Der Begriff
Romanik
(auch:
romanischer
/
vorgotischer Stil
) beschreibt die kunstgeschichtliche Epoche in der europaischen mittelalterlichen Kunst zwischen der
Vorromanik
und der nachfolgenden
Gotik
in Malerei,
Bildhauerkunst
und Architektur. Die romanische Architektur beginnt etwa um 950/960 und tritt in ganz Europa auf. Sie wird in Frankreich ab den 1140er Jahren von der Gotik abgelost, nordlich der Alpen sowie in Spanien und Italien jedoch erst im Lauf des 13. Jahrhunderts. Regionale Auspragungen der italienischen Romanik werden teilweise auch als
Protorenaissance
bezeichnet. Uber die Normandie gelangten im 11. Jahrhundert romanische Bauformen als
Norman Style
auf die britischen Inseln und losten die dortige vorromanische
angelsachsische Architektur
ab. Die Romanik gilt als erste große gesamteuropaische Kunstepoche seit dem
Untergang Roms
im 5. Jahrhundert und damit dem Ende der Antike. Als typische Erkennungsmerkmale romanischer Bauten gelten
Rundbogen
,
Rundbogenfenster
, Saulen mit blockartigen Kapitellen und Wande mit betont wuchtigen Steinmassen. Grundrisse und Baukorper folgen einfachen geometrischen Formen.
[1]
Die Bezeichnung
art roman
(?romanische Kunst“, in Lautabwandlung von
rom
ai
n
? ?romisch“) wurde erstmals im Jahre 1818 von dem franzosischen Gelehrten
Charles de Gerville
(1769?1853) fur den Rundbogenstil bzw. Gewolbe vor den Rippengewolben verwendet
[2]
und bereits 1819 in England von
William Gunn
(
engl.
: ?romanesque“) eingesetzt.
[3]
Der Begriff wurde als Hinweis auf die Verwandtschaft zur
romischen Architektur
gewahlt, von der Rundbogen, Pfeiler, Saulen und Gewolbebau ubernommen waren. Er ist analog zum Begriff der ?
romanischen Sprachen
“ gebildet, der die im Mittelalter aus der romisch-lateinischen Sprache hervorgehenden Volkssprachen bezeichnet.
Der Romanik gingen die als
Vorromanik
zusammengefassten Stilepochen voraus. Diese waren aber regional recht unterschiedlich. Darunter fallen die
byzantinisch
gepragte
Spatantike
(
byzantinische Architektur
), die Baustile der
Ostgoten
und der
Westgoten
(
westgotische Architektur
) sowie der
Langobarden
. In deren Anschluss bildete sich in Westeuropa das
Frankische Reich
heraus, dessen Stilepochen nach den Herrscherdynastien in eine
merowingische
und eine
karolingische
(
Karolingische Renaissance
) getrennt werden. Zeitgleiche regionale Auspragungen gab es in
Asturien
und in Teilen
Kroatiens
. Die Jahrzehnte um das Jahr 900 haben nur wenige kleine Steinbauten und archaologische Spuren hinterlassen, da die Zeit von den Einfallen der
Normannen
an Kusten und schiffbaren Flussen und denen der
Madjaren
(
Ungarnsturm
) aus dem Osten gepragt war.
Nach dem Niedergang der Karolinger und der Teilung des Reiches bluhten im
Ostfrankischen Reich
Kunst und Architektur erst wieder auf, als die seit 919 regierenden
Ottonenkaiser
in der zweiten Halfte des 10. Jahrhunderts politisch erstarkten. In ihren Stammgebieten entwickeln sich die nordostlichen Kunstzentren (
Magdeburg
und
Hildesheim
). Treibende Kraft fur Bautatigkeit und Kunstproduktion der
Ottonischen Renaissance
, mit der die Romanik beginnt, werden nun die Kloster. Der epochalen Eigenstandigkeit der ottonischen Kunst entspricht in den meisten ubrigen europaischen Landern keine eigene Stilstufe. In Italien entwickelte die
Lombardei
eine nach Nord
spanien
und punktuell uber die Alpen nach Norden wirkende Strahlkraft. Eine der Leistungen der
lombardischen Praromanik
war die Wiederbelebung und Weiterentwicklung des
Backsteinbaus
. In
Frankreich
setzt man den Beginn der ersten Phase der Romanik nach dem Machtantritt der
Kapetinger
(971) um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert an. Damit begann dort eine Entwicklung, die schließlich zur Gotik hinfuhrte.
Unter den
Salischen Kaisern
begann am Ende der 1060er Jahre die zweite Phase der Romanik.
[4]
In Deutschland wird sie als Hochromanik bezeichnet, in Norditalien als
Lombardische Romanik
. In
Polen
begann die Romanik mit der Kronung von
Kasimir I.
dem Erneuerer, im Jahre 1038. Mit der Errichtung der
Kreuzfahrerstaaten
erreichte die Romanik aber auch die
Levante
.
Mit der Errichtung des
Chors
der
Abteikirche (heute Kathedrale) von Saint-Denis
1140 bis 1144 begann die
Gotik
in Frankreich, in Deutschland hingegen erst um 1180 (gotischer Umbau des
Limburger Doms
) bzw. 1209 (Neubau des
Magdeburger Doms
). Die zwischen diesen Jahren und auch noch danach errichteten romanischen Bauwerke in Italien, Deutschland und anderen Landern werden der Spatromanik zugerechnet.
Der Stilwechsel fiel ostlich der
Maas
in eine Zeit intensiver Bautatigkeit. Dadurch weisen zahlreiche Bauwerke sowohl romanische als auch gotische Stilelemente auf. Fur entsprechende Kirchenbauten im Rheinland, die noch bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden, ist der Begriff
Rheinischer Ubergangsstil
eingefuhrt; eine Gruppe niederlandischer Bauten zwischen Niederrhein und Friesland wird dort als
Romanogotik
klassifiziert.
Typisch fur die romanische
Baukunst
sind Rundbogen und dicke, festungsartige Mauern (besonders in den
Westbauten
) mit kleinen Fenstern. Die Kirchenraume sind oft noch mit offenen Dachstuhlen oder flachen Holzdecken geschlossen, spater werden immer weiter gespannte
Tonnen-
oder
Kreuzgratgewolbe
gebaut. Die
Kapitelle
, auch wenn sie vegetabil oder figurlich ausgestaltet sind, bleiben doch blockhaft kompakt. Ihre Grundform ist oft das
Wurfelkapitell
.
