Richard Franz Friedrich
(*
14. April
1848
in
Neustadtel
; †
16. November
1916
in
Oberschlema
) war ein deutscher Werksbaumeister.
Bad Schlema, Richard-Friedrich-Park, Gedenktafel Richard Friedrich
Richard Franz Friedrich wurde am 14. April 1848 in Neustadtel geboren und am 16. April 1848 in der ortlichen Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde
Zu unserer lieben Frauen
getauft.
Nach dem Absolvieren der Schule besuchte er die Bauschule in
Chemnitz
.
In der Zeit von 1870 bis 1871 nahm Friedrich am
Frankreichfeldzug
teil.
Im Jahr 1872 fand Friedrich eine Anstellung im
Fiscalischen Blaufarbenwerk zu Oberschlema
und loste Anton Bruckner als Werksbaumeister ab. Seine Aufgabe bestand in der Uberwachung und Kontrolle der vom Blaufarbenwerk genutzten Grubenbaue im
Marx-Semler-Stolln
. Um den Wasserbedarf des Blaufarbenwerkes zu decken, wurde auf Anordnung des Betriebsdirektors
Friedrich Schulze
im 292,4 m langen
Jung Konig David
-Flugel, welcher sich oberhalb des 15. Lichtloches des Marx-Semler-Stollns befand, in 110 m vom Entfernung vom Marx-Semler-Stolln, ein Betondamm errichtet.
Im Zuge der Untersuchung der sachsischen Gewasser auf ihren
Radongehalt
wurde das Wasser des
Jung Konig David Flachen
am 5. Januar 1909 durch
Carl Schiffner
und
Max Weidig
beprobt. Richard Friedrich begleitete diese Arbeiten assistierend. Er selber hatte kurz vorher eigenstandig Messungen zum Radongehalt von Wassern mit einem
Fontaktoskop
Engler & Sieveking der Firma Gunther & Tegetmeyer aus Braunschweig durchgefuhrt.
Da Schiffner und Weidig bald wieder Oberschlema verließen um andernorts weitere Messungen durchzufuhren, fuhrte Richard Friedrich mit Zustimmung des Koniglichen Finanzministeriums die Messungen alleine weiter. Er eignete sich als
Autodidakt
ein umfangreiches Wissen auf dem Gebiet der
Radiologie
an. Ziel seiner Arbeiten war es, die Anwendungsmoglichkeiten der radioaktiven Wasser zu untersuchen. Nach seiner Uberzeugung war das Einatmen der radioaktiven Luft wirkungsvoller fur den Organismus als ein Bad im radioaktiven Wasser.
Bis April 1909 untersuchte Friedrich im Gebiet von der Stadtgrenze
Schneebergs
bis unterhalb des 14. Lichtloches die Wasser des Marx-Semler-Stollns und seiner Seitenflugel. Bei weitergehenden Untersuchungen fand er, gemeinsam mit seinen Assistenten Werksaufseher Paul Lippold und Blaufarbenwerksarbeiter Paul Emil Rossel, im
Unbenannt Flachen
(Radium Flachen) die starksten radonhaltigen Wasser. Aus diesem Grund gab er diesem Stollnflugel den Namen Radiumort.
Zwischen dem 21. Februar 1910 und dem 18. Januar 1911 wurde das 41 m lange Radiumort weiter vorgetrieben, um weitere Quellen zu finden. Auch die Untersuchungen der Wasser zwischen dem 13. und 15. Lichtloch wurden durch Friedrich fortgesetzt. Die bis dahin vom Blaufarbenwerkskonsortium getragenen Gesamtkosten beliefen sich auf 7.883 RM. Friedrich schuf mit seinen Arbeiten die Voraussetzungen, um ernsthaft uber die Nutzung der radioaktiven Wasser nachzudenken.
Richard Franz Friedrich arbeitete neben seinen Untersuchungen auch als
Co-Autor
am dritten Band der Schriftenreihe ?Radioaktive Wasser in
Sachsen
“ von Schiffner und Weidig mit, der 1911 erschien.
Friedrich entwickelte 1911 die ersten Plane fur ein Radiumbad mit angeschlossenen Gruben
emanatorium
. Die Gesamtkosten bezifferte er auf 518.163 RM (die Originalzahlen wurden in RM Stand 1938 umgerechnet).
