Richard of Gravesend
(†
9. Dezember
1303
im
Fulham Palace
) war ein
englischer
Geistlicher. Ab 1280 war er
Bischof von London
.
Richard of Gravesend entstammte einer Familie der
Gentry
aus
Kent
, die sich nach der Stadt
Gravesend
benannte und das nahe gelegene Gut von
Parrocks
in
Milton
besaß. Sein Geburtsjahr und die Namen seiner Eltern sind unbekannt, nur der Name seines Bruders Stephen ist uberliefert. Richard war sicherlich mit dem namensgleichen
Richard of Gravesend
verwandt, der von 1258 bis 1279 Bischof von Lincoln war.
Der jungere Richard of Gravesend hatte an einer ungenannten Hochschule studiert und das Studium als
Magister
abgeschlossen, als sein namensgleicher mutmaßlicher Verwandter Richard of Gravesend ihm 1262 oder 1263 eine
Pfrunde
an der
Kathedrale von Lincoln
verschaffte. Dazu wurde er 1263 oder 1264
Rektor
von
Ecclesborough
in
Buckinghamshire
. Danach wird er erst wieder zu Beginn der 1270er Jahre erwahnt, nachdem er durch die Forderung von
Henry of Sandwich
, Bischof von London, Amter in der
Diozese London
erhalten hatte. Sandwich war vor seiner Wahl zum Bischof
Archidiakon
von
Oxford
in der
Diozese Lincoln
gewesen, wo er anscheinend Gravesend kennengelernt hatte. Im Januar 1271 oder Januar 1272 war Gravesend Archidiakon von
Essex
, doch vor dem 5. November 1273 tauschte er dieses Amt mit Archidiakonat von
Northampton
. Dazu wurde er
Kanoniker
an der Londoner
St Paul’s Cathedral
. Dabei behielt er weiter gute Beziehungen in die Diozese Lincoln, in der er vor November 1276 eine Pfrunde in
Sutton-cum-Buckingham
erhielt. Als der Geistliche
Amaury de Montfort
, ein jungerer Sohn des fruheren Rebellen
Simon de Montfort, 6. Earl of Leicester
1275 von Konig
Eduard I.
gefangen genommen wurde, setzte sich Gravesend vergeblich fur dessen Freilassung ein.
Nach dem Verzicht des vom
Kathedralkapitel
gewahlten
Fulk Lovel
wurde Gravesend um den 7. Mai 1280 zum Bischof von London gewahlt. Bereits am 9. Mai erfolgte die konigliche Bestatigung der Wahl, und am 17. Mai wurden ihm die
Temporalien
der Diozese ubergeben. Am 11. August 1280 wurde er von Erzbischof
John Pecham
in der
Kathedrale von Coventry
zum Bischof geweiht.
Von 1289 bis 1290 begleitete Gravesend Eduard I. in die den englischen Konigen gehorende
Gascogne
. Wahrend des
Konflikts mit Frankreich
diente er 1293 als Gesandter in Frankreich und 1294 und 1296 in den Niederlanden. Als der Konig 1297 einen Feldzug nach Flandern unternommen hatte, gehorte Gravesend zu den Raten des in England gebliebenen minderjahrigen Thronfolgers
Eduard
. Uber die Tatigkeit von Gravesend in seiner Diozese ist wenig bekannt, denn das
Urkundenregister
seiner Amtszeit ist verloren gegangen. Vermutlich vor 1290 bestatigte und erweiterte er die Bischof
Fulk Basset
erlassenen Synodalstatuten. Gravesend nahm an mehreren Konzilen der
Kirchenprovinz Canterbury
teil und kummerte sich offensichtlich um die Ausbildung der hoheren Geistlichen. Er bestand darauf, dass der Kanzler der Diozese einen Universitatsabschluss als Doktor oder wenigstens als
Bachelor
der Theologie erworben hatte und dass er theologische Vorlesungen hielt. Dazu schuf er das Amt des Subdekans der St Paul’s Cathedral. Er selbst besaß eine umfangreiche Bibliothek, die bei seinem Tod uber 80 Bucher umfasste. Er hinterließ ein stattliches Vermogen von £ 3000, von dem er Teile fur den Unterhalt der Kathedrale, aber auch fur die Armen in London stiftete. Er wurde am 12. Dezember 1303 in der Nahe des Grabs seines fruheren Forderers Henry of Sandwich in der St Paul’s Cathedral beigesetzt.