Friedrich Bruno Richard Wachsmuth
(*
21. Marz
1868
in
Marburg
; †
1. Januar
1941
in
Icking
) war ein
deutscher
Physiker
und
Hochschullehrer
.
Richard Wachsmuth stammte aus einer Gelehrtenfamilie. Sein Vater,
Curt Wachsmuth
, war
Professor
fur
Klassische Philologie
und
Alte Geschichte
an der
Philipps-Universitat Marburg
und
Universitat Leipzig
. Seine Mutter, Marie Luise Henriette Wachsmuth, geborene Ritschl, war die Tochter des Philologen
Friedrich Ritschl
.
[1]
Richard Wachsmuth legte 1887 sein Abitur an der
Thomasschule zu Leipzig
ab und studierte anschließend
Physik
an der
Ruprecht-Karls-Universitat Heidelberg
, der
Friedrich-Wilhelms-Universitat Berlin
? dort wurde er der letzte Assistent seines spateren Freundes
Hermann von Helmholtz
? und der Universitat Leipzig. Im November 1892 wurde er mit einer Arbeit zum Thema
Untersuchungen auf dem Gebiet der inneren Warmeleitung
zum Dr. phil. promoviert.
1893 trat er seine erste Stelle bei der
Physikalisch-Technische Reichsanstalt
an. 1896 wurde er
Assistent
an der
Georg-August-Universitat Gottingen
und
habilitierte
sich dort 1898. Von 1898 bis 1905 lehrte er als außerordentlicher
Professor
fur Physik an der
Universitat Rostock
.
Im September 1896 heiratete der Geheimrat Wachsmuth in Berlin. 1897 wurde dem Ehepaar Wachsmuth in
Gottingen
eine Tochter, Anna Sabine, geboren, am 29. Marz 1900 kam in
Rostock
ihr Sohn, der spatere Chirurg
Werner Wachsmuth
zur Welt und drei Jahre spater Ernst Wachsmuth.
[2]
Nach einem Zwischenspiel an der
Preußischen Kriegsakademie
in Berlin wurde Wachsmuth 1907
Dozent
beim
Physikalischen Verein
in Frankfurt am Main. Nebenamtlich ubernahm er auch eine Dozentur an der
Akademie fur Sozial- und Handelswissenschaften
, einer der Vorlauferorganisationen der
Universitat Frankfurt
. 1908 ubernahm er eine Professur fur
Experimentalphysik
an der Akademie und wurde 1913/14 deren letzter
Rektor
. 1914 war er zeitweise auch als Physiklehrer am Frankfurter
Lessing-Gymnasium
tatig. Das Frankfurter Wohnhaus der Familie Wachsmuth befand sich in Grillparzerstraße 83.
Ab 1911 hatte Wachsmuth neben dem Frankfurter Oberburgermeister
Franz Adickes
eine maßgebliche Rolle bei der Grundung der Universitat Frankfurt. Wohl nicht zuletzt deshalb wurde er am 16. August 1914 durch den
preußischen Kultusminister
zum Grundungsrektor der
Koniglichen Universitat zu Frankfurt am Main
berufen.
Wachsmuth war von 1914 bis zu seiner Emeritierung 1932 ordentlicher Professor fur Experimentalphysik und Direktor des Physikalischen Institutes in Frankfurt am Main. An dem Paradigmenwechsel in der Physik, der durch die
Relativitatstheorie
und die
Quantentheorie
ausgelost wurde, beteiligte er sich nicht mehr aktiv. Allerdings wurde an seinem Institut im November 1921 durch
Otto Stern
und Wachsmuths Oberassistenten
Walther Gerlach
der
Stern-Gerlach-Versuch
angestellt, einer der experimentellen Meilensteine bei der Entwicklung der Quantentheorie.
Er beschaftigte sich mit der fruhen
Rundfunktechnik
und hielt beim Frankfurter Radiotag im April 1924 die Eingangsrede.
[3]
In Frankfurt war Wachsmuth ab 1915 Vorstandsmitglied und von 1932 bis 1936 ehrenamtlich Prasident der
Polytechnischen Gesellschaft
. Dies Amt legte er laut seinem Sohn wegen der Gleichschaltung des Regimes nieder.
[4]
1939 wurde er Ehrensenator der seit 1932 nach
Johann Wolfgang Goethe
benannten Universitat.
Wachsmuth starb am 1. Januar 1941 in Icking, seinem mit seiner Ehefrau bewohnten Ruhesitz bei
Munchen
, und erhielt eine Feuerbestattung, wobei die Verbrennung im Munchner Krematorium stattfand.
- Walther G. Saltzer:
Richard Wachsmuth
. In: K. Bethge, H. Klein (Hrsg.):
Geschichte der Johann-Wolfgang-Goethe-Universitat, Frankfurt am Main: Physiker und Astronomen in Frankfurt / hrsg. im Auftr. d. Fachbereichs Physik
. Metzner, Neuwied 1989,
ISBN 3-472-00031-7
- ↑
Wachsmuth, Curt.
Hessische Biografie. (Stand: 27. April 2023). In:
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen
(LAGIS).
- ↑
Werner Wachsmuth:
Ein Leben mit dem Jahrhundert.
Springer, Berlin/Heidelberg/New York/Tokyo 1985.
ISBN 3-540-15036-6
, S. 7?14.
- ↑
ULB Bonn / 1924 [1200].
1924,
abgerufen am 11. April 2024
.
- ↑
Werner Wachsmuth:
Fortschritt als arztliches Problem.
(Vortrag, gehalten am 11. Dezember 1979 fur die Polytechnische Gesellschaft e. V.), Polytechnische Gesellschaft, Frankfurt am Main 1979, S. 5