Missionsemblem
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Missionsdaten
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Mission
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STS-1
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NSSDCA ID
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1981-034A
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Besatzung
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2
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Start
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12. April 1981, 12:00:04
UTC
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Startplatz
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Kennedy Space Center
,
LC-39A
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Landung
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14. April 1981, 18:20:57
UTC
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Landeplatz
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Edwards Air Force Base
, Bahn 23
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Flugdauer
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2d 6h 20min 53s
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Erdumkreisungen
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37
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Bahnhohe
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251 km
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Bahnneigung
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40,3°
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Zuruckgelegte Strecke
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1,7 Mio. km
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Nutzlast
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Development Flight Instrumentation
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Mannschaftsfoto
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John Young (links) und Robert Crippen
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? Vorher / nachher ?
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STS-1
(
englisch
S
pace
T
ransportation
S
ystem) ist die Missionsbezeichnung fur den ersten Flug des US-amerikanischen
Space Shuttles
Columbia
(OV-102) der
NASA
. Der Start erfolgte am 12. April 1981. Es war der erste Weltraumflug eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs.
Das Hauptziel des Fluges war die Uberprufung der gesamten Flugsysteme. Diesen Test bestand die Columbia hervorragend. Im Gegensatz zu vorhergehenden bemannten Raumfahrtprojekten wie zum Beispiel
Mercury
,
Gemini
und
Apollo
, bei denen mindestens ein unbemannter Testflug durchgefuhrt wurde, hatte man beim Space Shuttle darauf verzichtet. Zwar wurden viele Systeme zuvor einzeln uberpruft, aber es gab keinen Flug, bei dem das Zusammenspiel aller Systeme getestet wurde. So stellte dieser erste Space-Shuttle-Flug ein Novum in der bemannten Raumfahrt dar und bedeutete gleichzeitig ein erhohtes Risiko.
Es war der funfte Raumflug fur den Kommandanten
John Young
, der als erster
Raumfahrer
diese Marke erreichte.
Die einzige Nutzlast der Mission war ein Fluguberwachungssystem
DFI (Development Flight Instrumentation)
, bestehend aus Sensoren und Messinstrumenten, um Daten uber alle entscheidenden Flugabschnitte aufzuzeichnen.
Nur bei STS-1 und
STS-2
war der
Außentank
weiß lackiert. Um Gewicht einzusparen, verzichtete die NASA ab
STS-3
darauf. Die rostbraune Farbung, die man ab 1982 sieht, stammt vom aufgespritzten Isolierschaum.
Die NASA bezeichnet STS-1 noch heute als den ?kuhnsten Testflug der Geschichte“ (?the boldest test flight in history“).
Am 24. Marz 1979 traf die Columbia, vom Hersteller kommend, am
Kennedy Space Center
(KSC) ein. Der Transport erfolgte auf dem Rucken des
Shuttle Carrier Aircraft
, einer umgebauten
Boeing 747
.
Rockwell International
hatte den Orbiter in den zuruckliegenden vier Jahren in seinen Werkshallen in
Kalifornien
gebaut. Am nachsten Tag wurde die Columbia in die OPF-Fertigungshalle (
Orbiter Processing Facility
) uberfuhrt, wo sie auf ihren Jungfernflug vorbereitet wurde.
Wegen Problemen im Fertigungsprozess wurde die Fahre mit einem nur halbfertigen Hitzeschild ausgeliefert. Dieser bedeckt die gesamte Unterseite des Orbiters und schutzt ihn wahrend des Wiedereintritts vor den extremen Temperaturen. Rund 8.000 der insgesamt 31.000 Kacheln fehlten. Um parallel zu den Arbeiten am Schild die Columbia fur den Jungfernflug vorzubereiten, wurde entschieden, die Hitzeschutzkacheln in Florida anzubringen. Fur die Uberfuhrung wurden 5.000 Dummykacheln montiert, um ein Abreißen der echten Kacheln durch Luftwirbel zu verhindern. Vor dem Uberfuhrungsflug (?Ferry Flight“) fuhrte das Flugzeug-Orbiter-Gespann einen kurzen Testflug durch. Außerdem wurde die Belastungs- und Haftfahigkeit der Kachelattrappen an einer
T-38-Maschine
uberpruft.
