Roger Vadim
[
????e va?dim
] (eigentlich
Vadim Igorevich Plemiannikov
; *
26. Januar
1928
in
Paris
; †
11. Februar
2000
ebenda) war ein
franzosischer
Filmregisseur
,
Drehbuchautor
und
Schauspieler
.
Roger Vadim wuchs in
Alexandria
auf.
[1]
Sein Vater, Igor Nikolajewitsch Plemiannikow, ein russischer Aristokrat, stand dort als Vizekonsul in franzosischen Diensten. Die Mutter stammte aus der
Provence
. Nach dem Tod des Vaters ? er starb 1937 im Alter von nur 34 Jahren an einem
Herzinfarkt
? zog die Familie, darunter Vadims Schwester
Helene
, in die franzosischen
Alpen
, wo die Mutter eine Herberge betrieb. Die Witwe heiratete den englischstammigen Stadtplaner und Architekten
Gerald Manning
, einen Mitarbeiter
Le Corbusiers
.
[2]
Er engagierte sich im
Zweiten Weltkrieg
im Widerstand, versteckte Kommunisten und Juden und schmuggelte Waren uber die nahe gelegene Schweizer Grenze. Stiefsohn Roger verlor bei einem Massaker der
SS
, die eine Scheune in Brand gesteckt hatte, seinen besten Freund und verarbeitete die traumatischen Erfahrungen 1983 in dem Roman
Der hungrige Engel
.
Nach dem Krieg zog Vadim nach Paris, arbeitete drei Jahre im
Charles-Dullin
-Theater als Schauspieler und studierte
Journalismus
, allerdings ohne Abschluss. Durch Vermittlung des Schriftstellers
Andre Gide
lernte er den Regisseur
Marc Allegret
kennen, der ihn als Assistenten am Theatre Sarah-Bernhardt einsetzte und als Nebendarsteller beschaftigte. Bei der Produktion von Allegrets erfolglosem englischsprachigem Film
Blanche Fury
(dt. Titel
Unruhiges Blut
, 1948) diente Vadim als Regieassistent. Daneben arbeitete er als Bildjournalist fur die Zeitschrift
Paris-Match
. In dieser Zeit lernte er die damals 15-jahrige
Brigitte Bardot
kennen, die er am 20. Dezember 1952, unmittelbar nach ihrer Volljahrigkeit, heiratete.
Im Team von Allegret war Vadim einer von mehreren Autoren bei Produktionen wie der franzosisch-britischen Koproduktion
Das traumende Herz
(1950) mit
Michele Morgan
,
Verbrechen ohne Schuld
(1951) mit
Dirk Bogarde
und
La demoiselle et son revenant
(1952). Fur den Dokumentarfilm
Le gouffre de la Pierre Saint-Marti
(1953) schrieb er das Buch und sprach den Text, bei Allegrets
Julietta
(1953), einer volkstumlichen Romanze mit
Jean Marais
,
Dany Robin
und
Jeanne Moreau
, war er Regieassistent, bei
Frauen
(1954, mit
Hedy Lamarr
) abermals Autor.
Fur den Film
Reif auf jungen Bluten
(1953), in dem Brigitte Bardot besetzt war, verfasste Vadim gemeinsam mit Allegret das Drehbuch nach einer literarischen Vorlage von
Vicki Baum
. Trotz des sexuell aufgeladenen Titels wurde das Projekt ein Misserfolg. Der nachste Film mit Bardot,
Das Ganseblumchen wird entblattert
(1956), erwies sich dagegen als Kassenknuller, ahnlich wie das Filmmusical
Pariser Luft
(1956), das Vadim so bekannt machte, dass er seine erste Chance als Regisseur bekam. Er machte daraus das Beste:
Und immer lockt das Weib
(1956) begrundete den Weltruhm Bardots und trug auch zur Prominenz von
Curd Jurgens
bei. ?Ich habe die Bardot nicht erfunden, sondern half ihr einfach nur zu bluhen“, schrieb Vadim spater in seinen Erinnerungen, die zur Halfte ihr galten.
