Ruggero Leoncavallo
Ruggero Leoncavallo
(*
23. April
1857
in
Neapel
; †
9. August
1919
in
Montecatini Terme
) war ein
italienischer Komponist
und
Librettist
. Er wurde weltbekannt durch seine
veristische
Oper
Pagliacci
(
Der Bajazzo
).
Ruggero Leoncavallo am 8. Dezember 1905 bei der Aufnahme fur
Welte-Mignon
Leoncavallo wurde als Sohn eines Richters in Neapel geboren und lebte als Kind mit seiner Familie einige Jahre im
kalabrischen
Ort
Montalto Uffugo
. Nachdem sein Vater als Richter wieder nach Neapel versetzt worden war, kehrte die Familie dorthin zuruck. Mit acht Jahren wurde er als externer Schuler am
Conservatorio San Pietro a Majella
eingeschrieben. Seine Lehrer waren der Pianist Benjamino Cesi (1845?1907), in Harmonielehre Michele Ruta, so wie in Komposition
Paolo Serrao
und
Lauro Rossi
.
[1]
Von 1882 bis 1886 lebte er in Paris, wo die sinfonische Dichtung
La nuit de mai
entstand. Nach einigen Jahren als Lehrer und erfolglosen Versuchen, mehrere Opern auf die Buhne zu bringen, erlebte er 1890 den großen Erfolg von
Pietro Mascagnis
Oper
Cavalleria rusticana
mit. Daraufhin komponierte er seine eigene
Verismo
-Oper,
Pagliacci
, deren Handlung auf einen Mordfall zuruckgeht, den er in Kalabrien miterlebt hatte. Sie wurde 1892 in Mailand uraufgefuhrt und war ein sofortiger Erfolg; es ist sein einziges Werk, das noch heute Teil des Standard-Opernrepertoires ist.
Im folgenden Jahr wurde auch seine Oper
I Medici
in Mailand produziert, doch erlangten weder diese noch
Chatterton
(1896) ? beides Opern aus seinem Fruhwerk ? die Gunst des Publikums, was ihm erst wieder mit der Auffuhrung von
La Boheme
in Venedig 1897 gelang. Zwei Tenor-Arien aus dieser Oper werden gelegentlich noch gesungen, insbesondere in Italien. Weitere Opern waren
Zaza
(1900),
Der Roland von Berlin
(1904) und
Zingari
(
Zigeuner
, 1912), die aber (bis auf die Bariton-Arie aus
Zaza
) nicht mehr aufgefuhrt werden. Die Oper
Der Roland von Berlin
(
Il Rolando di Berlino
) schrieb Leoncavallo im Auftrag des Deutschen Kaisers, sie wurde in Berlin uraufgefuhrt.
Leoncavallo wird von vielen als der großte italienische
Librettist
seiner Zeit nach
Arrigo Boito
angesehen.
Ruggero Leoncavallo mit seiner Gattin im Garten seiner Villa am Lago Maggiore
Am 8. April 1904 spielte er fur die
Gramophone & Typewriter Ltd.
seine eigens zu diesem Zweck komponierte
Mattinata
ein, wobei er
Enrico Caruso
, der bald zum bedeutendsten Interpreten des Canio aus
Pagliacci
werden sollte, auf dem Klavier begleitete. Am 8. Dezember 1905 spielte er fur das
Reproduktionsklavier
Welte-Mignon
als Pianist sechs eigene Stucke auf
Klavierrolle
ein.
[2]
Nach seinem Tod 1919 wurde Leoncavallo zunachst in Florenz beigesetzt. Heute befindet sich seine Grabstatte unter dem Portikus der Kirche Madonna di Ponte in
Brissago
(Schweiz). In Brissago besteht auch das seinem Leben und Werk gewidmete Museo Ruggero Leoncavallo.
[3]
Große Teile von Leoncavallos kunstlerischem Nachlass werden im
Fondo Leoncavallo
in Locarno aufbewahrt.