Wahrend des Uberlandflugs fielen trotzdem einige Kunststoffdummys ab. Dadurch wurden echte Hitzeschutzkacheln beschadigt oder sogar ebenfalls abgerissen. Hinzu kam, dass der verwendete Kleber ein Abtrennen der Attrappen vom Orbiter schwieriger machte als erwartet. Insgesamt mussten, neben dem Losen der Dummykacheln, fast 11.000 Kacheln in Florida nachgeklebt werden.
Die Arbeiten an den Kacheln kamen nur schleppend voran, obwohl eigens mehrere hundert Rockwell-Mitarbeiter zum Kennedy Space Center abgestellt worden waren. Außerdem mussten noch wichtige Komponenten angeliefert und in die Raumfahre integriert werden. So war die Columbia der NASA ohne
Haupttriebwerke
und ohne
OMS-Triebwerke
ubergeben worden. Diese wurden noch ausgiebigen Belastungs- und Kalibrierungstests unterzogen. Auch mussten noch uber tausend Messwertgeber an der Fahre angebracht werden, die wichtige Parameter uber deren Zustand wahrend des Erstflugs ubermitteln sollten. Insgesamt waren auf den Arbeitsplanen mehr als hundert großere Punkte offen, als die Columbia Florida erreichte.
Diese Verzogerungen und Probleme mit den Zulieferbetrieben sowie die falsche Finanzplanung bei der NASA ließen das anvisierte Startdatum immer weiter nach hinten rutschen: zunachst wurde als Planungsdatum von STS-1 der Marz 1979 genannt, als die Raumfahre die Werkshallen verließ, war der Start fur den 9. November 1979 vorgesehen.
Im April 1979 flog die NASA die Testfahre
Enterprise
aus Alabama zum Kennedy-Raumfahrtzentrum. Mit ihr sollten die theoretischen Konzepte mit der Realitat konfrontiert werden. Der offiziell ?Facility Verification Vehicle“ genannte Probelauf ? fur die NASA-Ingenieure war es der Pathfinder-Test ? sollte helfen herauszufinden, ob die hauptsachlich aus dem Apollo-Programm stammende und fur das Space Shuttle umgebaute Technik wirklich wie geplant funktionieren wurde. Der weltraumuntaugliche Gleiter wurde im VAB-Montagegebaude (
Vehicle Assembly Building
) mit Prototypen von Außentank und Feststoffraketen verbunden.
Am 1. Mai 1979 wurde erstmals ein Shuttle zur Startrampe gefahren. Dort fanden mit der Enterprise wichtige Tests statt, um die Tauglichkeit der Modifikationen unter Beweis zu stellen: Passten die Zugangsebenen des Startturms genau? Reichte der weiße Raum, uber den die Astronauten die Raumfahre betreten, an die Einstiegsluke heran? Konnte die RSS-Arbeitsbuhne (Rotating Service Structure) problemlos an den Orbiter herangeschwenkt werden? Auch die Treibstoffzufuhr wurde getestet, indem Flussigwasserstoff und -sauerstoff aus den Vorratstanks uber die Leitungen zur Startplattform gepumpt wurden. Nach der fast drei Monate wahrenden Generalprobe der Rampenanlagen wurde die Shuttle-Konfiguration im VAB wieder demontiert und die Enterprise zur
Luftwaffenbasis Edwards
nach Kalifornien geflogen.
Anfang Juni 1979 gab NASA-Chef
Robert Frosch
vor dem
US-Kongress
bekannt, der Jungfernflug sei in das nachste Jahr verschoben worden ? nannte jedoch kein Datum. Anlasslich einer Anhorung drei Wochen spater wurde er gegenuber einem Senatsausschuss konkreter: Ende Marz 1980 sei der fruhestmogliche Termin, ein Start Ende Juni aber wahrscheinlicher.
