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Romanik

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Das Hauptschiff des Speyerer Doms
Notre-Dame-la-Grande in Poitiers

Der Begriff Romanik (auch: romanischer / vorgotischer Stil ) beschreibt die kunstgeschichtliche Epoche in der europaischen mittelalterlichen Kunst zwischen der Vorromanik und der nachfolgenden Gotik in Malerei, Bildhauerkunst und Architektur. Die romanische Architektur beginnt etwa um 950/960 und tritt in ganz Europa auf. Sie wird in Frankreich ab den 1140er Jahren von der Gotik abgelost, nordlich der Alpen sowie in Spanien und Italien jedoch erst im Lauf des 13. Jahrhunderts. Regionale Auspragungen der italienischen Romanik werden teilweise auch als Protorenaissance bezeichnet. Uber die Normandie gelangten im 11. Jahrhundert romanische Bauformen als Norman Style auf die britischen Inseln und losten die dortige vorromanische angelsachsische Architektur ab. Die Romanik gilt als erste große gesamteuropaische Kunstepoche seit dem Untergang Roms im 5. Jahrhundert und damit dem Ende der Antike. Als typische Erkennungsmerkmale romanischer Bauten gelten Rundbogen , Rundbogenfenster , Saulen mit blockartigen Kapitellen und Wande mit betont wuchtigen Steinmassen. Grundrisse und Baukorper folgen einfachen geometrischen Formen. [1]

Wortschopfung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Merowingische Krypta der Abtei Jouarre nordostlich von Paris
(Saulen romisch, Kapitelle 7. Jh., Gewolbe 10. Jh. oder junger)

Die Bezeichnung art roman (?romanische Kunst“, in Lautabwandlung von rom ai n ? ?romisch“) wurde erstmals im Jahre 1818 von dem franzosischen Gelehrten Charles de Gerville (1769?1853) fur den Rundbogenstil bzw. Gewolbe vor den Rippengewolben verwendet [2] und bereits 1819 in England von William Gunn ( engl. : ?romanesque“) eingesetzt. [3] Der Begriff wurde als Hinweis auf die Verwandtschaft zur romischen Architektur gewahlt, von der Rundbogen, Pfeiler, Saulen und Gewolbebau ubernommen waren. Er ist analog zum Begriff der ? romanischen Sprachen “ gebildet, der die im Mittelalter aus der romisch-lateinischen Sprache hervorgehenden Volkssprachen bezeichnet.

Zeitrahmen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Chorumgang der Basilica Saint-Denis , Ausgangspunkt der Gotik

Der Romanik gingen die als Vorromanik zusammengefassten Stilepochen voraus. Diese waren aber regional recht unterschiedlich. Darunter fallen die byzantinisch gepragte Spatantike ( byzantinische Architektur ), die Baustile der Ostgoten und der Westgoten ( westgotische Architektur ) sowie der Langobarden . In deren Anschluss bildete sich in Westeuropa das Frankische Reich heraus, dessen Stilepochen nach den Herrscherdynastien in eine merowingische und eine karolingische ( Karolingische Renaissance ) getrennt werden. Zeitgleiche regionale Auspragungen gab es in Asturien und in Teilen Kroatiens . Die Jahrzehnte um das Jahr 900 haben nur wenige kleine Steinbauten und archaologische Spuren hinterlassen, da die Zeit von den Einfallen der Normannen an Kusten und schiffbaren Flussen und denen der Madjaren ( Ungarnsturm ) aus dem Osten gepragt war.

Nach dem Niedergang der Karolinger und der Teilung des Reiches bluhten im Ostfrankischen Reich Kunst und Architektur erst wieder auf, als die seit 919 regierenden Ottonenkaiser in der zweiten Halfte des 10. Jahrhunderts politisch erstarkten. In ihren Stammgebieten entwickeln sich die nordostlichen Kunstzentren ( Magdeburg und Hildesheim ). Treibende Kraft fur Bautatigkeit und Kunstproduktion der Ottonischen Renaissance , mit der die Romanik beginnt, werden nun die Kloster. Der epochalen Eigenstandigkeit der ottonischen Kunst entspricht in den meisten ubrigen europaischen Landern keine eigene Stilstufe. In Italien entwickelte die Lombardei eine nach Nord spanien und punktuell uber die Alpen nach Norden wirkende Strahlkraft. Eine der Leistungen der lombardischen Praromanik war die Wiederbelebung und Weiterentwicklung des Backsteinbaus . In Frankreich setzt man den Beginn der ersten Phase der Romanik nach dem Machtantritt der Kapetinger (971) um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert an. Damit begann dort eine Entwicklung, die schließlich zur Gotik hinfuhrte.

Unter den Salischen Kaisern begann am Ende der 1060er Jahre die zweite Phase der Romanik. [4] In Deutschland wird sie als Hochromanik bezeichnet, in Norditalien als Lombardische Romanik . In Polen begann die Romanik mit der Kronung von Kasimir I. dem Erneuerer, im Jahre 1038. Mit der Errichtung der Kreuzfahrerstaaten erreichte die Romanik aber auch die Levante .

Mit der Errichtung des Chors der Abteikirche (heute Kathedrale) von Saint-Denis 1140 bis 1144 begann die Gotik in Frankreich, in Deutschland hingegen erst um 1180 (gotischer Umbau des Limburger Doms ) bzw. 1209 (Neubau des Magdeburger Doms ). Die zwischen diesen Jahren und auch noch danach errichteten romanischen Bauwerke in Italien, Deutschland und anderen Landern werden der Spatromanik zugerechnet.

Der Stilwechsel fiel ostlich der Maas in eine Zeit intensiver Bautatigkeit. Dadurch weisen zahlreiche Bauwerke sowohl romanische als auch gotische Stilelemente auf. Fur entsprechende Kirchenbauten im Rheinland, die noch bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden, ist der Begriff Rheinischer Ubergangsstil eingefuhrt; eine Gruppe niederlandischer Bauten zwischen Niederrhein und Friesland wird dort als Romanogotik klassifiziert.

