Das
Ritchey-Chretien-Cassegrain-Teleskop
, auch
RC-Teleskop
genannt, ist eine Weiterentwicklung des
Cassegrain-Teleskops
, bei der die beiden Spiegel
hyperbolisch
geformt sind. Dadurch wird eine
komafreie
Abbildung erreicht, ohne einen Korrektor wie
Schmidtplatte
,
Meniskus
oder eine andere
Linse
. Da allerdings das
Bildfeld
nicht eben ist, wird bei der fotografischen Verwendung großer Ritchey-Chretien-Cassegrain-Teleskope dicht vor den
Fokus
ein Linsensystem gesetzt, das dieses Problem behebt.
Strahlengang eines RC-Teleskops
Das Ritchey-Chretien-System wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von
George Willis Ritchey
und
Henri Chretien
entwickelt.
Bekannte Ritchey-Chretien-Teleskope sind das
Hubble Space Telescope
und das
Very Large Telescope
(VLT) des
Paranal-Observatoriums
in Chile. Varianten dieser Bauart werden inzwischen von verschiedenen Anbietern von Amateurteleskopen angeboten.
Die Große des nutzbaren
Bildfeldes
ist eine wichtige Kenngroße fur die Leistungsfahigkeit eines Teleskops. Es ist deshalb sinnvoll zu untersuchen, ab welchem Bildfelddurchmesser die
Abbildungsfehler
einen Wert von 1" bis 2" uberschreiten. Diese Grenze wurde gewahlt, weil bei einem durchschnittlichen
Seeing
2" aufgelost werden konnen.
Im Folgenden werden ein Cassegrain-Teleskop und ein Ritchey-Chretien-Cassegrain-Teleskop mit gleichen technischen Daten verglichen:
- Durchmesser der Offnung: 500 mm
- Brennweite
des Primarspiegels: 1500 mm
- Brennweite des gesamten Systems: 4000 mm
Der Radius der Bildfeldwolbung liegt bei beiden Systemen uber 500 mm.
Nutzbarer Bildfelddurchmesser:
|
Cassegrain-Teleskop
|
RC-Teleskop
|
bei Komafehler ≤ 1"
|
0,095°
|
?
|
bei
Astigmatismus
≤ 1"
|
0,33°
|
0,31°
|
bei Komafehler ≤ 2"
|
0,19°
|
?
|
bei Astigmatismus ≤ 2"
|
0,47°
|
0,44°
|
Wie die Tabelle zeigt, wird die Große des Bildfeldes beim Cassegrain-Teleskop durch den
Komafehler
begrenzt, das RC-Teleskop dagegen nur durch den Astigmatismus. Somit hat das RC-Teleskop bei einem maximalen Bildfehler von 1" ein etwa 3,3-fach großeres nutzbares
Gesichtsfeld
als der klassische Cassegrain, bei einem maximalen Bildfehler von 2" ist das nutzbare Gesichtsfeld des RC-Teleskops noch immer 2,3-mal so groß wie beim Cassegrain.
Durch die Komafreiheit kann das RC-Teleskop mit großeren
Offnungsverhaltnissen
in besonders kompakter Ausfuhrung gebaut werden.
Ein Nachteil des RC-Teleskops im Vergleich mit dem Cassegrain ist die Notwendigkeit von Korrektorlinsen, falls bei ausgebautem
Fangspiegel
mit dem Primarfokus gearbeitet werden soll. Der Parabolspiegel des Cassegrain zeigt dann namlich auf der optischen Achse ein perfektes Bild, wahrend die RC-Hyperbel sehr schlecht abbildet.
Die Krummungsradien der beiden Spiegelflachen an der optischen Achse werden ? wie bei allen Cassegrain-Teleskopen ? durch die folgenden beiden Gleichungen beschrieben:
![{\displaystyle R_{1}={\frac {2DF}{F-B}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/e373b12c9fb453ff905fe179345f3a2b0a0ab30a)
![{\displaystyle R_{2}={\frac {2DB}{F-B-D}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/caa6e6b32fde99b40ca7b3ca385fb8e7e73e2bcc)
Darin sind:
- R
1
und
R
2
Betrage der Krummungsradien des Primar- bzw. Sekundarspiegels
- F
effektive
Brennweite
des Gesamtsystems
- B
Abstand vom Sekundarspiegel zum Brennpunkt
- D
Abstand zwischen den beiden Spiegeln
Anmerkung: In der Literatur werden diese Radien oft als negative Zahlen angegeben. Damit wird formal zum Ausdruck gebracht, dass das Licht auf seinem Weg durch das Instrument erst die Mittelpunkte der Krummungsradien passiert und dann auf die Oberflachen trifft.
Wegen der zwei schwer prufbaren
hyperbolischen
Spiegelflachen ist die Herstellung kleiner Ritchey-Chretien-Cassegrain-Teleskope kaum sinnvoll. Das Schleifen der Spiegel liegt im Allgemeinen außerhalb der Moglichkeiten eines Amateurastronomen. Die Justage der beiden Spiegel muss mit hoher Genauigkeit erfolgen. Somit ist ein sehr steifer Teleskoptubus erforderlich.
- ↑
Stefan Deiters:
Keck-Teleskop: Faszinierende Bilder von Neptun.
In:
astronews.com.
26. Oktober 2000,
abgerufen am 25. November 2019
.
- ↑
Ute Kehse:
Kunstlicher Stern lasst Keck-Teleskop klarer sehen - wissenschaft.de.
In:
wissenschaft.de.
13. Oktober 2003,
abgerufen am 25. November 2019
.