John Yardley, der Leiter des Shuttle-Programms, erklarte im September 1979, die NASA hatte Zweifel an der Haftfahigkeit der an der Columbia angebrachten Hitzeschutzkacheln. Daraufhin wurden umfangreiche Belastungstests angeordnet. Man war wahrend der Klebearbeiten in der OPF im Juni auf dieses Problem aufmerksam geworden. Anfang Oktober wurde mit der Uberprufung eines Drittels der Columbia-Kacheln begonnen. Um die empfindlichen Glasfaserplatten nicht zu beschadigen, bestand der Test im Wesentlichen aus einer Akustikanalyse. Mikrofone zeichneten den entstehenden Schall auf, wenn versucht wurde, die Kacheln vom Orbiter zu losen. Zusatzlich wurden Dusenflugzeuge mit Kacheln bestuckt und extreme Manover geflogen. Die dabei aufgetretenen Belastungen lagen weit uber den fur einen Shuttle-Flug berechneten.
Ein weiterer Ruckschlag in der Vorbereitung auf den ersten Shuttle-Flug ereignete sich am 4. November 1979: Bei einem Probelauf von drei Testaggregaten der SSME-Haupttriebwerke (Space Shuttle Main Engine) brach die Treibstoffleitung in einem der Motoren. Als Folge wurden vorsorglich alle bereits installierten Triebwerke aus der Columbia ausgebaut und der Termin des Jungfernflugs in den Sommer 1980 geruckt. Die SSME-Testreihe konnte erst nach anderthalb Monaten wieder aufgenommen werden.
Mitte Dezember 1979 fand am KSC die erste groß angelegte Simulation statt. An dem sogenannten Orbiter Integration Test nahmen neben den Flug- und Ersatzbesatzungen ungezahlte Techniker, Ingenieure und Kontrolleure am Startplatz sowie im
Johnson Space Center
in Houston, Texas teil. Abwechselnd spielten die beiden Mannschaften, im Cockpit sitzend, mehrere Start-, Missions- und Landeszenarien durch. Erfolgreich wurde wahrend funf Simulationslaufen innerhalb von vier Wochen das Zusammenwirken verschiedener Untersysteme des Orbiters, Programmteile der Bordcomputer sowie von Orbiter und Kontrollzentrum demonstriert. Die Columbia befand sich zu dem Zeitpunkt in der OPF.
Vor dem Wissenschaftsausschuss des
US-Reprasentantenhauses
musste NASA-Direktor Frosch Ende Januar 1980 einraumen, dass das Kachelproblem den Shuttle-Jungfernflug weiter verzogere. Als neuen Zeitraum nannte er den 30. November 1980 bis 31. Marz 1981.
War zu Beginn des Jahres 1980 von den Verantwortlichen noch davon ausgegangen worden, bis zum August den Hitzeschild fertiggestellt zu haben, gab die NASA im Mai uberraschend weitere Arbeiten bekannt. Man habe entschieden, neben den bereits neu geklebten Kacheln auch alle anderen abzunehmen und wieder anzubringen, die die Belastungstests bestanden hatten. Deshalb sei der Erstflug der Columbia fruhestens im Marz 1981 moglich.
Erst zwei Wochen zuvor hatte die NASA erklart, wegen der am KSC vorgenommenen Modifikationen die drei Haupttriebwerke nach Mississippi zu schicken, um sie dort neuerlichen Testlaufen zu unterziehen. Danach wurden die Motoren zum KSC zuruckgeschickt und im Juli wieder in die Columbia eingebaut. Auf den NASA-Teststanden in Mississippi wurden die Zertifizierungsprobelaufe fortgesetzt und konnten Anfang Dezember 1980 abgeschlossen werden.
Ende November 1980 waren die Vorbereitungen abgeschlossen und die Columbia wurde von der Orbiter Processing Facility in das riesige VAB gebracht. Dort wurde sie mit dem weißen Außentank ? er wurde im Juli 1980 geliefert ? sowie den beiden
Feststoffboostern
verbunden und auf eine Startplattform gestellt.