Romanische Baukunst [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kreuzgratgewolbe der Kirche St. Jakob und St. Dionysius in Gadebusch

Allgemeines [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Typisch fur die romanische Baukunst sind Rundbogen und dicke, festungsartige Mauern (besonders in den Westbauten ) mit kleinen Fenstern. Die Kirchenraume sind oft noch mit offenen Dachstuhlen oder flachen Holzdecken geschlossen, spater werden immer weiter gespannte Tonnen- oder Kreuzgratgewolbe gebaut. Die Kapitelle , auch wenn sie vegetabil oder figurlich ausgestaltet sind, bleiben doch blockhaft kompakt. Ihre Grundform ist oft das Wurfelkapitell .

In einigen romanischen Bauwerken finden sich Spolien , wiederverwendete Materialien aus antiken Bauten. Das reicht von einfachen Mauersteinen und Mauerziegeln bis zu erlesenen Bauteilen wie Kapitellen oder Saulen. Manche stammen aus romischen Ruinen der Umgebung. Insbesondere Saulen wurden auch von weit her importiert.

Romanische Kirchgebaude [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weiterentwicklungen der Basilika [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Basilika Saint-Sernin in Toulouse

Schon in der Spatantike hatte man die Bauform der Basilika , die vor dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion ein Profanbau war, fur Kirchenbauten verwendet. In der Romanik wurde dieser Bautyp weiterentwickelt. Das Querschiff , in der Spatantike nicht langer als das dreischiffige Langhaus breit und von diesem durch einen Triumphbogen getrennt, wurde nun mit dem Mittelschiff durch die Vierung verbunden, in der beide sich kreuzten. Die Querschiffsarme ließ man nun gerne seitlich uber die Seitenschiffe hinausragen, wodurch der Grundriss des Gebaudes die Form eines lateinischen Kreuzes bekam.

Zwischen Vierung und Hauptapsis, bzw. bei Kirchen ohne Querhaus zwischen Kirchenschiff und Hauptapsis, wurde ein Chorjoch eingefugt. Dessen (zumeist westliche) Begrenzung zu den ubrigen Kirchenraumen wurde nun als Triumphbogen ausgefuhrt.

Die Vierung ließ man oft als Turm uber die Dacher von Hauptschiff und Querschiff hinaus ragen, mit Fenstern im Turmgeschoss und einer Kuppel als Decke.

Auch einige einschiffige Kirchen wurden mit Querschiff und Vierung ausgestattet, sie bekamen so einen deutlicher kreuzformigen Grundriss.

Der Kirchenbau, ob mit einfachem Grundriss oder auch mit Langhaus, Querhaus und Chor konnte statt als Basilika (mit in der Hohe gestaffelten Kirchenschiffen) auch mit gleich hohen Schiffen als Hallenkirche ausgebildet werden.

Eine andere Entwicklung mit teilweise ahnlichem Ergebnis waren Emporenbasilika und Emporenhalle: Ahnlich wie es als Zentralbau schon in der Pfalzkapelle zu Aachen gebaut worden war, konnten uber den Decken der Seitenschiffe weitere Raume angelegt werden, ebenfalls durch Arkaden zum Mittelschiff hin offen. In weniger großen romanischen Kirchen konnten Emporen der Trennung sozial unterschiedlicher Gruppen dienen. In den ganz großen dienten sie eher der Statik , dem Raumklima und der Demonstration von Reichtum.

Baptisterium von Cremona

Zentralbauten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Abendland blieb der Longitudinalbau ein Standardtypus der Sakralarchitektur. Daneben gab es auch den Zentralbau . Er konnte aus einem einzigen runden oder polygonalen Raum bestehen, oder aus einem zumeist hoheren Zentralraum und einem niedrigeren oder auch durch Emporen mehrgeschossigen Umgang. Als Zentralbau, in der Romanik vorzugsweise achteckig, errichtete man gerne Baptisterien (vor allem in Italien), Burgkapellen und Grabkapellen, sowie Heilig-Grab-Kirchen . Ein reprasentatives Beispiel findet man mit der Abteikirche Ottmarsheim im Elsass .

Apsis und Chor [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

San Michele Maggiore , Pavia , Chor joch und Apsis uber der Krypta

Das Wichtigste am Innenraum mittelalterlicher Kirchen war die Umgebung des Hauptaltars im Osten. In fruhchristlichen Basiliken hatte die Apsis mit dem Altar direkt an das Querschiff angeschlossen. In romanischen Basiliken setzte man vor die Apsis einen zusatzlichen Raum, der zusammen mit dieser den Chor (-Raum) bildete. Hier nahmen die Kanoniker oder Monche an der Liturgie teil. Die gleichbleibenden Texte der Heiligen Messe wurden von ihnen ?im Chor “ gesungen. (Gemeindegesang kam auch in der katholischen Kirche erst mit der Reformation auf.). In Kirchen ohne Querschiff konnte der Chor durch einen (Triumph-)Bogen vom ubrigen Schiff getrennt sein. Bei einem abgegrenzten Altarraum konnte auf eine halbrunde Apsis verzichtet werden. Andererseits bekamen manche Kirchen Nebenapsiden an den Querhausarmen , oder zusatzlich zu dem Chor im Osten einen im Westen. Der Fußboden des Chors lag oft hoher als der des Kirchenschiffs. Der Raum darunter, die durchweg mit gemauertem Deckengewolbe versehene Krypta , war Bestattungsort fur Heilige und Wurdentrager.

