Richard II. (Drama)

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Titelseite der ersten Quarto, 1597.

Richard II. ( Frne. The Tragedie of King Richard the second. ) ist ein Schauspiel von William Shakespeare . Es handelt von den glucklosen letzten Regierungsjahren (1398/99), der erzwungenen Abdankung und Ermordung Konig Richards II. im Jahre 1400. Shakespeares wichtigste Quelle war Raphael Holinsheds Chronicle of England, Scotland and Ireland in der Fassung von 1587. Der Autor hat das Werk vermutlich um das Jahr 1595 fertiggestellt. Die erste Erwahnung ist ein Eintrag im Stationers’ Register durch den Londoner Herausgeber Andrew Wise im August 1597. Es wurde im selben Jahr erstmals als Einzelausgabe in der Werkstatt von Valentine Simmes gedruckt. Die Erwahnung eines Werkes mit ahnlichem Titel in einem Brief von Margaret Carey, der Tochter von Henry Carey , an Robert Cecil vom 9. Dezember 1595 gilt gemeinhin als erster Hinweis auf eine private Auffuhrung. Die erste gesicherte Auffuhrung datiert vom Februar 1601 im Globe-Theatre. Das Stuck gehort zusammen mit Ein Sommernachtstraum und Romeo und Julia zur Gruppe der um 1595/96 entstandenen fruhen, sogenannten lyrischen Dramen Shakespeares. Auffuhrungen des Werkes in Deutschland sind heute sehr selten, das britische Publikum ist dagegen mit Richard II. gut vertraut. Unter Gelehrten nimmt es eine Schlusselstellung ein fur das Verstandnis und die Interpretation der Konigsdramen.

Henry Bolingbroke, Herzog von Hereford, beschuldigt Thomas Mowbray mehrerer Delikte, u. a. der Teilnahme an dem Mord an dem Herzog von Gloucester. Da der als Richter angerufene Konig Richard II. beide nicht versohnen kann, fordern sie einander schließlich zum Duell. Vergeblich versucht unterdessen die Witwe des Ermordeten, Bolingbrokes Vater John of Gaunt zu einer Rachetat gegen den Morder zu bewegen ? Gaunt vertraut demgegenuber nach der tradierten mittelalterlichen Vorstellung auf ein rechtmaßiges Gottesurteil durch einen Zweikampf der Kontrahenten und mochte daher die Bestrafung lieber Gott uberlassen (I.ii.37-41). Richard II. bricht indes durch eine wankelmutige und willkurlich oder unrechtmaßig wirkende Entscheidung das angeordnete Duell ab und verbannt beide Kontrahenten. Als Bolingbroke England verlassen hat, entschließt sich Richard zu einem Feldzug gegen irische Rebellen, fur den er angesichts leerer Kassen Geld von den Besitzenden seines Landes nehmen will. Da kommt die Nachricht, dass Gaunt im Sterben liege, gerade recht ? Richard beschließt, dessen Vermogen fur den Irlandkrieg zu beschlagnahmen.

An Gaunts Sterbebett muss sich Richard heftige Vorwurfe anhoren, weil er das Land ruiniert habe und an dem Mord an Gloucester beteiligt gewesen sei; sobald aber Gaunt tot ist, erklart er dessen Vermogen fur beschlagnahmt. Kaum befindet sich der Konig auf seinem Irlandfeldzug, als Bolingbroke mit einer Armee im Nordosten Englands landet, er findet den Adel emport uber das Vorgehen des schwachen, selbstgefalligen und genusssuchtigen Konigs. Die wenigen Konigstreuen vermogen keine Armee gegen Bolingbroke aufzustellen. Der Herzog von York, der das Land wahrend Richards Abwesenheit regieren soll, begibt sich mit der Konigin Isabel auf Schloss Berkeley in Gloucestershire, wo er dem mit seinem Heer erscheinenden Bolingbroke seine Neutralitat bekundet. Unterdessen gibt es eine weitere schlechte Nachricht fur den Konig: Ein walisisches Heer, das Richards Verstarkung nach seiner Ruckkehr aus Irland bilden sollte, zerstreut sich wegen ungunstiger Vorzeichen.

