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Die
Sozialistische Republik
Kroatien
(
serbokroatisch
Соци?алистичка Република Хрватска
Socijalisti?ka Republika Hrvatska
), kurz
SR Kroatien
, war eine
Teilrepublik
der
Sozialistischen Foderativen Republik Jugoslawien
. Bis 1963 lautete die Bezeichnung
Volksrepublik Kroatien
(
Народна Република Хрватска
Narodna Republika Hrvatska
) bzw.
Foderative Volksrepublik Jugoslawien
. Die SR Kroatien wurde entsprechend den Ergebnissen der zweiten
AVNOJ-Konferenz
(1943) nach Ende des
Zweiten Weltkrieges
gegrundet und vom
Bund der Kommunisten Kroatiens
beherrscht. Die Hauptstadt war
Zagreb
.
Die SR Kroatien hatte einen Anteil von 20 Prozent an der Bevolkerung, 22 Prozent der Flache und 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Jugoslawiens.
[4]
Mit der Verfassung aus dem Jahr 1990 wurde die Bezeichnung ?sozialistisch“ entfernt und die historischen Staatssymbole wieder angenommen.
[5]
Ebenso wie in den anderen Republiken wurde in Kroatien der
Sozialismus
eingefuhrt. Politische Gegner und besonders ehemalige Anhanger der
Ustascha
und andere
Regimegegner
wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in den ersten Jahren verfolgt. Die ehemals große
deutsche Minderheit
in den ostlichen Regionen
Slawonien
, der
Baranja
und
Syrmien
(
Donauschwaben
) wurde unter dem Vorwurf der kollektiven
Kollaboration
mit den
faschistischen
Besatzern fast vollstandig enteignet und vertrieben. Hierbei wurden Zehntausende ermordet bzw. ein Teil der arbeitsfahigen mannlichen Bevolkerung zur
Zwangsarbeit
in die
Sowjetunion
deportiert. Ebenso wurde die Mehrzahl der
Italiener
in
Istrien
und in Kustenstadten wie
Rijeka
,
Zadar
und
Split
ausgesiedelt. Im Gegensatz zu den Deutschen wurden die im Lande verbliebenen Italiener jedoch als
Nationalitat
anerkannt und erhielten Minderheitenrechte, die im Rahmen der Vertrage zwischen Jugoslawien und
Italien
zur Regelung der
Triest
-Frage auch international garantiert wurden (vgl.
Freistaat Triest
und
Vertrag von Osimo
).
Nach dem Bruch zwischen
Stalin
und
Tito
1948 und besonders nach den Reformen der 1960er Jahre nahm die Entwicklung der politischen Praxis in Jugoslawien ihren eigenen Lauf. Es erfolgte eine zunehmende Offnung zum Westen hin, die Duldung privater Familienbetriebe und landwirtschaftlicher Guter bis zu einer Hochstgroße von 20 Hektar, eine relative Nicht-Einmischung des Staates in private Angelegenheiten sowie die Einfuhrung der
Arbeiterselbstverwaltung
und einer sozialistischen Marktwirtschaft. Offentlich auftretende politische Gegner des
Titoismus
mussten aber weiterhin mit
Repressionen
bis hin zu politischer Haft auf der
Gefangnisinsel
Goli otok
oder dem Gefangnis in
Nova Gradi?ka
rechnen.
Durch die weitgehende Offnung des Landes auch zum Westen hin konnte sich der Tourismus an der
Adriakuste
entfalten. Bis zum Zusammenbruch Jugoslawiens war der Tourismus eine der wichtigsten Devisenquellen. Eine andere wichtige Geldquelle waren Sendungen von
Gastarbeitern
. Vor allem im Großraum Zagreb und in Slawonien konnte sich auch die Industrie entfalten, wahrend Dalmatien in dieser Hinsicht ruckstandig blieb.
Kroatien war vor allem durch den Tourismus, Produktivitat und relativ erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen insgesamt eine der wohlhabendsten Republiken in Jugoslawien, auch wenn etwa Teile des Landes wie die
Lika
, die Zagora und die
Banija
stark zuruckblieben und durch massive
Landflucht
gekennzeichnet waren. Die Tatsache, dass Kroatien armere Regionen finanziell unterstutzen musste und das Geld fur die eigene Entwicklung fehlte, fuhrte zu Spannungen mit der Zentralregierung.