Im landlichen Bereich wurde mancherorts auch zunachst nur eine kleine Kapelle als Witterungsschutz fur Altar und Geistlichen errichtet, an die dann spater ein Kirchenschiff fur die Gemeinde angebaut wurde. [5]

Gewolbe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stiftskirche Gandersheim mit Westwerk
Liebfrauenkirche in Andernach mit vier Turmen
Sainte-Trinite in Caen , Normandie , Vierungsturm und Vorstufe zur gotischen Zweiturmfassade

Wie weiter oben erwahnt, gelten als typische Kennzeichen romanischer Kirchen Tonnengewolbe , vor allem in Frankreich, und Kreuzgratgewolbe , besonders in Deutschland, naturlich jeweils mit rundbogigem Querschnitt. Tatsachlich weisen zwar romanische Krypten in der Regel Kreuzgratgewolbe auf, aber romanische Kirchenschiffe oft nicht. Uber Seitenschiffen romanischer Basiliken kommen Kreuzgratgewolbe immerhin haufig vor, uber Mittelschiffen sind sie geradezu selten. Wegen ihres starken Seiten schubes bereiten Rundbogengewolbe in großer Hohe statische Probleme. Vielfach hat man es bei einer flachen Holzdecke oder einem offenen Dachstuhl belassen. Das Mittelschiff des Doms zu Speyer ist mit kuppigen Gewolben gedeckt, damit die Krafte an den Hochschiffswanden steiler einwirken. In so manchem ansonsten romanischen Gemauer hangen spitzbogige Kreuzrippengewolbe nach dem Schema der Gotik, bei manchen alten Bauten hat man flache Decken nachtraglich durch gotische Gewolbe ersetzt, so beim Mainzer Dom . Spatromanisch begonnene Bauten hat man oft von vornherein mithilfe technischer Errungenschaften der schon begonnenen Fruhgotik konzipiert. Zu diesem Thema gibt es die Liste romanischer Kirchen mit gotischen Gewolben und die Liste romanischer Kirchen mit Kreuzgratgewolbe uber Kirchenschiffen .

Neben den haufigen bzw. erwarteten Gewolbeformen finden sich auch solche, die in der Romanik selten sind, aber nur in Verbindung mit der Romanik vorkommen. Sehr fruh ist das rippenlose Hangekuppelgewolbe der Bartholomauskapelle (Paderborn) . Wahrend anderswo schon gotisch gebaut wurde, errichtete man hier und da auch rundbogige Rippengewolbe, siehe Liste

Turme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In vielen Gegenden wurden in der Romanik Turme beliebt. Bei ihrer Einbindung in das Kirchengebaude gab es gegensatzliche Tendenzen, die aber manchmal miteinander kombiniert wurden:

  • Vierungsturm
  • Vier Turme
  • Westturme
  • Westwerk , bei kleineren Kirchen Westbau

Regionalstile [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Frankreich:
  • Deutschland:
    • An den rheinischen Bischofssitzen wurden neue Kathedralen errichtet, etwa der fruhromanische Willigis-Bardo-Bau des Mainzer Doms (ab 1009) und der Kaiser dom zu Speyer , auch bedeutende Klosterkirchen wie Maria Laach . In Koln, wo es neben dem gotischen Dom heute zwolf romanische Basiliken gibt, wurde ausgehend von St. Maria im Kapitol der sogenannte Trikonchos typisch, bei dem außer dem Chor auch die Seitenschiffsarme Apsiden haben.
    • Das Stammesherzogtum Sachsen erlebte als Herkunftsgebiet der Ottonen einen kulturellen Aufschwung, wegen Erzvorkommen und guter Boden besonders die Harzregion. Hier entstanden in der Fruhromanik die Kirchen in Hildesheim und die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode . In Goslar begann man 1005 mit dem Bau der Kaiserpfalz die ab 1030 erheblich ausgebaut wurde. In der Spatromanik trat Heinrich der Lowe als Bauherr auf.
    • Mehrere der großen romanischen Kirchen in Deutschland haben nicht nur an einem Ende einen Chor, sondern an beiden. Manche haben auch vor beiden Choren ein Querhaus. Eine vollige Symmetrie in Langsrichtung wurde allerdings wohl nirgends geschaffen. Doppelchoranlagen boten die Moglichkeit, verschiedene Schutzheilige zu wurdigen, oder auch neben kirchlichen Autoritaten weltliche Stifter herauszustellen. [6]
    • In der Spatromanik wurde, ubernommen aus der Lombardischen Romanik, der Backsteinbau in Deutschland eingefuhrt, sporadisch in Suddeutschland, landschaftspragend in Norddeutschland, siehe Backsteinromanik .
  • Italien:
  • Spanien :
    • Im Norden des Landes gab es mehrere kleine Konigreiche, die sich im Rahmen der Reconquista langsam gegen den islamischen Suden ausdehnten. In der Fruhromanik orientierte sich die Baukunst vor allem an lombardischen Vorbildern, spater vor allem an franzosischen, etwa in der Verwendung von Tonnengewolben.
    • Mit der Tatigkeit muslimischer Handwerker entstanden Bauwerke, die sowohl der Romanik als auch dem Mudejarstil angehoren (sowie spater auch Mudejar-Adaptationen von Gotik und Renaissance). [8] [9]
      Angelsachsische St-Laurence’s Church in Bradford-on-Avon , 10./11. Jh.
    • Schon im 12. Jahrhundert und noch in romanischen Formen wurden Hallenkirchen in Spanien errichtet, ein Bautyp, der fur Kirchen mittlerer Große in diesem Land auch in den nachfolgenden Stilen wichtig, in manchen Regionen sogar vorherrschend war. Besonders bei den fruhen reichte der Kirchenraum trotz gemauerter Arkaden bis an die holzernen Dachschragen.
  • England und Schottland :
    • Die Formensprache der wenigen Zeugnisse angelsachsischer Architektur weist Zuge der Romanik auf. Es durften zumeist kleine Kirchen gewesen sein. Aber das vornormannische York Minster soll 33 Altare gehabt haben, unter Edward dem Bekenner wurde eine große Westminster Abbey errichtet, und die angelsachsischen Grundmauern des Stow Minster , das 1066 nach einem Brand im Wiederaufbau war, haben beachtliche Ausmaße.
    • Nach der Eroberung Englands unter Wilhelm dem Eroberer 1066 wurden mehrere große und zahlreiche kleinere Kirchen im Norman Style errichtet, einer Form der Hochromanik.