Leoncavallo, Zaza, Mailand 1909
- Pagliacci
,
Libretto: Ruggero Leoncavallo
,
Urauffuhrung am 21. Mai 1892 im
Teatro Dal Verme
in Mailand
- I Medici
,
Libretto: Ruggero Leoncavallo, Urauffuhrung am 6. November 1893 im Teatro Dal Verme in Mailand. Die Oper spielt am Hof
Lorenzo de Medicis
in Florenz.
- Chatterton,
Libretto: Ruggero Leoncavallo, Urauffuhrung am 10. Marz 1896 im
Teatro Argentina
in Rom. Die Oper ist eine freie Adaption der Lebensgeschichte des englischen Dichters
Thomas Chatterton
.
- La Boheme
,
Libretto: Ruggero Leoncavallo, Urauffuhrung am 6. Mai 1897 im
Teatro La Fenice
in Venedig. Die Oper basiert auf dem Roman
Les scenes de la vie de boheme
von
Henri Murger
.
- Zaza
,
Libretto: Ruggero Leoncavallo, Urauffuhrung am 6. Mai 1897 im Teatro La Fenice. ? Die Oper basiert auf dem gleichnamigen Schauspiel von
Pierre Berton
(1842?1912) und
Charles Simon
(1850?1910): Urauffuhrung am 10. November 1900,
Teatro Lirico
in Mailand (Zaza:
Rosina Storchio
; Dirigat:
Arturo Toscanini
).
[5]
- Der Roland von Berlin
,
Libretto: Ruggero Leoncavallo, Urauffuhrung am 13. Dezember 1904 in der
Berliner Staatsoper
. Die Oper basiert auf dem gleichnamigen historischen Roman von
Willibald Alexis
aus dem Jahr 1840.
- Maia,
Libretto:
Paul de Choudens
, Urauffuhrung am 15. Januar 1910 im
Teatro Costanzi
in Rom. Dirigent der Urauffuhrung war
Pietro Mascagni
.
- Zingari,
Libretto: Enrico Cavacchioli (1885?1955) und Guglielmo Emanuel (1879?1965). Urauffuhrung am 16. September 1912 im Hippodrome in London. Die Oper basiert auf der Verserzahlung
Die Zigeuner
(1825/1827) von
Alexander Puschkin
.
- Mimi Pinson, Urauffuhrung 1913 im Teatro Massimo in Palermo. Das Werk ist eine Bearbeitung seiner Oper
La Boheme
.
- (Goffredo) Mameli,
Libretto: Ruggero Leoncavallo und Gultiero Belvederi, Urauffuhrung am 27. April 1916 im Teatro Carlo Felice in Genua.
- Edipo Re,
Libretto:
Giovacchino Forzano
, Urauffuhrung
postum
am 13. Dezember 1920 im L in Chicago. Das Werk wurde wahrscheinlich von Giovanni Pennacchio (1878?1978) vollendet und instrumentiert. Es beruht auf der Tragodie
Konig Odipus
von
Sophokles
.
- La jeunesse de Figaro
(Nach
Konrad Dryden
wurde das Werk nie vollendet.
[6]
)
- Malbruk,
Libretto:
Angelo Nessi
, Urauffuhrung am 20. Januar 1910 im Teatro Nazionale in Rom. Die Handlung beruht auf einer Novelle aus dem
Decamerone
von
Giovanni Boccaccio
. Dirigent der Urauffuhrung: Pompeo Ricchieri. Besetzung der Urauffuhrung: Elodia Maresca (Alba), Ferruccio Corradetti (Malbruk), Giuseppe Pasquini (Arnolfo)
- La reginetta delle rose
, Libretto: Giovacchino Forzano, Urauffuhrung am 24. Juni 1912 im Teatro Costanzi in Rom, deutsche Erstauffuhrung
Theater Erfurt
2008
- Are you There?