In einigen romanischen Bauwerken finden sich
Spolien
, wiederverwendete Materialien aus antiken Bauten. Das reicht von einfachen Mauersteinen und Mauerziegeln bis zu erlesenen Bauteilen wie Kapitellen oder Saulen. Manche stammen aus romischen Ruinen der Umgebung. Insbesondere Saulen wurden auch von weit her importiert.
Schon in der Spatantike hatte man die
Bauform der Basilika
, die vor dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion ein
Profanbau
war, fur Kirchenbauten verwendet. In der Romanik wurde dieser Bautyp weiterentwickelt. Das
Querschiff
, in der Spatantike nicht langer als das dreischiffige
Langhaus
breit und von diesem durch einen
Triumphbogen
getrennt, wurde nun mit dem
Mittelschiff
durch die
Vierung
verbunden, in der beide sich kreuzten. Die Querschiffsarme ließ man nun gerne seitlich uber die Seitenschiffe hinausragen, wodurch der Grundriss des Gebaudes die Form eines
lateinischen Kreuzes
bekam.
Zwischen Vierung und Hauptapsis, bzw. bei Kirchen ohne Querhaus zwischen Kirchenschiff und Hauptapsis, wurde ein Chorjoch eingefugt. Dessen (zumeist westliche) Begrenzung zu den ubrigen Kirchenraumen wurde nun als Triumphbogen ausgefuhrt.
Die Vierung ließ man oft als Turm uber die Dacher von Hauptschiff und Querschiff hinaus ragen, mit Fenstern im Turmgeschoss und einer Kuppel als Decke.
Auch einige einschiffige Kirchen wurden mit Querschiff und Vierung ausgestattet, sie bekamen so einen deutlicher kreuzformigen Grundriss.
Der Kirchenbau, ob mit einfachem Grundriss oder auch mit Langhaus, Querhaus und Chor konnte statt als Basilika (mit in der Hohe gestaffelten Kirchenschiffen) auch mit gleich hohen Schiffen als
Hallenkirche
ausgebildet werden.
Eine andere Entwicklung mit teilweise ahnlichem Ergebnis waren
Emporenbasilika
und Emporenhalle: Ahnlich wie es als Zentralbau schon in der
Pfalzkapelle zu Aachen
gebaut worden war, konnten uber den Decken der Seitenschiffe weitere Raume angelegt werden, ebenfalls durch
Arkaden
zum Mittelschiff hin offen. In weniger großen romanischen Kirchen konnten Emporen der Trennung sozial unterschiedlicher Gruppen dienen. In den ganz großen dienten sie eher der
Statik
, dem Raumklima und der Demonstration von Reichtum.
Im Abendland blieb der
Longitudinalbau
ein Standardtypus der Sakralarchitektur. Daneben gab es auch den
Zentralbau
. Er konnte aus einem einzigen runden oder
polygonalen
Raum bestehen, oder aus einem zumeist hoheren Zentralraum und einem niedrigeren oder auch durch
Emporen
mehrgeschossigen Umgang. Als Zentralbau, in der Romanik vorzugsweise achteckig, errichtete man gerne
Baptisterien
(vor allem in Italien),
Burgkapellen
und Grabkapellen, sowie
Heilig-Grab-Kirchen
. Ein reprasentatives Beispiel findet man mit der
Abteikirche Ottmarsheim
im
Elsass
.
Das Wichtigste am Innenraum mittelalterlicher Kirchen war die Umgebung des Hauptaltars im Osten. In fruhchristlichen Basiliken hatte die Apsis mit dem Altar direkt an das Querschiff angeschlossen. In romanischen Basiliken setzte man vor die Apsis einen zusatzlichen Raum, der zusammen mit dieser den
Chor (-Raum)
bildete. Hier nahmen die
Kanoniker
oder
Monche
an der Liturgie teil. Die gleichbleibenden Texte der
Heiligen Messe
wurden von ihnen ?im
Chor
“ gesungen. (Gemeindegesang kam auch in der
katholischen Kirche
erst mit der
Reformation
auf.). In Kirchen ohne Querschiff konnte der Chor durch einen (Triumph-)Bogen vom ubrigen Schiff getrennt sein. Bei einem abgegrenzten Altarraum konnte auf eine halbrunde Apsis verzichtet werden. Andererseits bekamen manche Kirchen Nebenapsiden an den
Querhausarmen
, oder zusatzlich zu dem Chor im Osten einen im Westen. Der Fußboden des Chors lag oft hoher als der des Kirchenschiffs. Der Raum darunter, die durchweg mit gemauertem Deckengewolbe versehene
Krypta
, war Bestattungsort fur Heilige und Wurdentrager.
Im landlichen Bereich wurde mancherorts auch zunachst nur eine kleine Kapelle als Witterungsschutz fur Altar und Geistlichen errichtet, an die dann spater ein Kirchenschiff fur die Gemeinde angebaut wurde.
[5]
Wie weiter oben erwahnt, gelten als typische Kennzeichen romanischer Kirchen
Tonnengewolbe
, vor allem in Frankreich, und
Kreuzgratgewolbe
, besonders in Deutschland, naturlich jeweils mit rundbogigem Querschnitt. Tatsachlich weisen zwar romanische Krypten in der Regel Kreuzgratgewolbe auf, aber romanische Kirchenschiffe oft nicht. Uber Seitenschiffen romanischer Basiliken kommen Kreuzgratgewolbe immerhin haufig vor, uber Mittelschiffen sind sie geradezu selten. Wegen ihres starken Seiten
schubes
bereiten Rundbogengewolbe in großer Hohe
statische
Probleme. Vielfach hat man es bei einer flachen Holzdecke oder einem offenen
Dachstuhl
belassen. Das Mittelschiff des
Doms zu Speyer
ist mit
kuppigen
Gewolben gedeckt, damit die Krafte an den Hochschiffswanden steiler einwirken. In so manchem ansonsten romanischen Gemauer hangen spitzbogige
Kreuzrippengewolbe
nach dem Schema der Gotik, bei manchen alten Bauten hat man flache Decken nachtraglich durch gotische Gewolbe ersetzt, so beim
Mainzer Dom
. Spatromanisch begonnene Bauten hat man oft von vornherein mithilfe technischer Errungenschaften der schon begonnenen Fruhgotik konzipiert. Zu diesem Thema gibt es die
Liste romanischer Kirchen mit gotischen Gewolben
und die
Liste romanischer Kirchen mit Kreuzgratgewolbe uber Kirchenschiffen
.