  • Irland
    • Clonfert , Galway , Irland
      Auf der irischen Insel entwickelte sich der irisch-romanische (nach dem lateinischen Namen Hibernia fur Irland auch ?Hiberno-Romanisch“ genannte) Stil ab dem fruhen 12. Jahrhundert, als auch die Kirchenstruktur großen Anderungen unterworfen war. Die Kirchengebaude sind weiterhin meist klein, aber jetzt immer in Apsis und Chor unterteilt. Von der Vorgangerarchitektur wurden die uber die Ecken hinausreichenden Verlangerungen der Seitenwande ubernommen. Neu sind aber die kunstvollen runden Tureingange, die oft aus gestaffelten, sich verengende (Halb)saulen bestehen, Diese sind meist mit Zickzackleisten und Skulpturen menschlicher Kopfe verziert. Daruber ist oft noch eine dreieckige Giebelflache , die ebenfalls Skulpturen enthalt. Beispiele sind die Kirchen in Clonfert und Killeshin . [10]
Tveje Merløse Kirke, letzte von einst mehreren kleinen Zwei­turm­kirchen auf Sjælland
  • Danemark :
    • Gebaudeformen verweisen auf eigenstandige Beziehungen der danischen Architektur nach Suden. Sie erklaren sich aus der großen Mobilitat der nordeuropaischen Seefahrer schon im 11. Jahrhundert und aus der Großmachtstellung Danemarks (das bis 1658 auch den Sudwesten des heutigen Schweden umfasste) im 12. und fruhen 13. Jahrhundert.
    • Bevor der erste Backstein in Danemark gebrannt wurde, waren hier in großer Zahl von Kirchen aus hochwertigem Natursteinmauerwerk errichtet worden, im Osten des Landes aus Kalkmaterialien und Sandstein, in Jutland etwa tausend Granitquaderkirchen. [11] Viele der Granitquaderkirchen sind klein, aber so manche hat aufwandig gestaltete Portale. Typisch fur kleine danische Granitquaderkirchen sind die Monolithauflieger ; die oberen Abschlusse von Fenstern haben zwar die Form eines Rundbogens, aber dieser ist nicht aus mehreren Steinen zusammengesetzt, die sich gewolbeartig gegenseitig stutzen, sondern aus einem einzelnen großen Quader herausgemeißelt, nach der Statik also ein Architrav . Eingewolbt wurden diese Kirchen, wenn uberhaupt, zumeist erst in der Zeit der Gotik, mit Rippengewolben aus Backstein.
    • Auch mehrere romanische Basiliken wurden in Danemark aus Naturstein errichtet. Der Dom zu Lund , eine große Sandsteinbasilika, verweist auf rheinische Vorbilder, die Granitbasilika in Skarp Salling eher auf italienische.
    • Außer dem Dom zu Lund wurden auch weniger große Kirchen mit Doppelturmfassaden errichtet, die aber bis auf die von Tveje Merløse spater durch Einturme ersetzt wurden.
    • Der romanische Backsteinbau begann in Danemark nur wenig spater als in Deutschland. Gerade die fruhen danischen Backsteinbauten orientieren sich mehr an italienischen als an deutschen Vorbildern. [12]
  • Norwegen :
    • Stavanger Domkirke (1100?1150) ist zum großeren Teil romanisch.
    • Einige der Stabkirchen in Norwegen stammen nicht nur aus der Zeit der Romanik, sondern weisen auch Zitate aus der Steinarchitektur ihrer Zeit auf.
Marienkirche in Inowrocław , Kujawien , Polen
  • Ostmitteleuropa:
    • An mehreren Orten in slawischen Landern waren die ersten steinernen Kirchen Rundbauten, so etwa auf dem Prager Hradschin ein Vorganger des heutigen, gotischen, Veitsdoms. Sie waren Grabeskirchen wie der erste Dom in Gniezno , haufiger aber Palastkirchen. Die ersten dieser Rotunden werden eher noch der Vorromanik zugerechnet. Hingegen leitet die im fruhen 12. Jahrhundert errichtete Sankt-Prokop-Rotunde in Strzelno mit ihren Bandrippengewolben schon zur Spatromanik uber.
    • Die meisten großen romanische Basiliken in Ostmitteleuropa sind spater gotischen Bauten gewichen. Einen Eindruck der außeren Erscheinung vermittelt die Stiftskirche in Tum, [13] der Innenraum ist jedoch seit einem Brand von Backsteingotik des 15. Jahrhunderts bestimmt.
    • Von den zahlreichen kleineren romanischen Kirchen ist wegen des Vergleichs mit der weiteren Architekturentwicklung die Marienkirche in Inowrocław interessant: Hier wurde Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts eine Saalkirche aus sorgfaltig behauenen Granitquadern und einem Turmpaar aus Backstein errichtet, wenige Jahre, bevor 33 km nordostlich der Deutsche Orden Ordensburg und Stadt Thorn (Toru?) grundete, mit gotischen Backsteinbauten. [14]

Profanbauten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Goslarer Kaiserpfalz vor und wahrend der Instandsetzung 1868
Overstolzenhaus in Koln

Die Stadte bestanden zur Zeit der Romanik in Mittel- und Nordeuropa fast ausschließlich aus Holzhausern, die keine lange Lebensdauer hatten; in Gegenden mit leicht abzubauenden Steinvorkommen und auch Mangel an Bauholz, besonders in Sudeuropa (z. B. Italien, Sudfrankreich), gab es hingegen mehr Steinbauten, die teilweise auch noch erhalten sind. Zu den altesten Profanbauten gehoren in Mitteleuropa folglich nur einige wenige der (damals seltenen) Steinbauten, darunter an Wohnhausern das Graue Haus in Oestrich-Winkel (um 1080), zwei Hauser an der Kathedrale von Tournai (um 1150, als alteste Wohnhauser Westeuropas vermarktet), ein romanisches Haus in Bad Munstereifel (1167), in Cluny u. a. das Haus Borluut am Markt (1175), in Gent der Kornspeicher an der Graslei (um 1200), das ?Heidenhaus“ in Rosheim , der Propstsitz ? Haus Korbisch “ (1208) und die Zehntscheune (1237) in Karden an der Mosel, der aufwandige Patriziersitz Haus Overstolz in Koln (um 1220), das Dreikonigenhaus in Trier (1230), Hauser in Gelnhausen oder Bad Kosen .

