Der
Rolls-Royce 10 hp
war der erste Pkw, der aufgrund eines Vertrages zwischen
Charles Rolls
und
Henry Royce
vom 23. Dezember 1904 gebaut wurde
[1]
und den Namen
Rolls-Royce
bekam.
[2]
Der 10 hp wurde in der Firma von Henry Royce, der
Royce Ltd.
im Ortsteil
Trafford Park
in
Manchester
, gebaut und vom Autohandelshaus von Charles Rolls, der
C. S. Rolls & Co.
zum Preis von
GBP
395 verkauft. Der 10 hp wurde auf dem
Pariser Autosalon
im Dezember 1904 zusammen mit den Schwestermodellen
15 hp
und
20 hp
und einem Motor fur den
30 hp
ausgestellt.
Der 10 hp war aus Henry Royces erstem Auto, dem
Royce 10
, entwickelt worden, von dem im Jahre 1903 drei Prototypen entstanden waren. Der Royce 10 wiederum basierte auf einem gebraucht von Royce erworbenen
Decauville
, den er technisch verbesserte. Insbesondere gelang es Royce, den Wagen wesentlich leiser als alle anderen existierenden Automobile zu machen. Anders als der Royce 10, der einen oben flachen Kuhler besaß, hatte der Rolls-Royce 10 hp einen Kuhler mit dreieckigem Aufsatz, wie er in allen kunftigen Rolls-Royce-Automobilen zu sehen sein wurde.
Der Motor war ein
wassergekuhlter
Reihen
-
Zweizylinder
mit zunachst 1810 cm³ Hubraum (Bohrung × Hub = 95,25 mm × 127 mm), der spater auf 2059 cm³ (Bohrung × Hub = 101,6 mm × 127 mm) aufgebohrt wurde. Es handelte sich um einen gegengesteuerten Motor, bei dem die Einlassventile im Kopf hingen, wahrend die Auslassventile seitlich standen.
[3]
Der Motor beruhte ebenfalls auf einer fruheren Konstruktion von Henry Royce, hatte aber eine verbesserte
Kurbelwelle
. Er leistete 12 bhp (8,8 kW) bei 1000 min
?1
. Der
Monoblockmotor
bestand aus Gusseisen; das Kurbelwellengehause aus
Aluminium
. Der
Zylinderkopf
war nicht abnehmbar. Die Verdichtung betrug 3:1. Den
Spruhvergaser
hatte Royce entwickelt.
[4]
Das Dreigang-
Getriebe
war nicht mit dem Motor verblockt. Es ubertrug die Kraft mittels
Konuskupplung
und offen gefuhrter
Kardanwelle
auf die Hinterachse.
[4]
Die Fußbremse wirkte auf das Getriebe und die Handbremse auf
Trommelbremsen
an den Hinterradern.
[3]
Das
Fahrgestell
bestand aus einem Leiterrahmen aus Stahltragern, in dem ein weiterer Rahmen das Getriebe stutzte.
[4]
Vorder- und Hinterachse waren an halbelliptischen Langsblattfedern aufgehangt. Die Holz-
Artillerierader
hatten die Dimension 810 × 90.
[4]
Der kleine Wagen besaß einen Radstand von 1905 mm und eine Spur von 1219 mm. Er erreichte eine Hochstgeschwindigkeit von 63 km/h.
[3]
Es sollten 20 Exemplare gefertigt werden, am Ende waren es aber nur 16 Stuck,
[3]
weil man dachte, dass ein
Zweizylindermotor
nicht zu der neuen Marke passte. Der letzte 10 hp entstand 1906.
Rolls-Royce lieferte nur das Fahrgestell und den Antrieb, aber nicht die Aufbauten. Die Kunden erhielten die Wagen ohne Karosserie und mussten sich selbst um einen
Stellmacher
bemuhen, wobei ihnen der
Hoflieferant
Barker & Co.
in London empfohlen wurde. Neben dem 2-sitzigen
Runabout
war gemaß Rolls-Royce Katalog von 1905 auch ein Barker-
Tonneau
fur vier Personen zu GBP 395 erhaltlich.
[5]
Der Zugang zu den hinteren Platzen erfolgte durch seitliches Wegklappen eines Vordersitzes.
[6]
Vier 10 hp haben uberlebt, der alteste von 1904 mit der Fahrgestellnr. 20154 und dem amtlichen Kennzeichen U44 wurde im Dezember 2007 an einen privaten Sammler von
Bonham’s Auctioneers
fur GBP 3,2 Mio. (ca. GBP 3,6 Mio. einschl. Provision und Steuern) versteigert. Der Wagen mit der Fahrgestellnr. 20162 und dem amtlichen Kennzeichen AX148 aus dem Jahre 1905 gehort der
UK Science Museum Collection
und ist normalerweise im
Museum of Science and Industry
in Manchester ausgestellt. Ein Wagen von 1907 mit der Fahrgestellnr. 20165 und dem amtlichen Kennzeichen SU13 gehort
Bentley
. Ein vierter Wagen mit der Fahrgestellnr. 20159 soll sich in einer privaten Sammlung befinden.
[7]
Der US-amerikanische Modellhersteller
Franklin Mint
bot ein sehr detailliertes Modell des 10 hp Tonneau von 1905 im Maßstab 1:16 an (Art. #B11E797).
- David Culshaw, Peter Horrobin:
The Complete Catalogue of British Cars 1895?1975.
New edition. Veloce Publishing plc., Dorchester 1997,
ISBN 1-874105-93-6
.
- Jonathan Woods:
Great Marques: Rolls-Royce
(1989), Tiger Books International PLC, London;
ISBN 1-8704-6198-3
, gebundene Ausgabe (englisch)
- ↑
Peter Pugh:
The Magic of a Name. The Rolls-Royce Story. The First 40 Years.
Icon Books u. a., Duxford u. a. 2000,
ISBN 1-84046-151-9
.
- ↑
Die Firma
Rolls-Royce
wurde erst 1906 gegrundet.
- ↑
a
b
c
d
Anthony Bird, Ian Hallows, Brendan James:
The Rolls-Royce Motor Car and the Bentley since 1931.
6th revised edition. Batsford Books, London 2002,
ISBN 0-7134-8749-6
.
- ↑
a
b
c
d
Woods:
Great Marques: Rolls-Royce
(1989), S. 10
- ↑
Abb. der Prospektseite bei Woods:
Great Marques: Rolls-Royce
(1989), S. 10
- ↑
Abb. Franklin Mint:
Rolls-Royce 10 hp
(1905); Modell im Maßstab 1:16
- ↑
Sales Notes
, Bonham’s Auctioneers, 3. Dezember 2007