Libretto: Albert de Courville, Edgar Wallace. Urauffuhrung am 1. November 1913 im
Prince of Wales Theatre
London.
- La candidata,
Libretto: Giovacchino Forzano, Urauffuhrung am 6. Februar 1913 im Teatro Nazionale in Rom.
- Prestami tua moglie,
Libretto: Edmondo Corradi (1873?1931), Urauffuhrung am 2. Dezember 1916 im
Teatro del Casino
in
Montecatini Terme
.
- A chi la giarrettiera?
Libretto: Edmondo Corradi, Urauffuhrung 1919 im
Teatro del Casino
in Montecatini Terme. Personen: Tilde (Sopran), Adriano (Tenor), Raimondetta (Sopran), Leopoldo (Bass), Celestino (Tenor), Eulalia (Sopran), Viscount Faucon (Bariton). Ort und Zeit der Handlung: Paris, 1918 (damals: Gegenwart)
- Il primo bacio,
Libretto: Luigi Bonelli, Urauffuhrung postum am 29. April 1923 im
Teatro del Casino
in Montecatini Terme.
- La maschera nuda,
Libretto: Fernando Poilieri und Luigi Bonelli, Urauffuhrung postum 1925
- Konrad Dryden:
Ruggero Leoncavallo. Life and Works.
Scarecrow Press, Plymouth, Lanham, Md., Toronto 2007,
ISBN 978-0-8108-5873-2
.
- Eva Frassi:
Ruggero Leoncavallo e il suo soggiorno a Brissago.
In: Bollettino della Societa Storica Locarnese, Band 24, Tipografia Pedrazzini Locarno 2020, S. 61?77.
- Jurgen Maehder
:
Ruggero Leoncavallo nel suo tempo
, Atti del Io Convegno Internazionale di Studi su Leoncavallo a Locarno 1991 (Hrsg.) Jurgen Maehder/Lorenza Guiot, Sonzogno, Mailand 1993.
- Massimo Zicari:
Ruggero Leoncavallo
.
In:
Andreas Kotte
(Hrsg.):
Theaterlexikon der Schweiz
? Dizionario Teatrale Svizzero.
Band 2, Chronos, Zurich 2005,
ISBN 3-0340-0715-9
, S. 1098 f. (italienisch)
- ↑
Konrad Dryden:
Ruggero Leoncavallo. Life and Works
. Scarecrow Press, Plymout/ Lanham, Md./Toronto 2007,
ISBN 978-0-8108-5873-2
,
S.
1
ff
. (englisch).
- ↑
Gerhard Dangel und Hans-W. Schmitz:
Welte-Mignon
-Reproduktionen / Welte-Mignon Reproductions. Gesamtkatalog der Aufnahmen fur das Welte-Mignon Reproduktions-Piano 1905?1932 / Complete Library Of Recordings For The Welte-Mignon Reproducing Piano 1905?1932
. Stuttgart 2006.
ISBN 3-00-017110-X
. S. 49, S. 518
- ↑
Museum Ruggero Leoncavallo
- ↑
Das von Leoncavallo nur in Fragmenten uberlieferte Requiem konnte von
Jozsef Acs
nach umfangreichem Studium aller Werke fast vollstandig rekonstruiert werden. Er hat es im Musikverlag musica-con-spirito-edition herausgegeben. Die Urauffuhrung fang im Jahre 2009 in Brissago/Schweiz statt, wo Leoncavallo viele Jahre seines Lebens gewirkt hat.
- ↑
Vermischtes.
In:
Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung mit musikalischen Beilagen
, Jahrgang 1900, Heft 19, 22. November 1900 (XXVII. Jahrgang), S. 216, Spalte 2. (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/dmz
- ↑
Konrad Dryden:
Ruggero Leoncavallo. Life and Works
. Scarecrow Press,, Plymouth/Lanham, Md./Toronto 2007,
ISBN 978-0-8108-5873-2
,
S.
98
ff
. (englisch).