Russifizierung

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Kyrillisch ( Russisch )
русификация
Transl. : rusifikacija
Transkr. : russifikazija

Als Russifizierung werden in der russischen und spater sowjetischen Innenpolitik alle Maßnahmen bezeichnet, den Einflussbereich der russischen Sprache und der russischen Kultur zulasten der anderen Sprachen und Kulturen im Sinne eines Transkulturationsprozesses auszuweiten.

Im Russischen Reich gab es Sprach- und Schulgesetze, mit deren Hilfe andere Sprachen verdrangt werden sollten. In der Sowjetunion gab es eine sanftere, aber nachhaltigere Russifizierungspolitik.

Im Russischen Kaiserreich

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Im Russischen Reich stand die Russifizierung in Verbindung mit dem Panslawismus , der den slawischen Charakter Russlands betonte und dessen Fuhrungsrolle in der slawischsprachigen Welt bekraftigte. Diese Bemuhungen sind im gesamten 19. Jahrhundert zu beobachten, intensivierten sich aber etwa um 1890 parallel zum Nationalismus in Sudost-, Mittel- und Westeuropa. Unter den Zaren Alexander III. und Nikolaus II. stutzte sich die Russifizierung wirksam auf Militar und Verwaltung.

Besonders betroffen waren die Gegenden am westlichen und sudlichen Rand des Reiches: die Ostseegouvernements ( Estland , Livland , Kurland ) und Litauen , der Osten Finnlands , große Teile Polens (? Kongresspolen “, wo diese Bemuhungen schon nach der Niederschlagung des Aufstandes von 1831 einsetzten), Bessarabien , Ukraine , Belarus (Gouvernements Minsk , Witebsk und Mogiljow ), sowie die im Kaukasus eroberten Gebiete ( Georgien , Aserbaidschan , Armenien ) und in Zentralasien .

Als fruhe konkrete Maßnahme der Russifizierung kann das Verbot des offentlichen Gebrauchs der polnischen , litauischen und ukrainischen Sprache im Jahre 1863 genannt werden. In den deutschen Kolonistendorfern im Wolga- und Schwarzmeergebiet wurde 1871 das Russische zur Amtssprache. Die russische Sprache ersetzte 1887 im Baltikum die deutsche als Unterrichtssprache in den hoheren Lehranstalten und an der Universitat Dorpat (Tartu), die wie die Stadt in Kaiserliche Universitat Jurjew umbenannt wurde. Im Großfurstentum Finnland begann die aktive Russifizierungspolitik 1881 mit dem Regierungsantritt von Zar Alexander III. und verstarkte sich ab 1894 unter Zar Nikolaus II., wo sie in den Jahren 1899/1900 mit dem Februarmanifest , dem Sprachenpatent und dem Konskriptionsgesetz , das die jungen Finnen in die russische Armee eingliederte, einen Hohepunkt erreichte. Der ostentative Bau monumentaler orthodoxer Kathedralen in mehrheitlich katholischen oder lutherischen Stadten wie jener der Alexander-Newski-Kathedrale in Warschau (1894?1912) oder der gleichnamigen Kathedrale in Tallinn (1894?1900) belegte in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg die Verknupfung von orthodoxem Staatskirchentum und Russifizierung.

Eine Folge war auch die Umgestaltung nichtrussischer Namen in russisch klingende, zum Beispiel Sankt Petersburg in ?Petrograd“ wahrend des Ersten Weltkrieges. Sie erfasste auch viele Familiennamen , wie bis heute in der Namensstatistik von Kasachstan oder Usbekistan zu bemerken ist, sowie unzahlige Straßennamen .

In der Sowjetunion

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In der Sowjetunion war Russisch Amtssprache. Außerdem wurden russische Worter uber Kinofilme , Fernsehen und Rundfunk verbreitet und fanden oft Eingang in die Umgangssprache .

1940 wurden die drei baltischen Lander Estland , Lettland und Litauen nach zwanzig Jahren Unabhangigkeit durch die Sowjetunion volkerrechtswidrig annektiert . Massendeportationen und Hinrichtungen schwachten in der Folge die lokalen wirtschaftlichen und kulturellen Eliten.