Neben den haufigen bzw. erwarteten Gewolbeformen finden sich auch solche, die in der Romanik selten sind, aber nur in Verbindung mit der Romanik vorkommen. Sehr fruh ist das rippenlose
Hangekuppelgewolbe
der
Bartholomauskapelle (Paderborn)
. Wahrend anderswo schon gotisch gebaut wurde, errichtete man hier und da auch rundbogige Rippengewolbe,
siehe Liste
In vielen Gegenden wurden in der Romanik
Turme
beliebt. Bei ihrer Einbindung in das Kirchengebaude gab es gegensatzliche Tendenzen, die aber manchmal miteinander kombiniert wurden:
- Vierungsturm
- Vier Turme
- Westturme
- Westwerk
, bei kleineren Kirchen Westbau
- Frankreich:
- Deutschland:
- An den rheinischen Bischofssitzen wurden neue Kathedralen errichtet, etwa der fruhromanische
Willigis-Bardo-Bau des Mainzer Doms
(ab 1009) und der Kaiser
dom zu Speyer
, auch bedeutende Klosterkirchen wie
Maria Laach
. In Koln, wo es neben dem gotischen Dom heute zwolf romanische Basiliken gibt, wurde ausgehend von
St. Maria im Kapitol
der sogenannte Trikonchos typisch, bei dem außer dem Chor auch die Seitenschiffsarme Apsiden haben.
- Das
Stammesherzogtum Sachsen
erlebte als Herkunftsgebiet der Ottonen einen kulturellen Aufschwung, wegen Erzvorkommen und guter Boden besonders die Harzregion. Hier entstanden in der Fruhromanik die Kirchen in
Hildesheim
und die
Stiftskirche St. Cyriakus
in
Gernrode
. In
Goslar
begann man 1005 mit dem
Bau der Kaiserpfalz
die ab 1030 erheblich ausgebaut wurde. In der Spatromanik trat
Heinrich der Lowe
als Bauherr auf.
- Mehrere der großen romanischen Kirchen in Deutschland haben nicht nur an einem Ende einen Chor, sondern an beiden. Manche haben auch vor beiden Choren ein Querhaus. Eine vollige Symmetrie in Langsrichtung wurde allerdings wohl nirgends geschaffen. Doppelchoranlagen boten die Moglichkeit, verschiedene Schutzheilige zu wurdigen, oder auch neben kirchlichen Autoritaten weltliche Stifter herauszustellen.
[6]
- In der Spatromanik wurde, ubernommen aus der Lombardischen Romanik, der Backsteinbau in Deutschland eingefuhrt, sporadisch in Suddeutschland, landschaftspragend in Norddeutschland, siehe
Backsteinromanik
.
- Italien:
- Die
Lombardische Romanik
nordlich des
Apennin
stand in vielfaltigem Austausch mit der Baukunst jenseits der Alpen. Es gibt mehr Gewolbedecken als weiter sudlich. Auffallig sind die schon erwahnten ansteigenden Zwerggalerien unter den Giebelschragen. Ein großer Teil der Gebaude ist aus Backstein, darunter
San Pietro in Ciel d’Oro
in
Pavia
und ? außer dem Westgiebel ? der
Dom von Parma
. Die
Kathedrale von Modena
, außerlich mit Stein verblendet und stilistisch toskanischen Bauten angenahert, zeigt im Inneren mehr Backstein als andere Kirchen der Region.
- In der
Toskanischen
Romanik wurden große Teile von Wandflachen mit Blendarkaden oder Zwerggalerien verziert, nicht selten auch die Seitenwande der Kirchenbauten. Beispiele sind der
Dom zu Pisa
, die
Kathedrale von Lucca
und
Santa Maria della Pieve
in
Arezzo
.
- Florenz, das einen ganz anderen Stil entwickelte als die Stadte in anderen Teilen der Toskana, indem starker auf antike Formen zuruckgegriffen wurde (Bauten der auch sogenannten ?
Protorenaissance
“ sind
San Miniato al Monte
und das
Baptisterium
).
- Ahnlich war es weiter sudlich, vor allem in
Latium
.
- Die
Adriakusten
der
Italienischen Halbinsel
und
Dalmatiens
(zeitweise zu Venedig, zeitweise und auch heute zu
Kroatien
) bildeten einen gemeinsamen Kulturraum. Hier gab es auch
byzantinische
Einflusse, ausgehend teilweise von den
Kreuzfahrerhafen
(Venedig und in
Apulien
), teilweise direkt.
- In
Sizilien
ist die Romanik durch eine
arabisch-byzantinisch-normannische Symbiose
in der Kunst gekennzeichnet.
- In
Apulien
, das ab 1077 gleichermaßen von den Normannen regiert wurde, entwickelte sich hingegen ein stark von Norditalien beeinflusster Stil.
[7]
- Spanien
:
- Im Norden des Landes gab es mehrere kleine Konigreiche, die sich im Rahmen der
Reconquista
langsam gegen den islamischen Suden ausdehnten. In der Fruhromanik orientierte sich die Baukunst vor allem an lombardischen Vorbildern, spater vor allem an franzosischen, etwa in der Verwendung von Tonnengewolben.
- Mit der Tatigkeit muslimischer Handwerker entstanden Bauwerke, die sowohl der Romanik als auch dem
Mudejarstil
angehoren (sowie spater auch Mudejar-Adaptationen von Gotik und Renaissance).
[8]
[9]
- Schon im 12. Jahrhundert und noch in romanischen Formen wurden
Hallenkirchen in Spanien
errichtet, ein Bautyp, der fur Kirchen mittlerer Große in diesem Land auch in den nachfolgenden Stilen wichtig, in manchen Regionen sogar vorherrschend war. Besonders bei den fruhen reichte der Kirchenraum trotz gemauerter Arkaden bis an die holzernen Dachschragen.
- England
und
Schottland
:
- Die Formensprache der wenigen Zeugnisse angelsachsischer Architektur weist Zuge der Romanik auf. Es durften zumeist kleine Kirchen gewesen sein. Aber das vornormannische
York Minster
soll 33 Altare gehabt haben, unter
Edward dem Bekenner
wurde eine große
Westminster Abbey
errichtet, und die angelsachsischen Grundmauern des
Stow Minster
, das 1066 nach einem Brand im Wiederaufbau war, haben beachtliche Ausmaße.
- Nach der Eroberung Englands unter
Wilhelm dem Eroberer
1066 wurden mehrere große und zahlreiche kleinere Kirchen im
Norman Style
errichtet, einer Form der Hochromanik.
