Luneburger Saline

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Luneburger Saline im Sudwestbogen der Stadtbefestigung; Stadtkarte um 1598 (nach Suden ausgerichtet); links (ostlich) St. Lamberti

Die Luneburger Saline war eine Anlage, die in Luneburg bis 1980 der Salzgewinnung diente. Ablagerungen des 250 Millionen Jahre alten Zechsteinmeers liegen bei Luneburg relativ oberflachennah und konnten daher schon fruhzeitig mit einfachen Mitteln abgebaut werden.

Der Legende nach erlegte ein Jager eine schneeweiße Wildsau, deren Farbe durch kristallisiertes Salz zustande gekommen war. Die Sau habe sich in einer Salzquelle gesuhlt, so sei die erste Salzquelle ungefahr im Jahr 800 in Luneburg entdeckt worden.

Seit dem 12. Jahrhundert bestimmte die Salzgewinnung das Leben der Stadt Luneburg. Speisesalz war zu dieser Zeit sehr wertvoll. Es wurde in der Einheit Chor (1 Chor = 554,32 kg) gemessen, wobei ein Chor etwa 300 Reichsmark entsprach. Die Saline , die sich zwischen Sulzwiese und Kalkberg befand und ihr Haupttor am Lambertiplatz hatte, war von starken Mauern und hohen Turmen umgeben.

Zur Forderung des Salzhandels wurde unter anderem der Stecknitzkanal und ein Kran am heutigen Stint , einem ehemaligen Stint -Markt am Hafen, gebaut. Der Platz Am Sande , im Mittelalter ungepflastert jedoch sandig, diente den Kaufleuten als Handelsplatz fur ihre Waren, unter anderem auch fur Salz.

Aufbau der Saline

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Das Zentrum bildete der von 54 Siedehutten umgebene Sod (= Salzbrunnen). Die je vier Siedepfannen der Siedehutten, die nach ihren ersten Besitzern benannt waren, wurden uber Rinnen und Kanale mit Sole versorgt. Die Sole wurde mit Eimern aus der Siedekammer an die Oberflache befordert und von dort aus auf die 216 Siedepfannen verteilt. Auf dem Siedegelande befand sich außerdem eine dem Kleinverkauf dienende Salzbude sowie eine fur gerichtliche Salzangelegenheiten zustandige Zollbude .

Pfannenschmiede der mittelalterlichen Saline
Siedepfanne der Luneburger Saline (um 1775?), das einzig erhaltene Exemplar von rund 340.000 gleichartigen Stucken

Besitzverhaltnisse

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Die Eigentumer der Pfannen wurden Sulzbeguterte genannt und waren nicht unbedingt in Luneburg ansassig. Sie besiedeten ihre Pfannen nicht selbst, sondern verpachteten sie an in Luneburg ansassige Siedeberechtigte. Wenn ein Siedeberechtigter mindestens vier Pfannen gepachtet hatte, wurde er Sulzmeister genannt und hatte Anspruch auf eine eigene Siedehutte. Allerdings durfte ein Siedemeister nie mehr als zwei Hutten, also acht Pfannen, besieden. Die Pacht belief sich auf die Halfte des Siedepfannenertrages.

Anfang des 13. Jahrhunderts teilten sich die Sulzbeguterten in Geistliche und Adlige auf. Zwischen den Jahren 1250 und 1320 erfolgte der zunehmende Anstieg burgerlicher Besitzanteile, der parallel verlief zur Abnahme der adligen Sulzbeguterten. 1370 war der burgerliche und geistliche Pfannenbesitz annahernd gleich, wobei allerdings schon 100 Jahre spater drei Viertel der Pfannen den geistlichen Sulzbeguterten gehorte, die man Pralaten nannte.

Neben den Sulzbeguterten und Siedeberechtigten gab es noch den Barmeister und den Sodmeister. Der Barmeister war der Vorsteher der Pfannenschmiede (= Bare), in der die Pfannen gegossen wurden. Er wurde von den Sulfmeistern und dem Stadtrat gewahlt. Der Sodmeister sorgte fur die Verteilung der Sole und wurde von den Sulfbeguterten und dem Stadtrat gewahlt.

Die Sulzhilfe war eine Steuer der Pralaten an den Rat zur Verminderung der Stadtschulden.

Hierbei mussten die geistlichen Sulzbeguterten einen Teil ihrer Salineneinkunfte abgeben, beginnend bei dem zehnten Teil des Pfennigs, der Anteil erhohte sich im Laufe der Zeit bis hin auf ein Viertel des Pfennigs. Obwohl im Jahr 1442 schon der vierte Teil ihrer Salineeinkunfte gezahlt wurde, konnten die Stadtschulden nicht gedeckt werden.

Aus diesem Grund sollte ab dem Jahr 1445 die doppelte Sulzhilfe gezahlt werden, das heißt, der zweite Teil des Pfennigs musste an den Rat abgegeben werden. Vor allem die Butenlandischen , wie auch der Luneburger Propst Scharper, zeigten ihr Misstrauen gegenuber dem Rat, indem sie die Abgabe der geforderten Summe der Sulzhilfe verweigerten. Aus diesem Konflikt entwickelte sich der Luneburger Pralatenkrieg .

  • Tobias Reimers : Der Ursprung, Guthe und Gerechtigkeiten der edlen Sultzen zu Luneburg: mit einem grundlichen Abriß der Sultzen . Lippern, Luneburg 1710, Digitalisat
  • Karl Bachmann: Die Rentner der Luneburger Saline (1200?1370) . Hildesheim 1983.
  • Georg Friedrich Francke: Der Luneburgsche sogenannte Pralatenkrieg . In: Funfter und sechster Jahresbericht des Museumsvereins fur das Furstentum Luneburg 1882?1883. Luneburg 1884, S. 1?3.
  • Axel Janowitz: Die Luneburger Saline im 18. und 19. Jahrhundert . 2003, ISBN 978-3-89534-435-0 .
  • Elmar Peter: Geschichte einer 1000jahrigen Stadt 956?1956 . Luneburg 1999, S. 191 f.
  • Wilhelm Reinecke: Geschichte der Stadt Luneburg . 2 Bande. 2. Auflage. Luneburg 1977 (1933).
  • Wilhelm Friedrich Volger: Die Luneburger Sulze . 1956.
  • Manfred Balzer: Die Saline Luneburg-Von der Industrieruine zum Industriemuseum . Luneburg 2009.
  • Harald Witthoft: Die Luneburger Saline. Salz in Nordeuropa und der Hanse vom 12.?19. Jahrhundert, Eine Wirtschafts- und Kulturgeschichte langer Dauer . (De Sulte, Bd, 22), Verlag Marie Leidorf, Rhaden/Westf. 2010, ISBN 978-3-89646-060-8 .
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