Ferner wurde die Ansiedlung ethnischer Russen dazu genutzt, kulturelle Autonomieforderungen und Nationalbewusstsein zu brechen. So sank in der Estnischen SSR die Zahl der Esten von 88 % vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges auf 61,5 % im Jahre 1989, wahrend die Zahl der Burger mit ostslawischem kulturellen Hintergrund im gleichen Zeitraum von 8,2 % auf 35,2 % stieg. [1]

1945 hatte die Rote Armee das nordliche Ostpreußen erobert. Es wurde von der Sowjetunion annektiert. Wahrend die nicht gefluchteten Einwohner bis 1949 vertrieben oder zu Tausenden zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert wurden, erfolgte eine systematische Besiedlung der Oblast Kaliningrad mit Russen. Nahezu alle an die Deutschen erinnernden Kulturguter (z. B. Kirchen, Burgen, Schlosser, Denkmaler, Bestande von Bibliotheken, Be- und Entwasserungssysteme usw.) wurden beseitigt oder dem Verfall preisgegeben und samtliche Orte, Gewasser und Walder erhielten Namen in russischer Sprache. Das nordliche Ostpreußen wurde vollstandig russifiziert. [2]

Eine erhebliche, folgenreiche Akkulturation bzw. Assimilation bewirkte die Russifizierung bei den indigenen Volkern . Kulturelle Eigenarten ? wie zum Beispiel der Schamanismus ? wurden verboten und verfolgt. Die Wirkung auf die Indigenen kann bereits als Ethnozid gewertet werden.

Ein klassisches Beispiel sind die Sami der russischen Kola-Halbinsel: Ab 1868 siedelte die zaristische russische Regierung bereits russifizierte Komi und Nenzen aus Westsibirien in dem bislang ausschließlich von Samen bewohnten Gebiet an. Dies bewirkte eine soziale Uberlagerung, sich verandernde Gewohnheiten und eine Annaherung an die Kultur der Russen. Dies ist heute noch in der Folklore der russischen Samen erkennbar. In den 1920er Jahren wurden im Samen-Gebiet erstmals Schulen durch die Sowjetmacht eingerichtet. Die samische Sprache wurde verschriftlicht und eine Kampagne gegen den Analphabetismus gefuhrt. Die Schule war ein bedeutendes ?Vehikel“ fur die Russifizierung. [3]

In Zentralasien war der Hirtennomadismus seit der Zarenzeit durch die Bauernkolonisation gefahrdet, sein volliger Niedergang in den ehemaligen Sowjetrepubliken wurde durch die sozialistische Zwangskollektivierung unter Stalin bewirkt. Die Nomadengemeinschaften wurden enteignet, zwangsweise sesshaft gemacht, die Herden den Kolchosen zugeschlagen und die Menschen zu russifizierten, abhangigen Hirten gemacht. [4]

Russifizierung der Ukraine

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Eine der ukrainischen Kirchen vor und nach dem Wiederaufbau

Die Russifizierung ist eine langfristige Politik aller russischen Regime, die zu Zeiten des Russischen Reiches entstand, dann zu Zeiten der Sowjetunion ihre Existenz wieder aufnahm und sich in den von Russland wahrend der Herrschaft Wladimir Putins besetzten Gebieten verstarkte. Dies zeigte sich nicht nur in der Unterdruckung der Muttersprache und deren Ersetzung durch Russisch, sondern auch in der Anderung von Nachnamen (in Dokumenten wurden ukrainischen Nachnamen ublicherweise russische Endungen und Akzente hinzugefugt) sowie in der Rekonstruktion der lokalen Architektur, und Zerstorung sakraler Gebaude [5] [6] .