Das gesamte Gespann wurde am 29. Dezember 1980 vom VAB zur 5,6 Kilometer entfernten Startrampe 39A gerollt. Nach den Neujahrsfeiertagen begannen die Techniker der NASA mit den Vorarbeiten fur den bevorstehenden Probelauf der drei Haupttriebwerke (SSMEs). Diese 20-sekundige Zundung der SSMEs war fur den 13. Februar 1981 geplant, musste zunachst um drei Tage verschoben werden und fand schließlich am 20. Februar statt. Die Astronauten waren wahrend des so genannten Flight Readiness Firings nicht an Bord.
Eine Countdown-Ubung am 19. Marz verlief ebenfalls erfolgreich, jedoch gab es im Anschluss daran einen todlichen Unfall. Nach der Beendigung nahmen sechs Ingenieure einige Arbeiten in der hinteren Sektion des Orbiters vor. Zur Vermeidung von Feuer war diese ausschließlich mit reinem
Stickstoff
gefullt, den alle Manner einatmeten. Obwohl sie umgehend ins Krankenhaus gebracht wurden, starb ein Techniker noch am selben Tag, ein anderer eineinhalb Wochen spater.
Zu Beginn des Jahres 1981 galt der 17. Marz als Starttermin des ersten von vier geplanten OFT-Erprobungsflugen (Orbital Flight Tests). Eine Probebetankung des Außentanks Ende Januar hatte große Teile von dessen Schaumstoffisolierung abplatzen lassen. Das erneute Aufbringen an der Rampe erforderte zwei Wochen Zeit. Deshalb wurde Anfang Februar als neues Startdatum der 5. April um 11:53 UTC genannt. Ende Marz, eine Woche nach dem Probe-Countdown, setzte die NASA den 10. April fur STS-1 fest.
Der 73-stundige Countdown, der erste in der Shuttle-Geschichte, begann am 6. April um 04:30 UTC.
Die Vorbereitungen verliefen die nachsten Tage ohne nennenswerte Probleme. Das anderte sich, als am 10. April der Countdown in seine entscheidende Phase trat. Die beiden Astronauten (John Young, der erfahrenste Raumfahrer, den die NASA in ihren Reihen hatte, und Neuling Bob Crippen) lagen in der Kanzel des Orbiters in den Sitzen und waren von ihrem Kollegen
Ellison Onizuka
verabschiedet worden, der ihnen beim Einsteigen geholfen hatte. Als Startzeit war von der NASA 11:50 UTC festgelegt worden. Bei T?20 Minuten trat unerwartet ein Computerproblem auf, als in den funf Hauptcomputern das Vorstartprogramm aktiviert wurde.
Das Computersystem des Shuttles besteht aus funf baugleichen Rechnern, genannt General Purpose Computer (GPC), von denen vier als Hauptcomputer mit der PASS-Flugsoftware (Primary Avionics Software System, programmiert von
IBM
) geladen sind und die funfte Einheit mit dem BFS-Ersatzprogramm (Backup Flight Software, programmiert von Rockwell). Alle funf tauschen wahrend des Fluges untereinander standig Daten aus. So kann der Ersatzrechner bei einem Ausfall sofort den Platz eines Hauptcomputers ubernehmen.
Das Problem außerte sich darin, dass sich der ?Reservist“ nicht mit den Hauptrechnern verstand. Zunachst war man der Meinung, das BFS ware fehlerhaft (PASS und BFS waren nie zuvor gemeinsam getestet worden). Bei T-9 Minuten, als um 11:31 UTC der Countdown zum letzten Mal planmaßig angehalten wurde, zeigte sich, dass die GPCs ihre Daten nicht
synchron
austauschten: Zwischen Nr. 5 und den anderen bestand eine Differenz von 40 Millisekunden. Zwei Teams im Missionskontrollzentrum in
Houston
(
Texas
) arbeiteten an dem Problem, konnten aber eine Losung erst nach dem Ablauf des sechseinhalbstundigen Startfensters prasentieren. Deshalb musste der Start auf den ubernachsten Tag verschoben werden. Ursache der GPC-Storung war eine etwas zu grobe Toleranzschwelle des Taktgebers in den PASS-Rechnern.