- Irland
- Auf der irischen Insel entwickelte sich der irisch-romanische (nach dem lateinischen Namen
Hibernia
fur Irland auch ?Hiberno-Romanisch“ genannte) Stil ab dem fruhen 12. Jahrhundert, als auch die Kirchenstruktur großen Anderungen unterworfen war. Die Kirchengebaude sind weiterhin meist klein, aber jetzt immer in Apsis und Chor unterteilt. Von der Vorgangerarchitektur wurden die uber die Ecken hinausreichenden Verlangerungen der Seitenwande ubernommen. Neu sind aber die kunstvollen runden Tureingange, die oft aus gestaffelten, sich verengende (Halb)saulen bestehen, Diese sind meist mit Zickzackleisten und Skulpturen menschlicher Kopfe verziert. Daruber ist oft noch eine dreieckige
Giebelflache
, die ebenfalls Skulpturen enthalt. Beispiele sind die Kirchen in Clonfert und
Killeshin
.
[10]
- Danemark
:
- Gebaudeformen verweisen auf eigenstandige Beziehungen der danischen Architektur nach Suden. Sie erklaren sich aus der großen Mobilitat der
nordeuropaischen Seefahrer
schon im 11. Jahrhundert und aus der Großmachtstellung Danemarks (das bis 1658 auch den Sudwesten des heutigen Schweden umfasste) im 12. und fruhen 13. Jahrhundert.
- Bevor der erste Backstein in Danemark gebrannt wurde, waren hier in großer Zahl von Kirchen aus hochwertigem Natursteinmauerwerk errichtet worden, im Osten des Landes aus Kalkmaterialien und Sandstein, in
Jutland
etwa tausend Granitquaderkirchen.
[11]
Viele der Granitquaderkirchen sind klein, aber so manche hat aufwandig gestaltete Portale. Typisch fur kleine danische Granitquaderkirchen sind die
Monolithauflieger
; die oberen Abschlusse von Fenstern haben zwar die Form eines Rundbogens, aber dieser ist nicht aus mehreren Steinen zusammengesetzt, die sich gewolbeartig gegenseitig stutzen, sondern aus einem einzelnen großen Quader herausgemeißelt, nach der Statik also ein
Architrav
. Eingewolbt wurden diese Kirchen, wenn uberhaupt, zumeist erst in der Zeit der Gotik, mit Rippengewolben aus Backstein.
- Auch mehrere romanische Basiliken wurden in Danemark aus Naturstein errichtet. Der
Dom zu Lund
, eine große Sandsteinbasilika, verweist auf
rheinische
Vorbilder, die Granitbasilika in
Skarp Salling
eher auf italienische.
- Außer dem Dom zu Lund wurden auch weniger große Kirchen mit Doppelturmfassaden errichtet, die aber bis auf die von
Tveje Merløse
spater durch Einturme ersetzt wurden.
- Der romanische Backsteinbau begann in Danemark nur wenig spater als in Deutschland. Gerade die fruhen danischen Backsteinbauten orientieren sich mehr an italienischen als an deutschen Vorbildern.
[12]
- Norwegen
:
- Stavanger Domkirke
(1100?1150) ist zum großeren Teil romanisch.
- Einige der
Stabkirchen
in Norwegen stammen nicht nur aus der Zeit der Romanik, sondern weisen auch Zitate aus der Steinarchitektur ihrer Zeit auf.
- Ostmitteleuropa:
- An mehreren Orten in
slawischen
Landern waren die ersten steinernen Kirchen Rundbauten, so etwa auf dem
Prager
Hradschin
ein Vorganger des heutigen, gotischen, Veitsdoms. Sie waren Grabeskirchen wie der erste
Dom in Gniezno
, haufiger aber Palastkirchen. Die ersten dieser
Rotunden
werden eher noch der Vorromanik zugerechnet. Hingegen leitet die im fruhen 12. Jahrhundert errichtete
Sankt-Prokop-Rotunde
in
Strzelno
mit ihren Bandrippengewolben schon zur Spatromanik uber.
- Die meisten großen romanische Basiliken in Ostmitteleuropa sind spater gotischen Bauten gewichen. Einen Eindruck der außeren Erscheinung vermittelt die Stiftskirche in Tum,
[13]
der Innenraum ist jedoch seit einem Brand von Backsteingotik des 15. Jahrhunderts bestimmt.
- Von den zahlreichen kleineren romanischen Kirchen ist wegen des Vergleichs mit der weiteren Architekturentwicklung die Marienkirche in
Inowrocław
interessant: Hier wurde Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts eine Saalkirche aus sorgfaltig behauenen Granitquadern und einem Turmpaar aus Backstein errichtet, wenige Jahre, bevor 33 km nordostlich der
Deutsche Orden
Ordensburg und Stadt
Thorn (Toru?)
grundete, mit gotischen Backsteinbauten.
[14]
-
Dom zu Trier
(linker Gebaudeteil) mit den weltweit ersten
Zwerggalerien
und Chorapsis auch am Westende
-
Duomo di Parma
, typisch lombardisch die Zwerggalerien unter der Giebelschrage
-
-
Ste-Croix
,
Bordeaux
, Zwerggalerie (Heiligengalerie uber dem Portal) und Blendarkaden
-
Abteikirche
Nonantola
,
Prov. Modena
,
Emilia-Romagna
,
IT
turmlose Backsteinbasilika
-
Klosterkirche des
Klosters Sorø
,
Danemark
, turmlose Backsteinbasilika
-
Zisterzienserkirche ?w. Floriana in
W?chock
,
Woj. Heiligkreuz
,
PL
, Wande aus hellgrauen und roten Steinquadern
Die Stadte bestanden zur Zeit der Romanik in Mittel- und Nordeuropa fast ausschließlich aus Holzhausern, die keine lange Lebensdauer hatten; in Gegenden mit leicht abzubauenden Steinvorkommen und auch Mangel an Bauholz, besonders in Sudeuropa (z. B. Italien, Sudfrankreich), gab es hingegen mehr Steinbauten, die teilweise auch noch erhalten sind. Zu den altesten
Profanbauten
gehoren in Mitteleuropa folglich nur einige wenige der (damals seltenen) Steinbauten, darunter an Wohnhausern das
Graue Haus
in Oestrich-Winkel (um 1080), zwei Hauser an der Kathedrale von
Tournai
(um 1150, als alteste Wohnhauser Westeuropas vermarktet), ein romanisches Haus in
Bad Munstereifel
(1167), in
Cluny
u. a. das Haus Borluut am Markt (1175), in
Gent
der Kornspeicher an der Graslei (um 1200), das ?Heidenhaus“ in
Rosheim
, der Propstsitz ?
