Roman Anin

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Roman Alexandrowitsch Anin (* 16. Dezember 1986 in Chisinau , Moldauische SSR , UdSSR ) ist ein russisch -moldawischer Journalist. [1]

Seit seinen Berichten zu Korruption und Amterpatronage beim russischen Militar und in der russischen Politik und Wirtschaft gilt er als einer der prominentesten Investigativjournalisten aus Russland. [1] [2]

Anins Ermittlungsarbeiten uber einen Zeitraum von funf Jahren fuhrten zu Dokumenten und Daten, aus denen hervorgeht, dass (umgerechnet) zwischen 800 Millionen und einer Milliarde US-Dollar aus dem Fiskus des russischen Staates in Offshore-Finanzplatze und Briefkastenfirmen transferiert wurden. [2] [3] [4]

Leben und Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Roman Anin wuchs ab 1991 in der Republik Moldau auf, wo er auf semiprofessionellem Level Fußball spielte, ehe seine Familie nach Russland zog. [5] In Russland spielte er von 2011 bis 2012 Fußball in der russischen Amateurliga. [6]

Wahrend seines Studiums an der Fakultat fur Journalismus der Lomonossow-Universitat Moskau veroffentlichte er bereits fur die Nowaja gaseta . [2] Ab April 2006 war er dort Sportkolumnist, im Jahr 2008 war er fur die Zeitung Kriegsberichterstatter im Kaukasuskrieg 2008 [5] und 2009 arbeitete er in der Investigativabteilung . Nach seinem Abschluss des Journalistikstudiums begann er ein Studium der Weltwirtschaft an der russischen Akademie der Wissenschaften . [2] Er brachte sich autodidaktisch die Grundlagen der Buchhaltung und Finanzanalyse sowie deren Vor- und Nachteile bei und lernte dadurch eigenen Angaben zufolge besser verstehen, wie man Korruption erkennt. [5]

Als nach dem Tod von Sergei Magnitski , der illegale Steuerruckerstattungen zugunsten korrupter Beamter im russischen Innenministerium aufklaren wollte, eben diese Steuerdelikte weitergingen, berichtete Roman Anin im Jahr 2011 daruber. Dafur wurde er im Jahr 2013 mit dem Knight International Journalism Award der NPO International Center for Journalists (ICFJ) ausgezeichnet. [7]

Zusammen mit der Sveriges Television enthullte er im Jahr 2013 Korruption rund um den schwedischen Telekommunikationskonzern TeliaSonera und Gulnora Karimova , der Tochter des usbekischen Prasidenten Islam Karimov . [8] [3]

Mithilfe zweier Journalisten aus dem Vereinigten Konigreich und Rumanien deckte er Korruption rund um die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi auf. [9] [8]

Im Jahr 2015 wurde er als Teil eines Reuters -Investigativteams von der Society of American Business Editors and Writers ausgezeichnet. [2] Das Investigativteam hatte daruber berichtet, wie Kirill Schamalow nach seiner Heirat mit Wladimir Putins Tochter Katerina Tichonowa noch mehr Vermogen erhielt. [10]

2016 war er als Mitglied des Internationalen Netzwerks investigativer Journalisten (ICIJ) [8] mit der Suddeutschen Zeitung daran beteiligt, jenen Teil der Panama Papers zu veroffentlichen, der sich mit Wladimir Putins Freund Sergej Roldugin auseinandersetzt. [11] Die ICIJ erhielt fur die Veroffentlichung der Panama Papers den Pulitzer-Preis .

Fur den im Februar 2018 veroffentlichten Bericht Сынки Отечества [12] uber Vetternwirtschaft (unter anderem von Dmitri Rogosin [13] ) in der russischen Armee erhielt er die Auszeichnung Redkollegia der Sreda Foundation . [14]

Im Jahr 2019 erhielt Anin mit dem John S. Knight Journalism Fellowships ein 10-monatiges Journalismusstipendium an der Stanford University . [15] Dort lernte er unter anderem JavaScript und Python . [5] Dies fuhrte eigener Aussage zufolge zu einer effizienteren Arbeitsweise, da er die Arbeitszeit fur repetitive ? aber unerlassliche ? Aufgaben durch Apps verkurzte. [5]

Im Jahr 2020 grundete er das Recherchezentrum ?Important Stories“ (IStories). Im September 2020 trug er mit IStories, als eins von mehr als hundert Recherchezentren, zur Aufdeckung und Berichterstattung bezuglich der FinCEN Files bei. [4] [5] Im Konkreten berichtete IStories uber den Bezug der FinCEN Files zur russischen Politik und russischen Wirtschaft. [4]

Wahrend der COVID-19-Pandemie in Russland berichtete IStories uber Korruption im Zusammenhang mit fehlerhaften Beatmungsgeraten, die vom russischen Staat fur die staatlichen Krankenhauser gekauft wurden und dort zu Unfallen mit Todesfolge fuhrten. [5]

Im Dezember 2020 deckte IStories auf, dass Wladimir Putins Ex-Schwiegersohn Kirill Schamalow kurz nach seiner Heirat mit Putins Tochter Katerina Tichonowa Unternehmensanteile von Sibur im Wert von 380 Millionen US-Dollar fur 100 US-Dollar erhielt. [16] [17] Im Marz 2021 veroffentlichte IStories einen Artikel, in dem es um Verbindungen zwischen einem hochrangigen Kommandeur des russischen Geheimdienstes FSB und der organisierten Kriminalitat geht. [1]

