S-chanf
(
[?t?a?f]
ⓘ
/
?
, deutsch und bis 1943 offiziell
Scanfs
) ist eine
politische Gemeinde
und ein Dorf in der
Region Maloja
des
Kantons Graubunden
in der
Schweiz
. Die Gemeinde liegt auf etwa 1660 Metern Hohe am Oberlauf des
Inn
im
Oberengadin
in der Landschaft
La Plaiv
. Fraktionen sind neben dem Hauptdorf
Chapella
,
Susauna
und
Cinuos-chel
.
Luftbild von
Walter Mittelholzer
von 1925
Das stattliche
Strassendorf
wurde 1137/39 als
Scaneves
und 1356 als
Scanevo
erwahnt. 1932 wurde auf Botta Striera, einer nordlich des Dorfs gelegenen Felskuppe auf 2050
m u. M.
, ein prahististorischer Siedlungsplatz entdeckt, der von der mittleren
Bronze-
(
Laugen-Melaun-Kultur
) bis in die
Latenezeit
benutzt wurde. Der Auskauf des
bischoflichen
Kornzehnten
erfolgte 1527. 1543 wurde S-chanf durch territoriale Teilung des
Oberengadins
eine unabhangige
Nachbarschaft
mit 130 km² Boden. Die Kirche
St. Maria
ist 1450 urkundlich bezeugt. Der
spatgotische
Neubau datiert von 1493, der Turm ist alter (14. Jahrhundert?). 1518/20 trennte sich S-chanf von der Grosspfarrei
Zuoz
ab. Die Gemeinde wartete den Tod ihres beliebten Priesters ab, bevor sie 1570 den Glaubenswechsel vollzog. Die Kirchenbucher bezeugen vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine bedeutende gewerbliche Auswanderung. Der seit 1940 bestehende
Flabschiessplatz
Zuoz/S-chanf wurde 1976 ins Gebiet der abgegangenen Wallfahrtskirche S. Guerg verlegt und bildet mit den
Wasser-
und
Nationalpark
zinsen das finanzielle Ruckgrat der Gemeinde.
[5]
Siehe auch: Abschnitt
Geschichte
im Artikel
Susauna
Blasonierung
:
In Blau funf goldene (gelbe)
Gerstenahren
.
Ubernahme des
Siegelbildes
der Gemeinde.
Bevolkerungsentwicklung
|
Jahr
|
1781
|
1806
|
1850
|
1900
|
1950
|
2000
[6]
|
2005
|
2010
|
2012
|
2014
|
2020
|
Einwohner
|
423
|
450
|
439
|
402
|
460
|
620
|
651
|
712
|
748
|
715
|
697
|
Die Einwohner sprechen uberwiegend
Puter
(ein
Idiom
des Ratoromanischen) und Deutsch (
Bundner Dialekt
). Hinzu kommen
Italienisch
und
Portugiesisch
(Sprachen in S-chanf ansassiger Zuwanderer).
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sprachen alle Bewohner Romanisch. Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs wechselte eine Minderheit zum Deutschen. Doch blieben die Sprachenverhaltnisse zwischen 1880 und 1941 einigermassen stabil. Gaben 1880 86 % und 1900 82 % Romanisch als Muttersprache an, waren es 1941 81 %. Dieser Wert sank danach bis 1970 auf 65 %, stieg im darauf folgenden Jahrzehnt nochmals stark an ? und sinkt seither stetig. Immerhin konnten sich im Jahr 2000 noch 68 % der Einwohnerschaft auf Romanisch verstandigen, welches weiterhin einzige Behordensprache ist.
Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen
|
Volkszahlung 1980
|
Volkszahlung 1990
|
Volkszahlung 2000
|
Anzahl
|
Anteil
|
Anzahl
|
Anteil
|
Anzahl
|
Anteil
|
Deutsch
|
74
|
16,02 %
|
129
|
25,60 %
|
231
|
37,26 %
|
Ratoromanisch
|
344
|
74,46 %
|
336
|
66,67 %
|
321
|
51,77 %
|
Italienisch
|
26
|
5,63 %
|
27
|
5,36 %
|
35
|
5,65 %
|
Gesamt
|
462
|
100 %
|
504
|
100 %
|
620
|
100 %
|
Die Bevolkerung nahm 1570 den reformierten Glauben an.
Von den Ende 2005 651 Bewohnern waren 559 (= 86 %) Schweizer Staatsangehorige.
S-chanf von der Umfahrungsstrasse aus gesehen
S-chanf von den Berghangen oberhalb
Zuoz
gesehen, mit Zug der
Rhatischen Bahn
Uber S-chanf fuhrt die
Engadinstrecke
Pontresina-Scuol der
Rhatischen Bahn (RhB)
. Als Feinverteiler dient eine Buslinie des Busbetriebs EngadinBus in St. Moritz.
Bei S-chanf (im Militargelande nordostlich des Ortes) ist das Ziel des
Engadin Skimarathon
.
(Sortierung nach Geburtsjahr)
- Petrus Domenicus Rosius a Porta
(1734?1806), reformierter Pfarrer in S-chanf 1765?1771 und Kirchenhistoriker
- Laurent-Theodore Biett
(1781?1840), Dermatologe in
Paris
- Otto Barblan
(1860?1943), Komponist, Organist und Musikpadagoge
- Anton Christoffel (* 7. Oktober 1871 in S-chanf; † 4. August 1953 in
Zurich
), Maler und Grafiker
Christoffel, Anton.
In:
Sikart
- Paolo Gir (* 3. Mai 1918 in S-chanf; † 7. Mai 2013 in
Chur
), Schriftsteller, Dichter, Essayist, Publizist, Ubersetzer, 1957?1977 Prasident der Sektion Chur der
Pro Grigioni Italiano
, Cavaliere della Repubblica Italiana
[14]
[15]
[16]
[17]
- Romedi Arquint
(* 1943), reformierter Pfarrer, Lehrer und Politiker
- Corsin Simeon
(* 1986), Snowboarder
- Erwin Poeschel
:
Die Kunstdenkmaler des Kantons Graubunden III. Die Talschaften Razunser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin.
(=
Kunstdenkmaler der Schweiz.
Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.
DNB
760079625
.
- S-chanf Siedlungsinventar
, Denkmalpflege Graubunden (Herausgeber) 1998/unveranderte zweite Auflage 2007.
- Constant Wieser:
S-chanf.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
14. November 2012
.
- ↑
Generalisierte Grenzen 2023
.
Bei spateren Gemeindefusionen Flachen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑
Generalisierte Grenzen 2023
.
Bei spateren Gemeindefusionen Flachen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑
Standige Wohnbevolkerung nach Staatsangehorigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022
.
Bei spateren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑
Standige Wohnbevolkerung nach Staatsangehorigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022
.
Bei spateren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑
Constant Wieser:
S-chanf.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
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- ↑
Constant Wieser:
S-chanf.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
2012
.
- ↑
Kirche St. Ulrich und Nikolaus mit ehemaligem Hospiz (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Doppelhaus Perini (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Wohnhaus Maschal (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Doppelhaus mit reiche Sgraffitodekoration (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Doppelhaus mit Sgraffitodekorationen (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Wohnhaus (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Bahnhof Cinuos-chel/ Brail (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Fernando Iseppi:
Paolo Gir.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
26. Juni 2015
, abgerufen am
27. Oktober 2020
.
- ↑
Eintrag uber S-chanf
im Lexikon des Vereins
Autorinnen und Autoren der Schweiz
- ↑
Paolo Gir.
In:
Felice Filippini
:
C’e un solo villaggio nostro.
Edizioni Cenobio, Gaggini-Bizzozero, Lugano 1972, S. 113?117
- ↑
Paolo Gir.
Biografie und Bibliografie auf
Viceversa Literatur