Sir
Ridley Scott
GBE
[1]
(*
30. November
1937
in
South Shields
,
England
) ist ein
britischer
Filmregisseur
und
Filmproduzent
. Er gilt heute als einer der renommiertesten und einflussreichsten Regisseure und hat die Erzahlweisen mehrerer Filmgenres gepragt. Er wurde nie mit einem
Oscar
ausgezeichnet. Seine bekanntesten Filme sind
Alien
(1979),
Blade Runner
(1982),
Thelma & Louise
(1991),
Gladiator
(2000),
Black Hawk Down
(2001) und
Der Marsianer
(2015).
Scott ist Eigentumer der 1995 gegrundeten Filmproduktionsfirma
Scott Free Productions
.
Scott wurde als Sohn eines Berufssoldaten geboren. Sein Vater, den er selten zu sehen bekam, diente bei den
Royal Engineers
(
Kampfunterstutzungstruppen
der
britischen Armee
) in hoher Position als Ingenieur und Transportkontrolleur. Nach Aufenthalten in
Cumbria
,
Wales
und
Deutschland
(dort zwischen 1947 und 1952 in Hamburg) ließ sich die Familie in
Stockton-on-Tees
im Norden
Englands
nieder (die industriell gepragte Landschaft inspirierte spater Szenen in
Blade Runner
). Zum Ende seiner Kindheit und Jugend hatte er eigenen Angaben zufolge wegen der vielen Umzuge 10 Schulen besucht.
[2]
Scott erlernte 1954 bis 1958
Grafikdesign
und
Malerei
am
West Hartlepool College of Art
und erlangte das Diplom mit Auszeichnung. Er studierte daraufhin Grafikdesign (
M.A.
, 1960 bis 1962) am
Royal College of Art
in
London
, wo
David Hockney
einer seiner Mitstudenten war. Er schloss 1963 mit Auszeichnung ab. Scott erhielt ein einjahriges Reisestipendium in die USA und wurde bei
Time Life
beschaftigt, wo er mit den Dokumentaristen
Richard Leacock
und
D. A. Pennebaker
arbeitete.
Nach seiner Ruckkehr nahm er 1965 eine Lehrstelle bei der
BBC
als
Szenenbildner
an. Diese Position fuhrte ihn zur Mitarbeit an beliebten Fernsehproduktionen wie der Polizei-Serie
Z-Cars
oder der Science-Fiction-Serie
Out of the Unknown
. Nach kurzer Zeit wurde er ins Trainingsprogramm fur Regisseure aufgenommen und inszenierte einige Episoden selbst.
1968 verließ Scott die BBC, um
Ridley Scott Associates
(RSA) zu grunden. An dem Projekt arbeiteten neben seinem Bruder
Tony
Regisseure wie
Alan Parker
,
Hugh Hudson
und
Hugh Johnson
mit. RSA wurde zu einem der erfolgreichsten Werbefilm-Hauser in Europa, in dessen Auftrag Scott fur uber 2000 Werbespots verantwortlich zeichnet; viele davon wurden auf den Festspielen von
Cannes
und
Venedig
ausgezeichnet.
Scott gilt in der Branche als okonomischer Regisseur, da er in der Regel mit einem Drittel der Drehtage seiner Kollegen auskommt. Eigenen Worten zufolge verdankt er dies seiner Vergangenheit als Werbe- und Videospotregisseur sowie der Tatsache, dass er manche Szenen mit bis zu 15 Kameras gleichzeitig drehe.
[3]
Seit dem Jahr 2000, als sie in
Gladiator
eine Nebenrolle spielte, ist Scott mit der costa-ricanischen Schauspielerin
Giannina Facio
, Tochter des Diplomaten und Politikers
Gonzalo Facio
(1918?2018), liiert. Im Juni 2015 heiratete das Paar.
[4]
Im Jahr 2003 wurde Scott von der britischen Konigin aufgrund seiner Verdienste um die Kunst zum
Ritter geschlagen
, am 8. Mai 2024 ernannte Thronfolger
Prinz William
ihn zum
Knight Grand Cross of the Order of the British Empire
. Scott ist damit Trager des hochsten britischen Verdienstordens.
