Sozialistische Republik Kroatien

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Volksrepublik Kroatien
(1945?1963)
Sozialistische Republik Kroatien
(1963?1990)
Republik Kroatien
(1990?1991)
Narodna Republika Hrvatska
(1945?1963)
Socijalisti?ka Republika Hrvatska
(1963?1990)
Republika Hrvatska
(1990?1991)
1945?1991
Flagge Wappen
Amtssprache Kroatisch [1]
Hauptstadt Zagreb
Staats- und Regierungsform Sozialistische Republik
Flache 56.538 [2] km²
Einwohnerzahl 4.382.000 (1970) [2]
Wahrung Jugoslawischer Dinar
Errichtung 1945
Endpunkt 1991
National­hymne Lijepa na?a domovino [3]

Die Sozialistische Republik Kroatien ( serbokroatisch Соци?алистичка Република Хрватска Socijalisti?ka Republika Hrvatska ), kurz SR Kroatien , war eine Teilrepublik der Sozialistischen Foderativen Republik Jugoslawien . Bis 1963 lautete die Bezeichnung Volksrepublik Kroatien ( Народна Република Хрватска Narodna Republika Hrvatska ) bzw. Foderative Volksrepublik Jugoslawien . Die SR Kroatien wurde entsprechend den Ergebnissen der zweiten AVNOJ-Konferenz (1943) nach Ende des Zweiten Weltkrieges gegrundet und vom Bund der Kommunisten Kroatiens beherrscht. Die Hauptstadt war Zagreb .

Die SR Kroatien hatte einen Anteil von 20 Prozent an der Bevolkerung, 22 Prozent der Flache und 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Jugoslawiens. [4]

Mit der Verfassung aus dem Jahr 1990 wurde die Bezeichnung ?sozialistisch“ entfernt und die historischen Staatssymbole wieder angenommen. [5]

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ebenso wie in den anderen Republiken wurde in Kroatien der Sozialismus eingefuhrt. Politische Gegner und besonders ehemalige Anhanger der Ustascha und andere Regimegegner wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in den ersten Jahren verfolgt. Die ehemals große deutsche Minderheit in den ostlichen Regionen Slawonien , der Baranja und Syrmien ( Donauschwaben ) wurde unter dem Vorwurf der kollektiven Kollaboration mit den faschistischen Besatzern fast vollstandig enteignet und vertrieben. Hierbei wurden Zehntausende ermordet bzw. ein Teil der arbeitsfahigen mannlichen Bevolkerung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Ebenso wurde die Mehrzahl der Italiener in Istrien und in Kustenstadten wie Rijeka , Zadar und Split ausgesiedelt. Im Gegensatz zu den Deutschen wurden die im Lande verbliebenen Italiener jedoch als Nationalitat anerkannt und erhielten Minderheitenrechte, die im Rahmen der Vertrage zwischen Jugoslawien und Italien zur Regelung der Triest -Frage auch international garantiert wurden (vgl. Freistaat Triest und Vertrag von Osimo ).

Nach dem Bruch zwischen Stalin und Tito 1948 und besonders nach den Reformen der 1960er Jahre nahm die Entwicklung der politischen Praxis in Jugoslawien ihren eigenen Lauf. Es erfolgte eine zunehmende Offnung zum Westen hin, die Duldung privater Familienbetriebe und landwirtschaftlicher Guter bis zu einer Hochstgroße von 20 Hektar, eine relative Nicht-Einmischung des Staates in private Angelegenheiten sowie die Einfuhrung der Arbeiterselbstverwaltung und einer sozialistischen Marktwirtschaft. Offentlich auftretende politische Gegner des Titoismus mussten aber weiterhin mit Repressionen bis hin zu politischer Haft auf der Gefangnisinsel Goli otok oder dem Gefangnis in Nova Gradi?ka rechnen.

Durch die weitgehende Offnung des Landes auch zum Westen hin konnte sich der Tourismus an der Adriakuste entfalten. Bis zum Zusammenbruch Jugoslawiens war der Tourismus eine der wichtigsten Devisenquellen. Eine andere wichtige Geldquelle waren Sendungen von Gastarbeitern . Vor allem im Großraum Zagreb und in Slawonien konnte sich auch die Industrie entfalten, wahrend Dalmatien in dieser Hinsicht ruckstandig blieb.