Fur die Grundung von IStories erhielt Anin mit dem Knight Trailblazer Award eine Auszeichnung des International Center for Journalists (ICFJ). [2]

Im April 2021 war er kurzzeitig in Polizeigewahrsam. Die russischen Behorden hatten laut Anin seine Wohnung durchsucht und Arbeitsmittel ( Datentrager und Computer, Telefone) konfisziert. [1] Diese Verhaftung und Durchsuchung wurde mit einem ? im Jahr 2016 von Anin geschriebenen und in der Zeitung Novaya Gazeta veroffentlichten ? Bericht [18] uber Igor Sechin und dessen Verknupfung zu einer ? uber seiner offiziellen Gehaltsklasse stehenden ? Megayacht in Zusammenhang gebracht. [18] [19] Wahrend Sechin daraufhin die Zeitung wegen Rufschadigung verklagte (und im daran anschließenden Verfahren gewann), wurde Anin von Sechins Ehefrau wegen angeblicher Verletzung der Privatsphare angezeigt. [19]

Um einer moglichen Verhaftung durch den russischen Geheimdienst FSB vorzubeugen lebt Anin seitdem außerhalb Russlands. [20]

Im August 2021 wurden Roman Anin, seine Organisation IStories und funf Journalisten in Russland als ? auslandische Agenten “ eingestuft. [21] [22] Im selben Monat sperrte die Messaging-App Telegram Anins Konto ohne Angabe von Grunden. [23]

IStories wirkte an der Recherche der im Oktober 2021 veroffentlichten Pandora Papers mit. [24] [25]

Nach dem russischen Uberfall auf die Ukraine 2022 und den dort begangenen Kriegsverbrechen sprach I-Stories mit einzelnen an der Okkupation beteiligten Soldaten. [26] Einer der Soldaten meldete sich nach dem ersten Gesprach und bekannte sich zur Erschießung eines Zivilisten, von dem die Russen angenommen hatten, dass er ihre Positionen an die ukrainische Seite gemeldet hatte. [26]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. a b c d Russland: Polizei durchsucht Wohnung des prominenten Kremlkritikers Roman Anin. In: Der Spiegel. Abgerufen am 11. April 2021 .
  2. a b c d e f Roman Anin auf icfj.org/. In: icfj.org/. Abgerufen am 11. April 2021 (englisch).
  3. a b Richard L. Cassin: Journalist honored for reporting Russian graft | The FCPA Blog. 14. Juni 2013, abgerufen am 12. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. a b c Сомнения на миллионы долларов: друзья Путина, лоббисты, чиновники ? в подозрительных транзакциях американских банков. Abgerufen am 12. April 2021 (russisch).
  5. a b c d e f g Investigative journalist Roman Anin shines a light on corruption in Russia. Abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  6. Spielerprofil von Roman Anin. Abgerufen am 11. April 2021 (russisch).
  7. Honour for journalist who helped expose high-level Russian corruption. 13. Juni 2013, abgerufen am 11. April 2021 (englisch).
  8. a b c Profil von Roman Anin auf journalismfund.eu. In: journalismfund.eu. Abgerufen am 11. April 2021 (englisch).
  9. Ghosts of Sochi. In: journalismfund.eu. Abgerufen am 11. April 2021 (englisch).
  10. The man who married Putin's daughter and then made a fortune. Abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  11. Suddeutsche Zeitung: Putins reiche Freunde ? die Spur des geheimen Geldes. Abgerufen am 11. April 2021 .
  12. Сынки Отечества. In: novayagazeta.ru. Februar 2018, abgerufen am 12. Marz 2021 (russisch).
  13. Olesya Shmagun, Roman Anin: Secret Deals Undermined Tech Firm Working for Russian Military. Abgerufen am 12. April 2021 (britisches Englisch).
  14. Лауреаты за 2018 - Редколлегия. Abgerufen am 12. April 2021 (russisch).
  15. Alumni. In: JSK. Abgerufen am 11. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  16. Love, Offshores, and Administrative Resources: How Marrying Putin’s Daughter Gave Kirill Shamalov a World of Opportunity. Abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  17. Putin's former son-in-law bought shares worth $380m for $100, report says. 8. Dezember 2020, abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  18. a b By Roman Anin (Novaya Gazeta): The Secret of the St. Princess Olga. Abgerufen am 12. April 2021 (britisches Englisch).
  19. a b OCCRP: OCCRP Concerned by FSB Raid on IStories Editor Roman Anin’s Moscow Apartment. Abgerufen am 11. April 2021 (britisches Englisch).
  20. ‘There is no freedom and there is no press’: How one Russian reporter approaches journalism in the age of Putin. In: icij.org, 3. Mai 2022.
  21. ‘We’re left with no choice’ iStories editor-in-chief Roman Anin says the Russian authorities force independent journalists to register abroad and incur ‘foreign agent’ status. Abgerufen am 4. Oktober 2021 (englisch).
  22. Russia brands IStories a ‘foreign agent’ in independent media crackdown ? ICIJ. Abgerufen am 4. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  23. Telegram забанил аккаунт Романа Анина за день до признания журналиста ≪СМИ-иноагентом≫. In: novayagazeta.ru. Abgerufen am 4. Oktober 2021 (russisch).
  24. Все тайны офшорного мира. Abgerufen am 4. Oktober 2021 (russisch).
  25. About the Pandora Papers ? ICIJ. Abgerufen am 4. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  26. a b ?Dispose of Them“, the Commander Ordered , I-Stories, 18. August 2022; ?Two of them, Daniil Frolkin and Dmitry Danilov, agreed to speak to me.“