Sein jungerer Bruder ist der Regisseur und Filmproduzent
Tony Scott
, der sich 2012
das Leben nahm
. Seine Sohne
Luke
und
Jake
und seine Tochter
Jordan
sind ebenfalls im Filmgeschaft tatig.
Scott lebt in Los Angeles, besitzt aber seit etwa Anfang der 90er Jahre ein Haus in
Sudfrankreich
.
[2]
Scotts Markenzeichen ist ein ausgepragt
asthetischer
und
malerischer
visueller Stil, der sich durch seine jahrelange Erfahrung als
Production Designer
und Regisseur von Werbespots entwickelt hat. Zusammen mit seinem Bruder Tony betrieb er ab 1968 die
Produktionsfirma
fur Werbefilme
Ridley Scott Associates (RSA)
.
Scotts erster Themenfilm
Die Duellisten
(1977) war zwar kommerziell kein großer Erfolg, fand aber bei der Kritik genug Beachtung, um Scott die Realisierung des
Science-Fiction
-Films
Alien ? Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
(1979) zu ermoglichen.
Sein nachster Film
Blade Runner
(1982), basierend auf dem Roman
Traumen Androiden von elektrischen Schafen?
von
Philip K. Dick
, spielt in einem duster-futuristischen
Los Angeles
. Das Werk war visuell derart beeindruckend, dass es fur eine ganze Generation
Cyberpunk
-Literatur, -Musik und -Kunst als Inspiration diente.
In der Folge drehte Scott
Legende
(1985),
Der Mann im Hintergrund
(1987) und
Black Rain
(1989), die alle nicht an die Bedeutung und den Erfolg der vorigen Werke anknupfen konnten.
Legende
setzte sich jedoch im Lauf der Zeit als Fantasy-Kultfilm durch und wurde 2002 mit einem restaurierten
Director’s Cut
erganzt.
Die von der Kritik stetig vorgebrachte Beschuldigung, visuellen Stil vor Inhalt und Charakterzeichnung zu stellen, wurde mit
Thelma & Louise
(1991) entkraftet. Neben guten Kritiken erhielt Scott seine erste
Oscar
-Nominierung fur die beste Regie.
Danach folgten mit dem
Kolumbus
-Film
1492 ? Die Eroberung des Paradieses
(1992),
White Squall ? Reißende Stromung
(1996) und
Die Akte Jane
(1997) erneut Filme, die kunstlerisch und kommerziell durchfielen. Insbesondere der Militarfilm
Die Akte Jane
, in dem
Demi Moore
eine Frau spielt, die als erste Mitglied bei den
Navy Seals
werden will, wurde wegen einer nach Ansicht vieler Kritiker undifferenzierten Pro-Militar-Haltung angegriffen.
Mit
Gladiator
feierte Scott 2000 ein triumphales
Comeback
. Der Film war beim Publikum sehr erfolgreich und gewann neben dem
Oscar fur den besten Film
im
Jahr 2000
auch den
Golden Globe 2001
. Die Regie-Leistung wurde ebenfalls nominiert, den Preis erhielt Scott jedoch nicht.
Eine weitere Oscar-Nominierung erhielt er fur den kontroversen Kriegsfilm
Black Hawk Down
(2001), der einen verungluckten US-amerikanischen Militareinsatz in Somalia thematisiert und in eindrucksvolle Bilder umsetzt.
Black Hawk Down
pragte die neuere
Action
-Darstellung und verhalf der dokumentaristischen Kamerafuhrung zum Durchbruch in der Filmkunst.
Scott ubernahm die Regie bei dem Film
Hannibal
(2001), der Fortsetzung zu
Das Schweigen der Lammer
(1991).
2005/2006 folgte in zwei Versionen der Film
Konigreich der Himmel
. 2006 erschien
Ein gutes Jahr
nach dem Roman
Ein guter Jahrgang
seines Landsmannes
Peter Mayle
. Er handelt von einem Bankmanager, der von seinem Onkel ein Weingut in der
Provence
erbt und daraufhin beschließt, sein Leben umzukrempeln. Die Hauptrolle spielt der neuseelandische Schauspieler
Russell Crowe
.