Am 12. April, dem 20. Jahrestag der bemannten Raumfahrt (
Wostok 1
), wollte die NASA um 12:00 UTC starten. Wie zwei Tage zuvor waren die meteorologischen Voraussetzungen bestens: 21 Grad Celsius bei 55 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die vorhandenen Wolken und Wind konnten ebenfalls als mogliche Risikofaktoren ausgeschlossen werden. Zweieinhalb Stunden vor dem Start hatten Kommandant Young und Pilot Crippen den Orbiter bestiegen.
Es gab diesmal keine Verzogerungen im Countdown, und die Columbia hob punktlich um 12:00 UTC von der Startrampe 39A des KSC ab, wo sie seit dreieinhalb Monaten stand. Wie geplant wurden die beiden Feststoffraketen ? STS-1 war der erste Einsatz von feststoffgetriebenen Raketen im bemannten Raumfahrtprogramm ? zwei Minuten nach dem Start (Hohe: 53,0 Kilometer) abgeworfen. Die drei Haupttriebwerke wurden um 12:08 UTC in einer Hohe von 118,3 Kilometern abgeschaltet. Nach zwei Zundungen der OMS-Manovriertriebwerke (
Orbital Maneuvering System
) war eine Kreisbahn in rund 245 Kilometern Hohe erreicht.
Erster großer Test war die Funktionstuchtigkeit der beiden 15 Meter langen Tore, die die Ladebucht verschließen. An der Innenseite befinden sich
Radiatoren
, die die im Shuttle produzierte Warme in den Weltraum abstrahlen. Hatten sie sich nicht offnen lassen, hatte die Mission sofort abgebrochen werden mussen. Crippen konnte eineinhalb Stunden nach dem Start die Nutzlastbuchtturen problemlos offnen.
Nach einer Flugzeit von sieben Stunden wurde die Umlaufbahn auf knapp 280 Kilometer angehoben. Danach stand der Einsatz der Lageregelungstriebwerke (
Reaction Control System
, kurz RCS) auf dem Programm. Der Orbiter ist mit 38 dieser RCS-Dusen ausgestattet. Die Astronauten berichteten, dass sich die Columbia prazise steuern ließ. Das Zundungsgerausch verglichen sie mit einer in der Ferne abgefeuerten Haubitze.
13 Stunden nach dem Start, am 13. April um 01:00 UTC, sah der Flugplan eine knapp achtstundige Schlafperiode vor. Allerdings waren Young und Crippen noch so aufgeregt, dass sie noch eine ganze Zeit aus den Fenstern sahen, bevor sie schlafen konnten.
Die Astronauten wurden mit einem Song geweckt, den der Techniker Jerry Rucker von der Herstellerfirma des Außentanks
Martin Marietta
geschrieben hatte. Der Country-Song ?Blast Off Columbia“ war der erste
Wake-Up-Call
des Shuttle-Programms. Interpretiert wurde er von Roy McCall & Southern Gold, ausgesucht hatte ihn Astronautenkollege
Richard Truly
.
Nach dem Aufstehen wurden die RCS-Tests fortgesetzt, gefolgt von einem kurzen Fruhstuck. Anschließend sollten vorubergehend die beiden Tore des Frachtraums geschlossen werden. Die Techniker wollten wissen, ob sich die langen Turen eventuell verzogen hatten. Young und Crippen konnten Entwarnung geben.
Wegen der historischen Bedeutung dieses Fluges stand im weiteren Verlauf ein Gesprach mit US-Vizeprasident
George H. W. Bush
auf dem Programm. Dieser begluckwunschte die beiden Astronauten und erklarte, dass dieser Flug das Land voranbringen werde.
Die nachsten Stunden verbrachten Young und Crippen mit einem Reparaturversuch. Die Flugkontrolleure hatten zuvor festgestellt, dass einer der Datenrekorder defekt war. Er gehorte zum DFI-Fluguberwachungssystem, das wichtige Daten uber den technischen Zustand der Raumfahre und den Flugverlauf aufzeichnete. Jeder der drei DFI-Rekorder hatte eine Bandkapazitat von sechs Stunden. Ein Gerat war auf Dauerbetrieb gegangen und ließ sich nicht mehr abschalten. Dies bedeutete, essentielle Informationen vom Landeanflug hatten fur eine Auswertung nicht zur Verfugung gestanden, weil das Magnetband bereits vor dem Wiedereintritt sein Ende erreicht hatte.