  • 1690. Verbot der in der damaligen ukrainischen Literatursprache gedruckten Pfarrbucher durch die Russisch-Orthodoxe Kirche und die ersten Falle ihrer Zerstorung (diese Politik begann unmittelbar nach dem Ubergang des Hetmanat unter das Protektorat Russland) [7]
  • 1720 Erlass von Peter der Große verbietet den Druck ukrainischsprachiger Bucher in Druckereien in Kiew und Tschernihiw [8]
  • 1764. Anweisungen Katharinas II. zur Russifizierung der Ukraine, Smolensk (ethnisches belarussisches Territorium), der baltischen Staaten und Finnlands [9]
  • 1784. Vollstandiges Verbot des Grundschulunterrichts in ukrainischer Sprache auf dem Territorium des Russischen Reiches.
  • 1786 Verbot der Verwendung der ukrainischen Sprache in Gottesdiensten und des Unterrichts der ukrainischen Sprache an hoheren Bildungseinrichtungen.
  • 1831. Abschaffung des Magdeburger Rechts in den Stadten, was die Durchfuhrung von Gerichtsverfahren in ukrainischer Sprache unmoglich machte.
  • 1862. wurden ukrainische Pfarrschulen geschlossen. Die Veroffentlichung der ukrainischen literarischen, wissenschaftlichen und politischen Zeitschrift ?Osnova“ wurde eingestellt.
  • 1863 Das Zirkular des amtierenden Innenministers Pjotr Walujew , in welchem festgelegt wird, dass ?die ukrainische Sprache nicht existierte, nicht existiert und nicht existieren kann, und wer dies nicht versteht, ist ein Feind Russlands“ [10] .
  • 1876. Emser Erlass . Verbot der Einfuhr ukrainischer Bucher aus dem Ausland, Verbot der Unterzeichnung ukrainischer Texte unter Noten, Verbot ukrainischer Auffuhrungen. Bei dem Konzert wurde der Chor von Mykola Lysenko gezwungen, das ukrainische Volkslied ?Rain“ auf Franzosisch zu singen.
  • 1881. Das Gesetz erlaubt den Druck ukrainischsprachiger Worterbucher, jedoch nach russischer Rechtschreibung.
  • 1882. Die russische Regierung befiehlt der Zensur, streng zu uberwachen, dass ukrainische literarische Ubersetzungen aus der russischen Sprache nicht erlaubt sind.
  • 1887. Der Zensor gab das Manuskript der Grammatik der ukrainischen Sprache zuruck, ohne es gelesen zu haben, und schrieb an den Autor, dass ?es nicht notwendig ist, die Veroffentlichung der Grammatik einer Sprache zuzulassen, die zur Nichtexistenz verurteilt ist.“
  • 1888. Dekret von Kaiser Alexander III ?Uber das Verbot des Gebrauchs der ukrainischen Sprache in offiziellen Institutionen und der Taufe von Kindern mit ukrainischen Namen“.
  • 1889. In Kiew war es wahrend des Archaologenkongresses erlaubt, Abstracts in allen Sprachen außer Ukrainisch zu lesen. 1894 Verbot der Einfuhr ukrainischer Bucher aus dem Ausland.
  • 1895. Verbot der Veroffentlichung des ukrainischen Lesebuchs und des ukrainischen Kinderbuchs.
  • 1903 Bei der feierlichen Eroffnung des Denkmals fur den Schriftsteller Iwan Kotljarewskyj in Poltawa war eine Rede auf Ukrainisch nicht erlaubt.
  • 1905. Das russische Ministerkabinett lehnte den Antrag der Universitaten Kiew und Charkiw ab, das Verbot der ukrainischen Sprache aufzuheben, da es ?unpraktisch“ sei.
  • 1906 und 1907. Schließung der ukrainischsprachigen Zeitung ?Prosvita“ in Odessa und Mykolajiw .
  • 1908. Beschluss des Senats, dass ?die Verbesserung der Bildung in der Ukraine schadlich und gefahrlich fur Russland ist“.
  • 1910. Stolypins Dekret uber die Einbeziehung der Ukrainer in die Kategorie der Auslander und uber das Verbot jeglicher ukrainischen politischen Organisation.
  • 1913. Der Direktor des Kiewer Bildungsbezirks erließ eine Anweisung, die es Schulern und Studenten untersagte, ukrainische Theaterauffuhrungen zu besuchen.