[3]
Zunachst blieb Vadim allerdings trotz weiterer eigener Regiearbeiten wie
In ihren Augen ist immer Nacht
(1958, mit Bardot und
Stephen Boyd
) Allegret verbunden und schrieb mit am Drehbuch fur dessen
Sei schon und halt den Mund
(1958). Am 6. Dezember 1957 ließ sich Vadim von Bardot scheiden.
Bei den Dreharbeiten seines Films
Gefahrliche Liebschaften
(1959), des letzten Films mit
Gerard Philipe
, den die
Washington Post
fur Vadims besten hielt
[3]
, lernte er das danische Fotomodell
Annette Stroyberg
kennen, das am 17. Juni 1958 seine zweite Frau wurde. Auch im Vampir-Film
Und vor Lust zu sterben
(1960) wirkte Stroyberg mit. Bereits am 14. Marz 1961 trennten sich Vadim und Stroyberg wieder, hatten jedoch eine gemeinsame Tochter, Nathalie. Der Regisseur arbeitete kurzzeitig fur die populare Komodie
In Freiheit dressiert
(1961) erneut mit Bardot zusammen.
In einem Kapitel von Allegrets Episodenfilm
Les Parisiennes
(dt.
Pariserinnen
, 1962) war die sehr junge
Catherine Deneuve
aufgetreten, mit der Vadim eine Beziehung begann. Der Schauspieler
Christian Vadim
ging aus dieser Verbindung hervor. Er forderte und inszenierte sie, regte sich uber ihren angeblichen ?Schuhfimmel“ auf
[3]
und verschaffte ihr Rollen in
In der Hand eines Starkeren
(1962) und
Laster und Tugend
(1963). In der Folge hatte Vadim mit
Das Ruhekissen
(1962) abermals mit einem Bardot-Film großen Erfolg, wahrend
Ein Schloß in Schweden
(1963) mit
Monica Vitti
floppte.
Am 14. August 1965 wurde
Jane Fonda
in
Las Vegas
Vadims dritte Ehefrau.
[4]
Zuvor hatte er sie im Erotikfilm
Der Reigen
(1964) erstmals besetzt und dabei lieben gelernt. Uberhaupt hielt Vadim nach eigener Aussage Sex fur seine großte ?Inspirationsquelle“ und benannte seine Memoiren nach seinen prominentesten Partnerinnen:
Bardot, Deneuve, Fonda
(1986). Kurz nach der Hochzeit mit Fonda drehte Vadim
Die Beute
(1966) nach einer Vorlage von
Emile Zola
, der wiederum den antiken
Phaedra
-Mythos modernisiert hatte. Noch wahrend der Dreharbeiten erhielt Fonda vom italienischen Filmproduzenten
Dino De Laurentiis
das Angebot der Hauptrolle in der Comic-Verfilmung
Barbarella
, einem Regieprojekt von Vadim, der seiner Frau versprach, sie dadurch zur ?Alice im Wunderland der Zukunft“ zu machen. Doch der Dreh in Cinecitta in
Rom
erwies sich als sehr belastend, Vadim begann zu trinken und die Ehe begann kurz darauf zu kriseln. Vadim lebte zeitweise in den USA, wo er fur
MGM
nach einem Drehbuch von
Gene Roddenberry
Eine nach der Anderen
(1971) realisierte; nach Ansicht von Kritikern der letzte unter Vadims 26 Filmen, der kunstlerisch relevant war.
[1]
Am 16. Januar 1973 wurden Vadim und Fonda geschieden. Aus der Beziehung ging Tochter Vanessa hervor.
Kurz nachdem sich Fonda von ihm getrennt hatte
[5]
und seiner Ruckkehr nach Frankreich arbeitete Vadim abermals mit Bardot zusammen fur deren letzten Film,
Don Juan ou Si Don Juan etait une femme ...