Gemeinsam mit seinem Bruder
Tony
produzierte Scott fur den amerikanischen Kabelsender
TNT
die Miniserie
The Company ? Im Auftrag der CIA
, die im August 2007 ausgestrahlt wurde.
The Company
erzahlt die Geschichte dreier Yale-Absolventen, die in der Nachkriegszeit auf Seiten der
CIA
bzw. des
KGB
in den
Kalten Krieg
verwickelt werden. In den Hauptrollen sind u. a.
Chris O’Donnell
,
Michael Keaton
und
Alfred Molina
zu sehen.
Im Oktober 2008 bestatigte Scott, dass er 25 Jahre warten musste, bis die Rechte an dem Buch
Der Ewige Krieg
von
Joe Haldeman
fur eine Verfilmung zur Verfugung standen.
[5]
Scott plane, dieses Buch in 3D zu verfilmen.
[6]
Fur den US-Fernsehsender
CBS
produzierte Scott seit 2009 die Serie
Good Wife
. Die Ausstrahlung begann in den USA im September 2009, in Deutschland bei
ProSieben
Ende Marz 2010. Auch hier arbeitete er mit seinem Bruder Tony zusammen.
Mit der 2009 abgedrehten Produktion
Robin Hood
legte Scott erneut einen
Historienfilm
vor. Mit seinem 22. Spielfilm, realisiert nach einem Drehbuch von
Brian Helgeland
mit Russell Crowe in der Titelrolle, wurden am 12. Mai 2010 die
63. Filmfestspiele von Cannes
eroffnet.
[7]
Scott arbeitete 2009 an der ersten Verfilmung von
Aldous Huxleys
Roman
Schone neue Welt
fur das Kino. Der Film sollte von ihm und
Leonardo DiCaprio
produziert werden, Drehbuchautor sollte
Farhad Safinia
sein. Scott sollte voraussichtlich auch Regie fuhren, der Film wurde jedoch bis heute nicht realisiert.
[8]
Der Film
Prometheus
war ursprunglich als
Prequel
zu Scotts erstem großen Erfolg
Alien
geplant. Das Drehbuch stammt von
Jon Spaihts
;
Damon Lindelof
uberarbeitete das Drehbuch fur
20th Century Fox
. In den USA erfolgte der Kinostart am 8. Juni 2012. 2017 folgte die Fortsetzung
Alien: Covenant
. Im selben Jahr verfilmte Scott mit
Alles Geld der Welt
den Entfuhrungsfall um
John Paul Getty III
. Im Zuge des Skandals um
Kevin Spacey
, der ab Ende Oktober 2017 mit Vorwurfen der sexuellen Belastigung konfrontiert wurde, entschloss sich das Filmteam und Sony Pictures, alle Szenen mit Spacey aus dem Film zu schneiden. Scott musste diese Szenen kurzfristig mit
Christopher Plummer
nachdrehen.
Als Regisseur
Als Produzent
Als Executive Producer
- 1987:
Der Mann im Hintergrund
(Someone to Watch Over Me)
- 1994:
Immer Arger um Dojo
(Monkey Trouble)
- 1996:
White Squall ? Reißende Stromung
(White Squall)
- 2000:
Gladiator
- 2002:
Churchill ? The Gathering Storm
(
The Gathering Storm
, Fernsehfilm)
- 2006:
Tristan & Isolde
- 2009:
Cracks
- 2009?2016:
Good Wife
(
The Good Wife
, Fernsehserie, 156 Episoden)
- 2010:
Willkommen bei den Rileys
(Welcome to the Rileys)
- 2010:
Das A-Team ? Der Film
(The A-Team)
- 2010:
Die Saulen der Erde
(
The Pillars of the Earth
, Miniserie, 8 Episoden)
- 2010: Nomads (Fernsehfilm)
- 2011?2012: Die Science Fiction Propheten (
Prophets of Science Fiction
, Dokumentarserie, 8 Episoden)
- 2013: Killing Kennedy (Fernsehfilm)
- 2013: The Vatican (Fernsehfilm)
- 2014:
Klondike
(Miniserie, 2 Episoden)
- 2014:
Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
(Before I Go to Sleep)
- 2014:
Rettet Weihnachten!