Kroatien war vor allem durch den Tourismus, Produktivitat und relativ erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen insgesamt eine der wohlhabendsten Republiken in Jugoslawien, auch wenn etwa Teile des Landes wie die Lika , die Zagora und die Banija stark zuruckblieben und durch massive Landflucht gekennzeichnet waren. Die Tatsache, dass Kroatien armere Regionen finanziell unterstutzen musste und das Geld fur die eigene Entwicklung fehlte, fuhrte zu Spannungen mit der Zentralregierung.

Kroatischer Fruhling von 1971 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Kroatischer Fruhling wird eine Reformbewegung bezeichnet, zuerst unter Intellektuellen, die aber bald auch die Zagreber Parteispitze erreichte. Die Vertreter machten durch eine Reihe okonomischer, pro-demokratischer aber auch nationalistischer Forderungen auf sich aufmerksam Dazu zahlten die Einstellung von Zahlungen an armere Republiken, eine starkere Autonomie der Republiken und die Forderung einer Autobahn von Zagreb nach Split und Rijeka .

Aufgrund der negativen Zahlungsbilanz in 45 Jahren fuhlten sich die Kroaten um die Ergebnisse ihrer wirtschaftlichen Erfolge betrogen und ausgenutzt. Wahrend Kroatien uber 50 Prozent der Deviseneinnahmen Jugoslawiens erwirtschaftete, erhielt es von der Belgrader Zentralbank im langjahrigen Durchschnitt etwa sieben Prozent fur sich zuruck.

Der Kroatische Fruhling begann unter anderem mit dem Streit um die Stellung der kroatischen Sprache in Jugoslawien. Offiziell war diese als westliche Variante der serbokroatischen Sprache mit der ostlichen Variante (dem Serbischen ) gleichgestellt, de facto uberwog jedoch vor allem im staatlichen Sprachgebrauch und in der Offentlichkeit die serbische Variante, wahrend die Verwendung spezifisch kroatischer Formen als nationalistische Abweichung angesehen wurde. Am 17. Marz 1967 unterzeichneten zahlreiche kroatische Intellektuelle, darunter wichtige Wissenschaftler und Schriftsteller wie Miroslav Krle?a , eine Deklaration uber die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Literatursprache , in der sie die offizielle Anerkennung der Eigenstandigkeit der kroatischen Sprache forderten und 1971 durchsetzten.

Savka Dab?evi?-Ku?ar , Fuhrungspersonlichkeit des Kroatischen Fruhlings

Begunstigt durch die Liberalisierung der politischen Offentlichkeit in Jugoslawien nach dem Sturz des Innenministers Aleksandar Rankovi? wurden erstmals seit der Machtubernahme der Kommunisten weitere wirtschaftliche und politische Themen zunehmend kritisch offentlich diskutiert. Die Fuhrung des Bundes der Kommunisten Kroatiens unter Savka Dab?evi?-Ku?ar unterstutzte diese Liberalisierung und machte sich Teile der offentlichen Forderungen zu eigen. Zwar wurde die Fuhrungsrolle der Partei nicht in Frage gestellt, jedoch losten sich gesellschaftliche Organisationen wie der traditionelle Kulturverband Matica hrvatska und der von Dra?en Budi?a geleitete Studentenverband der Universitat Zagreb aus der Einflusssphare der Partei und begannen selbstandig aufzutreten.

Die Parteifuhrung auf Bundesebene stand der Entwicklung in Kroatien zunachst abwartend gegenuber, zumal die Person Titos in der kroatischen Offentlichkeit nicht direkt kritisiert, sondern vielmehr um seine Unterstutzung geworben wurde. In den Kreisen der Jugoslawischen Volksarmee und des Geheimdienstes wurde jedoch zunehmend ein Eingreifen gegen die Entwicklung in Kroatien gefordert, die als Bedrohung der Einheit Jugoslawiens angesehen wurde. Schließlich zwang Tito am 29. November 1971 die gesamte Fuhrung des Bundes der Kommunisten Kroatiens zum Rucktritt. Sie wurde durch eine linientreue neue Parteifuhrung ersetzt, die der politischen Liberalisierung sofort ein Ende setzte. Bis Mitte 1972 wurden 550 Personen festgenommen, insgesamt 2000 Menschen verurteilt.