In Schloss Bristol ergreift Bolingbroke die konigstreuen Bushy und Greene und lasst sie hinrichten. Der auf die britische Insel zuruckgekehrte Richard erkennt bald die Aussichtslosigkeit seiner Lage und zieht sich, auf einen Feldzug gegen den ubermachtigen Bolingbroke verzichtend, auf die Burg Flint in Wales zuruck. Dort lasst ihm sein Gegner ausrichten, er komme als loyaler Untertan, wenn Richard Land und Titel, die er bei Gaunts Tod usurpiert habe, herausgebe. Richard gibt nach. ? Von einem Gartner erfahrt die Konigin, dass sich ihr Mann jetzt in Bolingbrokes Gewalt befindet.

Nach London gebracht, ist Richard bereit, Bolingbroke auch die Krone zu uberlassen. Der Bischof von Carlisle warnt den Usurpator, sein Handeln werde Leiden und Blutvergießen kunftiger Generationen zur Folge haben, und wird prompt abgefuhrt. Nach der formlichen Ubergabe der Krone beordert Bolingbroke Richard in den Tower.

Auf dem Weg zum Tower trifft Richard Isabel, der er rat, nach Frankreich zu gehen und ihn als tot zu betrachten. Der beim Volk beliebte Bolingbroke wird gekront und ist fortan Konig Heinrich IV. Als der Herzog von York entdeckt, dass sein Sohn Rutland an einer Verschworung gegen den neuen Konig beteiligt ist, reitet er zum Konig; Rutland kommt noch vor seinem Vater an und bittet Heinrich um Gnade. Heinrich verschont ihn, lasst aber die ubrigen Verschworer hinrichten. ? Richard, der auf die Burg Pontefract in Nordengland gebracht wurde, ergibt sich widerstandslos in die Gefangenschaft und ergeht sich fortan in Reflexionen seines Schicksals. Erst jetzt, nach dem Verlust der Macht, kommt er zu sich, sieht die ganze Schonheit seines ? ehemaligen ? Reiches, und seine Gedanken gewinnen philosophische Tiefe: ?I have been studying how I may compare / This prison where I live unto the world“ (V.5.1f). Bei seiner Ermordung durch einen Handlanger Heinrichs sind seine letzten Worte: ?Mount, mount, my soul, thy seat is up on high, / Whilst my gross flesh sinks downward, here to die“ (V.5.111f). Auf die Todesnachricht weiß der neue Konig pragmatisch zu reagieren: durch Distanzierung von der Tat und die Verkundung eines geplanten Kreuzzugs zu Ehren Richards.

Englisch
  • William Shakespeare: King Richard II. The Arden Shakespeare. Edited by Charles R. Forker. London 2002. ISBN 978-1-903436-33-2 .
  • William Shakespeare: King Richard II. The Oxford Shakespeare (Oxford World’s Classics). Edited by Anthony B. Dawson. OUP 2011. ISBN 978-0-19-960228-5 .
  • William Shakespeare: King Richard II. NCS The New Cambridge Shakespeare. Edited by Andrew Gurr. CUP 2003. ISBN 978-0-521-53248-8 .
Deutsch
  • William Shakespeare, Konig Richard II. ? King Richard II. Englisch-Deutsch. Ubersetzung von Frank Gunther; Essay u. Literaturhinw. v. Joachim Frenk (ars vivendi Verl., Cadolzburg, 2000). ISBN 978-3-89716-165-8 .
  • William Shakespeare, King Richard II ? Konig Richard II. Englisch-deutsche Studienausgabe. Dt. Prosafassung, Anm., Einl. u. Kommentar von Wilfrid Braun. Francke, Tubingen 2. Aufl. 1989. ISBN 978-3-86057-545-1 .
  • William Shakespeare, King Richard II. Zweisprachige Ausgabe. Hrsg. und Ubersetzung von Dieter Hamblock. Reclam 1986. ISBN 978-3-15-009806-6 .