  • 1914 Verbot der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des international bekannten ukrainischen Schriftstellers Taras Schewtschenko [11] .
  • 1922. Nach dem Befreiungskrieg der Ukraine erfolgte die Auflosung der Zeitung ?Prosvita“ im Kuban und an anderen Wohnorten der in Sowjetrussland eingereisten Ukrainer
  • 1929. Die ersten Verhaftungen der Intelligenz (es stellte sich heraus, dass die Ukrainisierung in der Sowjetukraine in den 1920er Jahren durchgefuhrt wurde, um zukunftige Opfer der Repression zu identifizieren).
  • 1933. Wahrend des Holodomor wurde Stalins Telegramm uber das Ende der Ukrainisierung veroffentlicht.
  • 1937. Erschießung der ukrainischen intellektuellen Elite
  • 1938. Beschluss des Kremls uber das obligatorische Erlernen der russischen Sprache an Schulen der Sowjetukraine.
  • 1958. Beschluss der Kommunistischen Partei uber die Umstellung ukrainischer Schulen auf die russische Unterrichtssprache. Am 17. September 1959 verabschiedete die Werchowna Rada der Ukrainischen SSR die entsprechende Resolution
  • 1961. Der 22. Kongress der Kommunistischen Partei ? ein neues Parteiprogramm zum ?Zusammenschluss der Nationen zu einem sowjetischen Volk“
  • 1970 Anordnung des Bildungsministeriums der UdSSR, alle Diplomarbeiten nur auf Russisch zu verfassen und zu verteidigen.
  • 1975. Aufgrund der sowjetischen Zensur werden die Werke ukrainischer Schriftsteller in gekurzter Form veroffentlicht
  • 1980. ? Neue Verhaftungen ukrainischer Intelligenz und Dissidenten, die dann in Gefangnissen landen und der Strafpsychiatrie ausgesetzt werden.
  • 2014. In den von Russland besetzten Gebieten im Osten der Ukraine stellten Bildungseinrichtungen auf die russische Unterrichtssprache um. Russische Soldaten beschlagnahmten und verbrannten ukrainische Bucher und zerstorten Denkmaler ukrainischer Hetmans [12]
  • 2016. Zwei Jahre nach der russischen Besetzung der Krim wurden fast alle ukrainischsprachigen Schulen geschlossen. Im Jahr 2016 war nur eine ukrainischsprachige Schule in Betrieb. Formal ist das Erlernen der ukrainischen Sprache erlaubt, inoffiziell werden solche Versuche jedoch aktiv blockiert [13]
  • 2019. Die letzte deklarierte ukrainische Schule wurde neu formatiert ? und nach Angaben der Eltern wurden in der ?deklarierten“ ukrainischen Schule fast alle Facher auf Russisch unterrichtet [14]
  • 2022. Rede des Abgeordneten der Staatsduma 2022, Yevhenij Fedorov, vor dem Leiter des Wissenschaftsministeriums der Russischen Foderation uber die Grundung des Instituts zur Regulierung der ukrainischen Sprachstandards in Russland [15] . Russische Truppen in den vorubergehend besetzten Gebieten beschlagnahmten und zerstorten ukrainische Literatur und Lehrbucher zur Geschichte der Ukraine und zwangen die ortlichen Lehrer, den Bildungsprozess in den Schulen ausschließlich auf Russisch durchzufuhren. [16] Russische Truppen uben Druck auf Lehrer in den vorubergehend besetzten Bezirken Berdjansk, Melitopol und Genichesk aus. [17] Im Jahr 2022 richteten die russischen Besatzungsbehorden in den Regionen Cherson, Charkiw und Saporischschja sogenannte Lehrerumschulungslager ein, mit dem Ziel, sie auf ?russische Bildungsstandards“ zu bringen [18]
  • 2023. In den vorubergehend besetzten Gebieten der Ukraine entziehen die Russen ukrainische Bucher aus den Bestanden offentlicher Bibliotheken und Schulbibliotheken und verbrennen sie in Heizraumen [19] .