Werke romanischer Baukunst waren auch Konigspfalzen , einige Bischofspalaste, sowie die Burgen von Landesfursten. Relativ gut erhalten sind Teile der Kaiserpfalz in Cheb (Eger) und mit einigen Restaurierungen die Kaiserpfalz Goslar und das Palas der Wartburg . Andere, wie Burg Dankwarderode in Braunschweig , wurden mit sehr viel Fantasie rekonstruiert. Vieles ist nur als Ruine erhalten, darunter das Palas der Pfalz in Cheb und die Pfalzen in Gelnhausen und in Kaiserswerth . Wo Burgen bis in die jungere Vergangenheit, teilweise bis in die Gegenwart intensiv genutzt und dementsprechend immer wieder modernisiert wurden, konnen romanische Bauteile stark mit jungeren verquickt sein, wie etwa auf Burg Rochlitz .

Zahlreiche Burgen nicht ganz so hoher Bedeutung entsprachen in der Zeit der Romanik noch nicht heutigen Vorstellungen einer mittelalterlichen Steinburg, sondern bestanden bis weit in die gotische Epoche hinein aus Erdwallen, Palisaden und holzernen Wohn- und Wirtschaftsgebauden. Als Beispiel sie die Geschichte der Burg Bederkesa genannt. Selbst Burg Trausnitz uber Landshut , spater lange Zeit die Residenz der bayrischen Herzoge , wurde im 12. Jahrhundert als holzerner Turm begonnen.

Nach dem Vorbild landlicher, befestigter Wohnturme wurden von Adel und Patriziern teils auch in Stadten solche angelegt (etwa der Frankenturm in Trier oder der Stenshofturm in Ruttenscheid). Einige italienische Stadte, nicht zuletzt Bologna , hatten um 1200 ein Gedrange von hohen Wohnturmen, das den Skylines heutiger Bankenviertel ( Mainhattan ) nicht nachstand. In Stadten voller Privathauser aus leicht brennbarem Material errichtete man hier und da feuerfeste Speicherbauten, die als Steinwerke bezeichnet werden.

Holzhauser [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Holzhauser haben naturgemaß kaum uberlebt. Zudem folgten Bauernhauser nicht allen Tendenzen kirchlicher, herrschaftlicher und stadtischer Architektur. Daher konnen hier nur Dendrodaten Auskunft geben, ob einer dieser Bauten der romanischen Epoche zuzurechnen ist.

Als altestes erhaltenes holzernes Wohnhaus Europas gilt das Haus Niederost in Schwyz , alteste Teile 1176, Sudfront und Dach 1270 Es wurde 2001 abgebrochen, eingelagert und 2014 am neuen Standort in Sattel fur museale Zwecke neu aufgebaut. [15]

Um Irrtumern vorzubeugen: Die wohl altesten Bauernhauser Sudtirols, im ladinischen Kulturbereich, stammen erst aus dem 14. und 15. Jahrhundert. [16]

Fachwerk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das in der Erde grundende und daher faulnisanfallige Pfostenhaus war der Vorlaufer der Standerbauweise und des daraus entwickelten, meist auf Stein fundamentierten Fachwerkhauses , das seit dem fruhen 13. Jahrhundert langsam die alte Bauweise abloste. Daher ist Fachwerk vor 1200 nach Grossmann nicht mehr zu erwarten. [17] Daher entstanden die altesten erhaltenen Fachwerkhauser im 13. Jahrhundert , schon in der Zeit der Gotik.

Um 1200 setzen die altesten Denkmaler des Fachwerkbaus auf dem Lande ein: Die altesten erhaltenen Fachwerkbauten Europas sind zwei Großscheunen in Cressing Temple von 1205 und 1235, bezeichnenderweise keine bauerliche Architektur, sondern Klosterscheunen der dortigen Niederlassung der Templer .

Romanik in der Bildenden Kunst [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die kunstlerischen Erzeugnisse sind vorwiegend in Buchmalerei , Bildhauerkunst und Wandmalerei erhalten geblieben. Werke der Romanik zeichnen sich vor allem durch einen geringen Naturalismus und hohen Symbolismus aus. Die Skulpturen und Malereien zeigen oftmals drastische Motive. Besonders in der Wandmalerei wurden haufig hierarchische Strukturen durch die Bedeutungsperspektive und abgestufte Anordnung dargestellt.

Siehe ausfuhrlicher:

Stilphasen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

St. Michael in Hildesheim

Fruhromanik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die fruhe Romanik (Ende 10. Jh. bis um 1080) [18] wurde wesentlich von den jungen Klostergemeinschaften , die uberall in Europa entstanden, entwickelt, in denen nach dem Untergang Roms erstmals wieder auch weltliches Wissen systematisch gesammelt und durch Forschung erweitert wurde.

Beispiele der fruhen Romanik in Deutschland sind die Hildesheimer Michaeliskirche ab 1010, die erste Phase des Speyerer Doms ab 1025, Klosterkirche Limburg an der Haardt ab 1025 angesetzt, in Polen mit der Regierungszeit Kasimirs des Erneuerers, 1038?1058. Aus der Bauzeit der unter seiner Herrschaft errichteten Kirche der Abtei Tyniec (heute in einem Vorort von Krakau ) ist unter anderem das Sudportal erhalten.

Hochromanik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Tonnengewolbe von San Martin in Fromista ( Kastilien und Leon , Spanien )

Das steigende okonomische und technische Niveau ermoglichte ab ca. 1070 [19] enorme Leistungen in der Baukunst. Der Speyerer Dom war die Kirche der salischen Kaiser und diente als deren Grablege. In seiner zweiten Baustufe von kurz vor 1082 bis 1106 erhielt das Mittelschiff rundbogige Kreuzgratgewolbe . Bei seiner Vollendung war er die zweitgroßte Kirche der Christenheit (nach Alt St. Peter ). In der dritten Abteikirche von Cluny ab 1088 und der in enger Anlehnung ab 1090 errichteten Prioratskirche von Paray-le-Monial verließ man die klassischen Formen der Romanik und baute die Tonnengewolbe der Mittelschiffe sowie Arkaden und Kreuzgratgewolbe der Seitenschiffe spitzbogig. Cluny III war eine funfschiffige Basilika mit zwei Ostquerhausern und einem Umgangschor mit Kapellenkranz; mit dem spater angebauten Narthex wurde ihre Grundflache schließlich großer als die der vatikanischen Petersbasilika.