Haus Korbisch
“ (1208) und die
Zehntscheune
(1237) in
Karden
an der Mosel, der aufwandige Patriziersitz
Haus Overstolz
in Koln (um 1220), das
Dreikonigenhaus
in Trier (1230), Hauser in
Gelnhausen
oder
Bad Kosen
.
Werke romanischer Baukunst waren auch
Konigspfalzen
, einige Bischofspalaste, sowie die Burgen von Landesfursten. Relativ gut erhalten sind Teile der
Kaiserpfalz in Cheb (Eger)
und mit einigen Restaurierungen die
Kaiserpfalz Goslar
und das Palas der
Wartburg
. Andere, wie Burg
Dankwarderode
in
Braunschweig
, wurden mit sehr viel Fantasie rekonstruiert. Vieles ist nur als Ruine erhalten, darunter das Palas der Pfalz in Cheb und die Pfalzen
in Gelnhausen
und
in Kaiserswerth
. Wo Burgen bis in die jungere Vergangenheit, teilweise bis in die Gegenwart intensiv genutzt und dementsprechend immer wieder modernisiert wurden, konnen romanische Bauteile stark mit jungeren verquickt sein, wie etwa auf
Burg Rochlitz
.
Zahlreiche Burgen nicht ganz so hoher Bedeutung entsprachen in der Zeit der Romanik noch nicht heutigen Vorstellungen einer mittelalterlichen Steinburg, sondern bestanden bis weit in die gotische Epoche hinein aus Erdwallen,
Palisaden
und holzernen Wohn- und Wirtschaftsgebauden. Als Beispiel sie die Geschichte der
Burg Bederkesa
genannt. Selbst
Burg Trausnitz
uber
Landshut
, spater lange Zeit die Residenz der
bayrischen Herzoge
, wurde im 12. Jahrhundert als holzerner Turm begonnen.
Nach dem Vorbild landlicher, befestigter
Wohnturme
wurden von Adel und Patriziern teils auch in Stadten solche angelegt (etwa der
Frankenturm
in Trier oder der
Stenshofturm
in Ruttenscheid). Einige italienische Stadte, nicht zuletzt
Bologna
, hatten um 1200 ein Gedrange von hohen Wohnturmen, das den Skylines heutiger Bankenviertel (
Mainhattan
) nicht nachstand.
In Stadten voller Privathauser aus leicht brennbarem Material errichtete man hier und da feuerfeste Speicherbauten, die als
Steinwerke
bezeichnet werden.
Die Holzhauser haben naturgemaß kaum uberlebt. Zudem folgten Bauernhauser nicht allen Tendenzen kirchlicher, herrschaftlicher und stadtischer Architektur. Daher konnen hier nur
Dendrodaten
Auskunft geben, ob einer dieser Bauten der romanischen Epoche zuzurechnen ist.
Als altestes erhaltenes holzernes Wohnhaus Europas gilt das Haus Niederost in
Schwyz
, alteste Teile 1176, Sudfront und Dach 1270 Es wurde 2001 abgebrochen, eingelagert und 2014 am neuen Standort in
Sattel
fur museale Zwecke neu aufgebaut.
[15]
Um Irrtumern vorzubeugen: Die wohl altesten Bauernhauser Sudtirols, im
ladinischen
Kulturbereich, stammen erst aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
[16]
Das in der Erde grundende und daher faulnisanfallige
Pfostenhaus
war der Vorlaufer der
Standerbauweise
und des daraus entwickelten, meist auf Stein fundamentierten
Fachwerkhauses
, das seit dem fruhen 13. Jahrhundert langsam die alte Bauweise abloste. Daher ist Fachwerk vor 1200 nach Grossmann nicht mehr zu erwarten.
[17]
Daher entstanden die altesten erhaltenen
Fachwerkhauser im 13. Jahrhundert
, schon in der Zeit der Gotik.
Um 1200 setzen die altesten Denkmaler des Fachwerkbaus auf dem Lande ein: Die altesten erhaltenen Fachwerkbauten Europas sind zwei Großscheunen in
Cressing Temple
von 1205 und 1235, bezeichnenderweise keine bauerliche Architektur, sondern Klosterscheunen der dortigen Niederlassung der
Templer
.
Die kunstlerischen Erzeugnisse sind vorwiegend in
Buchmalerei
,
Bildhauerkunst
und
Wandmalerei
erhalten geblieben. Werke der Romanik zeichnen sich vor allem durch einen geringen
Naturalismus
und hohen
Symbolismus
aus. Die
Skulpturen
und Malereien zeigen oftmals drastische Motive. Besonders in der Wandmalerei wurden haufig hierarchische Strukturen durch die
Bedeutungsperspektive
und abgestufte Anordnung dargestellt.
Siehe ausfuhrlicher:
Die fruhe Romanik (Ende 10. Jh. bis um 1080)
[18]
wurde wesentlich von den jungen
Klostergemeinschaften
, die uberall in Europa entstanden, entwickelt, in denen nach dem Untergang Roms erstmals wieder auch weltliches Wissen systematisch gesammelt und durch Forschung erweitert wurde.
Beispiele der fruhen Romanik in Deutschland sind die Hildesheimer
Michaeliskirche
ab 1010, die erste Phase des
Speyerer Doms
ab 1025,
Klosterkirche Limburg an der Haardt
ab 1025 angesetzt, in
Polen
mit der Regierungszeit Kasimirs des Erneuerers, 1038?1058. Aus der Bauzeit der unter seiner Herrschaft errichteten Kirche der
Abtei Tyniec
(heute in einem Vorort von
Krakau
) ist unter anderem das Sudportal erhalten.
Das steigende okonomische und technische Niveau ermoglichte ab ca. 1070
[19]
enorme Leistungen in der Baukunst. Der
Speyerer Dom
war die Kirche der salischen Kaiser und diente als deren Grablege. In seiner zweiten Baustufe von kurz vor 1082 bis 1106 erhielt das Mittelschiff rundbogige
Kreuzgratgewolbe
. Bei seiner Vollendung war er die zweitgroßte Kirche der Christenheit (nach
Alt St. Peter
).