Die Ingenieure baten deshalb die Flugleitung, eine unvorhergesehene Reparatur anzuordnen, um den defekten Rekorder durch ein an Bord befindliches Ersatzgerat auszutauschen. Der Flugdirektor willigte ein. Young und Crippen wurde das notige Vorgehen erklart. Gegen 22:45 UTC machten sie sich an die Arbeit. Das betreffende Gerat war uber das Mitteldeck zu erreichen. Dazu mussten zwei Verkleidungsbleche entfernt werden, die mit zwei Dutzend Schrauben befestigt waren. Die veranschlagten anderthalb Stunden waren lange vorbei, als Crippen das Kontrollzentrum informierte, dass die Schrauben dermaßen festgezogen seien, dass sie erst etwa die Halfte gelost hatten. Resignierend fugte er hinzu, dass er bezweifele, die Schrauben selbst auf der Erde losen zu konnen. Houston ließ darauf die Reparatur abbrechen.
Die zweite und letzte Nacht im Orbit verlief im Gegensatz zur ersten etwas turbulenter. Am 14. April gegen 04:00 UTC weckte ein Alarm die Astronauten. Eine der drei Hilfskraftanlagen (Auxiliary Power Units, kurz APUs), die den Hydraulikdruck fur die bei der Landung erforderlichen Ruderflachen erzeugen, zeigte eine zu geringe Betriebstemperatur. Das Problem wurde durch Zuschalten der Heizung gelost. Danach konnten Young und Crippen noch ein paar Stunden schlafen. Geweckt wurden sie offiziell um 08:41 UTC. Zu dem Zeitpunkt waren sie jedoch schon langst wach.
Noch immer bereitete die APU, die in der Nacht fur Aufregung gesorgt hatte, Sorgen. Sie kuhlte zu stark aus. Es war zu befurchten, dass sie sich spater nicht einschalten lassen wurde. Eine Raumfahre braucht zur Landung zwei betriebsbereite APUs.
Nach dem Fruhstuck justierte Young die drei IMU-Tragheitsmesser (Inertial Measurement Units) des Orbiters fur die Landung. Sie sind Teil des Navigationssystems und versorgen es mit Daten zur Lage und des Beschleunigungsvektors der Fahre. Anschließend wurden noch einige RCS-Tests absolviert, bevor man mit den Landevorbereitungen begann.
Alles nicht Erforderliche wurde wieder verstaut, die Cockpitsysteme wurden uberpruft und uberflussige Gerate abgeschaltet. Gegen 14:30 UTC, vier Stunden vor der Landung, wurden die Ladebuchttore geschlossen.
Die Crew erhielt aus Houston grunes Licht fur den Wiedereintritt. Daraufhin drehte Kommandant Young das Heck der Columbia in Flugrichtung und zundete um 17:21 UTC die beiden OMS-Triebwerke fur zweieinhalb Minuten. Die daraus resultierende Geschwindigkeitsverringerung von 326 Kilometern pro Stunde reichte aus, dass die Raumfahre ihre Umlaufbahn verlassen konnte.
Alle drei APUs arbeiteten wie erwartet. Die auffallig gewordene Einheit hatte man vor allen anderen gestartet, um deren Verhalten zu beobachten. Sicherheitshalber wurde die Hauptarbeit wahrend der gesamten Mission von zwei APUs ubernommen, damit man beim Ausfall einer Einheit auf die dritte zuruckgreifen konnte.
Die Landebahn des Kennedy-Raumfahrtzentrums in
Florida
hat eine Lange von viereinhalb Kilometern. Fur die vier OFT-Fluge sollte deshalb auf dem weiten Gelande der
Edwards Air Force Base
(ein getrockneter Salzsee im Norden von
Los Angeles
) gelandet werden. Die Bahnen dort sind großzugiger dimensioniert und verzeihen Pilotenfehler besser.