Moissac , Erdgeschoss des Tiurms, 4. Viertel 11. Jh.

Frankreich ging in der Ausbildung des Umgangschors mit Kapellenkranz voran. In dem Land entwickelten sich unterschiedliche Gewolbeschemata, die regionalen Bauschulen zugerechnet werden, obwohl das nicht immer ganz trifft: Zur schon erwahnten burgundischen Schule von Cluny gehorte auch die Kathedrale von Autun . Im Burgund entstanden aber auch St-Philibert (960?1108) in Tournus mit runden Quertonnnen uber dem Mittelschiff und runden Kreuzgratgewolben uber den Seitenschiffen und der romanische Kern der Pilgerkirche von Vezelay (Chor 1104 geweiht, weitere romanische Teile bis 1145 errichtet) mit runden Kreuzgratgewolben. In Westfrankreich errichtete man mit oft spitzen Tonnengewolben Hallenkirchen . In raumlicher Uberlappung dazu entstanden in Aquitanien und etwas spater an der Loire die Kuppelkirchen von Angouleme (1110?1128), Perigueux (ab 1. Halfte 11. Jh., 5 Kuppeln 1125?1150) und Fontevraud (gegrundet 1011). Kirchen mit Rundtonnen und Emporen entstanden in der Auvergne und in den Pilgerstraßenkirchen des Sudwestens von Conques (1041 bis Anf. 12. Jh.) uber St. Sernin in Toulouse (1077?1119, Stufenhalle aus Backstein mit Tonnengewolben) bis nach Spanien zu Santiago de Compostela (ab 1075, großenteils spater verandert). Im Languedoc wurde im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts die Abteikirche vom Moissac errichtet, von der aus jener Zeit nur noch die unteren Geschosse des Westturms erhalten sind. Mit seinem spitzbogigen Portal und mehreren, teilweise spitzbogigen, Rippengewolben nimmt er, wenn auch mit klobigen Rippenformen, die entscheidenden Elemente der Gotik voraus, die dennoch erst ein halbes Jahrhundert spater 500 km nordlich einsetzte.

In England leitete die normannische Eroberung 1066 den Ersatz oder Neubau vieler Kirchen ein, auch Wohngebaude fur die neuen Herren wurden gebraucht, zeitlich und qualitativ voran der Tower of London , 1178 bis vor 1100, mit der St-John’s-Kapelle. So entspricht der kontinentalen Hochromanik in England der Norman Style . Beispiele sind die Kathedralen von Ely (ab 1083) und von Durham (Chor ab 1093, erste Rippengewolbe um oder kurz nach 1100) sowie die Abteikirche von Peterborough (1118 bis 1238). Aller drei Bauzeit erstreckte sich bis in die Gotik, zum Verstandnis ihrer romanischen Gestalt sind also genaue Betrachtung und Information erforderlich.

Italien war in viele Staaten zersplittert, sodass sich viele Regionalstile entwickelten. Auf Einwolbung wurde großtenteils weiterhin verzichtet. Die vielleicht bedeutendste Ausnahme ist Sant’Ambrogio in Mailand , die seit dem Ende des 6. Jahrhunderts errichtete Kirche wurde ab 1100 vollig umgebaut, das Langhaus bis 1128. [20] Damit entstanden aus Backstein die Kreuzrippengewolbe ihres Mittelschiffs, mit runden Gurt- und Schildbogen aber leicht gespitzten Rippenverlaufen, nach den deutlich klobigeren Rippengewolben von Moissac, aber vor dem Beginn der Gotik um Paris.

In der Hochromanik spielte Bauschmuck eine große Rolle. Hinzu kamen mehr und mehr freistehende figurliche Bildwerke, die oft aus Holz ( Triumphkreuze , Madonnenfiguren, Lettnerfiguren ), aber auch aus Bronze ( Braunschweiger Lowe , Wolframleuchter in Erfurt ) gearbeitet wurden. Italienische Einflusse sind wahrscheinlich, so zunachst wohl bei der Quedlinburger Stiftskirche mit ihrem vielfaltigen bauplastischen Schmuck. Eine bildnerische Prachtentfaltung ist danach z. B. bei der Benediktiner -Abteikirche St. Peter und Paul ( Konigslutter ) festzustellen; in einem teilweise engen Zusammenhang stehen Bauten z. B. in Hildesheim (St. Godehard), Goslar, der Braunschweiger Dom , das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg und die Liebfrauenkirche (Halberstadt) .

Zu den Schmuckformen vor allem der Hoch- und Spatromanik uber Toren und Apsiden zahlen verschiedene Formen von Friesen sowie an Rundbogenfriesen der ostseitigen Apsis kleine Figuren, Tierchen und Gesichter. Vor allem in Frankreich entstanden uber Portalen Tympanonreliefs mit figurenreichen Szenen. [21]

Aus der Mitte des 11. Jahrhunderts sind erste Buntglasfenster erhalten. Durch kleine Fragmente sind derartige Fenster allerdings bis zuruck in die Karolingerzeit nachzuweisen, wiewohl Glas zeitweise ein Luxusartikel war. Rad- und Rosenfenster , in den meisten Sprachen begrifflich nicht unterschieden, wurden ab dem Vorabend der Gotik angelegt und finden sich in prinzipiell gleichen Formen in romanischen und fruhgotischen Bauten. Ahnlich ist es mit Kleeblattbogen .

Spatromanik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wormser Dom , 11130?1181, spat­ro­ma­nisch: spitzbogige Kreuz­rip­pen­gewolbe , rundbogige Fenster
Wormser Dom, spat­roma­ni­scher West­chor, kurz vor 1181, oktogonal , mit Zwerggalerie und vier Maßwerk rosen
Steinerne Bibel , Apsis der Pfarrkirche Schongrabern in Niederosterreich , 13. Jh.