Russifizierung der Belarus

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Polozk, die alteste Stadt des Staates, in den Jahren 1812, 1912 und 2006. Die Folgen der Zerstorung der Baudenkmaler der Stadt

Die Russifizierung des Landes begann Ende des 18. Jahrhunderts und dauert bis heute unter dem Regime des prorussischen Prasidenten Aljaksandr Lukaschenka fortgesetzt. Insgesamt ist Belarus das Land, das von dieser Politik am starksten betroffen ist [20] .

  • 1772. Nach der Ersten Teilung Polens wurde ein Teil der belarussischen ethnischen Gebiete Teil des Russischen Reiches, woraufhin Katharinas II. ein Dekret unterzeichnete, dass alle Gouverneure der annektierten Gebiete Urteile, Dekrete und Befehle nur auf Russisch erlassen sollten. Auch die Konsolidierung der lokalen Bevolkerung begann: Etwa eine halbe Million zuvor freie Weißrussen gingen in den Besitz russischer Adliger uber [21] [22] [23]
  • 1773. Katharina II. unterzeichnet einen weiteren Erlass ?Uber die Errichtung ortlicher Gerichte“, der wiederum die obligatorische Verwendung der russischen Sprache vorsieht
  • Im Jahr 1787 erließ Katharina II. ein Dekret, wonach religiose Bucher im Russischen Reich nur in Verlagen gedruckt werden durften, die ausschließlich der Synode der Russisch-Orthodoxen Kirche unterstellt waren. Daher wurde die Tatigkeit griechisch-katholischer Druckereien verboten [24]
  • 1794. Alexander Suworow schlug den Ko?ciuszko-Aufstand nieder und erhielt als Belohnung 25.000 belarussische Leibeigene [25] .
  • 1795. Russland bestreitet offiziell die Existenz der belarussischen Nation und der unabhangigen belarussischen Sprache. Es kam zu Massenverhaftungen lokaler belarussischer Politiker und deren Ersetzung durch russische [26]
  • 1825. Nach der Machtubernahme Kaiser Nikolaus I wurde der Novemberaufstand von 1830?1831 niedergeschlagen [27]
  • 1831. Bildung eines Sonderausschusses, dessen Aufgabe darin bestand, ?die gesamte nordwestliche Region mit den inneren Provinzen Russlands gleichzusetzen“. Der Innenminister des Russischen Reiches, Pjotr     Walujew verfasste fur die genannte Kommission einen ?Sonderaufsatz uber Mittel zur Russifizierung des Nordwestterritoriums“. Es kam auch zu einer Massenauflosung griechisch-katholischer und Basilianischer Schulen, die die belarussische Sprache und Kultur begunstigten. Die Kontrolle uber die Bildung seitens der Russisch-Orthodoxen Kirche wurde gestarkt [28] [29] [30]
  • 1840. Im Jahr 1840 erließ Nikolaus I. ein Dekret, wonach es verboten war, die Worter ?Belarus“, ?Weißrussen“ in offiziellen Dokumenten zu verwenden. In der offiziellen Dokumentation erhielt das Land den Namen ?Nordwestterritorium“ (russisch. ?Северо-Западный край“) [31]
  • 1852. Mit der Auflosung der griechisch-katholischen Kirche begann die Massenvernichtung der belarussischen religiosen Literatur. Ja, Yosyp Semaschko war Zeuge der Verbrennung von 1.295 in belarussischen Kirchen gefundenen Buchern, zwei Jahre spater verkundete er stolz, dass weitere 2.000 Bande belarussischer Literatur auf seinen Befehl hin vernichtet worden seien [32]