[1]
Nach einem abschlagigen Bescheid des Konigreiches Sachsen, welches zu 40 Prozent am Blaufarbenwerkkonsortium und somit an den Kosten beteiligt war, musste dieses Vorhaben auf Eis gelegt werden. Gemeinsam mit
Fritz Ludwig Kohlrausch
, dem Direktor des von Schiffner an der
Freiberger Bergakademie
gegrundeten Instituts fur Radiumforschung, fuhrte er die Untersuchungen im Marx-Semler-Stolln weiter. Um den Zugang und somit die Untersuchungen zu erleichtern, wurde zwischen dem 8. Mai und dem 9. Oktober 1911 ein 40 m tiefer Schacht auf das Radiumort geteuft. Auf Grund der unkalkulierbaren Kosten beschloss das Blaufarbenwerkkonsortium am 31. Marz 1912, die radioaktiven Wasser nicht selbst zu vermarkten, sondern die Rechte, wenn moglich, zu verpachten.
Die weiteren Arbeiten von Friedrich und Kohlrausch fuhrten am 13. November 1912 zur Entdeckung der starksten Radiumquelle Deutschlands im Radiumort. Das Konigliche Finanzministerium genehmigte daraufhin am 5. Mai 1913 fur die Dauer von 6 Monaten die kostenlose Abgabe von Radiumwasser an die Bevolkerung fur eine Stunde pro Tag. Die erste Ausgabe erfolgte am 16. Juni 1913. Die Genehmigung zur kostenlosen Abgabe von Radiumwasser wurde vom Koniglichen Finanzministerium mehrfach bis Ende April 1915 verlangert.
Im Jahr 1913 beendete Friedrich seine Arbeit im Blaufarbenwerk und ging in
Pension
.
Gemeinsam mit dem Ortsvorstand von Oberschlema, William Vogelgesang, arbeitete Friedrich an dem Plan zur Grundung einer Radiumbadgesellschaft weiter. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, wurde auf die Initiative von Friedrich und Vogelgesang am 2. August 1913 der Verein ?Ausschuß zur Verwertung der radioaktiven Wasser in Oberschlema“ mit Sitz in Schneeberg gegrundet.
Richard Franz Friedrich, Friedrich Kohlrausch und K. J. Freiherr Gedult von Jungenfeld, Assistent fur Radiumkunde an der Bergakademie Freiberg, erarbeiteten ein am 28. Februar 1914 in
Freiberg
vorgestelltes Gutachten, welches gleichzeitig eine Machbarkeitsstudie uber die wirtschaftliche Nutzbarmachung der radioaktiven Wasser in den Therapieformen Bader, Trinkkuren und
Inhalation
war. Diese Studie sollte bei der Suche nach Investoren helfen, da das Konigreich Sachsen eine Beteiligung ablehnte. Der Wasserversand fur Trinkkuren war bei der Machbarkeitsstudie ein zentraler Bestandteil. Nach Genehmigung des Koniglichen Finanzministeriums vom 30. April 1914 wurde der Wasserversand fur Trinkkuren aufgenommen.
Friedrich hatte zwischenzeitlich auch das Patent zur Verwertung schwach radioaktiver Wasser fur Emanationszwecke erhalten, welches er aber zum Selbstkostenpreis der spateren Badgesellschaft uberließ.
Am 23. September 1915 wurde in der
Bahnhofsgaststatte in Oberschlema
die ?Radiumbad Oberschlema-Schneeberg GmbH“ gegrundet. Als Geschaftsfuhrer wurden Richard Franz Friedrich und William Vogelgesang gewahlt.
Im ehemaligen Wohnhaus der Familie Kastel, welches von der Kurgesellschaft aufgekauft wurde, richtete Friedrich ein provisorisches Emanatorium ein. Dieses wurde im Mai 1916 eroffnet.
Am 2. August 1916 war der Baubeginn fur das Kurhaus, dessen Eroffnung am 16. Mai 1918 Richard Friedrich aber nicht mehr erlebte. Er starb am 16. November 1916 in Oberschlema.
Bei seiner feierlichen Beerdigung am 19. November wurde der Sarg von Mitarbeitern des Koniglichen Blaufarbenwerkes im historischen Habit getragen.
Im Jahr 1925 benannte man eine Straße im neu angelegten Fremdenheimviertel nach Friedrich und im Kurhausgarten wurde 1930 ein Granitblock mit einem Bronzerelief eingeweiht.
Das am 25. Oktober 1998 in Bad Schlema eroffnete neue Kurmittelhaus liegt wieder an der Richard-Friedrich-Straße. Die beiden mannshohen Holzfiguren im Eingangsbereich des Kurbades verkorpern Richard Friedrich im Paradehabit eines Werksbaumeisters und Paul Emil Rossel im Habit der Blaufarbenwerker.
- Jahrbuch fur das Berg- und Huttenwesen im Konigreich Sachsen.
1873 bis 1917.
- Oliver Titzmann
:
Radiumbad Oberschlema
. Eigenverlag, Schlema 1995.