Die Spatromanik zeichnet sich durch Vielseitigkeit von Baukorpern und Innenraumen aus, die mit großer Zierfreude gebaut wurden. Eine besonders reiche Bautatigkeit entfaltete sich an Rhein und Maas. [22] Analog zu den franzosischen Bauten wurden verstarkt Doppelturmfassaden gebaut, teils auch in Verbindung mit prachtig ausgebildeten Vierungs ­turmen.

Die Spatromanik begann in verschiedenen Regionen Europas zu unterschiedlicher Zeit. Im Burgund kann man als Anfang die Grundsteinlegung der dritten Abteikirche von Cluny im Jahr 1088 ansetzen (die zeitlich betrachtet noch der Hochromanik angehort ? s. o.), denn hier wurden hinter weiterhin romanischen Fassaden erstmals im christlichen Abendland Innenraume spitzbogig uberwolbt , Mittelschiff und Querschiffe mit Spitztonnen , Seitenraume mit spitzen Kreuzgratgewolben. Diese Bauweise fand nicht nur im Burgund selber Nachahmung, sondern auch in Italien , so in der Abtei Fossanova .

Im fruhen 12. Jahrhundert begann man in der Normandie an mehreren Orten mit dem Bau von ? noch rundbogigen ? Kreuzrippengewolben. Das erste derartig eingewolbe Mittelschiff war wohl 1120 das von Lessay (Baubeginn 1106). Wenig spater wurde der Kapitelsaal der Abtei Jumieges eingewolbt. Zu der Zeit begann auch die Errichtung von St-Etienne de Beauvais , nebenbei beruhmt fur das Glucksradfenster (ab 1145) im Nordgiebel. Dabei ist nicht zu vergessen, dass im Norden des damals normannisch regierten England in der Kathedrale von Durham schon vor 1100 die ersten spitzbogigen Kreuzrippengewolbe errichtet worden waren. [23] Die ersten derartigen Gewolbe in Frankreich entstanden zwischen 1110 und 1130 in der Klosterkirche Morienval im Valois , das schon dem weiteren Umfeld von Paris zuzurechnen ist.

Spatromanische Bauten in Deutschland wurden typischerweise nach dem Beginn der Gotik in Frankreich errichtet, in der Fassadengestaltung hielt man an romanischen Formen fest, aber fur die Uberwolbung der Innenraume verwendete man die neu entwickelten Rippengewolbe der Gotik, Kreuzrippengewolbe nach Pariser oder Domikalgewolbe nach angevinischem Vorbild.

Als Musterbeispiel eignet sich der Wormser Dom : 1130 begonnen, erhielt er um 1140 die Gewolbe von Chorquadrum und Querhaus, spitzbogige Kreuzrippengewolbe, zeitgleich mit dem gotischen Chorumgang von Saint-Denis, aber mit etwas groben kastenformigen Rippenprofilen. Arkaden und Kreuzgratgewolbe der Seitenschiffe baute man ebenso wie Fenster und Portale bis zur Weihe im Jahr 1181 konsequent rundbogig. Uber die Datierung der Langhausgewolbe besteht keine Einigkeit, deren Rippen haben elegante Profile nach franzosischem Vorbild. Die Rundfenster des Westchors lassen sich gleichermaßen als romanisch oder fruhgotisch betrachten ( s. o. ). Moglicherweise wegen deren Breiten baute man den Westchor polygonal . Das war bis dahin auch in der Gotik nicht ublich gewesen, wurde aber fortan zu einem Kennzeichen der Gotik, auch in deren Ausgangsgebiet in Nordfrankreich. Nach der Weihe wurden bei der Aufstockung der Wormser Turme gotische Fensterformen verwendet. Die rundbogigen Bandrippengewolbe des Speyerer Doms entstanden erst bei der Reparatur nach einem Brand von 1159, sind also junger als die spitzbogigen des Wormser Doms. [24]

Beispiele mit zeitbedingt mehr an gotischen Elementen sind einige der zwolf romanischen Basiliken Kolns (z. B. St. Kunibert , 1210?1247), der Osnabrucker Dom (romanisch bis 1254) und die Pfarrkirche St. Peter in Sinzig (1225?1241). [25] Hingegen ist der Limburger Dom nach Forschungsergebnissen des 21. Jahrhunderts nicht dazu zu rechnen: Hier wurde eine fruh- bis hochromanische Basilika aus dem 11. Jahrhundert zwischen 1180 und 1230 nach Vorbildern aus der franzosischen Fruhgotik modernisiert, insbesondere der Kathedrale von Laon . Dabei wurden zahlreiche Fenster spitzbogig erweitert und mehrere Strebebogen angefugt.

Neuromanik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Neuromanik , auch Neoromanik genannt, ist ein europaischer Kunststil des 19. Jahrhunderts. Kunstler, vor allem Architekten , griffen damals auf Vorbilder der vergangenen zwei Jahrtausende zuruck ? in diesem Falle auf die Romanik. Zusammen mit Neugotik , Neorenaissance , Neubarock und der Vereinigung mehrerer dieser Stilrichtungen in einem Werk (sogenannter Eklektizismus ) werden sie gemeinsam in der Stilgeschichte als Historismus bezeichnet.