Die Forderungen nach großerer wirtschaftlicher Selbstandigkeit der Teilrepubliken Jugoslawiens wurden durch die neue Verfassung von 1974 teilweise erfullt, eine politische Liberalisierung hingegen bis in die zweite Halfte der 1980er Jahre nicht zugelassen. Die Zeit von 1972 bis Mitte der 1980er Jahre wird daher auch als Zeit des kroatischen Schweigens ( hrvatska ?utnja ) bezeichnet.

Krise der 1980er Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend der tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise Jugoslawiens in den spaten 1980er Jahren verstarkte sich der Gegensatz zwischen zentralistischen Tendenzen einerseits und einem wiedererwachenden kroatischen Nationalbewusstsein andererseits. Mit dem Tod Titos 1980 fiel ein wichtiger Stabilisierungsfaktor weg.

Als ab Mitte der achtziger Jahre Glasnost in der Sowjetunion das Ende der sozialistischen Ara in Europa einlautete, forderten verstarkt vor allem Slowenien und Kroatien einen Umbau Jugoslawiens zu einer Konfoderation und eine Umorientierung hin zur parlamentarischen Demokratie und Marktwirtschaft .

Slobodan Milo?evi? setzte sich fur einen zentralisierten jugoslawischen Gesamtstaat unter kommunistischer Herrschaft ein. Milo?evi? propagierte gegen Albaner, Kroaten und Slowenen, um deren Unabhangigkeitsbestrebungen zu verhindern.

In der zunehmend vergifteten Atmosphare waren Angstpropaganda und gegenseitige Verleumdungen an der Tagesordnung.

Staatssymbole [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Flaggen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wappen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Zdenko Radeli?: Community Authority and Opposition in Croatia after 1945 . In: Zdenko ?epi? (Hrsg.): 1945 ? A Break With the Past : A History of Central European Countries at the End of World War Two . In?titut za novej?o zgodovino, Ljubljana 2008, S.   159?180 (englisch).
  • Tomislav Badovinac: Zagreb i Hrvatska u Titovo doba. VBZ, Zagreb 2004, ISBN 953-99595-0-0 .
  • Berislav Jandri?: Hrvatska pod crvenom zvijezdom ? Komunisti?ka partija Hrvatske 1945?1952: organizacija, uloga, djelovanje. Srednja Europa, Zagreb 2005, ISBN 953-6979-20-9 .

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Artikel 138 der Verfassung der Sozialistischen Republik Kroatien vom 22. Februar 1974, https://de.scribd.com/doc/260890539/Ustav-SR-Hrvatske-1974
  2. a b Jugoslovenska privreda . Narodna knjiga, 1970, Die Sozialistische Republik Kroatien, S.   402 .
  3. Artikel 8 der Verfassung der Sozialistischen Republik Kroatien vom 22. Februar 1974, https://de.scribd.com/doc/260890539/Ustav-SR-Hrvatske-1974
  4. Tobias Pfluger , Martin Jung: Krieg in Jugoslawien : seine Ursachen; offene Grenzen fur Waffen ? aber nicht fur Fluchtlinge; pazifistische Handlungsperspektiven. 2. Auflage. 1994, ISBN 3-9803269-3-4 , S. 29.
  5. Odluka o progla?enju Amandmana LXIV. do LXXV. na Ustav Socijalisti?ke Republike Hrvatske (kroatisch), Narodne novine (Staatliches Gesetzblatt der Republik Kroatien), narodne-novine.nn.hr, abgerufen am 9. November 2019.
  6. a b Mario Jareb: Hrvatski nacionalni simboli [Kroatische nationale Symbole] . ALFA d.d. Hrvatski institut za povijest, Zagreb 2010, ISBN 978-953-297-230-6 , Zalazak crvene zvijezde ? rasprave o novim simbolima i usvajanje amandmana na Ustav SRH (mit diversen Fotobelegen uber die offizielle Verwendung des Wappens mit dem ersten weißen Feld (z. B. gehisste Flagge am Parlament, Prasidentenscharpe)).