Roy Andersson
(*
31. Marz
1943
in
Goteborg
) ist ein
schwedischer
Filmregisseur
und
Drehbuchautor
.
Roy Andersson studierte zunachst
Literaturgeschichte
und
Philosophie
, ehe er ab 1967 die Hochschule des
Schwedischen Filminstituts
besuchte. 1968 wirkte er als Koregisseur an
Bo Widerbergs
Arbeiterfilm
Adalen 31
(1969) mit. Der Durchbruch als Regisseur stellte sich fur Andersson mit seinem ersten eigenen Spielfilm
Eine schwedische Liebesgeschichte
(1970) ein, fur den er auch das Drehbuch verfasste. Die Geschichte um zwei Teenager, die ihre erste Liebe erleben, feierte Premiere auf den
vorzeitig beendeten Filmfestspielen von Berlin
und gewann spater mehrere Preise wie den
Guldbagge
als
bester schwedischer Film
. An diesen Kritiker- und Publikumserfolg konnte Andersson mit seiner folgenden tiefschwarzen Gesellschaftssatire
Giliap
(1975) mit
Thommy Berggren
in der Titelrolle nicht anknupfen.
[1]
Nach dem finanziellen Misserfolg dieser absurden
Slapstick
-Komodie uber ausgebeutete Angestellte eines heruntergekommenen Hotels zog er sich vom Spielfilm zuruck und fuhrte in den nachsten Jahrzehnten nur noch bei einigen Kurzfilmen Regie (
Nagonting har hant
, 1987;
World of Glory
, 1991), um sich stattdessen in der Werbebranche zu etablieren, wo er in zweieinhalb Jahrzehnten mehr als 300
Werbespots
realisierte und achtmal mit dem
Goldenen Lowen von Cannes
ausgezeichnet wurde. Zu einem Skandal geriet dabei 1993 der ursprunglich sechs Jahre zuvor von der schwedischen Gesundheitsbehorde in Auftrag gegebene
AIDS
-Aufklarungsfilm
Nagonting har hant (Something Has Happened)
, der den
HI-Virus
auf geheime Laborversuche in den
USA
zuruckfuhrte.
[2]
[3]
Erfolg im Kino stellte sich fur Andersson erst wieder mit seinem dritten Spielfilm
Songs from the Second Floor
(2000) ein, wobei dieser den personlichen Stil Anderssons gefestigt hat. Der Film ist unter anderem gepragt von langen
Einstellungen
, absurder Komik,
Grotesken
, dem Karikieren der schwedischen Kultur und
antikapitalistischer
Thematik. Der Film bildete den Auftakt zu Anderssons Trilogie uber das menschliche Wesen (schwedisch: ?Du levande-trilogin“),
[1]
die mit
Das jungste Gewitter
(2007) fortgesetzt und mit
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt uber das Leben nach
(2014) beendet wurde. Die beiden ersten Teile wurden in Schweden erneut mit dem
Guldbagge
als bester Film des Jahres sowie mit dem Regie- und Drehbuchpreis ausgezeichnet. Fur den letzten Teil
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt uber das Leben nach
gewann Andersson bei den
Filmfestspielen von Venedig
den
Goldenen Lowen
, sein bis dahin großter internationaler Erfolg. Der Film wurde daruber hinaus fur sieben
Guldbagges
nominiert und mit dem
Europaischen Filmpreis
fur die
beste Filmkomodie
ausgezeichnet.
2019 stellte Andersson mit
Uber die Unendlichkeit
seinen sechsten Spielfilm fertig, der abermals in den Wettbewerb des
Filmfestivals von Venedig
eingeladen und mit dem Silbernen Lowen fur die beste Regie ausgezeichnet wurde.
- 1970:
Eine schwedische Liebesgeschichte
(
En karlekshistoria
); Drehbuch, Regie
- 1975:
Giliap
; Drehbuch, Regie, Schnitt
- 1987: Something Has Happened (
Nagonting har hant
, Kurzfilm, erst 1993 veroffentlicht); Drehbuch, Regie, Schnitt
- 1991: World of Glory (
Harlig ar jorden
, Kurzfilm); Drehbuch, Regie
- 2000:
Songs from the Second Floor
(
Sanger fran andra vaningen
); Drehbuch, Regie, Schnitt, Produzent
- 2007:
Das jungste Gewitter
(
Du levande
); Drehbuch, Regie
- 2014:
Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt uber das Leben nach
(
En duva satt pa en gren och funderade pa tillvaron
); Drehbuch, Regie
- 2019:
Uber die Unendlichkeit
(Om det oandliga)
; Drehbuch, Regie
- Fabienne Liptay (Hrsg.):
Roy Andersson
(= Film-Konzepte, Bd. 60). Munchen: edition text+kritik 2021.
- ↑
a
b
Marten Blomkvist:
Roy Andersson
, sfi.se, 2014 (Biografie, schwedisch), abgerufen am 14. November 2015.
- ↑
Collin McMahon:
Retrospective ? Roy Andersson.
filmfest-muenchen.de,
abgerufen am 14. November 2015
.
- ↑
Nagonting har hant
(1987)
? Release Info, abgerufen am 14. November 2015.
- ↑
Eigensinnig - Zum 2. Mal: Leninpreis
; neues-deutschland.de, 5. Januar 2010
, zuletzt abgerufen am 14. November 2015.