Touristik und Romanik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • Georg Dehio, Gustav von Bezold: Die kirchliche Baukunst des Abendlandes. Band 1. Stuttgart, 1892. Online, Universitat Heidelberg . Atlas 1 (Tafelband) Stuttgart 1887. Online, Universitat Heidelberg . Atlas 2 (Tafelband) Stuttgart 1888. Online, Universitat Heidelberg .
  • Andreas Hartmann-Virnich: Was ist Romanik? Geschichte, Formen und Technik des romanischen Kirchenbaus , Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-14286-1 .
  • H. E. Kubach: Romanik . In der Reihe: Weltgeschichte der Architektur. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1986, ISBN 3-421-02858-3 .
  • Michael Overdick: Das Architektursystem der rheinischen Spatromanik . Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2005, ISBN 978-3-88462-213-1
  • Artur von Pannewitz: Formenlehre der romanischen Baukunst in ihrer Anwendung auf den Quaderbau: vierzig Tafeln in Photolithographie nebst Vorwort, Quellenangabe, Inhalt und Ortsverzeichnis . Baumgartner, Leipzig 1898. Digitalisat .
  • R. Toman, A. Bednorz: Romanik. Architektur ? Skulptur ? Malerei. Konemann im Tandem-Verlag, 2004, ISBN 3-8331-1039-2 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Romanische Architektur  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons : Romanische Plastik  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons : Romanische Malerei  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons : Bedeutende romanische Tympana in Frankreich  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Elmar Worgull : Steinerne Geometrie. Das gleichseitige Dreieck als Bauprinzip fur die romanische Kirche des Augustiner - Chorherrenstifts in Frankenthal . (Hartmut Biermann zum 80. Geburtstag). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2005. ISBN 3-88462-214-5 .
  2. L'Institut national d'histoire de l'art: GERVILLE, Charles (de)
  3. Andreas Hartmann-Virnich: Was ist Romanik? Geschichte, Formen und Technik des romanischen Kirchenbaus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S. 74.
  4. Ob man die ottonische begrifflich von der romanischen Kunst abgrenzt oder in diese einschließt, wird unterschiedlich gehandhabt. Vgl. den Artikel Vorromanik .
  5. Zwei gegenlaufige bauhistorische Interpretationen der Dorfkirche in Drakenburg an der Weser : dentweder als romanische Kapelle, die spater um ein gotisches Kirchenschiff zur Kirche erweitert wurde, oder als primar gotischen Kirchenbau mit nachtraglich angebautem spatgotischen Chor.
  6. Thomas Kuntzel: Das Bau-Laboratorium der Bischofe ? Uberlegungen zur Kirchenplanung im fruh- und hochmittelalterlichen Hildesheim (PDF bei www.academia.edu)
  7. Romanico pugliese ? HiSoUR ? Ciao, cosi sei. Abgerufen am 20. Mai 2024 (italienisch).
  8. Mapa interactivo del arte mudejar en Aragon. Abgerufen am 20. Mai 2024 (spanisch).
  9. Mudejar castellano-leones. Abgerufen am 20. Mai 2024 (spanisch).
  10. Archaeology Ireland. 34/4, 2020, S. 41?45.
  11. Otto Norn: Granitkirker i Jylland og Angel in Sønderjyske Arbøger (1982), PDF zum Download
  12. Paul Nawrocki: Der fruhe danische Backsteinbau , Lukas Verlag (2010), ISBN 978-3-86732-096-2 , siehe Buchportrat des Lukas Verlags
  13. Tum - collegiate church of St Mary and St Alex. Abgerufen am 20. Mai 2024 (britisches Englisch).
  14. Christofer Hermann u. a., Mittelalterliche Architektur in Polen , S. 40?94: Die Vor- und hochromanische Architektur (10.?12. Jahrhundert)
  15. Georges Descoeudres, Gabriele Keck und Franz Wadsack: Das Haus ≪Niderost≫ in Schwyz: Archaologische Untersuchungen 1998?2001 ( Memento vom 31. Marz 2016 im Internet Archive ) (PDF; 3,2 MB). Erschienen in: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz, Heft 94 (2002).
  16. https://www.uibk.ac.at/geographie/dendro/pdf/2007_nic_pich_tha-groedner_haeuser.pdf Dendrochronologische Untersuchungen an historischen Bauernhausern im Grodner Tal, Sudtirol: Die Hofe Unterkostamula (Costamula de sot)
  17. Vgl. G. Ulrich Großmann: Der Fachwerkbau in Deutschland. Das historische Fachwerkhaus, seine Entstehung, Farbgebung, Nutzung und Restaurierung . 3. erweiterte Auflage, Dumont, Koln 2004, ISBN 978-3-8321-7463-7 , und: Fachwerk in Deutschland ? Zierformen seit dem Mittelalter. Petersberg 2006, ISBN 978-3-86568-154-6 .
  18. Wilfried Koch: Baustilkunde , 33. Aufl. (2016), ISBN 978-3-7913-4997-8 , Zeitleisten, setzt in Frankreich 1080 als Grenze zwischen Fruh- und Hochromanik, teilt in Deutschland die Romanik stattdessen in Salisch (1040 bis 1140) und Staufisch (1140?1250)
  19. Hans Erich Kubach: Architektur der Romanik . Stuttgart 1974, ISBN 3-7630-1705-4 , S. 145, Die zweite Stufe der romanischen Kunst 1070-1150 . In dem nicht konsequent gegliederten Buch werden einige Themen wie z. B. Gewolbe schon im vorangehenden Kapitel ( Die erste Phase der romanischen Kunst ? Fruhromanische Architektur ) bis in die Hochromanik ausfuhrlich dargestellt, mit Beispielen wie dem Dom zu Speyer.
  20. Basilica di S. Ambrogio, Piazza Sant'Ambrogio - Milano (MI) ? Architetture ? Lombardia Beni Culturali. Abgerufen am 20. Mai 2024 .
  21. Commons-Galerie: Great Romanesque tympanums in France
  22. Hans Erich Kubach, Albert Verbeek: Romanische Baukunst an Rhein und Maas. 4 Bde., Berlin 1976?1989.
  23. Norbert Nußbaum, Sabine Lepsky, Das gotische Gewolbe , Deutscher Kunstverlag, 1999, ISBN 3-422-06278-5 , S. 29?43, Die anglonnormannischen Gewolbe .
  24. Dehio-Handbuch Rheinland-Pfalz - Saarland , Deutscher Kunstverlag, 2. Aufl. 1984, ISBN 3-422-00382-7 , S. 977.
  25. A. Schunicht-Rawe, S. Pauly: St. Peter in Sinzig . Hrsg.: Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz. 1. Auflage. Neusser Druckerei und Verlag GmbH, Koln und Neuss 2004, ISBN 3-88094-919-0 , S.   2, 3 .
  26. TRANSROMANICA. Abgerufen am 20. Mai 2024 (britisches Englisch).