(dt.
Don Juan
, 1973). Finanziell war er ein Misserfolg, wie auch weitere Produktionen der 1970er Jahre, durchweg seichte Erotikfilme, wie sie damals in Mode waren, u. a. mit
Sylvia Kristel
und
Nathalie Delon
. Vadim arbeitete in dieser Zeit auch fur das Fernsehen. Eine ganze Reihe von Film- und Fernsehprojekten der fruhen 1980er Jahre, die Vadim teilweise in den Vereinigten Staaten realisierte, darunter der Soft-Porno
Night Games
(1980) und die Fernsehserie
Deadly Nightmares
(1986) sorgten ebenfalls fur wenig Aufsehen. Auch eine Neuverfilmung von
Und ewig lockt das Weib
mit
Rebecca De Mornay
unter dem Titel
Adams kesse Rippe
(1988) fand keinen Widerhall. 1993 folgte der Film
Eine verruckte Liebe
, in dem seine funfte und letzte Ehefrau
Marie-Christine Barrault
mitspielte, die er am 21. Dezember 1990 geheiratet hatte. Sie trat auch in dem Fernsehmehrteiler
La Nouvelle tribu
(1996) und dessen Fortsetzung
Un coup de baguette magique
(1997) auf, zwei Produktionen, an denen Vadim als Autor und Regisseur beteiligt war.
Neben Bardot, Stroyberg, Fonda und Barrault war die Industriellen-Erbin (Gusseisen und Waffen von Schneider-Creusot) Catherine Schneider mit Vadim verheiratet (Hochzeit am 13. Dezember 1975, Scheidung am 10. Juni 1977, gemeinsamer Sohn Vania), außerdem lebte er zeitweise in Kalifornien mit der Drehbuchautorin
Ann Biderman
zusammen, mit der er jedoch nur verlobt war (1984).
[3]
Zu den Geliebten soll außerdem die US-Schauspielerin
Cindy Pickett
gehort haben. Mit 16 habe Vadim bei einem Sommerurlaub in der Normandie seine ?Unschuld“ verloren, wenige Tage vor der Invasion der Alliierten, die bereits Bombenangriffe auf die Gegend flogen. Deshalb, so Vadim, habe sich beim ersten Sex ?ein Erdbeben“ unter seinen Fußen ereignet, dessen genaue Ursache er angeblich erst spater realisierte. Eifersucht hielt er zeit seines Lebens fur ?bourgeois“.
[4]
Roger Vadim und seine Protagonistinnen erregten stets das offentliche Interesse. Aber weder ihm noch seinen Musen wurden fur seine Filme Lorbeeren zuteil. Weder
Spuren in die Vergangenheit
, der im Wettbewerb der
Berlinale
lief, noch
Die Beute
(in
Venedig
) wurde mit einem Preis bedacht. Fur das Remake
And God Created Woman
war
Rebecca De Mornay
fur eine
Goldene Himbeere
nominiert.
- ↑
a
b
Tim Pullein:
Roger Vadim
.
In:
The Guardian
, 12. Februar 2000, abgerufen am 19. Marz 2018.
- ↑
Roger Vadim:
Bardot, Deneuve, Fonda. Roger Vadim’s life with Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, and Jane Fonda.
New York 1986, S. 19.
- ↑
a
b
c
d
Grace Lichtenstein:
Roger Vadim: An Eye for the Ladies
.
In:
The Washington Post
, 13. April 1986, abgerufen am 19. Marz 2018.
- ↑
a
b
Patricia Bosworth
:
How fear turned Jane Fonda into a sex addict
.
In:
Daily Mail
, 2. September 2011, abgerufen am 19. Marz 2018.
- ↑
Julia Felsenthal:
In a New HBO Documentary, a Tale of Five Jane Fondas.
In:
Vogue
.
Abgerufen am 23. Dezember 2022
(englisch).