Als
Kroatischer Fruhling
wird eine Reformbewegung bezeichnet, zuerst unter Intellektuellen, die aber bald auch die Zagreber Parteispitze erreichte. Die Vertreter machten durch eine Reihe okonomischer, pro-demokratischer aber auch nationalistischer Forderungen auf sich aufmerksam Dazu zahlten die Einstellung von Zahlungen an armere Republiken, eine starkere Autonomie der Republiken und die Forderung einer Autobahn von
Zagreb
nach
Split
und
Rijeka
.
Aufgrund der negativen Zahlungsbilanz in 45 Jahren fuhlten sich die Kroaten um die Ergebnisse ihrer wirtschaftlichen Erfolge betrogen und ausgenutzt. Wahrend Kroatien uber 50 Prozent der
Deviseneinnahmen
Jugoslawiens erwirtschaftete, erhielt es von der Belgrader Zentralbank im langjahrigen Durchschnitt etwa sieben Prozent fur sich zuruck.
Der
Kroatische Fruhling
begann unter anderem mit dem Streit um die Stellung der
kroatischen Sprache
in Jugoslawien. Offiziell war diese als
westliche Variante
der
serbokroatischen Sprache
mit der
ostlichen Variante
(dem
Serbischen
) gleichgestellt, de facto uberwog jedoch vor allem im staatlichen Sprachgebrauch und in der Offentlichkeit die serbische Variante, wahrend die Verwendung spezifisch kroatischer Formen als
nationalistische Abweichung
angesehen wurde. Am 17. Marz 1967 unterzeichneten zahlreiche kroatische Intellektuelle, darunter wichtige Wissenschaftler und Schriftsteller wie
Miroslav Krle?a
, eine
Deklaration uber die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Literatursprache
, in der sie die offizielle Anerkennung der Eigenstandigkeit der kroatischen Sprache forderten und 1971 durchsetzten.
Begunstigt durch die Liberalisierung der politischen Offentlichkeit in Jugoslawien nach dem Sturz des Innenministers
Aleksandar Rankovi?
wurden erstmals seit der Machtubernahme der Kommunisten weitere wirtschaftliche und politische Themen zunehmend kritisch offentlich diskutiert. Die Fuhrung des
Bundes der Kommunisten Kroatiens
unter
Savka Dab?evi?-Ku?ar
unterstutzte diese Liberalisierung und machte sich Teile der offentlichen Forderungen zu eigen. Zwar wurde die Fuhrungsrolle der Partei nicht in Frage gestellt, jedoch losten sich gesellschaftliche Organisationen wie der traditionelle Kulturverband
Matica hrvatska
und der von
Dra?en Budi?a
geleitete Studentenverband der
Universitat Zagreb
aus der Einflusssphare der Partei und begannen selbstandig aufzutreten.
Die Parteifuhrung auf Bundesebene stand der Entwicklung in Kroatien zunachst abwartend gegenuber, zumal die Person Titos in der kroatischen Offentlichkeit nicht direkt kritisiert, sondern vielmehr um seine Unterstutzung geworben wurde. In den Kreisen der
Jugoslawischen Volksarmee
und des Geheimdienstes wurde jedoch zunehmend ein Eingreifen gegen die Entwicklung in Kroatien gefordert, die als Bedrohung der Einheit Jugoslawiens angesehen wurde. Schließlich zwang Tito am 29. November 1971 die gesamte Fuhrung des
Bundes der Kommunisten Kroatiens
zum Rucktritt. Sie wurde durch eine linientreue neue Parteifuhrung ersetzt, die der politischen Liberalisierung sofort ein Ende setzte. Bis Mitte 1972 wurden 550 Personen festgenommen, insgesamt 2000 Menschen verurteilt.