In der
dritten Abteikirche von Cluny
ab 1088 und der in enger Anlehnung ab 1090 errichteten
Prioratskirche von Paray-le-Monial
verließ man die klassischen Formen der Romanik und baute die
Tonnengewolbe
der Mittelschiffe sowie
Arkaden
und Kreuzgratgewolbe der Seitenschiffe spitzbogig. Cluny III war eine funfschiffige Basilika mit zwei Ostquerhausern und einem
Umgangschor
mit Kapellenkranz; mit dem spater angebauten
Narthex
wurde ihre Grundflache schließlich großer als die der vatikanischen Petersbasilika.
Frankreich ging in der Ausbildung des
Umgangschors mit Kapellenkranz
voran. In dem Land entwickelten sich unterschiedliche Gewolbeschemata, die regionalen Bauschulen zugerechnet werden, obwohl das nicht immer ganz trifft: Zur schon erwahnten burgundischen Schule von Cluny gehorte auch die
Kathedrale von Autun
. Im Burgund entstanden aber auch
St-Philibert
(960?1108) in
Tournus
mit runden Quertonnnen uber dem Mittelschiff und runden Kreuzgratgewolben uber den Seitenschiffen und der romanische Kern der
Pilgerkirche von Vezelay
(Chor 1104 geweiht, weitere romanische Teile bis 1145 errichtet) mit runden Kreuzgratgewolben. In Westfrankreich errichtete man mit oft spitzen Tonnengewolben
Hallenkirchen
. In raumlicher Uberlappung dazu entstanden in
Aquitanien
und etwas spater an der Loire die Kuppelkirchen von
Angouleme
(1110?1128),
Perigueux
(ab 1. Halfte 11. Jh., 5 Kuppeln 1125?1150) und
Fontevraud
(gegrundet 1011). Kirchen mit Rundtonnen und Emporen entstanden in der Auvergne und in den Pilgerstraßenkirchen des Sudwestens von
Conques
(1041 bis Anf. 12. Jh.) uber
St. Sernin in Toulouse
(1077?1119,
Stufenhalle
aus
Backstein
mit Tonnengewolben) bis nach Spanien zu
Santiago de Compostela
(ab 1075, großenteils spater verandert). Im
Languedoc
wurde im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts die
Abteikirche vom Moissac
errichtet, von der aus jener Zeit nur noch die unteren Geschosse des Westturms erhalten sind. Mit seinem spitzbogigen Portal und mehreren, teilweise spitzbogigen, Rippengewolben nimmt er, wenn auch mit klobigen Rippenformen, die entscheidenden Elemente der Gotik voraus, die dennoch erst ein halbes Jahrhundert spater 500 km nordlich einsetzte.
In England leitete die normannische Eroberung 1066 den Ersatz oder Neubau vieler Kirchen ein, auch Wohngebaude fur die neuen Herren wurden gebraucht, zeitlich und qualitativ voran der
Tower of London
, 1178 bis vor 1100, mit der St-John’s-Kapelle. So entspricht der kontinentalen Hochromanik in England der
Norman Style
. Beispiele sind die Kathedralen
von Ely
(ab 1083) und
von Durham
(Chor ab 1093, erste Rippengewolbe um oder kurz nach 1100) sowie die
Abteikirche von Peterborough
(1118 bis 1238). Aller drei Bauzeit erstreckte sich bis in die Gotik, zum Verstandnis ihrer romanischen Gestalt sind also genaue Betrachtung und Information erforderlich.
Italien war in viele Staaten zersplittert, sodass sich viele Regionalstile entwickelten. Auf Einwolbung wurde großtenteils weiterhin verzichtet.
Die vielleicht bedeutendste Ausnahme ist
Sant’Ambrogio
in
Mailand
, die seit dem Ende des 6. Jahrhunderts errichtete Kirche wurde ab 1100 vollig umgebaut, das Langhaus bis 1128.
[20]
Damit entstanden aus Backstein die
Kreuzrippengewolbe
ihres Mittelschiffs, mit runden
Gurt-
und
Schildbogen
aber leicht gespitzten Rippenverlaufen, nach den deutlich klobigeren Rippengewolben von Moissac, aber vor dem Beginn der Gotik um Paris.
In der Hochromanik spielte Bauschmuck eine große Rolle. Hinzu kamen mehr und mehr freistehende figurliche Bildwerke, die oft aus Holz (
Triumphkreuze
, Madonnenfiguren,
Lettnerfiguren
), aber auch aus Bronze (
Braunschweiger Lowe
, Wolframleuchter in
Erfurt
) gearbeitet wurden. Italienische Einflusse sind wahrscheinlich, so zunachst wohl bei der
Quedlinburger Stiftskirche
mit ihrem vielfaltigen bauplastischen Schmuck. Eine bildnerische Prachtentfaltung ist danach z. B. bei der
Benediktiner
-Abteikirche St. Peter und Paul (
Konigslutter
) festzustellen; in einem teilweise engen Zusammenhang stehen Bauten z. B. in Hildesheim (St. Godehard), Goslar, der
Braunschweiger Dom
, das
Kloster Unser Lieben Frauen
in Magdeburg und die
Liebfrauenkirche (Halberstadt)
.
Zu den Schmuckformen vor allem der Hoch- und Spatromanik uber Toren und Apsiden zahlen verschiedene Formen von
Friesen
sowie an
Rundbogenfriesen
der ostseitigen
Apsis
kleine Figuren, Tierchen und Gesichter. Vor allem in Frankreich entstanden uber Portalen
Tympanonreliefs
mit figurenreichen Szenen.
[21]
Aus der Mitte des 11. Jahrhunderts sind erste Buntglasfenster erhalten. Durch kleine Fragmente sind derartige Fenster allerdings bis zuruck in die Karolingerzeit nachzuweisen, wiewohl Glas zeitweise ein Luxusartikel war.
Rad-
und
Rosenfenster
, in den meisten Sprachen begrifflich nicht unterschieden, wurden ab dem Vorabend der Gotik angelegt und finden sich in prinzipiell gleichen Formen in romanischen und fruhgotischen Bauten. Ahnlich ist es mit
Kleeblattbogen
.
Die Spatromanik zeichnet sich durch Vielseitigkeit von Baukorpern und Innenraumen aus, die mit großer Zierfreude gebaut wurden. Eine besonders reiche Bautatigkeit entfaltete sich an Rhein und Maas.
[22]
Analog zu den franzosischen Bauten wurden verstarkt Doppelturmfassaden gebaut, teils auch in Verbindung mit prachtig ausgebildeten
Vierungs
turmen.
