschließbare Handschuhbox fur Experimente unter Mikrogravitation sowie die zugehorigen Versorgungs- und Steuersysteme.
Vom Mitteldeck der Raumfahre wurden außerdem mehrere Experimente in die Station transportiert. Dazu gehorten das Gewachshaus Advanced Astroculture (ADVASC), der Gefrierschrank KSC Nitrogen Freezer, die Versuchsanordnungen Commercial Generic Biotechnology Apparatus (CGBA),
Protein
Crystal Growth - Single locker Thermal Enclosure System (PCG-STES) zur Gewinnung moglichst reiner Proteinkristalle sowie das Commercial Refrigerator/Incubator Modul (CRIM). In der Gegenrichtung wechselten 2,1 Tonnen Material ins Logistikmodul Leonardo und etwa 0,5 Tonnen abgeschlossene Experimente ins Shuttle. Dazu gehorten die Ergebnisse biotechnologischer, medizinischer, physikalischer und geophysikalischer Untersuchungen (zum Beispiel PESTO, Protein Crystal Growth-Enhanced Gaseous Nitrogen Dewar, CGBA, CPCG). Leonardo wurde am 14. Juni wieder in der Nutzlastbucht der Endeavour verstaut.
Am 9. Juni stiegen Chang-Diaz und Perrin fur 7 Stunden und 14 Minuten uber das Modul
Quest
aus der Station und verrichteten verschiedene Arbeiten. Zunachst wurde eine Greifkupplung am Gitterelement P6 angebracht. Hier kann der
Manipulator
der Station andocken, wenn P6 an seine endgultige Position verlegt wird. Danach transportierte Perrin 6 Meteoritenschutzabdeckungen aus der Ladebucht der Endeavour zum Verbindungstunnel PMA-1. Die Abdeckungen sollten Ende Juli von zwei Mitgliedern der Stammbesatzung auf dem Servicemodul
Swesda
montiert werden. Chang-Diaz und Perrin inspizierten und fotografiertem anschließend einen am Vortag ausgefallenen
Gyroskopkreisel
und entfernten schließlich Schutzabdeckungen vom Mobile Remote Servicer Base System (kurz: MBS) in der Ladebucht des Shuttle. Dieses wurde nach Abschluss der Außenbordarbeiten mit dem Stationsmanipulator aus der Ladebucht gehoben und zur thermischen Anpassung in die Nahe seiner endgultigen Position transportiert, aber noch nicht angedockt. Letzteres geschah erst am 10. Juni um 13:06 Uhr UTC.
Das Mobile Base System ist eine bewegliche Arbeits- und Lagerplattform, die auf dem Mobilen Transporter entlang der Gitterstruktur operieren kann. Sie verfugt uber 4 redundante Andockstellen fur den Stationsmanipulator Canadarm2 (Power and Data Grapple Fixture) und einen Greifer fur schwere Lasten. Außerdem konnen Container mit Werkzeugen und anderen Materialien auf ihr deponiert werden. Uber eine Videokamera lasst sich die gesamte Plattform uberschauen. Das MBS besteht aus Aluminium, verfugt uber eigene Steueranlagen und ist mit 4 starken Bolzen mit dem Mobilen Transporter verbunden. Die Plattform ist etwa 5,70 Meter lang, 4,50 Meter breit, 2,90 Meter hoch und hat eine Masse von 1,5 Tonnen. Mit ihr konnen Massen bis 20,9 Tonnen transportiert werden. Die maximale elektrische Leistungsaufnahme liegt bei 825 Watt. Die Kosten der (austauschbaren) Struktur lagen bei 254 Millionen US-Dollar.
Ebenfalls am 10. Juni wurde der Besatzungswechsel der Internationalen Raumstation vollzogen. Waleri Korsun, Peggy Whitson und Sergej Treschtschow wechselten als ISS-Expedition 5 in die Station, Juri Onufrijenko, Daniel Bursch und Carl Walz nahmen ihre Platze an Bord der Endeavour ein.
Am 11. Juni sicherten Chang-Diaz und Perrin bei einem genau funfstundigen Ausstieg die 4 Verbindungsbolzen des Mobile Base Systems auf dem Mobile Transporter und verbanden mehrere Energie-, Daten- und Videokabel. Ein Lastentrager wurde in seine regulare Position gebracht und eine Kamera wechselte ihren Standort. Mit ihr lasst sich die gesamte Arbeits- und Lagerplattform uberblicken.
Am 13. Juni wechselten Chang-Diaz und Perrin bei ihrem dritten Ausstieg (7:17 h) ein Hand-Rollgelenk am kanadischen Manipulatorarm der Station aus. In der Steuerung dieses Gelenkes wurde ein Kurzschluss festgestellt, der allerdings nur einen Steuerkanal betraf. Jedes Element verfugt uber zwei redundante Steuerungen. Es ist mit den benachbarten Elementen uber 6 mechanische Bolzen verbunden. Ein siebenter Bolzen sichert die Energie-, Daten- und Videoverbindung. In den letzten Monaten umging man das Steuerungsproblem durch eine Anpassung der Software. Trotzdem wurde das betreffende Segment gewechselt, um einem moglichen Totalausfall vorzubeugen.
Im Verlaufe des gemeinsamen Fluges wurde die Bahn des Komplexes durch Triebwerkszundungen des Shuttles um etwa 10 Kilometer angehoben. Am 15. Juni um 14:32 Uhr UTC loste sich die Endeavour von der Station, umkreiste sie und entfernte sich anschließend weiter von ihr. Wahrend der Umkreisung wurden Foto- und Videoaufnahmen gemacht, die den Fortschritt der Arbeiten dokumentieren sollen.
Neben mehreren Pressekonferenzen wurden auch einige wissenschaftliche Routineuntersuchungen gemacht. Sie betrafen in der Mehrzahl biomedizinische Probleme (Tag-Nacht-Rhythmus,
Virus
-Reaktivierung, Funktion des menschlichen
Immunsystems
, Erprobung vorbeugender Medikamente gegen
Orthostatische Hypotonie
, Veranderungen im raumlichen Orientierungsvermogen, Augenbewegungen) und technische Systeme (Aufzeichnung der Flugbahn mit genauen
GPS
-Daten, Seitenwindeinfluss bei der Landung). Erstmals dabei war ein neues System zur Reinigung des Wassers, das in den Brennstoffzellen wahrend des Fluges entsteht. Mit dem Biotechnology Water Treatment System erreicht man einen hoheren Reinheitsgrad als mit den bisherigen Apparaturen. Am 16. Juni wurden die Korrekturtriebwerke fur 10 Sekunden gezundet, um die dabei entstehenden Rauchfahnen zu untersuchen. Dazu befanden sich spezielle Sensoren an Bord des Shuttles.
Durch schlechtes Wetter am vorgesehenen Landeort wurde die Ruckkehr mehrfach verschoben. Die Endeavour landete schließlich nach fast 14-tagigem Flug in Edwards (Kalifornien, USA).