  • 1864. Michail Murawjow-Wilenski , bekannt fur seine Misshandlungen gegen die belarussische Bevolkerung, wird Generalgouverneur der ?Nordwestregion“ [16]. Nachdem er den Januaraufstand niedergeschlagen hatte, widmete er der Bildung besondere Aufmerksamkeit, Murawjows Motto wurde bekannt: ?Was das russische Bajonett nicht vollendet hat, werden die russische Schule und Kirche zu Ende bringen“ [33] [30] [34]
  • 1900. Im Jahr 1900 stellte das Bildungsministerium des Russischen Reiches allen Schulen des Landes die folgende Aufgabe: ?Kinder verschiedener Nationalitaten erhalten eine rein russische Orientierung und bereiten sich auf die vollige Verschmelzung mit der russischen Nation vor.“ [35]
  • 1914. Das belarussische Volk wurde in den Resolutionen des Ersten Allrussischen Kongresses fur nationale Bildung nicht erwahnt, in denen eine große Anzahl von Volkern des Russischen Reiches aufgefuhrt wurde, deren Kindern Bildung in ihrer Muttersprache angeboten wurde. Im Allgemeinen erlaubten die Behorden des Russischen Reiches wahrend der gesamten Zeit seiner Herrschaft in Belarus nicht die Eroffnung einer einzigen belarussischen Schule [36]
  • 1929. Das Ende der Weißrusslandisierung, der Beginn massenhafter politischer Repressionen [37] [38]
  • 1930. In der UdSSR beginnt unter dem Vorwand des ?Kampfes gegen die Religion“ die Massenvernichtung einzigartiger Baudenkmaler. Auf Befehl der sowjetischen Behorden wurden die alten Kloster Witebsk, Orscha und Polozk zerstort [39] [40] [41]
  • 1937. Auf Befehl der Sowjetregierung wurden die meisten Vertreter der damaligen belarussischen Intelligenz erschossen [42] .
  • 1942. Janka Kupala , ein Klassiker der belarussischen Literatur, wurde in Moskau von sowjetischen Sonderdiensten getotet.
  • 1948. Eine Aktivistin der nationalen Befreiungsbewegung, Alesia Furs, wurde zu 25 Jahren Gefangnis verurteilt, weil sie das nationale Emblem Weißrusslands ?Pagonia“ trug [43] .
  • 1960. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht die Zerstorung von Baudenkmalern unter dem Deckmantel allgemeiner Plane zur Wiederherstellung und zum Wiederaufbau von Stadten weiter. Die großten Verluste an architektonischem Erbe erlitten die Weißrussen in den 1960er und 1970er Jahren [42] [44] .
  • 1995 Nach der Machtubernahme von Aljaksandr Lukaschenka wurden die Staatssymbole von Belarus ? die weiß-rot-weiße Flagge und das historische Wappen von Pagonya ? durch modifizierte sowjetische Symbole ersetzt und auch die Nationalhymne. Daruber hinaus erhielt die russische Sprache den Status der zweiten Staatssprache (die russische Sprache wird in allen Bildungseinrichtungen und Massenmedien verwendet), laut UNESCO ist die belarussische Sprache vom Verschwinden bedroht [45] .
  • Zaur Gasimov (Hrsg.): Kampf um Wort und Schrift. Russifizierung in Osteuropa im 19.-20. Jahrhundert. Gottingen 2012.
  • Michael H. Haltzel: Der Abbau der deutschen standischen Selbstverwaltung in den Ostseeprovinzen Russlands. Ein Beitrag zur Geschichte der russischen Unifizierungspolitik 1855?1905. Marburg 1977.
  • Gert von Pistohlkors : Ritterschaftliche Reformpolitik zwischen Russifizierung und Revolution: historische Studien zum Problem der politischen Selbsteinschaetzung der deutschen Oberschicht in den Ostseeprovinzen Rußlands im Krisenjahr 1905. (= Gottinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft. Band 48). Musterschmidt, Gottingen/ Frankfurt am Main/ Zurich 1978, ISBN 3-7881-1050-3 .