Die Forderungen nach großerer wirtschaftlicher Selbstandigkeit der Teilrepubliken Jugoslawiens wurden durch die neue Verfassung von 1974 teilweise erfullt, eine politische Liberalisierung hingegen bis in die zweite Halfte der 1980er Jahre nicht zugelassen. Die Zeit von 1972 bis Mitte der 1980er Jahre wird daher auch als
Zeit des kroatischen Schweigens
(
hrvatska ?utnja
) bezeichnet.
Wahrend der tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise Jugoslawiens in den spaten 1980er Jahren verstarkte sich der Gegensatz zwischen zentralistischen Tendenzen einerseits und einem wiedererwachenden kroatischen
Nationalbewusstsein
andererseits. Mit dem Tod Titos 1980 fiel ein wichtiger Stabilisierungsfaktor weg.
Als ab Mitte der achtziger Jahre
Glasnost
in der Sowjetunion das Ende der sozialistischen Ara in Europa einlautete, forderten verstarkt vor allem
Slowenien
und Kroatien einen Umbau Jugoslawiens zu einer
Konfoderation
und eine Umorientierung hin zur
parlamentarischen Demokratie
und
Marktwirtschaft
.
Slobodan Milo?evi?
setzte sich fur einen zentralisierten jugoslawischen Gesamtstaat unter kommunistischer Herrschaft ein. Milo?evi? propagierte gegen Albaner, Kroaten und Slowenen, um deren Unabhangigkeitsbestrebungen zu verhindern.
In der zunehmend vergifteten Atmosphare waren Angstpropaganda und gegenseitige Verleumdungen an der Tagesordnung.
-
Emblem von 1943 bis 1947
-
Wappen von 1947 bis 1990
-
Wappen
de facto
vom 26. Juni bis 21. Dezember 1990
[6]
- Zdenko Radeli?:
Community Authority and Opposition in Croatia after 1945
. In: Zdenko ?epi? (Hrsg.):
1945 ? A Break With the Past : A History of Central European Countries at the End of World War Two
. In?titut za novej?o zgodovino, Ljubljana 2008,
S.
159?180
(englisch).
- Tomislav Badovinac:
Zagreb i Hrvatska u Titovo doba.
VBZ, Zagreb 2004,
ISBN 953-99595-0-0
.
- Berislav Jandri?:
Hrvatska pod crvenom zvijezdom ? Komunisti?ka partija Hrvatske 1945?1952: organizacija, uloga, djelovanje.
Srednja Europa, Zagreb 2005,
ISBN 953-6979-20-9
.
- ↑
Artikel 138 der Verfassung der Sozialistischen Republik Kroatien vom 22. Februar 1974,
https://de.scribd.com/doc/260890539/Ustav-SR-Hrvatske-1974
- ↑
a
b
Jugoslovenska privreda
. Narodna knjiga, 1970, Die Sozialistische Republik Kroatien,
S.
402
.
- ↑
Artikel 8 der Verfassung der Sozialistischen Republik Kroatien vom 22. Februar 1974,
https://de.scribd.com/doc/260890539/Ustav-SR-Hrvatske-1974
- ↑
Tobias Pfluger
, Martin Jung:
Krieg in Jugoslawien : seine Ursachen; offene Grenzen fur Waffen ? aber nicht fur Fluchtlinge; pazifistische Handlungsperspektiven.
2. Auflage. 1994,
ISBN 3-9803269-3-4
, S. 29.
- ↑
Odluka o progla?enju Amandmana LXIV. do LXXV. na Ustav Socijalisti?ke Republike Hrvatske
(kroatisch),
Narodne novine
(Staatliches Gesetzblatt der Republik Kroatien), narodne-novine.nn.hr, abgerufen am 9. November 2019.
- ↑
a
b
Mario Jareb:
Hrvatski nacionalni simboli [Kroatische nationale Symbole]
. ALFA d.d. Hrvatski institut za povijest, Zagreb 2010,
ISBN 978-953-297-230-6
, Zalazak crvene zvijezde ? rasprave o novim simbolima i usvajanje amandmana na Ustav SRH (mit diversen Fotobelegen uber die offizielle Verwendung des Wappens mit dem ersten weißen Feld (z. B. gehisste Flagge am Parlament, Prasidentenscharpe)).