Reuven Moskovitz

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Reuven Moskovitz, Israel, 1986

Reuven Moskovitz (* 27. Oktober 1928 [1] in Frumu?ica , im Kreis Boto?ani , Rumanien ; † 4. August 2017 in Jerusalem [2] ) war ein israelischer Friedensaktivist .

Reuven Moskovitz wurde 1928 im nordrumanischen Schtetl Frumu?ica geboren. Mit elf Jahren wurde er nach eigenen Angaben ?ins Ghetto vertrieben“. Er uberlebte den Holocaust trotz Verfolgung und Vertreibung. Nach dem Krieg half er im Auftrag seiner zionistischen Jugendorganisation anderen Juden bei der Flucht aus Rumanien nach Palastina . 1947 gelang ihm die Einwanderung nach Palastina, wo er 1950 den Kibbuz Misgav Am an der libanesischen Grenze mitbegrundete. Auch war er einer der Mitbegrunder des Friedensdorfes Newe Schalom (s. u.). Er arbeitete als Baggerfuhrer und im Straßenbau, studierte an der Hebraischen Universitat Jerusalem Geschichte und hebraische Literatur und wurde Lehrer. Mit Hilfe eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung absolvierte Moskovitz 1974 ein Studienjahr an der Freien Universitat Berlin .

Moskovitz fuhrte als Reiseleiter Gruppen auslandischer Touristen, Schuler und Studenten durch Israel und organisierte Reisen fur judische und arabische Familien durch Europa.

Moskovitz starb am 4. August 2017 in Jerusalem im Beisein seiner Familie. [2] Er wurde in Newe Schalom beigesetzt. [3]

Newe Schalom ? Wahat al Salam

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Moskovitz war Mitgrunder des arabisch-judischen Friedensdorfes Newe Schalom ? Wahat al Salam (?Oase des Friedens“). Moskovitz schied aus dem Dorf aus, blieb aber in standigem Kontakt mit den Bewohnern.

Als ein neues Projekt fur Newe Schalom plante er ein alternatives Museum: ?Friedensraume ? Friedenswege“, in dem Israelis, Palastinenser und Deutsche angeregt werden sollten, einander uber die vorgegebenen Muster ihrer Geschichte hinaus neu wahrzunehmen.

Israelische Friedensbewegung

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Moskovitz hielt die israelische Politik gegenuber den Palastinensern fur verfehlt. Demutigung und Gewaltanwendung seitens der Israelis, so Moskovitz, mussten seiner Meinung nach immer mehr palastinensische Gewalt provozieren. Bis zuletzt bekampfte er diese Politik als menschenrechtswidrig und gefahrlich. Er wurde nach dem Sechstagekrieg Sekretar der neu entstandenen ?Bewegung fur Frieden und Sicherheit“.

Moskovitz reiste Ende September 2010 als Passagier auf dem Schiff Irene Richtung Gazastreifen von Nordzypern mit; Mitorganisator war die Organisation European Jews for a Just Peace . Moskovitz hielt es fur ?eine heilige Pflicht, fur mich als einen Uberlebenden, gegen die Verfolgung, das Einsperren und Unterdruckung so vieler Menschen zu protestieren, einschließlich mehr als 800 000 Kinder in Gaza“. [4] Der kleine Segler Irene unter britischer Flagge, von sieben judischen Aktivisten und zwei Journalisten bemannt, wurde von zehn Schiffen der israelischen Marine abgefangen und nach Aschdod abgelenkt. [5]

Bundesrepublik Deutschland

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Bei seinem ersten Aufenthalt 1974 in der Bundesrepublik fand Moskovitz viel Interesse und Solidaritat fur Israel. Er gewann Freunde und Mitdenker, besonders im Umfeld der ? Aktion Suhnezeichen “ und von Pax Christi . [3] Seitdem empfand er es als seine Aufgabe, die Deutschen, die sich bemuhen, ihre geschichtliche Last aufzuarbeiten, zu ermutigen. Sie sollten ihre Zuruckhaltung uberwinden und ihre Verantwortung erkennen, uberall dort Unrecht zu bekampfen, wo es geschehe, auch in Israel. Gewalt konne auf keiner Seite des Konflikts toleriert werden, zumal sie keine Losung verspreche. Moskovitz initiierte die Grundung der (kurzlebigen) Deutsch-Israelisch-Palastinensischen Gesellschaft e.V. (DIPF) in Berlin.

40 Jahre lang kam Moskovitz regelmaßig nach Deutschland, zuletzt im Mai 2017 beim Evangelischen Kirchentag . [3] Er hielt zahlreiche Vortrage in politischen Kreisen, in Akademien und Gemeinden und sprach an Schulen als Zeitzeuge .

Auch in sein Geburtsland kehrte Reuven Moskovitz haufig zuruck. Viele Sommer kamen er und seine Frau Varda in das rumanische Dorf Samtul Floresti. Sie brachten junge Leute aus Deutschland mit, um dort beim Wiederaufbau der Gebaude fur Kindergarten und Schule zu helfen, mit den Kindern zu lernen, zu musizieren, Theater zu spielen.

Moskovitz grundete 1992 die Deutsch-Rumanische Gesellschaft . [6]

2001 wurde Moskovitz mit dem Mount Zion Award und 2003 gemeinsam mit Nabila Espanioly und der ? Initiative Ordensleute fur den Frieden “ mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Der AMOS-Preis der Offenen Kirche (OK) ging 2011 an ihn. [7] Er wurde oft falschlicherweise als Dr. Reuven Moskovitz bezeichnet, hat tatsachlich aber nie eine Dissertationsschrift an einer Universitat eingereicht.

  • Der lange Weg zum Frieden. Deutschland ? Israel ? Palastina. Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteurers . Verlag am BEATion/Randlage, Berlin, 5. Auflage 2005, ISBN 3-928357-05-0
  • Zur Aussohnung zwischen Palastinensern und Israelis. In: Fur eine Welt ohne Krieg. Gibt es Wege zu einem sicheren Frieden? Beitrage zum 14. Dresdner Friedenssymposium am 11. Februar 2006. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere , Dresden 2006, Heft 79, S. 53?54.
  • Ein Leben fur Gerechtigkeit, Liebe und Versohnung . Hrsg. von Martin Breidert und Ekkehart Drost. Emden 2015, ISBN 978-3-00-049873-2

Einzelnachweise

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  1. Reuven Moskovitz im Gesprach: ?Frieden muss doch moglich sein“ . Aachener Zeitung , 5. Mai 2015, abgerufen am 8. August 2017.
  2. a b Susanne Knaul: Er glaubte fest an die Macht des Wortes. In: die tageszeitung . 7. August 2017, S. 10 , abgerufen am 8. August 2017 .
  3. a b c Wiltrud Rosch-Metzler, Lore Schelbert: Rufer in der Wuste. Reuven Moskovitz . In: pax_zeit. Zeitschrift der deutschen pax christi-Sektion , Jg. 2017, Heft 4, S. 18?19.
  4. Un bateau de militants pacifistes juifs en route pour Gaza . AFP -Meldung bei France24 , 26. September 2010, abgerufen am 8. August 2017 (franzosisch).
  5. Gaza-Solidaritatsschiff ohne Gewalt gestoppt. In: Der Standard . 28. September 2010, abgerufen am 4. Februar 2023 .
  6. Website der Deutsch-Rumanischen Gesellschaft, abgerufen am 8. August 2017.
  7. Michael Seibt: AMOS-Preisverleihung 2011 an Sumaya Farhat-Naser und Reuven Moskovitz . Offene Kirche (OK) , 20. Marz 2011, abgerufen am 8. August 2017.