  • Darius Staliunas: Making Russians. Meaning and Practice of Russification in Lithuania and Belarus After 1863. Rodopi, Amsterdam 2007, ISBN 978-90-420-2267-6 .
  • Edward C. Thaden (Hrsg.): Russification in the Baltic Provinces and Finland, 1855?1914. Princeton University Press, Princeton 1981, ISBN 0-691-05314-6 .
  • Theodore R. Weeks: Nation and state in late Imperial Russia: nationalism and Russification on the western frontier, 1863?1914. Northern Illinois University Press, DeKalb 1996, ISBN 0-87580-216-8 .
  • Theodore R. Weeks: Russifizierung / Sowjetisierung. In: Europaische Geschichte Online . hrsg. vom Institut fur Europaische Geschichte (Mainz) . 2011, Zugriff am: 11. November 2011.
  • Paul Robert Magocsi: A History of Ukraine . University of Toronto Press, Toronto 1996, ISBN 0-8020-0830-5 , S. 369?370. (contain a translation)
  • Ulrich Hofmeister: Civilization and Russification in Tsarist Central Asia, 1860?1917 . In: Journal of World History 27/3 (2016), S. 411?442.
Wiktionary: Russifizierung  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Ralph Tuchtenhagen : Geschichte der baltischen Lander. C.H. Beck, Munchen 2005.
  2. Zum Prozess der Sowjetisierung/Russifizierung siehe Andreas Kossert : Ostpreußen: Geschichte und Mythos . Siedler, Munchen 2005, ISBN 3-88680-808-4 , S. 331?348.
  3. Wolf-Dieter Seiwert (Hrsg.): Die Saami. Indigenes Volk am Anfang Europas. Deutsch-Russisches Zentrum, Leipzig 2000.
  4. Fred Scholz: Nomadismus ist tot. In: Geographische Rundschau. Heft 5, 1999, S. 248?255.
  5. Як боролися з укра?нською мовою: хронолог?я под?й ( Memento vom 12. November 2013 im Internet Archive ), auf narodna.pravda.com.ua
  6. Тернистий шлях укра?нства , auf litopys.org.ua
  7. XVII ст ( Memento vom 27. Oktober 2020 im Internet Archive ), auf movahistory.org.ua
  8. XIVЯК МОСКВА ЗНИЩИЛА ВОЛЮ ДРУКУ КИ?ВО-ПЕЧЕРСЬКО? ЛАВРИ
  9. Собственноручное наставление Екатерины II князю Вяземскому при вступлении им в должность генерал-прокурора (1764 года)
  10. ВАЛУ?ВСЬКИЙ ЦИРКУЛЯР
  11. Юв?лей Т.Г. Шевченка ? студентськ? заворушення в Ки?в? 100 рок?в тому
  12. Школы "ДНР": как изучают украинскую историю и язык? ( Memento vom 8. Mai 2022 im Internet Archive ), auf bbc.com
  13. Искоренить идентичность: как из крымских школ выдавливают украинский язык ( Memento vom 9. Mai 2022 im Internet Archive ), auf ru.krymr.com
  14. В Крыму не осталось ни одной школы с обучением на украинском языке ? правозащитники ( Memento vom 9. Mai 2022 im Internet Archive ), auf ru.krymr.com
  15. Л?нгвоцидна стратег?я Кремля: у Рос?? хочуть ≪регулювати норми укра?нсько? мови≫ аж до злиття
  16. Рос?яни хочуть скасувати укра?нську мову, л?тературу та ?стор?ю у школах п?д окупац??ю ( Memento vom 4. April 2022 im Internet Archive ), auf life.pravda.com.ua
  17. ≪Змушують вчити рос?йською≫. На п?вдн? Укра?ни в?йськов? РФ полюють на осв?тян ( Memento vom 5. April 2022 im Internet Archive ), auf radiosvoboda.org
  18. В Мел?топол? окупанти нищать книги з ?стор?? Укра?ни
  19. Окупанти спалюють на ТОТ укра?нськ? книги в котельнях