Die Spatromanik begann in verschiedenen Regionen Europas zu unterschiedlicher Zeit. Im
Burgund
kann man
als Anfang
die Grundsteinlegung der
dritten Abteikirche von Cluny
im Jahr 1088 ansetzen (die zeitlich betrachtet noch der Hochromanik angehort ? s. o.), denn hier wurden hinter weiterhin romanischen Fassaden erstmals im christlichen Abendland Innenraume
spitzbogig
uberwolbt
, Mittelschiff und Querschiffe mit
Spitztonnen
, Seitenraume mit spitzen Kreuzgratgewolben. Diese Bauweise fand nicht nur im Burgund selber Nachahmung, sondern auch in
Italien
, so in der
Abtei Fossanova
.
Im fruhen 12. Jahrhundert begann man in der
Normandie
an mehreren Orten mit dem Bau von ? noch rundbogigen ? Kreuzrippengewolben. Das erste derartig eingewolbe Mittelschiff war wohl 1120 das von
Lessay
(Baubeginn 1106). Wenig spater wurde der Kapitelsaal der
Abtei Jumieges
eingewolbt. Zu der Zeit begann auch die Errichtung von
St-Etienne de Beauvais
, nebenbei beruhmt fur das Glucksradfenster (ab 1145) im Nordgiebel. Dabei ist nicht zu vergessen, dass im Norden des damals normannisch regierten England in der
Kathedrale von Durham
schon vor 1100 die ersten spitzbogigen Kreuzrippengewolbe errichtet worden waren.
[23]
Die ersten derartigen Gewolbe in Frankreich entstanden zwischen 1110 und 1130 in der
Klosterkirche Morienval
im
Valois
, das schon dem weiteren Umfeld von Paris zuzurechnen ist.
Spatromanische Bauten in Deutschland wurden typischerweise nach dem Beginn der Gotik in Frankreich errichtet, in der Fassadengestaltung hielt man an romanischen Formen fest, aber fur die Uberwolbung der Innenraume verwendete man die neu entwickelten
Rippengewolbe
der Gotik,
Kreuzrippengewolbe
nach Pariser oder
Domikalgewolbe
nach
angevinischem
Vorbild.
Als Musterbeispiel eignet sich der
Wormser Dom
: 1130 begonnen, erhielt er um 1140 die Gewolbe von Chorquadrum und Querhaus, spitzbogige Kreuzrippengewolbe, zeitgleich mit dem gotischen Chorumgang von Saint-Denis, aber mit etwas groben kastenformigen Rippenprofilen. Arkaden und Kreuzgratgewolbe der Seitenschiffe baute man ebenso wie Fenster und Portale bis zur Weihe im Jahr 1181 konsequent rundbogig. Uber die Datierung der Langhausgewolbe besteht keine Einigkeit, deren Rippen haben elegante Profile nach franzosischem Vorbild. Die Rundfenster des Westchors lassen sich gleichermaßen als romanisch oder fruhgotisch betrachten (
s. o.
). Moglicherweise wegen deren Breiten baute man den Westchor
polygonal
. Das war bis dahin auch in der Gotik nicht ublich gewesen, wurde aber fortan zu einem Kennzeichen der Gotik, auch in deren Ausgangsgebiet in Nordfrankreich. Nach der Weihe wurden bei der Aufstockung der Wormser Turme gotische Fensterformen verwendet. Die rundbogigen Bandrippengewolbe des Speyerer Doms entstanden erst bei der Reparatur nach einem Brand von 1159, sind also junger als die spitzbogigen des Wormser Doms.
[24]
Beispiele mit zeitbedingt mehr an gotischen Elementen sind einige der zwolf romanischen Basiliken Kolns (z. B.
St. Kunibert
, 1210?1247), der
Osnabrucker Dom
(romanisch bis 1254) und die
Pfarrkirche St. Peter in Sinzig
(1225?1241).
[25]
Hingegen ist der
Limburger Dom
nach Forschungsergebnissen des 21. Jahrhunderts nicht dazu zu rechnen: Hier wurde eine fruh- bis hochromanische Basilika aus dem 11. Jahrhundert zwischen 1180 und 1230 nach Vorbildern aus der franzosischen Fruhgotik modernisiert, insbesondere der
Kathedrale von Laon
. Dabei wurden zahlreiche Fenster spitzbogig erweitert und mehrere
Strebebogen
angefugt.
Die
Neuromanik
, auch
Neoromanik
genannt, ist ein europaischer Kunststil des 19. Jahrhunderts. Kunstler, vor allem
Architekten
, griffen damals auf Vorbilder der vergangenen zwei Jahrtausende zuruck ? in diesem Falle auf die Romanik. Zusammen mit
Neugotik
,
Neorenaissance
,
Neubarock
und der Vereinigung mehrerer dieser Stilrichtungen in einem Werk (sogenannter
Eklektizismus
) werden sie gemeinsam in der
Stilgeschichte
als
Historismus
bezeichnet.
- Die
Straße der Romanik
ist eine
Ferienstraße
, die seit 1993 in
Sachsen-Anhalt
besteht. Sie ist 1000 km lang und umfasst 72 Bauwerke wie Kirchen, Pfalzen, Burgen und Dome.
- Die
Straße der
Piasten
ist eine
Ferienstraße
in
Großpolen
,
Polen
. Sie umfasst die vorromanischen, romanischen und fruhgotischen Bauwerke, die in dem Kerngebiet der
Polanen
vom 10. bis zum 13. Jahrhundert entstanden sind.
- Die
Romanische Straße
ist eine Ferienstraße im
Elsass
, die viele der 120 Baudenkmaler der Epoche der Romanik dort verbindet, darunter die Kirchen
St. Peter und Paul
von Rosheim,
Sankt-Fides
von Selestat,
Maria-Himmelfahrt
von Rouffach, die
Stiftskirche Lautenbach
und die
Abteikirche Ottmarsheim
.
- Die Europaische Kulturroute
Transromanica
, an der Regionen und Institutionen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Osterreich, Serbien, Portugal, Rumanien, Spanien, Kroatien und der Slowakei als Partner beteiligt sind, zielt auf die Erhaltung romanischer Kulturguter in den Regionen sowie die bessere kulturtouristische Vermarktung der einbezogenen Sehenswurdigkeiten ab. Highlights dieser Europaischen Kulturroute sind u. a. das
Kloster Unser Lieben Frauen
in
Magdeburg
oder die Abtei Santa Maria von Vezzolano (
Piemont
).
