Rita Streich (Mitte), etwa 1967
Rita Streich als Olympia in der Oper
Hoffmanns Erzahlungen
, 1946
Rita Streich
(*
18. Dezember
1920
in
Barnaul
,
Gouvernement Altai
,
Sowjetrussland
, heute
Region Altai
,
Russland
; †
20. Marz
1987
in
Wien
) war eine deutsche
Opernsangerin
(
Koloratursopran
). Sie wurde als
Wiener Nachtigall
bezeichnet und als Mozart- und Strauss-Interpretin geruhmt.
Rita Streichs Vater war als deutscher Kriegsgefangener des
Ersten Weltkrieges
in Sibirien interniert. Ihre Mutter war Russin. Nach der Entlassung des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft zog die Familie nach
Deutschland
, zuerst nach
Essen
, dann nach
Jena
. Rita wurde zweisprachig erzogen, was fur ihre spatere Karriere außerst hilfreich war. Ihre Stimme ließ sie in
Augsburg
und
Berlin
ausbilden. Zu ihren Lehrern zahlten Paula Klotzer,
Willi Domgraf-Fassbaender
,
Erna Berger
, die sie entdeckte und forderte, und
Maria Ivogun
.
Ihr Debut als Opernsangerin gab sie 1943 am
Stadttheater
von
Aussig
in der Rolle der
Zerbinetta
in der Oper
Ariadne auf Naxos
von
Richard Strauss
. Drei Jahre spater bekam sie ihr erstes festes Engagement an der
Deutschen Staatsoper
in
Berlin
. Der Oper in Berlin gehorte sie bis 1952 an und wechselte folgend an die
Wiener Staatsoper
. 1953 lieh sie fur den Film
Die Starkere
ihre Singstimme der Schauspielerin
Antje Weisgerber
.
Grabstatte von Rita Streich
Gastauftritte fuhrten die Kunstlerin nach
Bayreuth
,
Salzburg
,
Rom
, an die
Mailander Scala
, nach
Covent Garden
,
Chicago
,
Aix-en-Provence
und
Glyndebourne
. 1957 unternahm sie eine ausgedehnte Tournee durch
Nordamerika
und gastierte dabei auf allen bedeutenden Buhnen u. a. an der San Francisco Opera.
Ab 1974 lehrte Rita Streich an der
Essener
Folkwang-Hochschule
und an der
Musikakademie
in Wien, ab 1983 gab sie wahrend der
Salzburger Festspiele
Meisterklassen und leitete zudem das
Centre du Perfectionnement d'art lyrique
in Nizza.
Zu ihrem Repertoire gehorten u. a. Partien aus
Idomeneo
,
Cosi fan tutte
,
Die Entfuhrung aus dem Serail
,
Die Zauberflote
,
Die Hochzeit des Figaro
,
Der Rosenkavalier
,
Ariadne auf Naxos
,
Der Freischutz
und
Don Giovanni
. Da sie zweisprachig aufgewachsen war, konnte sie auch die Werke russischer Komponisten wie
Rimski-Korsakow
beinahe akzentfrei singen.
Daruber hinaus war Rita Streich eine hervorragende Interpretin der klassischen Operette. Schon am Anfang ihrer Karriere gehorten die Adele in der
Fledermaus
oder die Fiametta in
Boccaccio
zu ihrem Repertoire und war sie in Querschnitten der Firma Polydor unter
Franz Marszalek
zu horen. Spater (in den sechziger Jahren) entstanden Aufnahmen, die Rita Streich mit dem Tenor
Nicolai Gedda
zusammenfuhrten (
Der Zigeunerbaron
,
Eine Nacht in Venedig
,
Der Zarewitsch
und
Der Bettelstudent
).
Rita Streich starb an einem Gehirntumor. Ihr Grab befindet sich auf dem
Perchtoldsdorfer Friedhof
bei Wien.
Portraits und Lieder
- Rita Streich ? The Viennese Nightingale (Deutsche Grammophon)
- Volkslieder und Wiegenlieder (Deutsche Grammophon)
- Schubert Lieder (Deutsche Grammophon 1960)
- Opera Recital (Deutsche Grammophon 1966)
- Rita Streich singt unvergangliche Melodien (Deutsche Grammophon)
- Erfolge aus dem Gitta-Alpar-Repertoire (Polydor)
Oper
Georges Bizet
:
- Die Perlenfischer ? in deutscher Sprache ? Besetzung: Rita Streich (Leila), Jean Lohe (Nadir),
Dietrich Fischer-Dieskau
(Zurga), Wilhelm Lang (Nourabad), RIAS-Kammerchor, RIAS-Sinfonieorchester,
Artur Rother
(Dirigent). Aufgenommen in Berlin (November 1950). (Walhall)
Engelbert Humperdinck
:
- Hansel und Gretel (Deutsche Grammophon)
Wolfgang Amadeus Mozart
:
- Bastien und Bastienne (Deutsche Grammophon)
- Die Entfuhrung aus dem Serail (Deutsche Grammophon)
- Die Zauberflote (Deutsche Grammophon)
Giacomo Puccini
:
- La Boheme ? in deutscher Sprache (Deutsche Grammophon)
Richard Strauss
:
- Ariadne auf Naxos (EMI)
- Der Rosenkavalier (Deutsche Grammophon)
Operette
Johann Strauss
:
- Die Fledermaus (EMI und Audite)
Franz von Suppe
:
- Karl-Josef Kutsch
,
Leo Riemens
:
Großes Sangerlexikon
.
Zweiter Band:
M?Z.
Saur, Bern/ Stuttgart 1987,
ISBN 3-317-01638-8
, Sp. 2870?2871.
- Jurgen Kesting
:
Die großen Sanger des 20. Jahrhunderts.
Cormoran, Munchen 1993,
ISBN 3-517-07987-1
.
- Marion Bruck:
Streich, Rita.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013,
ISBN 978-3-428-11206-7
, S. 530 (
Digitalisat
).