(Get Santa)
- 2014: Galyntine (Fernsehfilm)
- 2015?2019:
The Man In The High Castle
(Fernsehserie, 34 Episoden)
- 2016: Mindhorn
- 2016: Killing Reagan (Fernsehfilm)
- 2017:
Newness
- 2017:
Taboo
(Fernsehserie, 8 Episoden)
- 2017:
Blade Runner 2049
- seit 2017:
The Good Fight
(Fernsehserie, 30 Episoden)
- 2018: Zoe
- 2018?2019:
The Terror
(Fernsehserie, 11 Episoden)
- 2020:
Raised by Wolves
(Fernsehserie, 2 Episoden)
- Oscarverleihung
Golden Globe Award
Emmy
British Academy Film Award
Saturn Award
- British Fantasy Award
Internationale Filmfestspiele von Venedig
- 2021
:
Cartier Glory to the Filmmaker Award
[10]
- Marcus Stiglegger:
Ridley Scott * 1937
. In:
Thomas Koebner
(Hrsg.):
Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien.
3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008,
ISBN 978-3-15-010662-4
, S. 683?687.
- Inge Kirsner
:
Actionasthet, Vielfilmer, Identitatssucher: Ridley Scott und seine Kinowelten.
In:
Thomas Bohrmann
, Werner Veith,
Stephan Zoller
(Hrsg.):
Handbuch Theologie und Popularer Film.
Band 2, Schoningh, Paderborn 2009,
ISBN 978-3-506-76733-2
, S. 111?121.
- Georg Seeßlen
:
Ich sah C-Beams glitzern. Mit seinen SF-Filmen setzte er Maßstabe, aber auch seine anderen Filme fuhlen sich oft wie Science Fiction an.
In:
Sascha Mamczak
, Sebastian Pirling,
Wolfgang Jeschke
(Hrsg.):
Das Science Fiction Jahr 2013.
Heyne, Munchen 2013,
ISBN 978-3-453-53444-5
, S. 246?280.
- Jorg Helbig [Hrsg.]:
Ridley Scott
. edition text + kritik, Munchen 2023 (Film-Konzepte; 67)
ISBN 978-3-96707-737-7
.
- ↑
New year honours 2024: awards for Shirley Bassey, Mary Earps and Michael Eavis.
The Guardian, 30. Dezember 2023,
abgerufen am 30. Dezember 2023
(englisch).
- ↑
a
b
Andreas Borcholte, Oliver Kaever:
(S+) ≫Es muss mehr sein als nur Sex, das ware zu einfach≪ ? Interview mit Starregisseur Ridley Scott
. In:
Der Spiegel
. 18. November 2023,
ISSN
2195-1349
(
spiegel.de
[abgerufen am 18. November 2023]).
- ↑
TV Spielfilm, 27/08, S. 17.
- ↑
Ridley Scott and Son Both Tie the Knot in 2015
(englisch), abgerufen am 25. Janner 2018
- ↑
Guardian.co.uk:
Ridley Scott verfilmt
Der Ewige Krieg
. 13. Oktober 2008 (abgerufen am 31. Mai 2010)
- ↑
Firstshowing.net:
Ridley Scott verfilmt
Der Ewige Krieg
in 3D
. 26. Marz 2009 (abgerufen am 31. Mai 2010)
- ↑
vgl.
Filmfestspiele: Ridley Scotts ?Robin Hood“ eroffnet Cannes.
Spiegel Online
, 26. Marz 2010 (aufgerufen am 4. April 2010)
- ↑
moviepilot.de:
Ridley Scott verfilmt Brave New World mit Leonardo DiCaprio
- ↑
Die Top 250 der IMDb
(Stand: 29. Oktober 2023)
- ↑
Regisseur Ridley Scott erhalt Preis bei Filmfestspielen in Venedig.
In:
Wiener Zeitung
.
9. August 2021,
abgerufen am 10. August 2021
.