[26]
nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet
- Georg Dehio, Gustav von Bezold:
Die kirchliche Baukunst des Abendlandes.
Band 1. Stuttgart, 1892.
Online, Universitat Heidelberg
. Atlas 1 (Tafelband) Stuttgart 1887.
Online, Universitat Heidelberg
. Atlas 2 (Tafelband) Stuttgart 1888.
Online, Universitat Heidelberg
.
- Andreas Hartmann-Virnich:
Was ist Romanik? Geschichte, Formen und Technik des romanischen Kirchenbaus
, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004,
ISBN 3-534-14286-1
.
- H. E. Kubach:
Romanik
. In der Reihe:
Weltgeschichte der Architektur.
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1986,
ISBN 3-421-02858-3
.
- Michael Overdick:
Das Architektursystem der rheinischen Spatromanik
. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2005,
ISBN 978-3-88462-213-1
- Artur von Pannewitz:
Formenlehre der romanischen Baukunst in ihrer Anwendung auf den Quaderbau: vierzig Tafeln in Photolithographie nebst Vorwort, Quellenangabe, Inhalt und Ortsverzeichnis
. Baumgartner, Leipzig 1898.
Digitalisat
.
- R. Toman, A. Bednorz:
Romanik. Architektur ? Skulptur ? Malerei.
Konemann im Tandem-Verlag, 2004,
ISBN 3-8331-1039-2
.
- ↑
Elmar Worgull
:
Steinerne Geometrie. Das gleichseitige Dreieck als Bauprinzip fur die romanische
Kirche
des
Augustiner
-
Chorherrenstifts
in Frankenthal
. (Hartmut Biermann zum 80. Geburtstag). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2005.
ISBN 3-88462-214-5
.
- ↑
L'Institut national d'histoire de l'art:
GERVILLE, Charles (de)
- ↑
Andreas Hartmann-Virnich:
Was ist Romanik? Geschichte, Formen und Technik des romanischen Kirchenbaus.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S. 74.
- ↑
Ob man die ottonische begrifflich von der romanischen Kunst abgrenzt oder in diese einschließt, wird unterschiedlich gehandhabt. Vgl. den Artikel
Vorromanik
.
- ↑
Zwei gegenlaufige bauhistorische Interpretationen der Dorfkirche in
Drakenburg
an der
Weser
: dentweder als romanische Kapelle, die spater um ein gotisches Kirchenschiff zur Kirche erweitert wurde, oder als primar gotischen Kirchenbau mit nachtraglich angebautem spatgotischen Chor.
- ↑
Thomas Kuntzel:
Das Bau-Laboratorium der Bischofe ? Uberlegungen zur Kirchenplanung im fruh- und hochmittelalterlichen Hildesheim
(PDF bei www.academia.edu)
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Romanico pugliese ? HiSoUR ? Ciao, cosi sei.
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Abgerufen am 20. Mai 2024
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Granitkirker i Jylland og Angel
in Sønderjyske Arbøger (1982), PDF zum Download
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Paul Nawrocki:
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, Lukas Verlag (2010),
ISBN 978-3-86732-096-2
, siehe
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Abgerufen am 20. Mai 2024
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Christofer Hermann u. a.,
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, S. 40?94:
Die Vor- und hochromanische Architektur (10.?12. Jahrhundert)
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Georges Descoeudres, Gabriele Keck und Franz Wadsack:
Das Haus ≪Niderost≫ in Schwyz: Archaologische Untersuchungen 1998?2001
(
Memento
vom 31. Marz 2016 im
Internet Archive
) (PDF; 3,2 MB). Erschienen in:
Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz,
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https://www.uibk.ac.at/geographie/dendro/pdf/2007_nic_pich_tha-groedner_haeuser.pdf
Dendrochronologische Untersuchungen an historischen Bauernhausern im Grodner Tal, Sudtirol: Die Hofe Unterkostamula (Costamula de sot)
- ↑
Vgl. G. Ulrich Großmann:
Der Fachwerkbau in Deutschland. Das historische Fachwerkhaus, seine Entstehung, Farbgebung, Nutzung und Restaurierung
. 3. erweiterte Auflage, Dumont, Koln 2004,
ISBN 978-3-8321-7463-7
, und:
Fachwerk in Deutschland ? Zierformen seit dem Mittelalter.
Petersberg 2006,
ISBN 978-3-86568-154-6
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- ↑
Wilfried Koch:
Baustilkunde
, 33. Aufl. (2016),
ISBN 978-3-7913-4997-8
, Zeitleisten, setzt in Frankreich 1080 als Grenze zwischen Fruh- und Hochromanik, teilt in Deutschland die Romanik stattdessen in Salisch (1040 bis 1140) und Staufisch (1140?1250)
- ↑
Hans Erich Kubach:
Architektur der Romanik
. Stuttgart 1974,
ISBN 3-7630-1705-4
, S. 145,
Die zweite Stufe der romanischen Kunst 1070-1150
. In dem nicht konsequent gegliederten Buch werden einige Themen wie z. B. Gewolbe schon im vorangehenden Kapitel (
Die erste Phase der romanischen Kunst ? Fruhromanische Architektur
) bis in die Hochromanik ausfuhrlich dargestellt, mit Beispielen wie dem Dom zu Speyer.
- ↑
Basilica di S. Ambrogio, Piazza Sant'Ambrogio - Milano (MI) ? Architetture ? Lombardia Beni Culturali.
Abgerufen am 20. Mai 2024
.
- ↑
Commons-Galerie: Great Romanesque tympanums in France
- ↑
Hans Erich Kubach, Albert Verbeek:
Romanische Baukunst an Rhein und Maas.
4 Bde., Berlin 1976?1989.
- ↑
Norbert Nußbaum, Sabine Lepsky,
Das gotische Gewolbe
, Deutscher Kunstverlag, 1999,
ISBN 3-422-06278-5
, S. 29?43,
Die anglonnormannischen Gewolbe
.
- ↑
Dehio-Handbuch
Rheinland-Pfalz - Saarland
, Deutscher Kunstverlag, 2. Aufl. 1984,
ISBN 3-422-00382-7
, S. 977.
- ↑
A. Schunicht-Rawe, S. Pauly:
St. Peter in Sinzig
. Hrsg.: Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz. 1. Auflage. Neusser Druckerei und Verlag GmbH, Koln und Neuss 2004,
ISBN 3-88094-919-0
,
S.
2, 3
.
- ↑
TRANSROMANICA.
Abgerufen am 20. Mai 2024
(britisches Englisch).