Von Edwards stiegen vier Flugzeuge auf, die die Columbia abfangen sollten, um Young und Crippen mit Informationen fur den Abstieg zu versorgen und die Raumfahre zu filmen. Zusatzlich uberwachte eine weitere Maschine das Wetter.
Vom
Pazifik
kommend, steuerte die Columbia die Westkuste der
USA
an. In 58 Kilometern Hohe flog sie in Kalifornien ein. Um die Geschwindigkeit zu verringern, beschrieb die Fahre ein halbes Dutzend S-Kurven. Zuletzt segelte der Orbiter in ostlicher Richtung uber Edwards hinaus, trat in eine Linkskurve ein und ging wie vorgesehen antriebslos auf der Landebahn 23 nieder. Eineinhalb Minuten vor der Runway, in rund vier Kilometern Hohe, befand sich Columbia nach der letzten S-Kurve genau in der Verlangerung der Bahn. Mit 352 Kilometern pro Stunde setzte die Fahre um 18:21 UTC mit dem Hauptfahrwerk auf der Piste auf. 944 Meter und zehn Sekunden spater setzte das Bugrad auf. Nach 2.741 Metern kam Columbia eine Minute spater zum Stehen.
Zwei Dutzend Fahrzeuge naherten sich der Raumfahre. Die giftigen Gase der Triebwerke mussten abgesaugt und die Fahre gekuhlt werden. Young und Crippen nahmen die letzten Checks vor, schalteten die Systeme aus und verließen eine Stunde nach dem ?Touchdown“ den Orbiter.
Eine eingehende Inspektion ergab, dass wahrend des Fluges 247 der rund 31.000 Hitzeschutzkacheln beschadigt worden waren. Die meisten Defekte an der Unterseite waren durch hochgeschleuderte Steinchen auf der Piste verursacht worden. 16 Stuck waren sogar abgefallen.
Zur Vorbereitung fur ihren nachsten Flug wurde die Columbia zwei Wochen spater mit Hilfe einer umgebauten
Boeing 747
, dem
Shuttle Carrier Aircraft
, zuruck nach Florida geflogen. Am 21. April traf die Columbia nach einer Ubernachtung in
Oklahoma
wieder am Startplatz in Florida ein.
Einen Monat nach dem Flug wurde John Young als siebter Astronaut uberhaupt mit der
Congressional Space Medal of Honor
des US-Kongresses durch
Prasident
Ronald Reagan
geehrt. Auch Pilot Robert Crippen erhielt diese Auszeichnung ? allerdings ein Vierteljahrhundert spater. Ihm wurde die Ehrenmedaille des Kongresses anlasslich des 25. Jubilaums im April 2006 durch
George W. Bush
uberreicht.
Die Mission wurde 1982 in einem
IMAX
-Dokumentationsfilm mit dem Namen
Hail Columbia
weltweit in die IMAX-Kinos gebracht und spater auch als DVD veroffentlicht.
- Der Schalldruck wahrend des Starts war großer als vorhergesehen, das Hydrauliksystem der Columbia wurde uber seine Grenzen hinaus beansprucht.
John Young
erklarte spater, dass er und sein Pilot das Shuttle nach dem Wiedereintritt noch vor der Landung per Schleudersitz verlassen hatten, wenn sie denn uber diese Probleme informiert gewesen waren. Das
Sound Suppression System
, also die Unterdruckung des Schalls, wurde anschließend erweitert.
- Im Orbit wurden mehrere fehlende Hitzeschutz-Kacheln auf der Oberseite des Orbiters entdeckt. (Eine Untersuchung der Unterseite wahrend des Flugs war nicht vorgesehen.)
- Auf der Unterseite des Shuttles schmolzen beim Wiedereintritt einige Bereiche bis zur Aluminium-Struktur.
Dies waren nur einige Probleme, der NASA-Report STS-1
[1]
zeigt einige mehr.
- ↑
STS-1 (PDF; 109 kB)
(
Memento
vom 7. Oktober 2006 im
Internet Archive
)