  20. Дашкев?ч З. ≪Беларусь па?стала, ? цяпер беларусы сам? пад акупацыяй≫ , Новы час , 25 лютага 2022 г.
  21. Арло? У. Кра?на Беларусь. Вял?кае Княства Л?то?скае. ? KALLIGRAM, 2012. С. 330.
  22. Г?старычны шлях беларускай нацы? ? дзяржавы. ? Менск , 2005. С. 39.
  23. Дакументы ? матэрыялы па г?сторы? Беларус?. Т. 2. ? Менск, 1940.
  24. Ф?латава А. Нацыянальнае пытанне ? пал?тыка царскага ?раду ? Беларус? (канец XVIII ? першая палова ХIХ ст.) ( Memento vom 2. Januar 2023 im Internet Archive ) // Беларуск? Г?старычны Агляд. Т. 7, Сш. 1, 2000.
  25. Швед В. Эвалюцыя расейскай урадавай пал?тык? адносна земля? Беларус? (1772?1863 г.) ( Memento vom 20. Oktober 2015 im Internet Archive ) // Г?старычны Альманах . Том 7, 2002.
  26. Крыжано?ск? М. Жывая крын?ца ты, родная мова ( Memento vom 15. August 2009 im Internet Archive ) // Народная Воля . № 65?66, 1 тра?ня 2008 г.
  27. Миллер А. И. Планы властей по усилению русского ассимиляторского потенциала в Западном крае // ≪Украинский вопрос≫ в политике властей и русском общественном мнении (вторая половина XIХ века). ? СПб: Алетейя, 2000.
  28. Арло? У. Як беларусы змагал?ся супраць расейскага панавання? // 100 пытання? ? адказа? з г?сторы? Беларус?. ? Менск , 1993. С. 51?52.
  29. Арло? У. Дзесяць вяко? беларускай г?сторы? (862―1918): Падзе?. Даты. ?люстрацы?. / У. Арло?, Г. Саганов?ч. ― В?льня: ≪Наша Будучыня≫, 1999.
  30. a b Г?сторыя Беларус? (у кантэксце сусветных цыв?л?зацый). ? Менск , 2005. С. 237.
  31. Г?сторыя Беларус? (у кантэксце сусветных цыв?л?зацый). ? Менск , 2005. С. 228.
  32. Калубов?ч А. Мова ? г?сторы? беларускага п?сьменства. Клы?лэнд, 1978. pawet.net
  33. У менск?м правасла?ным храме мал?л?ся за Мура?ёва-вешальн?ка ? упершыню за сто гадо? , Радыё Свабода , 23 л?стапада 2016 г.
  34. Г?сторыя Беларус? (у кантэксце сусветных цыв?л?зацый). ? Менск , 2005. С. 291.
  35. Арло? У. Кра?на Беларусь. Вял?кае Княства Л?то?скае. ? KALLIGRAM, 2012. С. 327.
  36. Лыч Л. Рус?ф?кацыя: царская, савецкая, прэз?дэнцкая . ? Льво?, 2010. С. 19.
  37. Катлярчук А. Прадмова да ≪л?то?скага≫ нумару ( Memento vom 2. Dezember 2009 im Internet Archive ) // Arche № 9, 2009.
  38. Марако? Л.У. Рэпрэсаваныя л?таратары, навуко?цы, работн?к? асветы, грамадск?я ? культурныя дзеячы Беларус?, 1794?1991. Энц. даведн?к. У 10 т. Т. 1. ? Мн:, 2003. ISBN 985-6374-04-9 .
  39. Пацюпа Ю. Занядбаная старонка правап?су: прапановы п?саньня прыназо?н?ка у/? перад словам?, што пачынаюцца з галоснай ( Memento vom 20. Oktober 2015 im Internet Archive ) // Arche . № 6 (29), 2003.
  40. Бекус Н. Тэрап?я альтэрнатывай, або Беларусь, уя?леная ?накш ( Memento vom 20. Oktober 2015 im Internet Archive ) // Arche . № 2 (31), 2004.
  41. Кл?мчук Ф. Старада?няя п?сьменнасць ? палеск?я гаворк? // Беларуская л?нгв?стыка. Вып. 50., 2001. С. 19?24.
  42. Нельга заб?(ы)ць
  43. Памерла беларуская патрыётка Алеся Фурс. У маладосц? яна атрымала 25 гадо? лагера за "Пагоню"281 ( Memento vom 5. September 2017 im Internet Archive )
  44. Касперович Л. Местные бабушки плакали: "Оставьте нам церковь". Деревянные храмы Беларуси, которые нужно увидеть ( Memento vom 13. Marz 2018 im Internet Archive ), TUT.BY , 12 сакав?ка 2018 г.
  45. Сяргей Навумчык|Навумчык С. Дзевяноста пяты . ? Радыё Свабода, 2015. С. 10.